Leinenzwang, eine Fessel für Hunde
Herausgeber:
Interessengemeinschaft Deutscher Hundehalter e.V.
Auguststraße 5, 22085 Hamburg
Inhaltsverzeichnis
7
Vorwort
Hunde an die Leine
9
Dipl.-Biologe Frank in der Wieschen,
Ethologe / Tierverhaltenstherapeut, Extertal
Ethologische Grenzen einer generellen Anleinpflicht
19
Dr. Dorit Feddersen-Petersen,
Fachtierärztin für Verhaltenskunde / Ethologin, Kiel
Ein schwerer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz
24
Prof. Dr. Sylvia Greiffenhagen,
Sozialforscherin und Fachbuchautorin, Esslingen
Die Kirche im Dorf und die Hunde in der Stadt lassen!
28
Dr. Michael Werner,
Ethologe, München
Der Hund bringt Natur ins Haus
30
Wolfgang Apel,
Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Bonn
Kein genereller Leinenzwang
32
Prof. Dr. Jürgen Unshelm,
Lehrstuhl für Tierhygiene und Verhaltenskunde der
Ludwig-Maximilians-Universität, München
Verhaltensstörungen durch das Anleinen
33
Prof.
Dr. Günter Pschorn,
Präsident der bayerischen Landestierärztekammer
Auch ein Maulkorbzwang ist nicht artgerecht
35
Hans Kolo,
ehemaliger Präsident des Landesverbandes Bayern
des Deutschen Tierschutzbundes
Ein erzogener Hund ist auch ohne Leine angeleint
36
Kölner
Tierschutzverein,
Die beste Leine ist die intakte Beziehung zwischen
Mensch und Tier
42
Urs Ochsenbein,
Hundeexperte und Sachbuchautor, Zürich
Wenn das Wohlbefinden herabgesetzt wird
43
Repräsentative Umfrage
Hundehalter sind vernünftig
Vorwort
Hunde
an die Leine ?
Hunde und Menschen sind in der ganzen Entwicklungsgeschichte in
einem System der wechselseitigen Abhängigkeiten verbunden. Dabei
waren Hunde dem Menschen immer selbstverständliche Begleiter und ein.
wesentlicher Bestandteil des Lebens und wohl auch der Lebensqualität.
Es ist aufgrund einer umfangreichen wissenschaftlichen Literatur heute
unumstritten, dass einem Hund ein prägender Einfluß im Bereich des
Sozialverhaltens, der kommunikativen Kompetenz, der Entwicklung von
Verantwortungsgefühl und der positiven emotionalen Stimulierung bzw.
des Ausgleichs von konfliktären Stimmungslagen zugesprochen wird.
Die Folge ist, daß sich Hundehalter gegenüber
Nicht-Hundehaltern durch ein höheres Ausmaß an Kontaktfreudigkeit, Fürsorglichkeit,
Ausgeglichenheit, Aktivität, Sensibilität und Emotionalität
unterscheiden .
Fernerhin kommt Hunden als sogenannten Co-Therapeuten in
Psychiatrie, Psychotherapie, in der Prophylaxe und Rehabilitation von
Kreislauferkrankungen, in der Kindertherapie, aber auch bei anderen
Risikogruppen der Gesellschaft eine wesentliche Bedeutung zu
Gerade für Kinder spielt der Hund im Rahmen von sozialen
Erziehungszielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Von besonderer
Bedeutung sind Hunde auch für ältere, insbesondere alleinstehende
Menschen. Wie man weiß, nimmt die Anzahl älterer Menschen an der
Gesamtbevölkerung ständig zu; schon heute sind 47 Prozent der
Seniorenhaushalte (ab 60 Jahre) Ein-Personen-Haushalte.
Die zentralen Risikofaktoren des alten Menschen, die seine
Lebensqualität und seine Lebenserwartungen in erheblichen Umfange
beeinträchtigen und bei deren Prophylaxe bzw. Milderung Hunde einen
erheblichen Beitrag zu leisten vermögen, sind u.a. Vereinsamung,
fehlende soziale Akzeptanz, Gefühlsverarmung, Unterforderung, Alltagsärgernisse,
Angst, Defizit an Körperkontakt.
So ist der Hund zu einem fest integrierten Bestandteil unserer
heutigen Gesellschaft geworden und gehört als einziges Heimtier zum
ständigen öffentlichen Bild. Daher auch steht der Hund bzw. die
Hundehaltung gelegentlich in der Kritik. Innerhalb dieser Diskussion
ist es vor allem die Forderung nach einer generellen Anleinpflicht für
Hunde in der Öffentlichkeit, die erhoben wird. Doc ein solcher
pauschaler Zwang geht von sehr vordergründigen Vorstellungen aus,
ohne dem Hund, seinem Halter und letztlich auch der Gesellschaft
gerecht zu werden.
Wissenschaftler (Ethologen, Kynologen), Tierärzte und Tierschützer
beziehen daher in den folgenden Beiträgen Stellung und begründen,
warum sie einen generellen Leinenzwang ablehnen.
Dr.
Dorit Feddersen-Petersen
Fachtierärztin
für Verhaltenskunde, Ethologin, Kiel
Ein
schwerer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz
Der Paragraph des bundesdeutschen Tierschutzgesetzes, der sich
mit der Haltung, Pflege und Unterbringung von Tieren auseinandersetzt,
ist der Paragraph 2, die sogenannte Tierhalternorm. Er besagt, dass
derjenige, der ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, dieses
seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren,
pflegen und verhaltensgerecht unterbringen muss; er darf die Möglichkeit
des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass
diesem Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt
werden.
Mit dieser Formulierung hat der
Gesetzgeber den neueren Erkenntnissen der Verhaltensforschung Rechnung
getragen. Die Begriffe Leiden und Schäden sind dabei keineswegs
allein an körperliche Schäden gekoppelt auszulegen: Leiden ist
auch für Tiere eine vom Individuum erfahrbare Befindlichkeit
(Tschanz, 1981), was bedeutet, dass Hunde als Lauftiere mit einem
(rasseabhängig, aber auch interindividuell unterschiedlich stark)
ausgeprägten Bewegungsdrang leiden, wenn ihrem angeborenen
Bewegungsbedürfnis, wie im Falle eines Leinenzwangs (Anleinpflicht),
so gar nicht Rechnung getragen wird. Der Begriff artgemäß ist
dabei so zu verstehen, dass auch die rassespezifischen Unterschiede
innerhalb einer Art zu berücksichtigen sind. Diese Unterschiede sind
gerade in bezug auf Haushunde beträchtlich. Für ausgesprochene
Laufhunde, wie etwa die Siberian Huskies, viel Jagdhunderassen,
Terrierrassen und natürlich die Windhunderassen, zeigt sich diese
Eigengesetzlichkeit ihrer angeborenen Verhaltensweisen sehr früh
in der Entwicklung, was eindeutig als Indiz für ein Bedürfnis, dem
in der Haltung und Behandlung (Laufmöglichkeit) Rechnung zu tragen
ist, gewertet werden muss (siehe: Feddersen-Petersen, Hunde und ihre
Menschen, Frankh-Kosmos).
Für etliche Rassen würden mit
einer Ausdehnung des Leinenzwangs im Stadtbereich die Mindestansprüche
bezüglich ihrer rassegerechten Haltung und Behandlung auf das
empfindlichste missachtet werden, was als schwerer Verstoß gegen den
Paragraphen 2 des Tierschutzgesetzes zu werten ist.
Was
geschieht für das Tier?
Wenn zielorientierte
Verhaltensweisen (die angeboren sind) ihre angestrebten Funktionen
nicht erfüllen können Beispiel: der Hund ist laufmotiviert, wird
jedoch an der Leine geführt oder er befindet sich überwiegend im
Zimmer -, sind reaktiv letztendlich Verhaltensstörungen programmiert:
Bei einer Entkopplung von Zielen
und Funktionen müssen die Verhaltensbedürfnisse unbefriedigt bleiben
und die Anpassungsfähigkeit solcher Tiere, die dann nach anderen
Verhaltensstrategien suchen, die erfolglos bleiben, wird überfordert.
Schließlich werden Verhaltensstörungen manifest, die als missglückte
Anpassungsversuche des Hundes aufzufassen sind, sozusagen als Ersatzlösung
für das verhinderte Erreichen des angestrebten Zieles (Beispiel:
Zerstörung der Wohnungseinrichtung oder Entwicklung von zwanghaften
Verhaltensweisen (Stereotypien), etwa ständiges Bellen u.v.a). Solche
Störungen resultieren immer dann, wenn Tiere missglückte
Anpassungsversuche
an völlig
artwidrige Umweltbedingungen unternehmen, quasi versuchen, in eine
neue Reizsituation zu gelangen, somit einen Ausgleich über das
Appetenzverhalten suchen. Stets angeleinte Hunde sind deshalb
insgesamt angespannter und unausgeglichener, sie fordern so auch weit
häufiger Rangauseinandersetzungen heraus als freilaufende
Artgenossen. Einige sind aggressiv, andere extrem unsicher, wodurch
wieder Gefahrenmomente
(Angstbeißen) entstehen können.
Hinzu kommt, dass alle Hunde hochsoziale Lebewesen sind, die
durch Leinenzwang daran gehindert werden, sich in artgemäßer Weise
mit anderen Hunden auseinander zu setzen (Imponiergesten,
Umeinanderlaufen, Anal- und Nasalkontrolle, Sozialspiele u.v.a. werden
erschwert oder behindert oder ganz unmöglich gemacht und immer
ist der Mensch dabei und beeinflusst seinen Hund, der durch diesen
verlängerten Arm zum
dominanten Menschen in der Regel angriffsbereiter ist als
unbeeinflusst!).
Hunde müssen lernen, miteinander umzugehen. Wie sollen sie
das, wenn sie stets oder überwiegend angeleint sind? So ist es nicht
erstaunlich, dass unter angeleinten Hunden stets die ausgeprägtesten
Aggressionen zu beobachten sind. Es kommt zu einem sozialen
Erfahrungsentzug, der als Folge dann wirklich bissige Hunde erzeugen
kann (siehe: Feddersen-Petersen, Hunde und ihre Menschen). Das
Gegenteil der Absicht wird also erreicht Problemhunde werden
geschaffen. Eine Beherrschung eines Hundes allein durch das
Anleinen ist abzulehnen: Hundehalter mit gut sozialisierten und an
Artgenossen wie Menschen gebundenen Tieren brauchen ihre Hunde nicht
dauerhaft anzuleinen. Ihre Hunde reagieren vorhersagbar. Was aber
geschieht, wenn sich gestörte, an der Leine zerrende, unsichere
Hunde, die Artgenossen nie richtig kennengelernt haben, losreißen?
Dann sind Beißereien vorprogrammiert.
Ein gut sozialisierter und gut dominierter (erzogener) Hund
macht, auch wenn er groß ist, keine Probleme beim Führen im Großstadtbereich,
wo man ihn vernünftigerweise in der Innenstadt etwa an die Leine
legen sollte (das ist ja auch kein Leinenzwang!) Er sollte jedoch
stets gut ausgelastet sein (sich austoben, laufen) und nur danach in
die Stadt geführt werden, wenn es denn nötig ist. Kleine unerzogene
Hunde an der Leine oder auf dem Arm fordern große oft zum Angriff
heraus. Auch auf Besitzer von Zwergrassen sollte dahingehend
eingewirkt werden, dass sie ihre Hunde erziehen.
Prof.
Dr. Sylvia Greiffenhagen
Sozialforscherin
und Fachbuchautorin, Esslingen
Die
Kirche im Dorf und die Hunde in der Stadt lassen!
Der amerikanische Verhaltensforscher Allan Beck erkannte schon
vor Jahren: Es gibt Menschen, die Hunde lieben, und es gibt
Menschen, die Menschen hassen, weil sie Hunde lieben.
Zu den Menschen, die Hunde lieben, gehören fast alle Kinder.
Bei den Hassern gibt es zwei Gruppen: Diejenigen, die sich durch Hunde
belästigt oder bedroht fühlen, und diejenigen, die an sich nichts
gegen Tiere haben. Im Gegenteil, sie lieben die Vierbeiner. Aber sie
meinen, in der Stadt Hunde zu halten, sei Tierquälerei, und deshalb
hassen sie die Tierhalter.
Damit kein Missverständnis entsteht: Ein strenges Hundeverbot
auf Spielplätzen versteht sich von selbst. Aber fragt man die
Stadtreinigungs- und Gartenbauämter deutscher Städte, dann zeigt
sich, dass die Sauberkeitsfachleute Hundedreck als ein absolut
zweitrangiges Thema klassifizieren. Ärger und immer mehr Kosten
verursachen nicht die Hinterlassenschaften der Vierbeiner, sondern der
Zweibeiner: Plastik, Papier, Kaugummireste, Glasscherben. Hinzu kommt
die tägliche Zerstörung von Spielplatzgeräten, Bänken und Zäunen.
Also bitte die Kirche im Dorf und die Hunde in der Stadt lassen!
Eine weitere Attacke gegen Stadthunde und ihre Besitzer kommt
auf leisen Pfoten, scheinbar ganz tierfreundlich daher: Das Stadtleben
macht die Hunde kaputt und degeneriere sie zu vermenschlichten Wesen.
Grundfalsch diese Behauptung: Es gibt Rassen, die weniger Bewegung
brauchen und mit ihrer städtischen Umgebung durchaus zufrieden sind.
Außerdem setzt diese Rede einen Begriff von Degeneration voraus, der
die biologische Situation verkennt.
Der Hund ist wie kein anderes Tier vom Menschen geprägt. Er
hat, wie sein Herr, einen Kulturprozeß durchlaufen, der ihn von
seiner Urform (über die es ohnehin Streit gibt) weit entfernt hat.
Ebensowenig wie ein Großstadtbewohner Ähnlichkeit mit dem
Neandertaler hat, gleicht der Hund dem Wolf oder dem Dingo. Wer den
heutigen Hund degeneriert nennt, muß auch den Menschen als
degeneriert bezeichnen.
Städter sind heute der Natur auf bedenkliche Weise entfremdet.
In Italien verbinden Kinder mit dem Wort Glühwürmchen nur noch
Prostituierte, und deutsche Stadtkinder kennen schon längst keine
Nutztiere mehr. Demnächst werden nicht einmal Ferien auf dem
Bauernhof noch echte Erfahrung mit Tieren vermitteln: Einen modernen
Stall darf kein Kind mehr betreten.
Früher gab es viele Tiere in der Stadt, und die Menschen
hatten bis in unser Jahrhundert hinein Gelegenheit, sie zu erleben:
Kleintiere im Hof, Pferde in vielerlei Funktionen. Es gab Tiermärkte
und Tierherden, von denen städtische Tornamen noch Kunde geben. Heute
sind vor allem neben Mäusen, Meerschweinchen, Vögeln und
Zwergkaninchen Hund und Katze übriggeblieben.
Diese Verarmung betrifft besonders Kinder und alte Menschen.
Kinder lernen im Umgang mit Tieren Rücksicht, Fürsorge und eine
Menge jener Sekundär-Tugenden, die wir zu Recht nicht mehr mit
Strenge und Strafen einbleuen wollen: Pünktlichkeit, Sauberkeit,
Ordnungssinn. Kinder erfahren Tiere als Tröster in Konflikten, die
sie mit Erwachsenen haben. Ein Hund ist zeitweilig der beste Freund
und unersetzbar.
Wer ein Heimtier hält, lebt gesünder und länger. Wer Tiere hält,
bleibt im Alter lebendiger und offener für seine Umwelt; alte und
apathische Menschen in Pflegeheimen werden durch ein Tier auf der
Station wieder aktiv.
Tiere tun vor allem einsamen Menschen gut und solchen, die, aus
welchen Gründen auch immer, am Rand unserer Gesellschaft leben: körperlich
und seelisch Kranke, auch Obdachlose. Stadtstreicher bekommen deshalb
in einigen Städten das Hundefutter vom Sozialamt bezahlt.
Der Umgang mit Tieren ist eine Grunderfahrung der Menschen. Wir
wissen, dass uns etwas fehlt, wenn wir uns nur mit Selbstgemachtem
umgeben und die Natur nicht mehr an uns heranlassen. Durch die
Heimtiere halten wir Anschluß an eine Welt, die uns immer ferner
wird.
Tiere entziehen sich unserer Gewohnheit, mit den anderen nach
der Soziologie des Akkusativs umzugehen: Beraten und Beschulen,
Beaufsichtigen und Bewachen, Begutachten und Betreuen. Tiere brauchen
Toleranz, Geduld und Einfühlungsvermögen. Sie funktionieren nicht
wie ein Auto aber gehören deshalb wirklich nur Autos in die
Stadt?
Dr.
Michael Werner
Ethologe, München
Der
Hund bringt Natur ins Haus
Sogar Menschen sind ein Teil der Natur. Alle Nahrung, von der
wir leben, entsteht aus biologischen, also natürlichen Vorgängen.
Selbst Gentechnik baut auf Natur auf.
Wir Menschen aber neigen zu einer maßlosen Selbstüberschätzung.
Wir meinen, die Götter in unserer erschaffenen Kunstwelt zu sein.
Dabei übersehen wir gern, wie krank sie ist.
Auch ein Hund ist noch Natur, bei aller Züchtung und
Domestikation, also nicht vom Menschen gemacht. Wer sich einen
anschafft, holt sich also ein Stück Natur ins Haus.
Und genau davor haben heute viele Angst. Aus Entfremdung von
der Natur ertragen viele Mitbewohner künstlicher Umwelten die
Begegnung mit allem nicht mehr, was unabhängig vom Menschen besteht,
sicher auch aus schlechtem Gewissen nach soviel gedankenloser Zerstörung.
Die Abschaffung der Natur ist eine Verdrängung. Früher sind Kinder
mit Tieren aufgewachsen und konnten im weiteren Leben selbstverständlich
mit ihnen umgehen. Heute wird man mit Computern und Autos groß. Natur
macht nur mehr Angst oder wird nur schön gefunden, wenn man sie auf
der heimischen Mattscheibe oder durch die getönten Fenster eines
Ausflugsbusses sehen kann.
Ein anderes Lebewesen stellt seine eigenen Ansprüche. Wenn man
heutzutage meint, sie einfach übergehen zu können, und Tiere
behandelt wir Maschinen, die sich nach Bedarf einsetzen, zwischendurch
abschalten und beliebig umbauen lassen, dann ist das eine gefährliche
Einstellung:
1.
Unser Verhältnis
zur Natur und damit unser aller Lebensgrundlage wird weiter zerstört.
Menschen, die so aufgewachsen sind, können nicht mehr verantwortlich
entscheiden. Politiker, die einen Leinenzwang vertreten, haben
offenbar nicht die leiseste Sachkenntnis, schlimmer, sie merken nicht
einmal, dass hier Sachkenntnis möglich und nötig wäre. Wir sollten
sie dafür bedauern was für eine arme Kindheit müssen sie
durchgemacht haben!
2.
Wer
verlernt, lebende Wesen zu verstehen, der behandelt am Ende auch
Menschen nur noch als Wirtschaftsfaktoren. Der eigene Hund zu Hause
kann den Blick für den Unterschied zwischen Leben und Funktionieren
lehren. Und davon hängt für uns und unsere Zukunft sehr viel ab; ein
Leinenzwang ist also auch eine soziale Frage.
Es geht also nicht nur um Bequemlichkeit in einer Plastik- und
Betonumwelt, sondern um naturfeindliche Zensur. Tiere soll es nur noch
als putzige Plüschfiguren geben. Am Ende wird dann vielleicht jede
Hundehaltung überhaupt verboten, wie in Reykjavik (Island). Der Hund,
der frei herumläuft, findet eher ein Versteck, wo sein Häufchen
nicht stört, als wenn er gezwungen ist, immer eng bei Fuß zu laufen.
Noch wichtiger: Er kann keine gesunden eigenständigen Beziehungen zu
Menschen oder zu anderen Hunden entwickeln. Er beißt eher als einer,
der frei laufen kann.
Ein Kampfhund wird nicht geboren, sondern durch bösartige
Erziehung erst dazu gemacht. Daran ändert auch die Leinenführung
nichts. Auch ein Auto ist nichts an sich Böses, sondern wird durch
unvernünftige Raser erst gefährlich. Niemand wird deshalb das
Autofahren überhaupt verbieten. Um bei diesem Beispiel zu bleiben:
die Zahl der Personenschäden im Straßenverkehr ist um so
unvergleichbar viel höher als die durch Hundebisse, dass nach der
angewandten Logik jegliches Autofahren sofort verboten werden müsste.
Auch daran sieht man die völlig verzerrten Maßstäbe, mit denen von
Naturphobie-kranken Politikern heutzutage gearbeitet wird.
Repräsentative
Umfrage
Hundehalter
sind vernünftig
In
einer repräsentativen Erhebung hat das Mafo-Institut, Schwalbach,
festgestellt, dass sich der überwiegende Teil der Hundehalter auch
ohne Leinenzwang in der Öffentlichkeit korrekt verhält. Der
Untersuchung zufolge leinen vier von zehn Hundehaltern (41 Prozent)
ihre Hunde grundsätzlich an. Und fast jeder zweite führt den
Hund in bestimmten Situationen an der Leine: beim Gang über die Straße,
wenn andere Hundehalter oder Leute entgegenkommen. Nur in etwa jedem
zehnten Hundehalter-Haushalt (12 Prozent) wird der Hund eigentlich nie
angeleint, wobei die Wohnsituation dies auch gar nicht erfordert.
Der Hund als Belästigungs- oder Störfaktor spielt so gut wie
keine Rolle. Selbst Nicht-Hundehalter geben zu 87 Prozent an, bei der
Begegnung mit einem Hund sich weder gestört noch belästigt zu fühlen.
Die Repräsentativerhebung zeigt auch, dass Hund als
Bereicherung der eigenen Umwelt erlebt werden. Jeder zweite Deutsche
(52 Prozent) freut sich, wenn er einen Hund sieht, nur 11 Prozent ist
das eher unangenehm. Jeder dritte (32 Prozent) mag Hunde sogar
sehr gern, lediglich die verschwindende Minderheit von 2 Prozent
mag Hunde überhaupt nicht.
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