Kaum Widerspruch: Die neue Verordnung passiert die Bürgerschaft
Die Bürgerschaft hat die neue Kampfhundeverordnung bei sehr
wenigen Gegenstimmen von GAL und der Regenbogen-Gruppe bestätigt
und das Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und
Ordnung entsprechend geändert.
Zum ersten Mal beschäftigte sich das Parlament mit den
Konsequenzen aus dem schrecklichen Tod des sechs Jahre alten
Volkan. Nur zwei Tage nach den tödlichen Bissen eines
Kampfhundes auf einem Schulhof in Wilhelmsburg hatte der Senat
die weit reichende Verordnung beschlossen. "Hamburg macht
damit unmissverständlich deutlich: Für Kampfhunde gibt es in
unserer Gesellschaft, gibt es in unserer Stadt keinen
Platz", unterstrich Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) in
der Bürgerschaft noch einmal seine harte Linie.
Das Ziel, Kampfhunde von Spielplätzen, Schulhöfen, Parks und
Straßen zu verbannen, werde "mit aller Konsequenz, mit
allem Nachdruck und aller gebotenen Härte" umgesetzt.
"Es wird auch zur Tötung von Hunden kommen. Alles andere wäre
das Verbreiten von Illusionen", stellte Runde klar.
Allerdings könne ein Hund immer nur nach der Prüfung des
Einzelfalls getötet werden.
Der CDU-Abgeordnete Heino Vahldieck erinnerte daran, dass der
Senat nach der Aufhebung einer weit reichenden ersten
Kampfhundeverordnung durch das Verwaltungsgericht 1992 lange
nichts unternommen habe. "Es folgte eine unendliche
Geschichte des Versagens und des Desinteresses",
kritisierte Vahl-dieck, vermied jedoch jede weitere Polemik.
"Die Verordnung hat Schwachpunkte, trotzdem ist sie
erheblich besser als nichts", sagte der CDU-Politiker.
Die GAL-Fraktionsvorsitzende Antje Möller sagte, dass die
Hundeverordnung "mit dieser Deutlichkeit verabschiedet
werden musste". Dafür gebe es auch breite Unterstützung
in der Bevölkerung. Es sei ein "Relikt aus dem
Mittelalter", Hunde für Kämpfe gegeneinander abzurichten.
"Menschenschutz geht vor Tierschutz", betonte
SPD-Fraktionschef Holger Christier. "Braucht eigentlich
jemand solche Killermaschinen als Kuscheltiere?", fragte
der SPD-Politiker und gab sich die Antwort selbst: "Nein,
niemand braucht sie." Christier rief dazu, die
schrecklichen Bilder nach dem Tod des kleinen Volkan nicht zu
vergessen. Angesichts einer "schwankungsanfälligen öffentlichen
Stimmung" müsse das "grauenhafte Geschehen"
dauerhaft im Gedächtnis bleiben.
Allein die Regenbogen-Abgeordnete Heike Sudmann äußerte
Zweifel. "Die mit heißer Nadel gestrickte, in ihrer
Substanz vernünftige Verordnung ist nicht umsetzbar." So
sei nicht klar, was mit den eingezogenen Kampfhunden geschehen
solle. (pum)
http://www.tierpfoten.de
(Die Internetseite für Tierfreunde)
Marco Hoferichter
Hamburger-Abendblatt; 13.7.2000
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