3 Publikationen von D. Feddersen Petersen


3 Publikationen - 3 Aussagen von D. F. Petersen!

SCHUTZDIENST UNVERZICHTBAR FÜR ZUCHTAUSWAHL

BOBTAILS IM SCHUTZDIENST?
 

Hier 3 Beispiel - aus  Publikation mit Widersprüchen:

1.)

Als Kriterium der Zuchtauswahl halte ich den heutigen „Schutzdienst“ (streng nach der Prüfungsordnung im spielerischen Sinne durchgeführt) für unverzichtbar.

2.)

Zurück zu den Bobtails: Wozu wollen wir ihnen und uns diese Probleme schaffen? Im Rahmen der Schutzhundeausbildung und Schutzhundezucht  werden wir uns damit auseinander zusetzen haben. Unsere Forschungsgruppe an der Universität Kiel erarbeitet seit Jahren hierzu ein Testverfahren.

3.) Zitat von Dr. Dorit Feddersen-Petersen:
 
Auch würde ich bei einem Schäferhund oder Rottweiler in Privathand bei der Ausbildung auf die sog. Arbeit am Mann, also das Stellen und Verbellen und das Angreifen von Menschen, verzichten. Weiter hier!
Aus: Hundepsychologie, Dorit Feddersen-Petersen, 1986, Seite 81.

Na was denn nun?

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SCHUTZDIENST UNVERZICHTBAR FÜR ZUCHTAUSWAHL


Zum Aggressionsverhalten Deutscher Schäferhunde

Erste Ergebnisse
Von Dorit Urd Feddersen-Petersen

Bei Wölfen, der Stammart aller Haushunde, wird die Evolution von Kampfverhalten unter Annahme einer Individualselektion erklärt: Das Tier mit den besten Strategien hat den größten Reproduktionserfolg und kann seine Strategien so weitergeben an seine Nachkommen. Bei Haushunden ersetzt der Mensch diese Art der Weiterentwicklung durch Zuchtauslese und es haben sich bei den verschiedenen Hunderassen beachtliche Unterschiede im Verhalten, so auch gerade im Aggressionsverhalten, einem wichtigen Regulativ des Sozialverhaltens von Tieren, die in individualisierten geschlossenen, hierarchisch strukturierten Verbänden
zusammenleben, herausgebildet.

Die Verhaltenssteuerung auch von Haushunden ist darauf ausgerichtet, in Familienverbänden sozial zu leben. So sind auch für Haushunde Strategien wichtig, mit einem und demselben Sozialpartner in bestimmten Situationen zu kooperieren (zusammenzuarbeiten), in anderen mit ihm zu streiten (Kompetition) – und dennoch zusammenbleiben zu können. Ein stabiler sozialer Status innerhalb einer Gruppe von Hunden (wie in der Familie zwischen Mensch und Hund) ist die beste Gewähr, Konflikten wirkungsvoll zu begegnen und Distress zu vermeiden. Ranglabilitäten hingegen sind tierschutzrelevant wie gefährdend.

Zur Beurteilung des Sozialverhaltens von Haustieren wird zunächst (wenn möglich, d. h., wenn die Wildart noch nicht ausgestorben ist) unter sog. semi-natürlichen Bedingungen, also Bedingungen, die denen der Wildart am nächsten kommen, das Verhaltensinventar, die Interaktionen sowie die Etablierung der Beziehungen und die resultierende Sozialstruktur im Vergleich zur Stammart analysiert. Veränderte Umweltbedingungen können dann in späteren Schritten gewertet und gewichtet werden. Im Vergleich mit den bislang (in großer Individuenzahl) untersuchten Hunde-Rudeln der Rassen Labrador, Retriever, Großpudel und Zwergpudel fallen die Deutschen Schäferhunde durch ein sehr geringes Niveau aggressiver Interaktionen im Verlaufe des ersten Lebensjahres
(und darüber hinaus) auf (S. Abb. 1). Aggressive Interaktionen sind dabei nicht als Beissereien mißzuverstehen, vielmehr alle Interaktionen, in deren Verlauf aggressive Signale zu identifizieren waren. Der prozentuale Anteil aggressiver Kommunikationen der Deutschen Schäferhunde kommt derjenigen der Referenzgruppe Europäischer Wölfe (gleichen Alters, gleicher Geschlechtszusammensetzung u.a.) am nächsten.

Unter den Bedingungen der Rudelhaltung erwiesen sich die Zwergpudel als extrem aggressiv, waren nicht in der Lage dauerhafte Hierarchien zu etablieren, vielmehr dadurch ausgezeichnet, dass Defizite im Sozial und
Ausdrucksverhalten deutlich wurden und Gruppenangriffe auf ein Rudelmitglied an der Tagesordnung waren. Auch die Retriever kommunizierten wesentlich häufiger im aggressiven Kontext und diese Auftritte eskalierten zudem wesentlich häufiger. Es gibt keinen abrupten Wechsel von der kräftesparenden ritualisierten Aggression (Ausdrucksverhalten) zum kräftezehrenden Ernstkampf mit negativer Kosten-Nutzen-Bilanz bei Hundeartigen, vielmehr haben wir es mit verschiedenen Eskalationsstufen (FEDDERSENPETERSEN, 1999) zu tun, die sukzessive durchlaufen werden können bis hin zum Beschädigungsbeissen (s. Abb. 2). Unter Wölfen
wird das Gros der Streitigkeiten über das Aussenden und Beantworten von Signalen ausgetragen – bei Deutschen Schäferhunden (ähnlich bei Alaska Malamutes – MEYER, in Vorb.) auch. Unter den Bedingungen der Rudelhaltung wird bei den Pudeln am häufigsten sofort die Stufe II der Beschädigung gezeigt, unter Umgehung der Kommunikationsstufen, es gibt kaum Rangstabilitäten, ein Status wird stets neu umkämpft und es gibt im Bereich des gesamten Sozialverhaltens eklatante Ausfälle (Fürsorgeverhalten den Welpen gegenüber). Pudel in der Familie hingegen sind leicht zu dominieren. Für ein Gruppenleben hingegen, reicht ihre soziale
Potenz offenbar nicht aus. Ihr stark reduziertes Ausdrucksverhalten mag hier ursächlich bedeutungsvoll sein.

Die Schäferhunde entwickelten sehr vielfältige Strategien der Konfliktlösung. Ihre Rangordnung ist stabil und sie zeigen ein sehr ausgewogenes Sozialverhalten. Sonagraphische Analysen ihrer Lautäusserungen zeigten, dass diese in sehr unterschiedlichem sozialen Kontext jeweils sehr unterschiedliche Bedeutungen haben können, was insbesondere für das Lautsystem Bellen gilt. So gibt es in der Schäferhundgruppe aggressive Kommunikationen, die allein aus verschiedenen Belluntergruppen besteht bzw. solche, die Anteile optischer und akkustischer Elemente zeigen. Bellen tritt bei Schäferhunden auch im Sozialspiel auf, was Aggressionen umlenkt und zu entspannter Atmosphäre führt bzw. dazu beiträgt, Stress abzubauen (s. Arbeit Jutta REDLICH, Teil
der Gesamtausarbeitung, die in Bälde zum Aggressionsverhalten der Schäferhunde fertiggestellt sein wird).

Zusammenfassend ist bislang festzustellen, dass eine Zuchtauslese, die Hunde mit vielseitigem, ausgewogenem Sozialverhalten fördert, deren Aggressionsverhalten als Regulativ wirksam ist, gut sein muß. Die Auswahlkriterien zur Zucht dieser Rasse sind vielseitig, der Schutzdienst ist so gestaltet worden, dass er ganz sicher nicht mit Aggressionsdressuren, die verhaltensgestörte Tiere erzeugen, da sie unbiologisch und einseitig, insgesamt tierschutzwidrig verlaufen, verwechselt werden darf. Die Entwicklungsrichtung in Bezug auf das Verhalten ist bei den Deutschen Schäferhunden nach den bisherigen Befunden sozialethisch (im Sinne von HASSENSTEIN), indem sie den Erfordernissen des Zusammenlebens hochsozialer Tiere gerecht wird. Bei vielen
Haustieren ist dieses nicht der Fall. Einseitige Zuchtauswahl nach (zweifelhaften) Schönheitskriterien unter Vernachlässigung des Verhaltens haben Tiere hervorgebracht, die nach dem § 11 b des Tierschutzgesetzes i. d. Fassung von 1998, als „Qualzuchten“ bezeichnet werden.

Als Kriterium der Zuchtauswahl halte ich den heutigen „Schutzdienst“ (streng nach der Prüfungsordnung im spielerischen Sinne durchgeführt) für unverzichtbar.

Dr. Dorit Feddersen-Petersen

Quelle: Deutscher Schäferhund kaum betroffen - der Vorstand Informiert -  Auswirkungen der Landeshundeverordnungen -   www.og-marienfelde.de/aktuelles/VO_00_08.PDF

Und nun dazu:


BOBTAILS IM SCHUTZDIENST?
Anmerkung zu einem künstlich geschaffenen Problem

Von Dorit Urd Feddersen-Petersen 

Die Idee, Bobtails zur Zuchtzulassung beziehungsweise „sportlich“ im Rahmen des Abschnitts Schutzdienst zu konditionieren, erscheint mir geradezu abstrus. Die Old English Sheepdogs, leider zunehmend nicht allein in England in Mode gekommen, was diesen vorzüglichen Hüte- und Treibhunden doch nur schaden kann, verfügen über die außerordentliche Vielseitigkeit und eine enorme Anpassungsfähigkeit. Dies sind Eigenschaften, die für zotthaarige Schäfer- und Hirtenhunde ja allgemein Legende sind. Sie waren Arbeitshunde, wurden nach Kriterien ihrer Gebrauchstüchtigkeit gezüchtet, bestachen durch enorme Eigenständigkeit und verfügten über ein differenziertes Sozialverhalten, ausgeprägte Lernfähigkeit sowie exzellente Gedächtnisleistungen. Das ist prinzipiell auch heute noch der Fall.

Streng zu vermeiden ist die zunehmende Zuchtauswahl in Hinblick auf das Äußere - es sollte keine Sektion von „Show“-Bobtails geben! Zu vermeiden ist nach meiner Überzeugung auch die Ausübung des Schutzdienstes mit Bobtails. Sie sind weder Hunde der Polizei noch der Armee oder des Zolls – wozu soll die Schutzdienstausbildung also gut für sie sein? Um ein ausgewogenes Verhalten von Tieren einer Rasse zu erhalten, werden zukunftsweisend Verhaltensüberprüfungen als Kriterium der Zuchtauswahl dienen müssen. Diese Verhaltenstests sollten so objektiv wie möglich und in Hinblick auf ihr erklärtes Ziel sinnvoll, wenn überhaupt aussagekräftig, sein und überprüft gültige Aussagen erlauben (Validität). Solche Tests in Hinblick auf die Prüfung des hundlichen Verhaltens zu erarbeiten ist deshalb so schwierig, weil das sichtbare, meßbare Verhalten sich so außerordentlich vielursächlich entwickelt.

Das Sozialverhalten der Bobtails, ihre soziale Verträglichkeit - resultierend aus ihren möglichen, soziale Strategien der Konfliktlösung zu entwickeln und zu kooperieren - sind wichtige Kriterien, die es zu erhalten beziehungsweise zu fördern gilt. Zudem ist auf die den belastbaren wie sozial anpassungsfähigen Hunden eigenen Hüteeigenschaften Wert zu legen. Bobtails sind ja sehr sensible Hunde mit besonderen Fähigkeiten (Hüten auf begrenzter Fläche und Treiben von Pflanzenfressern oder anderen Tieren über Wege und Plätze). Will man diese Eigenschaften erhalten, müssen diese auch in heute sinnbringender Weise ausgelebt werden. Zu fordern sind also Verhaltens- und Arbeitstests zur Zuchtauswahl für Bobtails. Zudem wäre, wie auch für andere Rassen, eine Zuchtwertschätzung für bestimmte Verhaltensmerkmale in Erwägung zu ziehen. Bobtails sind aufmerksam und agil - der ungetrübte Blick sollte durch Abschneiden der Augengardine ermöglicht werden! Sie vermögen andere Lebewesen exakt und schnell einzuschätzen, arbeiten ruhig und selbständig.

Was aber sollen sie heute hüten? Es gilt in vielen Fällen, modifiziert mit ihnen zu arbeiten. Die Hüteanlagen sind hilfreich dabei. Bobtails leisten als Partnerhunde für behinderte Menschen beste Dienste, können Blinden- und Rettungshunde sein. Und die Herausforderung der Arbeit brauchen sie; der geistigen, psychischen wie physischen Forderung bedürfen sie, um ausgeglichene Begleithunde zu sein. Auch in verschiedenen hundesportlichen Aktivitäten wie Agility, Breitensport, Flyball oder Gehorsamsübungen und Fährtenarbeit stechen Bobtails immer wieder durch besondere Leistungen hervor. Wenn diese Übungen auch das Hüten und die Anforderungen daran nicht vollständig ersetzen können, sind sie zum Ausgleich für Hunde zu empfehlen, die als Begleithunde gehalten werden. Und warum kein Schutzdienst? Warum sollen Probleme für die Bobtails geschaffen werden, die es bis dato nicht gibt?

Das Aggressionsverhalten ist für viele Hundehalter und Ausbilder immer noch ein wenig verstandener Verhaltensbereich, in dem mit „Aggressionstrieb“, „Beutetrieb“ und „Wehrtrieb“ jongliert wird. Ich vertrete die Hypothese, daß die Auslösemechanismen des Beutefangverhaltens, dessen Sequenzen von Hunden in beliebiger Reihenfolge gezeigt werden können, mit Situationen, Bewegungen, Handlungen assoziiert werden können, die dem Ausbilder in aller Regel gar nicht einmal bewusst sind, vielleicht auch gar nicht sein können. Gerade im Bereich Aggression/Angst gibt es etliche höchst problematische, unerwünschte Generalisierungen und Assoziationen. Aus diesen Lernprozessen können sich sehr ernsthafte Probleme in der Beziehung zum Menschen entwickeln. Zudem wird leider immer wieder mit sog. Starkzwang (Stachelhalsband, Schläge, Elektroreizgeräte) nachgeholfen, wenn Hunde nicht beißen wollen. Dann beginnt ein nach meiner Auffassung hochgefährlicher Prozess. Die Instanz Mensch versagt immer wieder, benötigt Projektionen und instrumentalisiert.

Und dieser Bereich ist diesbezüglich sehr sensibel. Zumal das sog. E-Gerät wieder „voll rehabilitiert“ ist. Wehe dem, der ein Statement gegen diese Möglichkeit zur „Elektrokommunikation“ zu sagen wagt. Da mag er noch so sauber recherieren. Er wird spüren, daß er gegen eine Mauer läuft, die sehr schmerzt. Und er wird sehr allein sein. Hilfe gibt es von keiner Seite.

Zurück zu den Bobtails: Wozu wollen wir ihnen und uns diese Probleme schaffen? Im Rahmen der Schutzhundeausbildung und Schutzhundezucht  werden wir uns damit auseinander zusetzen haben. Unsere Forschungsgruppe an der Universität Kiel erarbeitet seit Jahren hierzu ein Testverfahren.

Bobtails sollten Old English Sheepdogs bleiben!

Quelle: http://www.hamburger-tierschutzverein.de/top_aktuell/bobtails_im_schutzdienst.htm


Zitat von Dr. Dorit Feddersen-Petersen:
 
Auch würde ich bei einem Schäferhund oder Rottweiler in Privathand bei der Ausbildung auf die sog. Arbeit am Mann, also das Stellen und Verbellen und das Angreifen von Menschen, verzichten. Weiter hier!

Aus: Hundepsychologie, Dorit Feddersen-Petersen, 1986, Seite 81.

Mag jeder Interpretieren wie er will........................ aber ich meine das Fachleute die vom Staat bezahlt werden nichts taugen für den Tierschutz..............

 

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