Katzenkiller Teebaumöl
Teebaumöl (Tea Tree Oil),
botanischer Name: Melaleuca alternifolia (Myrtaceae) wird
sowohl in der Human als auch in der Veterinärmedizin immer
beliebter. Dies beruht nicht zuletzt auf der irrigen Annahme,
dass "natürlich" zwangsläufig "nebenwirkungsfrei" bedeutet.
Rasant steigende
Verkaufszahlen
Während der letzten 10 Jahre
stieg der Verkauf von Teebaumöl von rund acht auf 150 bis 200
Tonnen jährlich. In Broschüren, Büchern und Anzeigen wird
Teebaumöl unter anderem zur Therapie bei Akne, Schuppen und
Schuppenflechte, Pilzerkrankungen,
Muskelschmerzen, offenen
Wunden, Rheuma, Raucherhusten und Krampfadern angepriesen
(14). Nicht selten wird Teebaumöl völlig verharmlosend
beworben, wie das nachfolgende Zitat von einer kommerziellen
Internetseite zeigt:
>>Teebaumöl ist
nebenwirkungsfrei, natürlich und einfach in der Handhabung.
Durch die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten ist es eine
natürliche Alternative zu vielen speziellen Präparaten und
"chemischen Keulen".<<
Hochwirksame Inhaltsstoffe
Unterzieht man Teebaumöl einer
Gaschromatographie, so erkennt man, dass dieser angeblich so
harmlose "Naturstoff" ein Gemisch aus einer Vielzahl potenter,
pharmakologisch hochwirksamer Substanzen (Terpene und Phenole)
ist.
Beispiel einer Analyse: 2,6%
a-Pinene, 1,01% Limonene, 20,42 % y-Terpinene, 3,1%
a-Terpineol, 1,00% d-Cadinene, 0,10% Sabinene, 3,31% p-Cymene,
3,1% Terpinolene, 1,31% Aromadendrene, 0,5% Globulol, 8,4%
a-Terpinene, 3,3% 1.8 Cineole, 40,5% Terpinene-4-ol, 0,7%
Ledene, 0,4% Viridiflorol.
Da es sich um ein Naturstoff
handelt, kann die Zusammensetzung von Produkt zu Produkt und
von Charge zu Charge erheblich schwanken. Gelegentlich ist
Teebaumöl auch gepanscht, wie eine Untersuchung belegt, die
unter der Leitung von Prof. Hans Becker an der Universität
Saarbrücken durchgeführt und in der Deutschen Apothekerzeitung
im Dezember 97 veröffentlicht wurde.
Formelbilder:
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Phenol |
Cymen |
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Pinen |
Terpinen |
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Terpineol |
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Nebenwirkungen
Gleichzeitig mit der
zunehmenden Anwendung werden weltweit Nebenwirkungen bei
Mensch und Tier beschrieben. Humanmediziner diagnostizieren
häufig eine Kontaktdermatitis oder Allergien (10, 13, 14).
Ebenso mehren sich Vergiftungen mit Übelkeit, Durchfällen,
Gleichgewichtsstörungen, Müdigkeit und Desorientiertheit bei
Kleinkindern (8, 9) und Erwachsenen nach Einnahme von bis zu
10 ml unverdünntem Teebaumöl (11, 12).
Kritikloser Einsatz
Teebaumöl wird immer häufiger
auch völlig kritiklos bei Katzen z.B. gegen Flöhe eingesetzt,
ohne dass sich die Tierbesitzer über die tierartspezifischen
Unverträglichkeiten beraten lassen. Folge ist, dass immer
wieder Katzen mit "Teebaumöl-Vergiftungen" in der
Tierarztpraxis vorgestellt werden. Taumeln, chronische
Abmagerung, Zittern, Unruhe, Schwäche (5, 6) sind die nur zu
gut bekannten Symptome einer Teebaumöl Vergiftung. Nicht
selten endet die Vergiftung mit Koma und Tod der Katze. Werden
vergiftete Katzen frühzeitig einem Tierarzt vorgestellt, so
können sich die Tiere innerhalb zwei bis drei Tagen erholen
(5).
Warum?
Durch den Gehalt an Terpenen
und Phenolen sind Teebaumöl und viele andere ätherische Öle
(Thymian -, Oregano und Zimtöle) für Katzen toxisch. Katzen
können durch die fehlende Fähigkeit zur Glucuronidierung
(Verstoffwechselung) diese Verbindungen nur sehr langsam
ausscheiden (1, 2, 3, 6), die Inhaltsstoffe des Teebaumöls
reichern sich im Körper der Katze an, es kommt zur Vergiftung.
Selbst wenn Tierbesitzer ihren Katzen nur wenige Tropfen
Teebaumöl zur Flohbekämpfung auf das Fell tropfen, so können
die Katzen doch bei der Fellpflege toxische Mengen aufnehmen
und erkranken.
Tierschutz
Insbesondere durch die
schwankenden und für den Tierbesitzer schwer zu beurteilenden
Inhaltsstoffe, ist eine Anwendung bei der Katze ein
unkalkulierbares Risiko und aus Gründen des Tierschutzes
abzulehnen. Selbst wenn es im Einzelfall nicht zu sichtbaren
Vergiftungserscheinungen kommt, können Langzeitfolgen
insbesondere nach wiederholter Anwendung nicht ausgeschlossen
werden. Zudem stehen dem Tierarzt eine Vielzahl von
zugelassenen und erprobten Arzneimitteln zur Flohbekämpfung
zur Verfügung.
Quellen:
(1) Kraft, W. u. U.M. Dürr
(Hrsg.), Katzenkrankheiten, 4. Aufl.,
Verlag M. ∓ H. Schaper, 1996.
(2) Strolin-Benedetti, M.., Les
reactions de conjugiasion dans le metabolisme des medicaments,
Act. Chim. Ther., 7, S. 357 - 390, 1980
(3) Ungemach, F. R.,
Pharmakotherapie des Respirationstraktes,
in: Löscher, W., F. R. Ungemach u. R. Kroker, Pharmakotherapie
bei Haus und Nutztieren, 3. Aufl., Parey Buchverlag Berlin,
1997
(4) Bischoff K, Guale F,
Australean tee tree oil posioning in three purebred cats,
Journal of Veterinary Investigation 10(2) S. 208 - 210, 1998
(5) Villar D, Knight MJ, Hansen
SR, Buck WB
Toxicity of melaleuca oil and related essential oils applied
topically on dogs and cats.
Vet Hum Toxicol 1994 Apr;36(2):139-42
(6) Wynn, S.G., ∓
Kirk-Smith, M.D. "Aromatherapy in veterinary practice." In
Schoen, A., ∓ Wynn, S., eds. Complementary and Alternative
Veterinary Medicine: Principles and Practice, St. Louis, Mo.:
Mosby, 1997.
(7) Universität Zürich im
Internet
http://www.vetpharm.unizh.ch/script/tox/tox3.html
(8) Jacobs MR, Hornfeldt CS
Melaleuca oil poisoning.
J Toxicol Clin Toxicol 1994;32(4):461-4
(9) Del Beccaro MA
Melaleuca oil poisoning in a 17-month-old.
Vet Hum Toxicol 1995 Dec;37(6):557-8
(10) Knight TE, Hausen BM
Melaleuca oil (tea tree oil) dermatitis.
J Am Acad Dermatol 1994 Mar;30(3):423-7
(11) Woolf A
Essential oil poisoning.
J Toxicol Clin Toxicol 1999;37(6):721-7
(12) Moss A
Tea tree oil poisioning
Med J Aust 1994 Feb 21;160(4):236
(13)Rubel DM Freeman S,
Southwell IA
Tea tree oil allergy: what is the offending agent? Report of
three of cases tea tree oil allergy and review of the
literature.
Australas J Dermatol 1998 Nov;39(4):244-7
(14) COD, Allergen wirken
Inhaltsstoffe wie Terpine und Terpinole -
Wann Teebaumöl aus Gesichtspickeln eine Kontaktdermatitis
macht
Ärzte Zeitung vom 7.4.1998
http://www.aerztezeitung.de/de/htm/net/allergie/065a0102.htm
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