WOLFSHYBRIDEN – HYSTERIE DER ZUKUNFT?

Tierschutzverein CANIS fordert gesetzliches Verbot von Wolf-Hund-Mischlingen

                                                (Mag. Alexander Willer)

 

Vor mehr als zwanzig Jahren setzte in den USA ein großer Zuchtboom von Wolf-Hund-Mischlingen ein. Zuerst wurden hauptsächlich der Deutsche Schäferhund und nordische Rassen wie der Siberian Husky mit Wölfen verpaart, später Dutzende andere Hunderassen. Das Ergebnis blieb immer niederschmetternd. Während die Hybriden in ihrem Äußeren oft ansprechend wirkten, blieben sie im Wesen instabil. Denn spätestens mit Erreichen der Geschlechtsreife erwachte das Wildtiererbe. Spät aber doch erreichte die Begeisterung für „Wohnzimmerwölfe“ auch Europa. Holland gilt als Hochburg und in Deutschland sind nach einer Umfrage der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V. 10.000-20.000 Wolf-Hund-Mischlinge im Umlauf, meist illegal. Und auch aus den osteuropäischen Staaten können Hybriden auf Wunsch importiert werden.

Der Wolf im Hundspelz

Genetisch sind Hund und Ahnvater Wolf fast vollkommen ident. Doch gerade der minimale Unterschied – das Wildtiererbe - wirkt sich im Verhalten des Tieres in Bezug auf die menschliche Zivilisation nachteilig aus. Da Wölfe ständig ihr Territorium markieren, werden Hybriden nicht stubenrein. Aufgrund ihrer hohen Intelligenz und ausgeprägten Neugier überwinden sie bis zu drei Meter hohe Zäune oder unterminieren sie ganz einfach. Eine weitere Eigenheit ist, daß diese Wolfsblute Gegenstände als ihr Eigen betrachten und daher auch bewachen, eine Couch kann so leicht zur „toten Beute“ werden, die vor menschlichen „Nahrungskonkurrenten“ verteidigt wird. Monty Sloan, Wolfsexperte im Wolf Park, Indiana, weiß davon ein Lied zu singen. Hybriden sehen in der menschlichen Familie mangels artgenösslicher Entsprechung ein „Ersatzrudel“, wobei der Mischling meist selbst einen hohen Status für sich beansprucht. Die für Wölfe zum Überleben wichtige natürliche Scheu vor Menschen fehlt dem Hybriden. Gleichzeitig erlernen die jungen Mischlinge nicht, wer ihre Beutiere bzw. wie diese zu jagen sind. Ein Kind, das hinfällt und schreit, kann so in akute Lebensgefahr geraten. Der Hybride tötet aber nicht, weil er „böse“ ist, sondern nach einem Jagdschema.

Was tun mit Hybriden?

Nicht wenige Wolf-Hund-Mischlingsbesitzer haben bis zur Geschlechtsreife wenige Probleme mit ihren Tieren. Ab dem 2. oder 3. Lebensjahr bricht das Wolfserbe meist schlagartig durch. Der Hybrid wird unberechenbar. Was mit Drohen und Knurren beginnt, endet nicht selten in Bissen. Das Tier wird zum Problem und landet im Tierheim, an der Kette oder wird schlicht und einfach im Wald ausgesetzt, in der irrigen Annahme, ein „Wolf“ werde schon überleben. Auch eine Gruppenhaltung von Hybriden ist fast immer unmöglich. Der Mischling ist damit zu lebenslanger Einzelhaft verdammt. Die beste Lösung bleibt daher ein explizites gesetzliches Zuchtverbot für Wolf-Hund-Mischlinge.

  

Zuchtverbot vonnöten

In Deutschland braucht jeder Halter eines Wolf-Hund-Mischlings eine Genehmigung. Und zwar deshalb, da die Spezies Wolf (Canis lupus) auf Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens steht und dadurch eine besonders geschützte Art im Sinne § 20e des Bundesnaturschutzgesetzes darstellt. Der Prozentsatz des „Wolfsblutes“ ist dabei unerheblich, egal ob 90% oder nur 10%, jeder Hybride fällt unter diese Schutzmaßnahme. Die Begründung ist logisch uns simpel zugleich. Hybriden können zwar gezähmt, aber niemals wie Hunde domestiziert werden, da der Prozeß der Domestikation erst über Hunderte von Generationen erreicht wird. Die Haltung von Wolf-Hund-Mischlingen unterliegt § 10 Abs. 2 der Bundesartenschutzverordnung. Für Transport und Vermarktung muß eine internationale CITES-Genehmigung eingeholt werden. Deutschland hat diesbezüglich eine ausreichende Gesetzeslage. Im Gegensatz zu Österreich, das kein diesbezügliches Bundesgesetz aufweist. Wölfe sind zwar ebenfalls reglementiert, nicht aber deren Hybriden. Wolf-Hund-Mischlinge zu züchten, bedeutet Tierquälerei, da für diese Hybriden kein adäquater Lebensraum gefunden werden kann.

Conclusio

Jedem Tier- und Hundefreund ist die Hysterie des Sommers 2000 noch in trauriger Erinnerung, als die tragische Tötung eines sechsjährigen Hamburger Jungen durch zwei Hunde eines stadtbekannten Kriminellen Boulevardpresse und Politiker gleichermaßen zu Hysterie verleitete. Stümperhafte, unwissenschaftliche und diskriminierende Rasseverbots-gesetze waren die Folge. Die Stimmung der Bevölkerung erfuhr eine Polarisierung in Hundefreunde und Hundegegner. Kommt es zu Beißvorfällen mit Wolfshybriden, wird der Graben noch tiefer und der Ruf nach der Endlösung für „Kampfhunde“ lauter. Leidtragend sind nicht nur unsere Hunde, sondern auch all jene, die sich für die natürliche Rückwanderung des Wolfes einsetzen. Leben wir mit unseren Hunden und lassen wir den Wolf dort, wo er hingehört – in der Wildnis.

 

 

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