- Redebeiträge zur Demo Düsseldorf - 18.11.2000

Redebeitrag Marion Bobka

Düsseldorf, 18.11.00

Herr Dr. Werthebach,

bezüglich der Berliner Hundeverordnung verweisen Sie auf die Zuständigkeit der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales.

Wir fragen Sie:

Was ist an dieser Hundeverordnung gesund?

Was ist an dieser Hundeverordnung sozial?

Wir empfinden es als eher asozial, wenn in unserer Stadt solvente Familien in die Obdachlosigkeit getrieben werden.

Ihnen wird die Wohnung gekündigt, weil ihr Hund einer angeblich "falschen" Rasse angehört. Ich rede hier nicht von privatem Mietrecht, sondern von mehreren städtischen Wohnungsbaugesellschaften. Viele Familien haben keine Kosten und Mühen gescheut, um alle Auflagen zur weiteren Haltung ihres Hundes zu erfüllen. Als Dank dafür bekommen sie jetzt eine Frist von 10 Tagen! gesetzt, um den Hund abzuschaffen.

In diesem Land haben sich fast alle Entscheidungsträger zum Spielball der Medien machen lassen. Sollte es wirklich Zufall sein, dass diese Entscheidungsträger nicht nur in der Politik, sondern ebenso in Vorständen und Aufsichtsräten von städtischen Wohnungsbaugesellschaften tätig sind?

Wie sollen wir Eltern unseren Kindern künftig noch vermitteln, dass die Anschaffung eines Hundes eine Entscheidung für ca. 10-15 Jahre ist, wenn wir ihren besten Freund weggeben mussten? Wer garantiert unseren Kindern, dass der morgen ausgesuchte Hund nicht übermorgen ebenfalls zu den "falschen" Rassen gezählt wird?

Vor gut 10 Jahren wurde u.a. für die Reisefreiheit demonstriert – für die Besitzer von 13 Hunderassen ist sie bereits heute wieder Vergangenheit, da sie von der Deutschen Bahn nicht mehr befördert werden.

Diese Menschen sind heute ohne Auto wieder gefangen in Berlin. Der einzige Unterschied zu damals besteht darin, dass man nun ganz Berlin nicht mehr verlassen kann. In der Vergangenheit kannten wir das nur aus dem Ostteil.

Scheiterte nicht das System der DDR u.a. auch an der totalen Überwachung und an Kollektivstrafen?

Hat der Deutsche Staat nicht schon öfter mal versucht, die totale Sicherheit zu erreichen?

Früher benötigten wir ein Visum, um in ein anderes Bundesland einzureisen. Heute benötigen wir die Hundeverordnung einer jeden Kommune, um entscheiden zu können, ob es noch ein Fleckchen Deutschlands gibt, welches evtl. für einen Urlaub mit dem Wohnmobil in Betracht kommt.

Der Zwangsumtausch wurde teilweise ersetzt durch die Anmeldepflicht beim zuständigen Ordnungsamt der Urlaubsgemeinde.

Auch wir Berliner werden die Verletzung der Menschen - und Tierrechte nicht klaglos hinnehmen. Sollten die Gerichte kein Recht sprechen sondern sich an der politischen Unverhältnismäßigkeit orientieren, wird allerdings zu prüfen sein, wie gegen unwiderlegbar befangene Richter vorzugehen ist.

Trotzdem man es gerne anders hätte: Natürlich sind auch wir gegen Rechts. In Anbetracht der Tatsache, dass hier (vorerst) ausländische Hunderassen ausgerottet werden sollen, stellen wir allerdings die Frage: "Auf welcher Ebene fängt Fremdenhaß eigentlich an?"

Wenn Ihr Ziel darin bestehen sollte, dass solvente Bürger, Eltern und Steuerzahler fluchtartig das Land verlassen, dürften Sie kurz vor dessen Erfüllung sein. Wie sonst ist es zu erklären, dass viele ausländische Botschaften die Fragen bezüglich einer Einwanderung aufgrund akuter Überlastung nur noch mit telefonischen Bandansagen bedienen können?

Noch besteht für alle Innenminister die Möglichkeit zur Sachlichkeit zurückzukehren und endlich Fachleute (damit meine ich keine privaten Verbände) in die Entscheidungsfindung einzubinden. Sollte diese Chance von Ihnen und Ihren Kollegen nicht wahrgenommen werden, werden sich hundehaltende Beamte allerdings die Frage stellen müssen, ob das dann geänderte Grundgesetz mit dem ursprünglich, und unter völlig anderen Bedingungen, geleisteten Eid noch vereinbar ist!

Marion Bobka


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