- Tierarzt

 

 

Tierarztpraxis                                                                     Frau Hannelore Majcen                                                                                                Friedrichstr. 

Dr. H.J. Plaul                                                                       45964 Gladbeck

 

 

Betr.: Demo am 25.11.2000  

Sehr geehrte Frau Majcen,

 von meiner Kundin Frau Kerstin Hegemann erhielt ich eine Einladung zu o.g. Demo mit der Bitte, eine Rede zum Thema LHV zu halten. Leider kann ich dieser Bitte nicht nachkommen, da ich lange vorausgeplante Termine habe, die ich nicht verschieben kann.

Dennoch möchte ich hier gerne meine Einstellung zur LHV bekanntgeben, die Sie ggf auf der Demo mit meinem Einverständnis zitieren können.

In meiner Praxis habe ich in der Hundeklientel ca. 10 % Anlage 1 + 2 Tiere. Ausser bei 2 Tieren, die aber von den Besitzern sehr gut gebändigt werden können, habe ich keine Probleme im Umgang mit diesen Hunden, sie lassen Untersuchungen, Injektionen etc. klaglos über sich ergehen und zeigen keinerlei Aggressionen, evt. die übliche Portion "Unwohlsein" (wie unsereins auf dem Zahnarztstuhl). Viele dieser "Kampfhunde" haben höchstens mit ihrem Gewicht zu kämpfen. Die Besitzer dieser Rassen sind vernünftige Menschen, Familien, aus allen Schichten - allerdings habe ich glücklicherweise keine "Milieu-Leute" dabei.

Ca. 40 % der Hunde in meiner Praxis (ohne Anlage 1+2) sind >40cm oder >20kg. In dieser Gruppe gibt es leider einige Individuen, denen ich mich mit grosser Vorsicht nähern muss. Oft sind auch die Besitzer nicht in der Lage, ihren Hund sicher zu führen, sie zeigen Angst vor ihren eigenen Hunden - aber ich bin ja der Tierarzt und soll dann mal machen.....- habe ja schliesslich studiert!!! Klar, dass diese Klientel wenig Spass macht. Ohne einzelne Rassen diskriminieren zu wollen sind besonders häufig Riesenschnauzer und Schäferhunde (v.a. deutscher und weisser) agressiv.

Die restlichen 50 % der Hunde in meiner Praxis sind <40ccm, <20kg und gehören nicht zu den Anlage-Hunden. In dieser Gruppe befinden sich die - für mich als Tierarzt!!! - gefährlichsten "Bestien"!!! Meine beruflich bedingten Verletzungen stammen zu 80 % aus dieser Gruppe (20 % durch Katzen!!). Durch so manchen Kampf-Zwerg-Biss war ich bis zu 3 Wochen berufsunfähig.... Viele kleine, nicht-erzogene Rasse- und Mischlingshunde versuchen mir nach dem Leben zu trachten, wenn sie erst mal vom Besitzer auf den Behandlungstisch gestellt wurden und sich nur noch meine Hände gegenüber sehen. Vernünftige Untersuchungen sind hier oft nur unter starker Sedation möglich!

Kurz:

1)       "Meine Kampfhunde" sind unproblematisch!

2)       Etliche andere Rassen zeigen sich mir gegenüber agressiver, sind für mich gefährlicher.

3)       Die meisten Verletzungen erleide ich durch Tiere, die nicht in der LHV NRW (ausser vielleicht durch §2 registrierte) aufgeführt sind.

Es ist natürlich unstrittig, dass das Gefahrenpotential beim Biss durch einen Anlage-Hund ungleich viel grösser ist, als durch einen Kampfzwerg, dessen Bisse man irgendwie weg steckt ohne gleich mit schaurigem Bericht in der Zeitung zu stehen. Aber meine ganz persönliche Erfahrung ist es eben, dass man durch diese übers Knie gebrochene Verordnung sooooo vielen guten Hunden unzumutbare (da mit artgerechter Haltung unvereinbar) Geisselungen in ihr Hundeleben bringt, Besitzer kriminallisiert, das Volk in Gruppen spaltet- und: man erreicht dadurch auch keinen grösseren Schutz für die Menschheit!!!!! Die sog. Bestien, die das grossen Unheil ausgelöst haben, wird es in entsprechenden Milleus immer und überall geben, rasse-unspezifisch da menschgemacht! Aber darüber ist schon so viel geschrieben worden, das verkneife ich mir hier.

Aus meiner persönlichen Sicht als Tierarzt wäre es mehr als wünschenswert, dass alle Besizter von Hunden (und Tieren überhaupt!!!) Sachkunde besitzen müssen !!! Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, stellt sich mir immer öfter als ein ignorantes Nicht-Wissen-WOLLEN dar! Meine Versuche, manche Besitzern erklären zu wollen, warum ihr Tier so oder so reagiert stösst auf DESINTERESSE oder wird ungläubig oder mit "na wennschon!" abgetan! Es gibt meist aus purer Unwissenheit so viel falsches Verhalten des Menschen gegenüber seinem Tier, auf das das Tier eben "unerwartet" (aber aus tierischer Sicht verständlich und nachvollziehbar) reagiert. (Übrigens beobachte ich dieses (Fehl)Verhalten auch bei der Kindererziehung in erschreckend zunehmendem Masse)

Fazit:

Diese Verordnung ist nicht geeignet, tatsächlich mehr Schutz fürs Volk zu bieten

Sie bringt Leid und Elend für viele Hunde (auch Besitzer leiden!)

Sie verstösst gegen das Tierschutzgesetz

(Der Mensch ist die Bestie!!!!)

 

Mit freundlichen Grüssen

Dr. Holm-Jürgen Plaul




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