BUNDNIS 90 DIE GRÜNEN

Im Abgeordnetenhaus von Berlin

PRESSEDIENST

Thema: Hunde

Claudia Hämmerling, MdA, erklärt:

Bock zum Gärtner gemacht

Senatorin Schöttler ist nicht bereit, die Testmethoden, nach denen "Kampfhunde" bewertet werden, öffentlich zu machen. Auf eine entsprechende Anfrage hat Frau Schöttler nicht geantwortet. Die Auswahl der Sachverständigen- und Wesensprüfer gibt weiteren Anlass zur Sorge, dass die Gesundheitsverwaltung nicht über die nötige Kompetenz und Sorgfalt bei der Erarbeitung und der Durchführung ihrer "Kampfhunde"- verordnung verfügt.

Einer der Gutachter ist Herr E., der als Züchter von "Kampfhunderassen" einschlägig bekannt ist. Er ist Besitzer von circa 100 Hunden. Dem Trend auf dem Hundemarkt hat er sich sofort angepasst. Statt der verbotenen American Staffordshire Terrier und Dogo Argentinos vermehrt er jetzt neue Ersatzrassen, zum Beispiel den nicht indizierten "Cane Corso", der mit 60 Zentimetern Schulterhöhe und 45-75 Kilogramm in der Tat ein adäquater Ersatz für einschlägige Kundenkreise ist.

In der Zeitung "Starke Hunderassen" (05.99) erklärte dieser Gutachter: "Man muss schon kaufmännisch denken und man kann es sich nicht erlauben, nach Nasen zu gehen. Ich habe zum Bespiel Hunde an Bordelle verkauft... ich muss sagen, diese Leute sind mit die besten Klienten...."

Herr E. darf nicht nur als Prüfer im Auftrag des Senats 200 Mark für jede "Kampfhunde"- Prüfung kassieren. Der Senat hat zwölf ausgesetzte "Kampfhunde" wegen überfüllung der Tiersammelstelle in einer Nacht- und Nebelaktion an Herrn E. abgegeben. Der Senat hat ihm hierfür je 750 Mark pro Hund gezahlt.

Wenige Tage später hatte Herr E. neun Hunde töten lassen. Dies bestätigte der Senat auf Anfrage (Kleine Anfrage Nr. 1111). Wir meinen, das ist Tierquälerei und rausgeschmissenes Geld.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus fordert aus diesem Anlass erneut Sachkunde- und Zuverlässigkeitsnachweis von Haltern grosser Hunde, Kennzeichnungspficht, Haftpflichtversicherung, Heimtierzuchtgesetz und aus aktuellem Anlass sorgfältige Auswahl seriöser "Hunde"-Prüfer.

 

Kleine Anfrage der Abgeordneten Claudia Hämmerling Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Abgeordnetenhaus von Berlin, vom 04.12.2000 über:

Illegaler Deal des Senats:

 6750,- DM an Privatperson für die Tötung von neun "Kampfhunden"

Ich frage den Senat:

1. Waren die Hunde bereits unter der Obhut des LEA bzw. des Bezirksamtes Neukölln aggressiv, für deren Verwahrung der Senat einer Privatperson in Wachow 6750,- DM bezahlt hat?

2. Wenn ja,

a) Wird der Senat gegebenenfalls Weiterbildungsmassnahmen für die BehördenmitarbeiterInnen organisieren, damit diese die Aggressivität von Hunden besser einschätzen können?

b) Auf welcher Rechtsgrundlage hat der Senat aggressive "Kampfhunde" abgegeben?

c) Auf welcher Rechtsgrundlage konnte eine Privatperson diese aggressiven "Kampfhunde" erwerben, deren Haltung in Brandenburg verboten ist?

3. Wenn nein,

a) Worauf führt der Senat den Umstand zurück, dass 9 von 12 "Kampfhunden" in der Obhut einer Privatperson nach der Zahlung des Judaslohns von 12 mal 750,- DM aggressiv geworden sind und von dieser sofort ohne Hinzuziehen eines Amtsveterinärs getötet wurden?

b) Weshalb will der Senat die 6750,- DM nicht zurückfordern, wenn die Hunde durch die "Betreuung" dieser Person aggressiv wurden?

c) Wie bewertet der Senat die Qualität der Unterbringung von Hunden, wenn die überlebenschancen nach einer Woche bei 25% liegen?

4. Wie ist es möglich, dass dem Senat keine Informationen über die Praktiken dieses vom Senat bestellten "Hundesachverständigen" vorliegen, obwohl bereits vor Monaten in Zeitungen und im Fernsehen dargestellt wurde, dass diese Person neue nicht verbotene "Kampfhunde"- rassen vermehrt?

5. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um als Sachverständiger im Auftrage des Senats "Kampfhunde" begutachten zu können?

6. Welche dieser Voraussetzungen hat diese Person erfüllt?

Claudia Hämmerling

4.12.00

 



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