- Redebeiträge zur Demo Düsseldorf - 18.11.2000

Redebeitrag Dr. Hans Mosser

Düsseldorf, 18.11.00

Rede anläßlich der „Hunde-Demo“ in Düsseldorf 18. November 2000

 1.       Das sog. Kampfhundeproblem ist kein Hundeproblem, sondern in Wahrheit ein sozialpolitisches Problem.

 2.       Mit Aufstellung von Rasselisten haben die Politiker bestimmte verantwortungslose Hundehalter gemeint und in Wahrheit die falschen getroffen. ( Menschenleid und Tierleid unsäglicher Ausprägung wird dadurch verursacht. Die, die man treffen will, weichen bereits auf andere Rassen aus.)

 3.       Ein perfides in sich geschlossenes System wie das in Hamburg stempelt bestimmte Hunderassen, so wie die Rasse meines Hundes oder die des Hamburger Hundes Rudi, als unwiderlegbar gefährlich ab. Auch wenn das Gutachten einer Fachtierärztin Rudis Ungefährlichkeit dokumentiert, gilt der Hund für die Ordnungsbehörde Bergedorf-Hamburg als weiterhin gefährlich, weil man dies mit dem Stempel der Unwiderlegbarkeit versehen hat. Ich halte das für Maßnahmen, wie sie in Diktaturen gemacht werden, wo Recht und Wissenschaft in Bezug auf politische Verordnungen ausser Kraft gesetzt werden. Dazu passt dann auch noch die Einschränkung bürgerlicher Grundrechte wie das Eigentumsrecht (Art. 14 Grundgesetz) und das Recht der Berufsfreiheit (Art.12, Abs. 1), wie sie etwa die geplante Gefahrenhundeverordnung von Schleswig-Holstein explizit fordert.

 4. Und  warum ist Österreich anders?

 Nach dem tödlichen Unfall in Hamburg kam es auch in Österreich zu zahlreichen Aussagen von Politikern aller Parteien, von Bund und Land, die zunächst ähnliche Verordnungen für Österreich forderten. Die öffentliche Diskussion kam aber dann relativ rasch in geordnetere sachlichere Bahnen, was sich z.B. an den Aussagen des für Hundefragen zuständigen Wiener Stadtrates Svihalek dokumentiert, der im Juli noch per APA-Meldung verkündete, in Kürze werde Wien „kampfhundefrei“ sein, und im September bekannt gab, daß er sich nun von Experten habe beraten lassen, daß es den Begriff „Kampfhund“ als Rasse nicht gäbe, daß dieser Begriff eine Gefährlichkeit impliziere, die so nicht da ist und auch ein Politiker das Recht habe, klüger zu werden.

 Zwei Faktoren waren für diesen Sinneswandel unter Österreichs Politikern ursächlich:

 1.       Österreichs größte Tageszeitung verzichtete auf die reisserische Aufmachung von Hundeunfällen und startete eine Aktion proHund, in der jeden Tag ein Politiker oder Prominenter mit seinem Hund vorgestellt wurde.

2.       Konnte das Hundemagazin WUFF eine Plattform initiieren, die wir Forum Mensch-Tier nannten und in der wir im Sommer immerhin so wichtige Organisationen vereinten wie die österr. Bundestierärztekammer, die veterinärmedizinische Universität Wien, mehrere Berufsverbände praktizierender Tierärzte, Tierschutzorganisationen und den größten österr. Rassehundeverband ÖKV (das Pendant des VDH in Deutschland). Wir haben ein Grundlagenpapier ausgearbeitet, dieses einerseits in der Septemberausgabe von WUFF veröffentlicht und andererseits noch im August den mit der Ausarbeitung neuer Hundeverordnungen befassten Politikern übermittelt. Und Anfang September, als wir dann medienwirksam vor dem Parlament dieses Papier auch dem Klubobmann der Regierungspartei, Dr. Andreas Khol, übergaben, hat er auf meine besorgte Frage, ob nicht die unsachlichen und menschen- wie tierrechtswidrigen Gefahrenhundeverordnungen Deutschlands auf Ö überschwappen könnten, in die Hand versichert: „In Österreich wird es keine Rasselisten geben, keine Wesenstests und solche Sachen. Was es in Ö geben wird, ist eine Verschärfung des Tierschutzgesetzes mit dem Verbot von Qual- und Aggressionszuchten und Auflagen, die gefährliche Hunde betreffen, aber keinesfalls rassebezogen sein werden und Gefährlichkeit a priori annehmen.“

 Die Frage, warum eine solche Allianz an Kräften in Deutschland nicht möglich war, müssen Sie selbst beantworten. Meine Gedanken habe ich mir natürlich darüber gemacht. 

 Das Kapitel, warum der größte deutsche Hundeverband, der VDH, auf diesem Gebiet so kläglich versagte oder ob dies bewußt so geduldet oder gar initiiert wurde, will ich hier nicht aufschlagen. Aber dass im Oktober bei der größten Hundeausstellung in Dortmund 3 Tage lang die Maulkorbpflicht für die Bullys und Staffs aufgehoben wurde, dass man Sprecher großer Bürgerinitiativen gegen Hundehass ausgesperrt hat und in ganz Dortmund eitel Wonne vorgegaukelt wurde, spricht Bände. Aus der Sicht Ihres Nachbarlandes frage ich aber auch den größten deutschen Rassehundeverein, dessen Hunde - trotzdem die Medien andere  Rassen bevorzugen - weiterhin an der ersten Stelle in sämtlichen Unfallstatistiken stehen, wie lange er noch mit verschränkten Armen am Rande des Hundeplatzes stehen will und sich das ganze wie in einem Hundekampf, nämlich dem Kampf von Politikern gegen bestimmte Hunde, ansehen wollen.

 Ich sage das nicht, um Solidarität unter Hundehaltern zu zerstören, ich sage das, weil es aus meiner Sicht diese Solidarität in Deutschland NICHT mehr oder NOCH ZUWENIG gibt!

 Ich rufe die deutschen Innenminister auf, die großen Gefahren zu erkennen, die durch diese Gefahrenhundeverordnungen erst entstanden sind, die in völlig unverhältnismäßiger Weise ein sozialpolitisches Problem durch eine jeder Wissenschaft und Vernunft entgegengesetzten Hunderasseverbotsliste zu lösen versuchen.

 Ich rufe die deutschen Innenminister auf, Gefahren zu erkennen!

1.       Die Gefahr für den verantwortungvollen Hundehalter und des Menschen ältesten vierbeinigen Freund

2.       Die Gefahr der Entstehung eines neuen Klimas der Blockwart-, Stasispitzel- und Denunziantenmentalität, wie es durch die Aufforderung der Behörden, ihre Nachbarn bei der Polizei anzuzeigen, gefördert wird

3.       und schließlich die Gefahr durch die bereits erfolgte Einschränkung der bürgerlichen Grundrechte für Hundehalter: Eine immenese Gefahr für die Demokratie, die weit über das unverhältnismäßig medial aufgeblasene Hundeproblem hinausgeht. Und spätestens jetzt sollte auch Deutschlands größtes Massenblatt „Stopp dem Hundehass“ rufen, was sie aber nicht tun werden, weil sie ihn meiner Meinung nach  initiiert und geschürt haben.

 

 


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