-  zur Demo Düsseldorf - 18.11.2000

Resueme der Demo von  Gabi Woiwode

WER IM GLASHAUS SITZT...

  Es ist noch gar nicht allzu lange her, da verstieg sich Bärbel Höhn, Ministerin der nordrhein-westfälischen Umwelt, gegenüber einem Gewissen Karl-Heinz Strohmeier zu der kühnen Behauptung "in vier Wochen geht kein Mensch mehr wegen der LHV auf die Strasse".

  Was lange gärt wird gut - und gross. Karl-Heinz Strohmeier rief also mit der BI Gelsenkirchen zur bundesweiten Demo - und viele kamen. Die Polizei schätzte den nicht enden wollenden Zug mit dem "Herz für Tiere", der sich durch die belebten Strassen der  Düsseldorfer Altstadt zog auf

"zwischen 10 und 15 Tausend".

Die Presse berichtete dann von 3.000, daran Beteiligte schätzen "so etwa 5.000" Teilnehmer. Wieviele auch immer – unzweifelhaft ist, dass die letzten Schlusslichter den Startpunkt Burgplatz verliessen, als die Zugspitze am Ziel, dem gläsernen Landtagsgebäude ankam.

Tja Frau Höhn - wer im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit Steinen werfen...

Angeführt wurde der 1,5 km lange Demonstrantenzug von einem Dudelsack-Duo aus Niedersachsen. Dahinter folgten stellvertretend für die 42 Rassen, die in der Hundeverordnung NRW auf dem Index stehen, jeweils ein Stellvertreterpärchen samt Paten.

So wurde beispielsweise das Akbas-Pärchen von Cairn-Terriern geleitet, zwei Löwchen begleiteten die Rottweiler, Möpse liefen neben den Slovenski Cuvac, Dackel neben den ungarischen Kuvasz, die "Baumwollhunde" Cotton de Tulear bewachten das Briard-Pärchen, die Deutschen Schäferhunde die Owtscharkis und zwei Pudel demonstrierten ihre Solidarität mit den American Staffordshire Terriern.

Einzig der legendäre Goralenhund musste auf eine canine Begleitung verzichten - war aber immerhin nach etwa 8 Jahrhunderten Ausgestorbenseins aus seiner Geschichte auferstanden, um mit den noch lebenden Rassen für ihre Überlebensrechte zu demonstrieren.

 Nach zwei Stunden erreichte der Zug den Landtag, die gläserne Residenz der "Königin der Sonnenblumen". Die Menschenschlange aus Liebe zu Hund und Verfassungsrecht, bestand mittlerweile aus deutlich mehr Menschen als den Burgplatz anfangs verlassen hatten: Viele Düsseldorfer unterbrachen spontan ihren samstäglichen Einkaufsbummel und schlossen sich kurzerhand an.

 Selbst das anwesende Polizeiaufgebot zeigte sich eher als Freundlicher Begleiter des friedlichen Zuges; hier und da konnte man grün Gekleidete Beamte mit den ach so "gefährlichen Biestern" bei einem heftigem Schmusekampf beobachten. Vermutlich hat es sich auch mittlerweile herumgesprochen, dass Deutschland selten so friedliche Demonstrationen erlebt hat wie die der Hundehalter, die seit Juli unverdrossen immer wieder auf die Strassen gehen. Und auch Petrus zeigte sich wohlwollend und heizte mit seiner Wintersonne nach besten Kräften ein.

 Auch für die Innenminister der 16 Bundesländer, die sich ab dem Kommenden Mittwoch in einer gemeinsamen Konferenz über ein bundesweites Hundegesetz beraten wollen, mussten Stellvertreter herhalten. Für das Bundesland Thüringen, dem die Hundehalter Verfassungstreü bescheinigen, stand ein überdimensionales grosses rotes Herz, während für die restlichen 15 Länder "Demoscheuchen" der Veranstaltung beiwohnten. Die einzige weibliche Scheuche trug ein Schild "Sie ist nicht schlau, sie ist nicht schön, sie ist ganz grün, heisst Bärbel Höhn!" - um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen.

 

Aus diesem Grund fand im Vorfeld von Demonstration und Kundgebung auch eine Fachtagung im Düsseldorfer Hotel Nikko statt, die von der IG Mensch und Hund organisiert worden war. Hierzu waren zahllose Vertreter aus allen Bundesländern sowie aus dem Europäischen Ausland wie Österreich, England und Frankreich angereist. Alle Berufsgruppen vom Anwalt und Politiker

Über Journalist und Tierarzt bis hin zu Tierschützer und Rasseclub-Vertreter tauschten ihre grösstenteils sehr traurigen Erfahrungen mit den Verordnungen Deutschlands aus.

Ihre gesammelten Worte werden den 16 Innenministern bis zum Beginn ihrer Konferenz in Form einer Festschrift vorliegen.

Ihrem sehr offensichtlichen Informationsdefizit sei somit ebenso nachgeholfen wie ihrer fehlenden Bereitschaft relevante und bereitstehende Experten an dieser Thematik teilhaben zu lassen.

 Vor einer schier unüberschaubaren Menschenmenge eröffneten die Veranstalter dann gegen 15.00 Uhr die Kundgebung, zu der ebenfalls Vertreter aus allen Bundesländern und mehreren europäischen Ländern gekommen waren:

Die entsprechend zahlreichen Redebeiträge kamen - trotz Überziehung der Redezeit - auch gut an und beschäftigten sich breit gefächert über alle 16 Bundesländer. Stimmen aus dem Ausland legten ihre Finger auf die Zahlreichen Wunden, die deutsche Politik mit Hundeverordnungen und ihren Folgen geschlagen hat. Blut, das aus deutscher Gesetzgebung tropft, fliesst

Nicht zum ersten Mal über die Landesgrenzen hinweg....

 Ab der Dämmerung leuchtete der Platz vor dem Glashaus in einem Lichtermeer aus Fackeln, Grablichtern und Laternen. Gut 50 bis 100 Hartgesottene hielten trotz einsetzendem Regen und unvermeidlicher abendlicher Kälte bis zum Schluss der Veranstaltung aus.

 Der JÜNGSTE canine Vertreter:

Felix, ein kleiner American Staffordshire Terrier von 16 Wochen liess es sich nicht nehmen, seinen Freund und Kumpel "Strolchi" zu begleiten.Letzterer heisst eigentlich "Apollo von Camitoss" und hat viele erfolgreiche Berufsjahre und Einsätze als Rettungshund auf seinem müden Buckel.

Die Hundeverordnung seines Bundeslandes Hessen droht diesem bewährtem Menschenretter jetzt mit dem Tierheim. Ganz traurig tappst der kleine Felix auf seinen Welpenbeinchen neben seinem grossem Freund, der mittlerweile so krank ist, dass Herrchen ihn während der Kundgebung auf eine Liege bettet.

 Der LUSTIGSTE canine Vertreter:

Ebenfalls ein Vertreter der Rasse "American Staffordshire Terrier" - was der braun gestromte Rüde durch ein Halstuch mit "Stars and Stripes" auch stolz unterstrich. Seine Sonnenbrille verstärkte den "American Touch" - oder wollte er dadurch womöglich nur vermeiden, das ganze Hundeelend mitanschaün zu müssen?

 Der TRAURIGSTE menschliche Teilnehmer:

Peter von der Kö ist in Düsseldorf stadtbekannt - spätestens seit bösartige Mitmenschen seine "Leica" vergiftet haben. Bei seiner mehr als zu Herzen gehenden Rede sagte er "kein Mensch ist und war bereit, mit mir unter der Brücke zu leben - nur mein Hund." Seine Leica ist doppelt unersetzlich für ihn: Obdachlose haben noch kaum eine Chance, einen Hund zu bekommen.

Höhn'scher Hohn als kleiner Nebeneffekt einer von vielen Verordnungen, die noch nicht einmal theoretisch dazu gedacht sein kann, für "mehr Sicherheit" zu sorgen.

 Der BEWEGENSTE Moment:

Das Gedicht "An Euch Menschen" - geschrieben während den Stunden der Mahnwache vor dem Hamburger Auffanglager für Listenhunde, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt. Die Grabesstimme und der so entsetzlich traurige Tonfall von "Mike" vermittelten einen sehr realistischen Eindruck von der Stimmung, die über dieser einst für ihre Toleranz gepriesene Weltstadt hängen muss.

 RESÜMEE

Pessimisten werden sagen, es hätten mehr Teilnehmer sein können.

Realisten und Optimisten aber sind sich gleichermassen einig: es war eine Wunderschöne Veranstaltung mit weit mehr Teilnehmern als man zu dieser Jahreszeit noch erhoffen durfte, darunter viele sehr, die von sehr weit angereist kamen. Und eines tragen wir alle, die wir da waren, mit nach hause: eine gestärkte Entschlossenheit, nicht aufzugeben und nicht eher zu ruhen "bis der letzte Hund von der Liste ist".

 Fest steht wohl auch, dass "dat Bärbel" sowohl von Zukunftsprognose als auch vom Thema Hund künftig besser die Finger lassen sollte - in beiden Bereichen hat sie sich wohl nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

 Copyright) Gabi Woiwode 2000

 


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