- Tierheilkunde

Klassische Homöopathie in der Tierheilkunde

 

Klassische Homöopathie in der Tierheilkunde
- Möglichkeiten, Risiken und Grenzen

Vermehrt und immer häufiger werde ich in meiner Praxis als Tierheilpraktikerin mit einem vollkommen falschen Verständnis der klassischen Homöopathie in Form von "Hausmittel-Ratschlägen" konfrontiert.
Das homöopathische Mittel Sulfur beispielsweise wird völlig unkritisch von Tierhaltern bei Hauterkrankungen verabreicht, "weil das so in einer Hundezeitschrift stand", "weil ein Bekannter dazu riet", "weil man damit ja nichts verkehrt machen kann".
Oh doch, man kann.
Man kann durch solche leichtsinnigen Medikamentengaben nicht nur dem eigenen Tier schaden, man kann die Tür des naturheilkundlichen Heilungsweges endgültig verschliessen.
Aussagen wie "Das homöopathische Mittel X hilft bei der Erkrankung Y." sind nicht nur grundsätzlich falsch, sondern zeigen auch, dass der Betreffende keinerlei Kenntnis über die Methodik und Wir-kungsprinzipien der klassischen Homöopathie aufweist.
Die klassische Homöopathie behandelt nicht Krankheiten, sondern Individuen.
Jede Medikamentengabe muss individuell nach den Kriterien der Homöopathie vorgenommen werden.
"Homöopathie hat keine Nebenwirkungen.", hört man ebenso oft.
Homöopathie hat aber Wirkungen, und die können individuell sowohl dienlich als auch kontraproduktiv für die Gesundheit des Tieres sein.
Allen interessierten Tierhaltern möchte ich deshalb im folgenden die Konzeption der klassischen Homöopathie im kurzer Form nahe bringen, um sie und vor allem ihre Tiere durch Aufklärung vor dem leichtfertigen Mißbrauch homöopathischer Arzneien zu schützen.


1. Samuel Hahnemann

Der Begründer der Homöopathie ist Samuel Hahnemann. Er wurde am 12. April 1755 in Meissen als Sohn eines Porzellanmeisters geboren und legte zunächst ein Medizinstudium ab, welches er sich selbst verdienen musste, da die wirtschaftliche Lage nicht sehr gut war. Er lebte von Fremdsprachenunterricht und von Übersetzungen. Im Alter von 24 Jahren beherrschte er sieben Sprachen in Wort und Schrift. 1779 legte er sein Doktorexamen in Erlangen ab.

Kurz nachdem er seine Praxis eröffnet hatte, verlor er jegliche Illusion über die Medizin. Hahnemann protestierte laut gegen die damals üblichen Verfahren wie Aderlässe, ausgedehnte Brech - und Abführkuren, welche häufig tödlich für die Patienten endeten. Starke Medikamente aus Blei, Quecksilber und Arsen vergifteten sie.

Bei seinen Kollegen machte er sich durch seine Ansichten keine Freunde und sie bezichtigten ihn bald der Ketzerei. Darüber enttäuscht schloss er seine Praxis wieder und verdiente sich seinen Lebensunterhalt stattdessen mit dem Übersetzen von medizinischen Werken.

Bei der Übersetzung des Arzneimittelbuches von Cullen ( 1790 ) störte ihn die Darstellung, dass der Erfolg von Chinarinde bei Malaria auf die magenstärkende Wirkung zurückzuführen sei. Diese Behauptung erschien ihm unwahrscheinlich. Er entschloss sich zu seinem berühmten Selbstversuch und nahm die Chinarinde selbst ein. Er wollte deren Wirkung auf den Organismus eines gesunden Körpers prüfen. Er wiederholte die Einnahme der Heilpflanze, bis sein Körper mit Fieber, Schüttelfrost und anderen malariaähnlichen Symptomen reagierte.

Daraus schloss Hahnemann, dass Malaria durch Chinarinde geheilt wird, und zwar nicht wegen der magenstärkenden Wirkung, sondern aufgrund der Tatsache, dass das Medikament bei einem Gesunden die Symptome der Malaria hervorruft.

Nach dieser Erkenntnis führte Hahnemann 6 Jahre lang an sich selbst und seinen Familienmitgliedern Experimente mit verschiedenen Substanzen durch. Er wandte sich nun wieder vermehrt der Medizin zu und stellte bald eine ernsthafte Bedrohung für die etablierte Medizin dar. Hahnemann scheute sich nie, allgemein akzeptierte Wahrheiten in Frage zu stellen und suchte nach eigenen Erklärungen.

Hahnemann prägte den Begriff der Homöopathie. Dieser stammt aus dem griechischen, von homois (ähnliche ) und pathos ( Leiden ). Er empfahl die Verwendung von jeweils nur einem Arzneimittel, welches er zudem noch in kleinen Dosen verabreichte. Aus diesem Grund entstanden auf Seiten der Apothekerschaft seine größten Feinde, da diese um ihre Geschäfte fürchteten. Doch trotz anhaltender Verfolgung entwickelte sich die Homöopathie weiter.

1810 entstand sein Hauptwerk "Organon der Heilkunst" . Der § 1 lautet : "Der Arzt hat kein höheres Ziel, als Kranke gesund zu machen, was man heilen nennt." 1828 - 1830 erschien das mehrere Bände umfassende Werk "Die chronischen Krankheiten".

Seinen letzten Lebensabschnitt verbrachte Hahnemann in Paris, wo er für die Verbreitung der Homöopathie viel erreichte. Am 2. Juli 1843 starb er im Alter von 88 Jahren.


2. Homöopathie und Krankheit

Jeder Organismus befindet sich in einem Fließgleichgewicht, in einer mehr oder weniger ausgeprägten Harmonie. Wird diese Harmonie gestört, ändert sich das Befinden und der Organismus erkrankt. Krankheiten sind naturgerechte Vorgänge, die dem Organismus helfen sollen zu entgiften, also die Harmonie zwischen Körper, Seele und Geist wiederherzustellen. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist das Fieber. Es ist eine zweckmäßige Reaktion des Körpers, ein Zeichen gesteigerter Abwehrreaktionen.
Es ist also durchaus unsinnig, diese Zeichen und Symptome zu ignorieren bzw. zu unterdrücken, vielmehr sollte man versuchen, die entstandenen, jetzt freigesetzten Kräfte zu mobilisieren und für die Therapie zu nutzen.
Homöopathie ist eine regulierende, eine Reiztherapie. Nicht die Stärke der Aktion, sondern die Re - Aktion, also die Antwort auf den gesetzten Reiz ist entscheidend für den Erfolg. Die Art und die Qualität des Reizes entscheiden in der Homöopathie und nicht die Quantität des Mittels.
"Viel hilft viel" - ist genau das Gegenteil des homöopathischen Prinzips.
Der Empfänger des Reizes ist ein Individuum - und nur es allein entscheidet über die Re - Aktion, über Art und Ausmass der Reizbeantwortung.

Die Individualität des einzelnen ist ein sehr wichtiger Grundsatz in der klassischen Homöopathie. Immer ist es das einzelne unverwechselbare Wesen (Tier oder Mensch), das behandelt wird. Es erkrankt auf seine ganz spezifische Weise und produziert seine ganz eigenen Krankheitssymptome. Somit muss für dieses Tier das passende Arzneimittel gefunden werden, das durch kein anderes ersetzt werden kann. Dabei ist es für den Homöopathen weniger wichtig, welche Krankheit der Patient hat, sondern wie sich die betreffende Krankheit am Patienten manifestiert.

Eine wichtige Rolle spielen auch die Umstände, unter denen sich die Beschwerden bessern und verschlimmern. Der eine Patient fühlt sich bei der Erkrankung besser durch Wärme, der andere besser mit kühlen Umschlägen oder wenn er Druck ausübt. Beim dritten werden die Beschwerden beim Liegen im Dunkeln gelindert und verschlimmern sich bei grellem Licht.

Die Ursache einer Erkrankung muss ebenfalls eingehend studiert werden. Der erste Patient wurde bei einem Ritt vom Gewitter überrascht. Er hat sich dadurch einen Husten zugezogen, und in Folge bildet sich eine Nasennebenhöhlenentzündung aus. Der andere war zu lange in der Sonne. Auch psychische Auslöser sind in Betracht zu ziehen, Kummer, Sorgen, Eifersucht und Stress etc....

Der Patient wird in der Homöopathie als Einheit verstanden, eine Einheit von Körper, Seele und Geist. Eine Trennung dieser drei ist unmöglich. Aus diesem Grund spielt der Charakter und der Gemütszustand eine sehr wichtige Rolle. Der eine ist introvertiert, hat alles im Griff, überspielt seine Gefühle, wirkt unnahbar und blockiert. Ein anderer ist launisch, aggressiv und impulsiv. Von Zurückhaltung und Nächstenliebe, im weitesten Sinne, keine Spur. Man geht ihm am Besten aus dem Weg. Auch wenn Tiere keine Persönlichkeit in dem Sinnen aufweisen, wie wir sie beim Menschen finden, haben doch auch sie sehr individuelle Wesenszüge, sind lebhaft oder ruhig, selbstbewusst und fordernd oder scheu und ängstlich. Bei der Betrachtung der tierlichen Wesenszüge müssen aber rassetypische Eigenschaften, Sozialisierungs- und Konditionierungseinflüsse sorgsam aus der homöopathischen Analyse herausgefiltert werden, um ein verfälschtes Bild zu vermeiden.

Frühere Gesundheitsstörungen, Krankheiten in der Familie und andere Details liefern ebenfalls wertvolle Hinweise zur Mittelfindung.

Der klassische Homöopath sucht nun unter zur Hilfenahme dieser individuellen Symptome nach einem Mittel, das auf den Patienten abgestimmt ist. Bei jedem Patienten wird neu unter Einsatz von Wissen und Einfühlungsvermögen das zum Patienten passende Mittel gesucht.

Er verschreibt also kein Mittel, das mit einem Krankheitsnamen beschriftet ist, sondern sucht ein Mittel, das auf den Gesamtzustand des Patienten passt. So können 10 Patienten, die alle an der selben Krankheit leiden, je nach der individuellen Symptomatik des Einzelnen durchaus 10 verschiedene Medikamente erhalten.

Jedes Individuum ist anders, und somit gibt es auch keine "gleichen" Krankheiten.
Heilend wird die Arznei erst durch die entsprechende Reaktion des Organismus.

Die Arznei verursacht in jedem Fall eine sogenannte Kunstkrankheit. Die Homöopathie geht davon aus, dass eine Stoff die Symptome, die er bei einem Gesunden hervorruft, bei einem mit diesen Symptomen Erkrankten auch heilen kann.
Entscheidend ist die Ausgangslage, die Lebenskraft !
Natürliche Krankheit und spezifische Kunstkrankheit müssen sich in ihrer Ähnlichkeit entsprechen, um sich gemeinsam einen positiven Ausgang zu verschaffen.

Beispiel:
Aloe als direkter Reiz auf den Darm kann seine abführende Wirkung nur in der entsprechend kräftigen Dosierung entfalten. Soll ein bereits gereizter Darm, z.B. bei einer Colitis, hingegen geheilt werden, so wird eine minimale Dosis Aloe in feinstofflicher Form angemessen sein, wenn dieses Mittel auch mit seinen anderen Symptomen zu dem Patienten passt. Aloe produziert als Kunstkrankheit immer noch einen Reizzustand, der sich jedoch in physiologischen Grenzen hält, ohne den Körper weiter zu belasten, und kann in diesen feinen Dosierungen den ursprünglichen Reizzustand beheben.
Homöopathie ersetzt nicht unmittelbar fehlende Stoffe. Sie greift lediglich regulierend in die zentralen Steuerungsvorgänge ( Regelkreise ) des Organismus ein.

Die Homöopathie ist keine Behandlung von Symptomen, sondern eine ganzheitliche Medizin.

3. Konstitution und Diathese

Wenn man sich im weiteren mit der Homöopathie beschäftigt, kommt man nicht umhin sich mit Begriffen wie Konstitution und Diathese auseinanderzusetzen.

Der Begriff Konstitution ( Verfassung ) spielt in der homöopathischen Betrachtungsweise eine große Rolle und wird im Allgemeinen definiert als :
Die Gesamtheit aller Eigenschaften eines Individuums.

Die Konstitution drückt sich in der Gestalt eines Patienten, seiner Reaktionsweise wie auch in seiner Leistung und Anfassungsfähigkeit aus. Sie umfasst demnach Körper, Geist und Seele eines Tieres / Menschen, ist teils angeboren und wird teils im Laufe des Lebens modifiziert. Konstitution ist aber auch als die individuelle Eigenschaft zu verstehen, die in seinem körperlichen Erscheinungsbild, seinem Fingerabdruck / Fellzeichnung, seinen funktionellen Besonderheiten und in seinen geistigen Einstellungen zum Ausdruck kommt.

Unter Konstitution versteht man :
Die angeborene und erworbene geistige, seelische und körperliche Verfassung eines Patienten ( Tier / Mensch ) sowie die damit zusammenhängende Tendenz des Krankheitsverlaufes.
Das äußere Erscheinungsbild der Konstitution ist das Erscheinungsbild des Einzelnen insgesamt.

Unter Diathese dagegen versteht man die Krankheitsbereitschaft des Organismus (Gewebe, Säfte oder seelische Anlagen ).

Hier werden drei große Gruppen unterschieden :

1. Die Psora
Alles zeichnet sich durch einen Mangel aus, alles ist spärlich, mild, still, ernst, schüchtern, unsicher, nachgiebig, weinerlich, hilfsbedürftig. Es ist in der Regel ein Abendtier / -mensch, langsam, inaktiv, arbeitsscheu, duldsam, der Diener.
=> Graphites

2. Die Sykose
Alles zeigt sich durch einen Überschuss, alles ist reichlich, wundmachend, froh, heiter, euphorisch, vordrängend, nachtragend, launenhaft, unzufrieden. Es ist in der Regel ein Morgenmensch / -Tier, fleißig, aktiv, arbeitswütig, diktatorisch, der Anführer => Bryonia

3. Die Syphilis
Alles zeigt sich durch Dysfunktion, alles ist entartet, aussetzend, ätzend, gereizt, boshaft, zor-nig, prahlerisch, hartherzig, spöttisch, asozial. Es ist in der Regel ein Nachtmensch /- Tier, es sinniert, ist destruktiv, korrupt, unberechenbar, der Verführer => Aurum, Nux Vomica

Es gibt noch zwei weitere Arzneitypen, welche jedoch Mischformen aus den anderen dreien bilden:
Tuberkulinum
Carzinosinum

Diese Vorunterscheidung und Einschätzung der Patienten und der Mittel hat den Vorteil, dass viele auf den ersten Blick passende Mittel ausgeschlossen werden können und sich somit die Zahl der in Frage kommenden Mittel, erheblich reduziert und zusätzlich eine Tendenzaussage darüber getroffen werden kann, wie aggressiv der weitere Krankheitsverlauf sein könnte.

4. Das Wesen der Homöopathie und ihre Prinzipien

Es gibt drei Hauptregeln in der Homöopathie, die unbedingt beachtet werden müssen, um die individuell "richtige" Arznei zu finden: Das Ähnlichkeitsprinzip, die Arzneimittelprüfungen an Gesunden und das Potenzierungsverfahren.

Das Ähnlichkeitsprinzip

"Similia similibus curentur" - Ähnliches möge mit Ähnlichem geheilt werden.

Wie bereits erwähnt kann eine Erkrankung nur mit einem Mittel geheilt werden, das ähnliche Symptome bei einem Gesunden erzeugt.
Ein Beispiel :
Sie haben sich erkältet, klagen über Tränenfluss, Augenjucken oder - brennen, Kitzeln in der Nase, Niesreiz und haben ein wässriges, scharfes wundmachendes Nasensekret entwickelt.

Es kann Ihnen nur ein homöopathisches Mittel helfen, welches in der Lage ist, diese Krankheitssymptome an einem Gesunden zu produzieren.

Schneiden Sie z.B. Küchenzwiebeln, so entwickeln sie innerhalb kürzester Zeit genau die vorhergenannten Symptome wie Augenbrennen, scharfer Nasenausfluss etc.. Die Küchenzwiebel verursacht bei einem Gesunden Krankheitssymptome entwickelt.

Entwickeln Sie nun anläßlich Ihrer Erkältung ähnliche Symptome wie gerade erwähnt, so wird das aus der Küchenzwiebel hergestellt homöopathische Mittel Allium cepa diese Erkältung heilen.

Die Arzneimittelprüfung

Die sogenannte Arzneimittelprüfung ist ein weiterer wichtiger Grundstein der Homöopathie. Sie ist sehr aufwendig und erfolgt noch heute weitgehend nach den Vorschriften Hahnemanns. Es wird geprüft, welche Symptome eine Arznei am Gesunden erzeugt und damit auch heilen kann.

Eine Gruppe gesunder Menschen beiderlei Geschlechts nimmt in regelmäßigen Abständen das zu prüfende Mittel ein. Diese Personen wissen aber nicht, um welche Substanz es sich handelt. Jede darauffolgende Befindlichkeitsänderung wird aufgeschrieben und protokolliert.

Alle Abweichungen des körperlichen und seelischen Zustandes sind wichtig. Die Empfindungen sind sehr genau zu notieren. Z.B. Gleichgültigkeit gegenüber der Familie, träumt von lustigen Sachen, ins linke Bein ausstrahlende, ziehende Rückenschmerzen, die sich durch Kälte und Bewegung bessern, usw.. usf..
Tierversuche sind für die Arzneimittelprüfungen unbrauchbar, weil Tiere Empfindungen und Gemütszustände nicht äußern können. Es sind also keine tierquälerischen Experimente nötig, um Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der Medikamente ziehen zu können, sondern der gesunde Mensch stellt sich, freiwillig, zur Arzneimittelprüfung zur Verfügung.

Am Schluss der Prüfung werden die Beobachtungen gesammelt und ausgewertet. Die Ergebnisse werden zum sogenannten Arzneimittelbild zusammengestellt. Das Arzneimittelbild wird ergänzt durch klinische Beobachtungen und Erfahrungen mit den betreffenden Substanzen aus der Anwendung beim Kranken.

Von einigen homöopathischen Arzneibildern, z.B. Quecksilber und einigen Schlangengiften, liegen zusätzlich viele Informationen durch die Behandlung von Vergiftungsfällen vor.

Die umfangreichen Ergebnisse all dieser Forschungen werden in einer Materia Medica zusammengefasst, von denen es mehrere unterschiedlicher Autoren gibt.

Potenzierungsverfahren

In der Homöopathie werden Substanzen aus Pflanzen, Mineralien, aus dem Tierreich und aus Metal-len verwendet. Auch durch Krankheiten produzierte Stoffe, sogenannte Nosoden, werden angewendet.

Da Hahnemann bei seinen Arzneien auch viele giftige Stoffe verwendete, begann er diese zu verdünnen. Er stellte jedoch bald fest, das er nicht zu weit mit Wasser verdünnen durfte, da sonst die Mittel ihre Wirkung verloren. Aus diesem Grund begann er seine Arzneien stufenweise mit Alkohol zu verdünnen und zu verschütteln. Bei festen und unlöslichen Substanzen, wie z.B. Gold, Eisen, Quarz etc., verrieb er diese im Mörser und verdünnte sie schrittweise mit Milchzucker.

Diese stufenweise Verdünnung nennt man Potenzierung ( Kraftentfaltung ). Hahnemann entdeckte, dass bei vielen Substanzen die Heilkraft erst durch die Potenzierung freigesetzt wurde. So ist z.B. unpotenziertes Petroleum als Heilmittel völlig unbrauchbar. Es einzunehmen wäre sogar wegen seiner Giftigkeit gefährlich. Wird es jedoch potenziert, entfaltet es seine Heilwirkung und wird ein wertvolles Medikament z.B. bei Reisekrankheit, Hautproblemen oder Kopfschmerzen bestimmter Individuen.

Es gibt verschiedene Potenzen: die sogenannten C - Potenzen, die D - Potenzen und die LM oder Q - Potenzen.
Im homöopathischen Arzneimittelbuch (HAB ) sind die genauen Herstellungsvorgänge der einzelnen Arzneimittel beschrieben. Die Anweisungen entsprechen noch heute den wesentlichen Kriterien Hahnemanns.

Die potenzierten Arzneimittel enthalten ab C 12 oder D 23 kein Molekül des ursprünglichen Arzneistoffes mehr. Es wurde lediglich die Information des Heilmittels auf den Trägerstoff Alkohol oder Milchzucker übertragen. Diese Information ist labortechnisch nicht erfassbar.

Chemisch lässt sich nur die Trägersubstanz analysieren. Daher wird in der Wissenschaft auch behauptet, ein homöopathisches Mittel über einer C 12 oder D 23 könne keine Wirkung haben, da es keine Moleküle der Ausgangssubstanz mehr enthalte.

Dass die homöopathischen Mittel aber wirken, ist unbestritten. Kürzlich wurde sogar im wissenschaftlichen Magazin "Lancet " eine Studie von schottischen Forschern der Universität Glasgow veröffentlicht, die diese Wirkung durch Patientenstudien eindeutig beweist. Diese Studie konnte selbst von Gegnern der Homöopathie nicht widerlegt werden.

Zum besseren Verständnis der Wirksamkeit homöopathischer Mittel ein Beispiel : Sie halten ein Buch in der Hand und lesen ein Kapitel. Der Autor hat seine Gedanken aufgeschrieben. Das Papier auf dem sich seine Gedanken wiederfinden, ist der Informationsträger. Wird das Papier nun chemisch analysiert, hat man lediglich den Informationsträger untersucht und in seine Bestandteile zerlegt. Bei dieser Analyse wäre aber das Wichtigste verloren gegangen, nämlich die Information, die auf dem Papier war. Sie lässt sich mit keiner Methode nachweisen.

Oder nehmen Sie eine leere Video - oder Tonkassette und wiegen sie diese.
Nun bespielen Sie die Kassette und wiegen sie erneut. Sie werden feststellen, dass das Gewicht auch bei der bespielten Kassette das gleiche ist wie bei der unbespielten, obwohl darauf Informationen gespeichert sind.
Natürlich ist dies nur ein Versuch einer Erklärung und wie jedes Denkmodell lässt es sich nicht hundertprozentig übertragen. Es gibt heute in vielen Bereichen Phänomene, die sich nicht erklären lassen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht existieren. Wir sind lediglich nicht in der Lage, ihr Funktionsweise zu beobachten.

Die homöopathischen Mittel sind immaterielle, dynamisierte Heilmittel und wie bereits erwähnt ist Krankheit eine dynamische Verstimmung des Organismus. Diese kann nur mit dynamischen Heilmitteln wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Das homöopathische Arzneimittel berührt die Lebenskraft und löst duch seinen stimulierenden Reiz den Heilvorgang aus.

5. Heilungsverlauf - Das Heringsche Gesetz -

Eine Frage, die man als Tierheilpraktiker oft gestellt bekommt, ist : " Wie schnell verläuft der Heilungsprozess ?"
Oder "Wie lange dauert die Behandlung ?"
Diese Zeitspanne hängt von vielen Faktoren ab. Jede Krankheit ist individuell, und jeder reagiert einmalig auf seine ganz eigene Weise. Damit wird sich natürlich keiner zufrieden geben, aber eine allgemeingültige Regel gibt es nicht. Die Heilung kann sofort eintreten oder aber sie verläuft schleichend langsam. Eine akute Erkrankung heilt aber grundsätzlich schneller als eine chronische. Junge Tiere reagieren in der Regel schneller als alte und vorbehandelte Tiere sind oft nicht mehr imstande auf homöopathische Mittel zu reagieren, sie brauchen daher erst eine Entgiftung oder einen sogenannten Katalysator, "einen Anschieber". Auch in diesen Fällen muss mit einem längeren Heilungsverlauf gerechnet werden.

Grundsätzlich aber gilt, das eine Wirkung des homöopathischen Mittels zu verzeichnen ist, wenn :
1. die Heilung von oben nach unten verläuft ( Schulterschmerzen, Beschwerden des Fesselgelenkes )
2. Die Heilung von innen nach außen verläuft ( Zentrum zur Peripherie )
3. Die Heilung in umgekehrter Reihenfolge des Entstehens verläuft
Es muss nur jeweils eines der drei Kriterien erfüllt sein.

6. Medikamenteneinnahme

Es gibt mehrere Punkte, die bei der Medikamenteneinnahme bzw. -gabe zu beachten sind und wesentlich zum Erfolg der Behandlung beitragen :
· das homöopathische Mittel nicht mit der Hand berühren
· die Aufbewahrung muss entfernt von stark riechenden Substanzen erfolgen
· das Mittel nicht starker Hitze oder Sonnenbestrahlung aussetzen
· vor und nach der Einnahme des Mittels 30 Minuten nicht essen und trinken
· unbedingt auf die Anwendung von ätherischen Ölen verzichten ( Müslifutter, Knoblauch, Kampher, etc. )
· auch Röntgenstrahlen und der Einsatz von Kortison können die Wirkung der homöopathischen Mittel erheblich schwächen bzw. sogar aufheben.

Ganz wichtig ist es, die Einnahmevorschriften genau einzuhalten. Erinnern wir uns: In der Homöopathie hilft "viel" eben gerade nicht "viel". Möglicherweise verordnet Ihnen der Tierheilpraktiker nur eine einzige Gabe eines hochpotenzierten Medikaments. Bitte dosieren Sie auf keinen Fall nach, geben Sie das Medikament keinesfalls auf eigene Faust erneut. Die zweite Gabe kann nicht nur die Wirkung der ersten aufheben, noch bevor der Heilungsverlauf eingesetzt hat, möglicherweise überfordern Sie zudem den Organismus des Tieres völlig.


7. Grundvoraussetzungen einer erfolgreichen Behandlung

  •  Erhaltene Reaktionsfähigkeit des Organismus
  •  Wahl des richtigen Behandlungszeitraumes
  •  Aufgeschlossenheit des Patienten, bzw. des Besitzers
  •  Motivation zur Mitarbeit
  •  Vorhandensein verschiedener Symptome
  •  Fähigkeit das eigene Tier zu beobachten
  •  Vertrauen
  •  Geduld und Ausdauer


8. Grenzen der Homöopathie

Die Homöopathie ersetzt Ihnen keinen Chirurgen und auch angeborene Missbildungen und genetische Störungen, ebenso Krebs sind homöopathisch nicht zu beeinflussen. Es kann aber je nach Situation eine Linderung der Beschwerden erreicht werden, vor allem in der Krebstherapie.

9. Schlusswort

Leider wird die Homöopathie in den Medien als harmlose Alternative zur Schulmedizin publiziert. Es werden bewährte Indikationen für homöopathische Mittel in einschlägigen Zeitungen bekannt gegeben.
Mein Anliegen aber ist, Sie zum Schluss noch einmal darauf hinzuweisen, dass Homöopathie keineswegs harmlos ist !
Man kann auch mit homöopathischen Mitteln ein Tier umbringen und auch die nicht fachgerechte Verabreichung dieser Medikamente, oder die falsche Wahl eines Mittels können verheerende Folgen haben und dauerhafte Schäden zurücklassen, die dann nicht mehr zu korrigieren sind.
Also bitte, kaufen Sie sich jetzt kein Do-it-yourself-Buch und experimentieren Sie damit herum, sondern fragen Sie lieber jemanden, der sich damit auskennt, der eine umfangreiche Ausbildung absolviert hat und bereits praktische Erfahrungen gesammelt hat. Sie verabreichen sich selbst auch keine Antibiotikainjektion, nur um zu sehen, ob etwas passiert, oder kaufen sich ein Auto, ohne dass Sie fahren könnten.
Und meine größte Bitte ist: Stellen Sie sich keine homöopathische Haus- oder Zwingerapotheke zusammen, denn Sie wissen nicht, was Sie wann und wie wem verabreichen müssen.
Lassen Sie sich aber auch nie mit Erklärungen wie "Sulfur hilft bei Hautkrankheiten." abspeisen, wenn es um Ihr Tier geht. Bestehen Sie auf einer sorgfältigen individuellen Analyse und einem für Sie nach-vollziehbaren Therapieplan für den Patienten.
Sie wissen jetzt genug über Homöopathie, um jedem Tierheilpraktiker (oder Tierarzt) kritisch gegenüber zu treten und sich ein Bild von der Ernsthaftigkeit und Professionalität seines homöopathischen Vorgehens zu verschaffen.

U. Schilf, Wuppertal
u-m.schilf@wtal.de

ATM

 VfT

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