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LEINENZWANG | 07.06.2004
http://www.mopo.de/nachrichten/102_panorama_59046.html

Die große Wut der Hundehalter
SIMONE PAULS

Freilauf-Verbot: Tierbesitzer gehen auf die Straße

 
Große und kleine waren gekommen, struppige und flauschige, Rassetiere und Mischlinge. Und alle hatten Herrchen oder Frauchen im Schlepptau. Rund 1000 Hundehalter und ihre Tiere demonstrierten am Sonnabend gegen das geplante neue Hundegesetz. Treffpunkt war um 12 Uhr am Hauptbahnhof, dann ging es quer durch die City bis zum Alsteranleger. Die Hundehalter sind sauer auf das, was die Politikern mit ihren Tieren vorhaben - Leinenzwang überall!

Auf Plakaten machten die Demonstranten ihrem Ärger Luft. "Solange Politiker denken, dass Hunde nicht fühlen, müssen Hunde fühlen, dass Politiker nicht denken", war auf einem gelben Schild zu lesen. "Hamburg will uns Hunde vermiesen" und "Leinenzwang macht Hunde krank", stand auf anderen Plakaten. Organisator der Demonstration war der Hamburger Verein "Interessengemeinschaft Hundefreunde". Er ist strikt gegen den Leinenzwang. "Jeder Hundehalter, der sich daran hält, gerät in Gesetzeskonflikt", sagt Mitorganisator René Eckert (34). "Wer sein Tier nie frei laufen lässt, kann den Hund nicht artgerecht halten und verstößt damit gegen das Tierschutzgesetz", sagt der Diplom-Ingenieur.

Als Ausgleich dafür sollen mehr Freilaufflächen für Hunde geschaffen werden. 44 gibt es in Hamburg bislang. Für René Eckert ist dies keine Lösung. "Auch mehr Auslaufflächen für Hunde reichen nicht aus, damit sich alle Tiere austoben können."

Viele Hamburger hingegen befürworten den Leinenzwang. In Altona wurde der August-Lütgens-Park kürzlich zur hundefreien Zone erklärt - auf Anregung der Anwohner hin, die sich über Hundehaufen sowie bellende und umherstreunende Tiere geärgert hatten. Immer wieder kommt es seitdem zu Auseinandersetzungen zwischen Parkbesucher und Hundehaltern, die sich nicht an das Verbot halten.

Gegen den Leinenzwang will sich die "Interessengemeinschaft Hundefreunde" notfalls per Gericht wehren. Für den Konflikt mit Nicht-Hundebesitzern hingegen gibt es keine Patentlösung. René Eckert: "Am weitesten kommt man nicht mit Gesetzen und Verordnungen, sondern mit gegenseitigem Verständnis."


Info:
Liebe Leser! Was meinen Sie? Wird der Leinenzwang höchste Zeit oder ist das Vorhaben Tierquälerei? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an hamburg@mopo.de

LEINENZWANG DAS SAGEN DIE HAMBURGER

Gertrud Lichters (89) aus Hoheluft "Ich bin für den Leinenzwang. Tiere kann man nicht genau einschätzen. Man weiß nie, ob irgendetwas nicht doch plötzlich den Jagdinstinkt in ihnen weckt und sie dann unkontrollierbar werden."

Anja J. (29) aus Eimsbüttel "Leinenzwang? Davon halte ich überhaupt nichts. Mein Luis bleibt auch brav an meiner Seite, wenn er nicht angeleint ist. Hunde müssen sich doch bewegen können."

Silke Fabry (37) aus Altona "Hunde müssen sich austoben, sonst werden sie aggressiv. Den Leinenzwang finde ich nicht richtig. Besser wäre es, wenn jeder Hund einen Maulkorb trägt. So könnte er umherlaufen, niemand müsste Angst haben."

Frauke Nückel (31) aus Bahrenfeld "Einen Hund immer an der Leine zu haben, ist Tierquälerei. Man könnte doch den Leuten, die einen Hundeführerschein machen, erlauben, ihr Tier ohne Leine zu führen."

Achim Rode (35) aus Altona "Vor kleinen Hunden haben meine Kinder keine Angst, für große Hunde finde ich einen Leinenzwang sinnvoll. Eigentlich können die Tiere nichts dafür. Sie werden bestraft, weil ihre Halter sie falsch erzogen haben."

Daniel Bendzko (30) aus Altona "Für kleine Hunde ist ein Leinenzwang überflüssig. Meinen habe ich aber trotzdem häufig an der Leine, weil er seinen eigenen Kopf hat und manchmal nicht gehorcht."

NEUE VERORDNUNGEN

Diese Regeln sollen bald für Hunde in Hamburg gelten

Die CDU-Fraktion will die Regelungen für Hunde verschärfen. Angedacht ist, Folgendes in der Bürgerschaft durchzusetzen

- Leinenzwang Hunde sollen auf öffentlichen Wegen an die Leine. Nur nicht auf den offiziellen Freilaufflächen.

- Chip-Pflicht Die Hunde bekommen einen Chip implantiert, auf dem alle Daten (Name, Alter, Rasse, Vorfälle usw.) des Hundes gespeichert sind.

- Haftpflichtversicherung Alle Hundehalter müssen für ihre Vierbeiner eine Haftpflichtversicherung abschließen.

- Hundeführerschein Alle fünf Jahre sollen Hundehalter an Hundeschulen einen Eignungstest machen.

- Mehr Verbote in Parks In Parks, die in der Nähe von Schulen und Kindergärten liegen, sind Hunde verboten.

- Freilaufflächen Mehr Hundewiesen, vor allem in der Innenstadt. Bisher gibt es nur 44.

- Stärkere Kontrollen Die Einhaltung der Verordnungen soll stärker kontrolliert werden. Dafür bekommt der städtische Ordnungsdienst mehr Personal.

-Bußgeldkatalog Bei Vergehen gegen die Verordnung werden die geltenden Bußgelder konsequenter verhängt und auch drastisch erhöht.

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