- Redebeiträge zur Demo Düsseldorf - 18.11.2000

Redebeitrag Bettina Abramowski

Liebe Hundefreunde,

Ich möchte hier und heute eine Geschichte erzählen.
Dieses Märchen soll eine Metapher sein auf das was hier in diesem Lande passiert.
Es war einmal ein unschuldiges Auto. Das wurde in einem Hinterhof getunt, sein Wesen wurde total verändert – es wurde zur Waffe, der TÜV untersagte dem Auto das Fahren, setzte das Verbot aber nicht durch.
Das kleine Auto kam in die Hände von jemandem der ein Auto als Waffe wollte – und schon bald darauf fuhr der Wagen ein anderes Auto an. Es blieb nicht bei dem angefahrenen Auto, bald kamen auch Menschen dazu. Als dann ein Kind getötet wurde war der Aufschrei der Menschen groß. Sie verlangten – zu Recht – Schutz vor diesem Auto.
Der TÜV überlegte nicht lange und verbot alle Autos dieser Marke und drohte an alle Autos dieser Marke zu verschrotten. Manche davon trugen einen Stern.
Die Menschen wehrten sich gegen die Wegnahme ihrer Autos – umsonst. Etliche Wagen, die nie einen Unfall hatten wurden verschrottet – natürlich gegen Gebühr!
Es wurde eine Liste aufgestellt mit unerwünschten Fahrzeugen. Das Auto mit dem Stern war besonders unerwünscht und alle Autos die ihm auch nur irgendwie ein bisschen ähnlich waren, mit ihm.
Es gab aber noch andere Spezialfahrzeuge, die extra für die behinderten Menschen gebaut waren. Gegen Gebühr! durften diese Autos weiterhin frei laufen äh, fahren!
Das verstanden einige Menschen nicht und schrieen sowie sie eins dieser Fahrzeuge sahen: Ein Kampfauto! und versuchten es zu zerstören und die Fahrer zu verletzen.

In der Realität ist die Geschichte noch grausamer – da es hier um Lebewesen geht und nicht um Sachen! nämlich unsere Hunde. Wer glaubt ihn betrifft das alles nicht befindet sich im Irrtum! Heute sind die Sternautos dran – morgen die mit dem Pferdchen und übermorgen die mit dem...
Es liegt nämlich gar nicht am "Fahrzeug", sondern an dem der das Steuer in der Hand hält!

Wegen dieser völlig fehlgeleiteten Maßnahmen müssen nun auch einige der 1500 Blindenführhunde in Deutschland leiden. Sie werden getreten, gebissen, beschimpft, bespuckt und damit mindestens für den Dienst zerstört.
Ich habe in den letzten Monaten immer wieder gehört und gelesen das die Hundeverordnungen lange überlegt wurden, bevor sie in die Tat umgesetzt wurden. Ich frage mich von wem? Wer sind diese Leute, die einfach "vergessen" für Blindenführhunde, Rettungshunde und andere Diensthunde Ausnahmeregelungen festzuschreiben? Das zeugt doch von der Qualität dieser Verordnungen.

Ich soll mich hier übrigens bedanken für die jetzt entstandenen teils gebührenpflichtigen Ausnahmeregelungen für Blindenführhunde. Es tut mir leid aber es will mir nicht über die Lippen mich für Selbstverständlichkeiten zu bedanken. Besonders frech empfinde ich die Tatsache das die Blinden für diese selbstverständliche Sache auch noch bezahlen sollen.

Es stellt sich hier die Frage ob es sich mal wieder um Bocksprünge des Amtsschimmels handelt oder ob mit dieser gesamten Hundeverordnung nur die Gemeindekassen aufgefüllt werden sollen. Es erinnert mich an Persiflagen auf das Mittelalter in denen die Landesherren Weltmeister im Steuererfinden waren.

Bedanken möchte ich mich aber ganz herzlich bei Udo Frank, dem Redakteur der ZDF Sendung Frontal, die sachlich und fundiert recherchiert, und über dieses Thema am Dienstag, den 14.11. berichtet hat.

Könnt Ihr Euch in die Blinden und Sehbehinderten hineinversetzen? Meine Freundin Angela sagte zu einem Reporter auf die Frage was ihr Hund für sie bedeute: Ich vertraue ihm mein Leben an, er ist für mich mein Augenlicht.
Bianka schrieb mir:
Diese Hunde erleichtern ihren Haltern den Alltag und steigern dadurch die Lebensqualität der Halter. So macht es den Haltern weniger Mühe, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und zu behaupten.
Aufgrund dieser Tatsache sind Behindertenbegleit- und Blindenführhunde mit dem notwendigen Respekt zu behandeln. Ihnen ist überall Zutritt zu gewähren, da ihre Halter sie nicht nur "zum Spaß" mitnehmen.

Die Blinden haben schon eigene Probleme genug – mit Genehmigung eines Führhundes, professioneller Ausbildung, Toleranz in Geschäften und und und.
Jetzt haben sie weitere hinzubekommen. Strafanzeige gegen jemanden den ich nicht gesehen habe und somit nicht beschreiben kann? Ha, Ha – wie soll das gehen? Und vor allem: was nützt mir das, wenn mein Hund so zerstört ist das er nicht mehr angstfrei arbeiten kann?

Ich appelliere an alle Anwesenden: wenn ihr so einen Vorfall seht – geht nicht feige weiter, sondern schreitet ein, helft, ruft die Polizei, oder stellt Euch auch nur als Zeugen zur Verfügung.
DAS DARF NIE WIEDER PASSIEREN!

Ich schließe mit einem Zitat von Christian Morgenstern das mir von der LHV Liste am Mittwoch in die Mail flatterte:
"Eine der größten Unverfrorenheiten des Menschen ist, dies oder jenes Tier
mit Emphase falsch zu nennen, als ob es ein noch falscheres Wesen gäbe in
seinem Verhältnis zu den anderen Wesen als der Mensch."

 


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