Aktuell
Hunde
sind keine Feinde!
Hundefreunde demonstrierten gegen Leinenzwang
Weit mehr als 2.000 Hundehalterinnen und -halter sowie
über 1.000 Hunde gingen am Samstag, 30. April 2005, gegen die Senatspläne
für einen generellen Leinenzwang auf die Straße. Vom Treffpunkt, vor dem
Hauptbahnhof, ging es u.a. über Mönckebergstraße, Adolphsplatz,
Kaiser-Wilhelmstraße, Gänsemarkt und Jungfernstieg zur Abschlusskundgebung
auf dem Rathausmarkt.
Dabei war der Zug zeitweise mehr als 500 Meter lang. Viele Kinder
begleiteten die Demonstranten und machten eindrucksvoll deutlich, dass die
Interessen der Kinder nicht gegen die Interessen der unzähligen
freundlichen Hunde ausgespielt werden dürfen, denn in nicht wenigen
Familien gehören Kind und Hund ganz selbstverständlich zusammen.
Nach Angaben der Polizei, verlief die Demonstration friedlich und ohne
jegliche Zwischenfälle. Was aus Sicht der Hunde-Lobby Hamburg nicht anders
zu erwarten war, ist sich doch die überwiegende Mehrheit der
HundehalterInnen ihrer Verantwortung bewusst. Und - als hätten sie
gewusst, worum es geht - zeigten sich die Vierbeiner von ihrer allerbesten
Seite. Pinscher neben Rottweiler, Eurasier neben Labrador, Dackel neben
Bullterrier - die Hunde bewiesen für alle unübersehbar, dass sie soziale
Wesen und keine reißenden Bestien sind
Entsprechend der gültigen Hundeverordnung - und wie es sich für die
verantwortungsbewussten HundehalterInnen dieser Stadt gehört - wurden
sämtliche Hunde an der Leine geführt. Und auch an Gassibeuteln mangelte es
nicht, so dass nicht ein Hunde-Haufen auf der Strecke blieb.
Mit Rufen, wie "Hamburgs neuer Hundejäger heißt ab jetzt Senator Dräger"
oder "Hamburg ohne Bell und Wuff ist wie St. Pauli ohne Puff" zogen die
von den Politikern enttäuschten Hundefreunde friedlich durch die Straßen
der Hansestadt. Der extra für die Demo eingespielte Song "Hundefreunde"
von Renata sprach vielen HundebesitzerInnen aus dem Herzen, wurde aus
Leibeskräften von den Demonstranten mitgesungen und zauberte vielen
Passanten ein freundliches Lächeln auf die Lippen.
Wasser für die Hunde und Appelle an die Verantwortlichen
Nachdem alle Hunde zunächst auf dem Rathausmarkt mit Wasser versorgt
worden waren, machte Michael Rockel die Zuhörer darauf aufmerksam, dass
die Hunde-Lobby Hamburg an einer Art Rechtschutz-Stelle für denunzierte
oder angezeigte HundehalterInnen arbeite. Ihnen allen versicherte er: "Wir
lassen Euch in dieser Situation nicht alleine!"
In einer mitreißenden Rede ging Angela Wierig, Sprecherin der Initative
doggy-x, auf die Senatspläne ein und bezeichnete das tags zuvor
veröffentlichte Eckpunktepapier der Behörde für Wissenschaft und
Gesundheit als geistigen und fachlichen Offenbarungseid. So laute deren
Plan, zukünftig alle Hunde anzuleinen! Und um dies zu rechtfertigen,
greife die Behörde zu einem ebenso perfiden wie genialen Schachzug: "Sie
erklärt schlicht alle Hunde zu Kategorie-Hunden". Der normale Haus- und
Familienhund existiere nicht mehr.
Nach der Neuregelung sei der einzige Platz an dem ein Hund ohne Leine
laufen dürfe eine der so genannten Auslaufflächen. Dabei gaukle der
Begriff "Auslauffläche" denen, die keine Ahnung von der Materie hätten nur
vor, dass alles in Ordnung sei. "Von einer Behörde, die die Wissenschaft
im Namen trägt", so Wierig, "erwarte ich, dass sie zunächst einmal die
Tatsachen zur Kenntnis nimmt, bevor sie versucht, eine Regelung für
Tatsachen zu finden". Dabei sei es eine Tatsache, dass Hunde ein
Revierverhalten haben und es daher nicht funktionieren könne, diese auf
einer begrenzten Fläche zusammenzusperren. Auch funktioniere es nicht,
einen großen Laufhund zweieinhalb Stunden auf so einer Fläche im Kreis
herumzuführen. "Die Behörde soll doch wenigstens zugeben, dass sie keine
Ahnung von dem Thema hat, statt zu behaupten, diese Regelungen
ermöglichten eine artgerechte Haltung und könnten zudem die Hamburger
besser vor gefährlichen Hunden schützen". Als absoluten Super-Gau
bezeichnete Wierig den Plan der Behörde, ein allgemeines Mitnahmeverbot
für alle Hunde in Grün- und Erholungsanlagen auf Rasen- und Wiesenflächen
auszusprechen.
Die engagierte Hundefreundin erklärte, dass von den 60.000 Hunden der
Stadt nicht einmal 0,1 Prozent gefährlich seien und das wisse auch der
Senat. "Diese Hunde werden, wenn sie an der Leine sind jedoch nicht
weniger gefährlich!" Der Senat wolle eine Scheinsicherheit verkaufen, um
die Hysteriker zur Ruhe zu bringen. Angst liege über der Stadt und das
tragische an dieser Angst sei, dass sie so unberechtigt ist. "Ich komme
aus der Strafverteidigung", sagte Wierig, "und glauben Sie mir, wenn Sie
vor irgendetwas Angst haben wollen, dann sind Sie gut beraten, vor
Menschen Angst zu haben. Was Menschen Menschen antun, ist weitaus
grausamer und schlimmer als das, was Hunde anrichten!" Den von den
politisch Verantwortlichen gebetsmühlenartig immer wiedergegebenen Satz:
"Zuerst kommt ja wohl der Mensch" kommentierte die doggy-x-Sprecherin:
"Was diese Leute eigentlich sagen ist, zuerst kommen die Menschen ohne
Hund, und irgendwann - und zwar sehr viel später - kommen die mit Hund!"
Das habe dazu geführt, dass in dieser Stadt Hundehalter zu einer
verfolgten Minderheit geworden sind. Die Einbuße an Lebensqualität der
Hundehalter - wohlgemerkt auch das sind Menschen - scheine den
Verantwortlichen völlig egal zu sein und sie richtete die Frage an den
Senat, warum er der Tatsache, dass an den allermeisten Tagen die Parks
lediglich von Hundespaziergängern genutzt würden, keine Rechnung trage.
Statt Auslaufflächen auszuweisen, wäre es doch wesentlich angemessener
"sichere Laufwege" für Jogger einzurichten und die sonstigen Flächen
gerecht aufzuteilen. "Hier geht es nämlich nicht um abstrakte
Nutzungsmöglichkeiten sondern um konkrete Nutzung. Und da sind die
Verhältnisse eben so, dass die Grünanlagen überproportional von
Hunde-Menschen genutzt werden und ein großer Teil der Bevölkerung ein
äußerst marginales Nutzungsinteresse hat."
Zum Abschluss ihrer, von den HundehalterInnen mit Applaus begleiteten
Rede, sagte die streitbare Juristin: "Wir werden erleben, wie der Senat
künftig eine artgerechte Haltung definieren wird. Wir werden erleben, wie
künftig mit 'dem besten Freund des Menschen' umgegangen wird. Und wir
werden erleben, wie künftig mit uns Menschen umgegangen wird. Wie war das
noch? Zuerst kommt der Mensch?"
Henrik Bagdassarian, Pressesprecher Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub,
zeigte sich enttäuscht von den Plänen der Behörde, den Rottweiler auf die
Liste der gefährlichen Hunde zu setzen, machte aber gleichzeitig deutlich,
dass es - seiner Meinung nach - in Hamburg nach wie vor nicht wenige
Hundehalter gäbe, die mit ihrem Hund einfach überfordert seien. Hier
bestehe Nachholbedarf in punkto Schulung der Hundehalter und Ausbildung
der Hunde.
Als Vertreter einer alten Gebrauchshunderasse sei er es zwar gewohnt, dass
man immer wieder durch das Fehlverhalten einiger "Idioten" mit
Negativschlagzeilen in die Medien gebracht werde. "Mit dem Fall Sheitan,
dem einzigen schwereren Beißvorfall mit einem Rottweiler in den letzten
Jahren, wird in Hamburg", so der Rotti-Vertreter, " anscheinend wieder ein
Bauernopfer gefunden, indem man den Rottweiler auf die Liste setzt!"
Abschließend forderte Bagdassarian die HundehalterInnen auf: "Lernt Eure
Hunde besser kennen, lernt sie besser zu verstehen und lernt zu verstehen,
wie ein Hund denkt und funktioniert. Habt vor allen Dingen aber auch
Verständnis für diejenigen unter uns, die keinerlei Beziehung zu Hunden
haben oder schlimmer noch, die Angst vor Hunden haben. An alle
Hundegegner, an die Presse und an die Medien appelliere ich, hört endlich
auf mit der allgemeinen Hetze gegen Hunde und mit der Hetze gegen die
Halter!"
Als nächster Redner ging Jürgen Gerlach, Bundesvorsitzender der
Tierschutzpartei, an das Mikrofon und berichtete zunächst von seinem
Pitbull-Mix Bruno und dem Staffordshire-Mix Geronimo und bekannte, dass er
zum Mob und zum Rotlichtmilieu gehöre - zumindest wenn man der
NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn Glauben schenken würde. Unschuldige Hunde
würden zu Sündenböcken gemacht, an denen man Exempel statuieren wolle,
weil man sich an die kriminellen Hundehalter nicht herantraue. An die
politisch Verantwortlichen gewandt, sagte Gerlach: "Solange Sie nicht den
verantwortungslosen Haltern die Hundehaltung wirkungsvoll verbieten,
solange Sie sich nicht an die kriminellen Elemente unter den Hundehaltern
heranwagen, sie nach Vorfällen wirkungsvoll bestrafen, solange wird sich
nichts ändern. Solange Sie einen Hund dieser verantwortungslosen Elemente
umbringen, wird ein anderer Hund missbraucht und das wird so weitergehen.
Handeln Sie endlich mit Sinn und Verstand und nicht sinnlos und ohne
Verstand. Hören Sie endlich auf den Rat von Wissenschaftlern und
Gutachtern, von Verhaltensforschern und erfahrenen Hundehaltern: Weg mit
dem unsinnigen und gefährlichen Leinenzwang! Durch Ihre unsinnigen
Maßnahmen verhetzen Sie die Menschen untereinander, sie stiften Streit und
Gewalt. Sie diffamieren und diskriminieren Bevölkerungskreise, grenzen sie
aus und geben sie der Verfolgung preis!"
Als letzter Redner hielt Dr. Dirk Schrader ein eindringliches Plädoyer für
die Rechte der Hunde, das mit viel Beifall seitens der Zuhörer bedacht
wurde.
Hier auch die ganze Rede von Herrn Dr. Schrader!
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Aus seiner Sicht als Tierarzt und Tierschützer, verstoße
eine generelle Leinenpflicht gegen die Grundsätze des Tierschutzgesetzes,
§ 1 und 2, wo es heißt: "Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der
Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und
Wohlbefinden zu schützen …. er darf die Möglichkeiten des Tieres zu
artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder
vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden.“ Leinenzwang bedeute aber
im wissenschaftlichen Sinne: Zerstörung einer gesunden Seele. "Dem Hund
als Lauf- und Nasentier werden hier in Hamburg die elementarsten
Bedürfnisse verweigert".
In der Tiermedizin sei schon lange bekannt, dass sture Leinenführung
des Hundes und der bekannte „Ruck an der Leine“ zu einer gesteigerten
Aggression gegenüber Artgenossen führe: Die sozialen Kontakte - dringend
erforderlich, um Hunde zu einem sozialen Verhalten zu veranlassen - würden
durch menschlich dummerhaftiges Verhalten sehr häufig unterbunden. Die
Ergebnisse: Beißereien zwischen Hunden hätten in den letzten Jahren nicht
ab- sondern zugenommen.
Schrader referierte an dieser Stelle eindeutige und unwiderlegbare
Forschungsergebnisse der tierärztlichen Bildungsstätten: "Hunde sind nicht
wegen ihrer Gene für Menschen und Artgenossen gefährlich, sondern - wenn
überhaupt - wegen der Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit einer
äußerst geringen Zahl von Hundehaltern. Fehlende Freilaufmöglichkeiten und
aggressive Erziehungsformen durch manche Zeitgenossen führen - und das
schon seit unzähligen Jahren - zu Problemen, die an sich als Zahl so
ungeheuerlich sind, dass sie in dieser Gesellschaft, in der Kinder unter
den Augen der Behörden missbraucht werden oder verwahrlosen, in der
Verkehrsdelikte und Verbrechen ständig und alltäglich Tote fordern, so
groß sind, dass sie die 1 Prozent Ebene der Gesamtheit aller, ich betone
aller, Gesamtverletzungen und Tötungen von Menschen und Tieren in dieser
Gesellschaft nicht erreichen".
Schrader stellte die Frage, worüber in der Hansestadt in geradezu
paranoider Weise öffentlich in den Medien diskutiert und räsoniert werde.
"Wie ich vernommen habe, hat der Tierschutzbeirat der Stadt Hamburg
einstimmig dem so genannten Leinenzwang zugestimmt. Von einem Mitglied
dieses Tierschutzbeirates vernahm ich, dass er dieser unsäglichen
Entscheidung zugestimmt habe, weil er es nicht ertragen könne, sich am
nächsten Tag in der Presse zu lesen… Ich brauche diese Art der
Erbärmlichkeit wohl nicht zu kommentieren". Und Schrader weiter:
"Diejenigen Tierärzte, die sich in diesem Tierschutzbeirat zum Beispiel
als Vertreter der Hamburger Tierärztekammer befinden, sind keine
Tierschützer und Tier-Beschützer, wie es die Berufsethik per Berufsgesetz
vorgibt, sie sind ebenso wie jene, die sich dort als Tierschützer
eingebracht haben, eine korrupte Mannschaft - ihren eigenen Interessen
zugewandt. Ich mache da mit der Person von Herrn Poggendorf bewusst eine
Ausnahme. Dieser Mann hat wenigstens den Mut, seine Ansichten öffentlich
zu bekunden, gleichwohl ich sie nicht gänzlich teilen kann. Die angebliche
Zusage der Stadt Hamburg, im Gegenzug zum einstimmigen Votum des
Tierschutzbeirates - statt bestehender 60 - 200 Freilaufflächen für Hunde
zu schaffen, ist nicht nur unrealistisch, weil utopisch, sondern ein
fieser Deal, der uns allen zeigt, wo wir uns heute befinden: In Hamburg
werden Entscheidungen gefällt, die mit Vernunft, Anstand und Moral und
bestehenden Gesetzen nichts mehr zu tun haben".
Und dann kam Schrader auf sein Kernthema zu sprechen: "Die Beibehaltung
der Liste so genannter gefährlicher Hunde durch die Hamburger
Administration zeugt von fortdauernder Missachtung geltender
wissenschaftlicher Erkenntnisse durch die obersten Angestellten dieser
Stadt. Alle hören es, alle wissen es: die Gefährlichkeit eines Hundes kann
nicht an seiner Rasse festgemacht werden. Punkt und Ende.
Gleichwohl muss ich zur Kenntnis nehmen, dass Hunde, die wie
Boxer-Labrador-Mischlinge aussehen, vom SOD weiterhin ihren Besitzern
weggenommen, von Hamburger Amtstierärzten oder anderen bezahlten Subjekten
als Listenhunde deklariert werden und verschwinden. Ich frage mich: Wo
sind wir hier eigentlich? In einem Land, in dem die politisch
Verantwortlichen jegliche Hemmung verloren haben wenn es darum geht, mit
Halbwahrheiten oder glatten Lügen Ängste in der Bevölkerung zu schüren um
daraus politische Vorteile zu ziehen?"
Zu den letzten Beißvorfällen, von der Springerpresse süffisant
ausgeschlachtet und als schwer aggressives Verhalten dargestellt, stellte
Schrader die Frage, ob die Reporter dieser Storys zu doof seien, die
wahren Hintergründe zu ermitteln?
"Nein, meine Damen und Herren, die sind nicht zu doof, um wahre
Hintergründe zu ermitteln. Sie wollen nicht, denn sie müssen einen Bericht
abliefern, der der Redaktion gefällt, um die Zeitungsauflage zu erhöhen -
und dieser muss der Einsicht, wenn auch der beschränkten Einsicht dieser
Herren, entsprechen.
In diesem Zusammenhang erinnerte der ambitionierte Tierarzt an die
Fernsehsendung von Günter Jauch, in welcher er junge Menschen zeigte, die
von so genannten Kampfhunden angefallen und gebissen worden waren. "Alle
Filme waren getürkt: Die Gefährlichkeit eines Bullterriers wurde damit
begründet, dass er sein Herrchen im Schlaf angefallen hatte. Eine glatte
Lüge und perfide in Szene gesetzt: Der Junge hatte einen epileptischen
Anfall, während das verzweifelte Tier dieser Situation nicht gerecht
werden konnte und Instinkt gesteuert panisch zubiss. Ein kleines Mädchen
wurde von zwei großen Mischlingen schwer gebissen - es war zu früher
Morgenstunde in das Revier dieser erzogenen Wachhunde eingedrungen,
während seine Eltern schliefen. Im Hamburger Tierschutzverein, wurde ein
Mischling gezeigt, der bei einem Wesenstest versuchte, einen Rekorder
aufzuspüren, der Kindergeschrei von sich gab und ihm in einem Kinderwagen
vorgeführt wurde. Sehr eindrucksvoll - jedenfalls für Mütter und Großväter
kleiner Kinder! Ich wurde in dieser Sendung - im Beisein von Frau Bärbel
Höhn - gefragt, wie ich damit leben könne, 'derartige Hunde' mit meinen
Zertifikaten als ungefährlich einzustufen. Leider reichte die Zeit von 8
Minuten nicht, um den Zuschauern und Herrn Jauch zu erklären, dass das
damit nichts zu habe, sondern dass hier Hetze betrieben worden ist und
dass das Beschützen von Tieren gerade zu eine Instinkthandlung jedes
Tierarztes sein sollte. Auch heute noch sehe ich es als eine ehrenwerte
Aufgabe an, Tiere vor dem ungerechten Zugriff der Administration zu
beschützen und - die Justiz hat mir inzwischen auch Recht gegeben - es ist
nicht strafbar. Das Hamburger Abendblatt hat es bis heute nicht für nötig
gehalten, dies zu erwähnen."
Schrader ging zurück in die Geschichte, als vor gerade mal 60 Jahren, ein
Medien-Zar namens Hugenberg zusammen mit den übelsten Vertretern
nationalsozialistischen Denkens die Geschicke Großdeutschlands mit den
bekannten Endergebnissen steuerte. "Ich selbst erinnere mich an die Zeit
der großen Koalition in Deutschland, als Studenten und viele
verantwortungsbewusste Menschen in Berlin, Frankfurt, Paris, San
Francisco, Washington und anderswo gegen den unsäglichen Vietnamkrieg
protestierten. Diese Menschen wurden von der Springerpresse in einer bis
dato einzigartigen Hetzkampagne als kriminelle Halbidioten verunglimpft.
Und hier scheint mir das Kernproblem dieser tierschutzgesetz- und
wissenschaftswidrigen Entscheidungen der Hamburger Administration zu
liegen: Ihre Vertreter entscheiden völlig enthemmt, fern jeglicher
sozialen Fürsorgepflicht, die Ihnen obliegt, weil sie von dieser
Medienmacht geradezu gezwungen werden, sich gegen den ethischen und
moralischen Konsens dieser Gesellschaft zu entscheiden.
Der Tierarzt habe sich oft gefragt, warum das so ist und warum eine
Steigerung der "Schlimmerhaftigkeit" dieser Herrschaften deutlich
wahrzunehmen sei. Er habe keine andere Antwort als diese gefunden: "Unsere
demokratische Gesellschaft befindet sich in einem besorgniserregenden
Zustand der Apathie und Gleichgültigkeit. Für die politisch
Verantwortlichen gilt: Allein Machtgewinn und Machterhalt sind
Überschriften Ihrer Denkweise. Und sie wissen genau: auch für die
perfidesten Lügen und Betrügereien haben sie die Medien dieser Stadt
hinter sich, die mit Unwahrheiten und Halbwahrheiten das üble Spiel der
Steigerung der Auflagen ihrer Zeitungen und Einschaltquoten im Fernsehen
spielen. Ich denke oft, dass die Verantwortlichen dieser Stadt ihre Büros
nicht im Rathaus, sondern nebenan im Springerhochhaus haben. Im Klartext
heißt das jedenfalls: Gerade in Hamburg - mit dieser sehr speziellen
Medienvielfalt - erlauben sich Politiker Entscheidungen gegen Menschen und
Tiere in einer Abgehobenheit und Arroganz, die für die Zukunft nur
Schlimmes erahnen lässt. Dabei haben wir ein gültiges Tierschutzgesetz,
welches generelle Leinenführung des Hundes als nicht artgerechte Haltung
abqualifiziert.
Hier sind natürlich rechtliche Schritte gefragt und ich stimme Herrn
Rechtsanwalt Rockel völlig zu, dass wir massenhaft Strafanzeigen erstatten
sollten, und zwar gegen die verantwortlichen obersten Angestellten dieser
Stadt. Darüber hinaus dürfen wir unseren Zorn gegen die noch praktizierte
Hundeverordnung in Sachen „Listenhunde“ nicht verhallen lassen".
Die Implosion der SPD in dieser Stadt könne er zwar mit einer gewissen
Genugtuung zur Kenntnis nehmen, aber die Tatsache, dass ein Jurist wie Ole
von Beust die von der Runde-Administration geschaffene Hundeverordnung
nicht in den Orkus versenkt sondern zusätzlich verschärft habe, bringe
ihn dazu festzustellen: "Vorsichtig Jungchen, Du gehörst nicht auf den
Stuhl eines Hamburger Bürgermeisters, Du musst da weg, wenn sich die Dinge
nicht in vernünftiger und fairer Weise hier entwickeln. Wer - wie die
verantwortlichen Politiker - geltende Gesetze missachtet, wer die
Erkenntnisse der Wissenschaft missachtet, hat im Rathaus dieser Stadt
nichts zu suchen und hat Glaubwürdigkeit, Würde und Vertrauen nicht
verdient".
Abschließend appellierte er an die Hundehalterinnen: "Sie alle - und Sie
allein und ihre Familien und Freunde - haben die Möglichkeit diesem
elenden Spuk ein Ende zu setzen: Erstatten Sie Strafanzeige und vor allem
- machen Sie von Ihren demokratischen Rechten Gebrauch - gehen Sie
massenhaft zur nächsten Bürgerschaftswahl!" Schrader rief dazu auf,
zukünftig keine Zeitungen des Springer-Verlages zu kaufen und riet den
Hundefreunden, den Fernseher abzuschalten, wenn "dieser große Junge mit
den Kuhaugen kommt: auch Herr Günter Jauch ist nur ein gekauftes Subjekt
und scheut sich nicht, Halbwahrheiten und Lügen zu verbreiten, wenn es RTL
nützt. Zum Schluss habe ich noch eine Bitte an alle Hundehalter: Zahlen
Sie ab sofort keine Hundesteuer mehr und versenden Sie massenhaft
persönliche Schreiben an ihr Bezirksamt, mit der Bitte um Nachweis
geeigneter Hundefreilaufflächen. Mal sehen, was dann passiert".
Ein letztes Mal schallte Renata's Song "Hundefreunde" über den
Rathausmarkt, bevor sich die unzähligen "Frauchen" und "Herrchen" mit der
bangen Hoffnung, dass ihr Protest bei den Verantwortlichen gehört wurde,
mit ihren Vierbeiner wieder auf den Heimweg machten.
Sponsoren und Unterstützer:
Unser ganz besonderer Dank gilt:
Renata, die mit ihrem Lied und ihrer Stimme unsere Demonstration zu einer
so runden Sache gemacht hat.
Piet von Baysound (www.baysound.de), der in Nachtarbeit den Song
arrangiert und aufgenommen hat.
Unseren Foto-Profis: Anke Korner (www.lebendige-photographie.de), Klaus
Thumser (www.redpoint.de) und Patrick Vives (0177-6955586) sowie Caroline
und Sabine.
Den zahlreichen Helfern, die Unmengen von Flyern, Buttons u.ä. unter die
Leute gebracht, als Ordner oder Fahrer fungiert oder anderweitig angepackt
haben
sowie den unzähligen Sympathisanten der Hunde-Lobby Hamburg, die mehr als
1.600 Euro in die Sammelbüchsen gesteckt haben.
www.ig-hundefreunde.de
www.hundelobby-hamburg.de
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