- Leserbrief

Von:            „Werner G. P..................

An:                leserpost@stn.zgs.de

Gesendet:    Freitag, 19. Januar 2001

Betreff:       „Hunde mit mächtigem Biss“ – Art. Aus „Stuttgarter Nachrichten“ vom 18.01.2001 (jos)

 

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,

  bezugnehmend auf o.a. Bericht fällt es mir nicht leicht, Ihnen so zu antworten, wie ich es eigentlich müßte. Nämlich genau so unsachlich und wenig qualifiziert, wie der geistige Urheber dieser Angaben über die Beißkraft von so genannten „Kampfhunden“ es in Ihrer Zeitung vollziehen durfte.

Zunächst gestatten Sie mir eine kurze Vorstellung:

Aktiver DB-Lokomotivführer und Ausbilder (für DB-Cargo, Nah- wie Fernverkehr, ebenso am Fahrsimulator für IC) bin ich qua Beruf mit dem vertraut, was man gemeinhin mit „öffentlicher Sicherheit“ bezeichnet. Zudem halte ich seit 1968 so genannte „Kampfhunde“. Und dieses so problemlos wie andere ihre Dackel. Woraus Sie ableiten dürfen, daß ich mit der „Evolution“ dieser Spezies „Kampfhund“ vertraut bin. Doch dieses ist ein anderes Thema.

 

Meine Kritik bezieht sich auf die einleitende Passage, wo es heißt: „Die Beißkraft von Kampfhunden ist enorm: Sie beträgt bis zu 2, 8 Tonnen. Ein normaler Schäferhund bringt es auf 700 Kilo, ein Mensch auf 110.“

 

Ich möchte dem Initiator dieser Angaben nicht wehtun. Möglicherweise gehört dieser zu den Menschen, die glauben, was alles so in der Presse publiziert wird? Ein guter Redakteur sollte jedoch hiervon Abstand halten! Und hierzu gehört eine gute Recherche.

Fangen wir damit einmal an. Und setzen wir voraus, daß die Diskussion über so genannte „Kampfhunde“ bereits in den U.S.A. Ende der vergangenen 70-er, hierzulande etwa ab Mitte der 80-er begann.

Schon in den Staaten wurde damals publiziert, daß der „Pit Bull“ zwei, ja sogar dreifache Kiefergelenke haben sollte. Und gar zweifache Zahnreihen (mit 82 Zähnen). Auch dort überschlug man sich mit horrenden Angaben über die vermeintliche Beißkraft.

Fakt ist, daß Angaben über Beißkräfte von Hunden erstmals von Lindner, D.L., Maretta, S.M., Pijanowsky, G.J., Johnson, A.L. und Smith, Ch.W. im Jahre 1995 seriös ermittelt wurden. Hierzu sollte der Beitrag „Measurement of Bite Force in Dogs: A Pilot Study“ eingesehen werden. Veröffentlicht in „J. Vet. Dent.“, 1995, (12) 2; 49-54.

Die Ärzteschaft untersuchte anhand eines Transponders (Elektronik im Kauknochen) 48 Hunde. Es stellte sich heraus, daß die Beißkraft um so größer sein kann, wie die Rasse es ist. Die größte Beißkraft von sieben getesteten Rassen (ohne Pittbullartige) zeigte ein Rottweiler (1200 kp). Dabei schwankte die Kraft bei den vier getesteten Rottweilern zwischen 280 bis 1200 kp. Ein Retriever brachte es auf 480 kp. Gleiche Beobachtungen sind übrigens bei Schimpansen erfolgt, wo das größte Tier die höchste Kraft aufbringt.

Moxham und Berkowitz („The effects of external forces on the periodontal ligament; the response to axials loads“, in: “The Periodontal Ligament in Health and Disease”, Pergamon Press, New York (1982), pp. 249-68) wie Profitt et al. (“Occlusal forces in normal- and long-faced adults”, in: “ J. dent. Res.”, 1983, (62); 566-71) wiesen übrigens schon früher nach, daß die –hier wissentlich vorgenommenen Untersuchen von Menschen- Beißkräfte entwickeln können, die im Bereiche zwischen 100 bis 1300 kp variieren. Also sogar den Rottweiler übertreffen können! Die Meßapparatur heißt nebenbei Gnathometer.

Mit anderen Worten: Angaben über Beißkräfte von Hunden zu vertrauen, ist höchst unsicher. Der eine Vierfüßler beißt fest, weil er will, der andere eben nicht. Und Angaben v o r 1995 der jeweiligen Phantasie entsprungen sind!

Zwar gibt es (ohne Beißkraftwerte) von John B. Brunski und John A. Hipp noch eine frühere Untersuchung aus 1984 (vgl. „In Vivo Forces On Dental Implants: Hard-Wiring And Telemetry Methods“, in: „J. biomechanics”, Vol. 17, No. 11; pp. 855-60), doch wurden hier Versuche an vier Retrievern unternommen, die man zuvor narkotisierte und anschließend per Elektroschock zum Beißen stimulierte.

 

Wie also kommen Angaben über Beißkräfte von Hunden auf den Markt? Es ist dieses die eigentliche Frage!

Und dieses besonders extrem beim „Pit Bull“.

Blicken wir einmal zurück:

 

Die „BILD“ vom 23. Oktober 1991 wußte noch, daß dieses Untier mit „500 Kilo“ zubeißen sollte („Kampfhunde in ganz Berlin verboten“). Zahlen gab es ja damals noch nicht, der „Pilotversuch“ –ohne Pitbull, wie gesagt- erfolgte erst 1995. Unbewußt hat „BILD“ wohl hier eine Angabe erstellt, die der möglichen Wahrheit unter Berücksichtigung der ausgewiesenen Körpergröße am ehesten entsprechen könnte.

Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg schrieb über die Beißkraft 1991, also wo „BILD“ bereits eine Größe kannte(Motto: „BILD“ war dabei), es „fehlen aussagekräftige wissenschaftliche Untersuchungen“, veröffentlicht unter Az.: 1 S 2590/91 v. 18. Aug. 1992, S. 15.

1999 wissen „SPIEGEL“-Leser mehr: „Der Pitbull entfacht eine Beißkraft, die rund einer Tonne entspricht“. Die Verdoppelung des Beißwertes ist aufzufinden im Beitrag „Prozac im Futternapf“ der Ausg. 6/99, S. 172.

Im Januar des Jahres 2001 berichtete, hier erneut in „BILD“, Doris Bruckner über „Kampfhunde bissen den kleinen Volkan tot. Strafakte 7400 Js: ein Prozeß der Tränen“. Nach ihr soll „Zeus“ den Jungen bereits mit einer „Beißkraft von 2000 Tonnen im Kiefer“ getötet haben!

Der Gipfel dieser Zahngigomantie war jedoch in der „BERLINER ZEITUNG“ aufzufinden: Hier wußten die Redaktionen in der bebilderten Rassebeschreibung von sog. Kampfhunden beim Pitbull von einem Kieferdruck bis zu drei Tonnen (Ausg. 12. Okt. 1997).  Ein Wert, der nochmals am 29. Mai 1998 auf S. 26 ausgesprochen wurde und bis heute unübertroffen blieb!

 

Man muß sich fragen, wo die Sachlichkeit geblieben ist? Auf der redaktionellen Strecke jedenfalls. Wo unqualifizierte Angaben erhoben werden, die eigenen Phantasien entsprechen. Die ausgetobt werden.

Denn:

In „Mechanical Advantage in the Pit Bull Jaw – a paper submitted to the faculty of the biology department, Presbyterian College, in partial fulfilment of the requirements for Biology 401 (19 p.)” , bereits am 9. November 1988 veröffentlicht, kam Jesse M. Bridgers nach craniologischen Messungen und Vergleich verschiedener Hundeschädel zu dem Ergebnis, daß es keinerlei Beweise für die Annahme gäbe, daß die Beißkraft eines Pitbulls höher als bei in Größe und Stärke vergleichbarer anderer Rasse sei.

Die Untersuchung anhand Schädelformen ist nicht neu. Schon vor dem 1.Weltkrieg promovierte Bruno Baege mit einer vergleichenden Studie über die Englische Bulldogge. Er fand heraus, daß die Beißkraft eines Hundes anhand der anatomischen Merkmale des Schädels bei der Rasse am größten sei, die dem Urvater „Wolf“ am ähnlichsten sei.

Und dieses war – na wer denn wohl- der „Deutsche Schäferhund“!

Am Rande sei noch bemerkt, daß –dieses sicher unnötige und bedauernswerte- Opfer Volkan nicht zerfleischt wurde. Er starb, so in seriösen Veröffentlichungen nachlesbar, an durchbissener oder zerrissener Halsschlagader, wie die Obduktion ergab. Ich faxe Ihnen eine Übersicht tödlich verlaufener Beißunfälle in Deutschland zu (1968-1988), dem Zeitpunkt, wo in NRW der S.P.D.-Abg. Klütsch am 8. Sept. 1988 die Kleine Anfrage 1392 über „Unfälle mit Kampfhunden“ stellte, womit die politische Diskussion begann. Bei den aufgeführten 30 Todesfällen, wobei  in 18 Fällen Schäferhunde beteiligt waren, kam es wiederholt vor, daß der Tod durch einen Biß in die ungeschützte Halsschlagader ausgelöst wurde. Bestimmt dieses jedoch kein rassespezifisch „abnormes“ Verhalten ist.

Abschließend bleibt zu fragen, was es für einen Sinn ergibt, mit vermeintlichen Beißkräften zu wuchern?

Es dürfte jedem Opfer absolut egal bleiben, ob dieses nun mit 100 kp oder 3000 kp erfolgte. Und sicher wird dieses nicht getröstet werden können, wenn dieses durch durch so genannten Kampfhund erbracht wurde statt durch Rassen, die im Bewußtsein der deutschen Bevölkerung seit altersher vertraut sind, wie im Juristendeutsch bezeichnet. Hier zeigt sich die Unsinnigkeit von Beißkraftangaben und rassespezifischer Gefährlichkeitszuweisungen.

Erst indem man solche unqualifizierten Aussagen erstellt, erweckt man das Interesse an „vierbeinigen Waffen“, an „Hunden ohne Sicherungshebel“, um nur einige Pressedarstellungen zu nennen. Bereitet so den Markt vor, wo sich dann willfährige Vermehrer finden, die willensschwache Käufer finden. Hier liegt das eigentliche „Kampfhundeproblem“!

 

Gestatten Sie mir noch einen weiteren Rückblick zum Phänomen „Kampfhund“ und seinem Werdegang.

Hier am Beispiele Bayerns.

Dazu ist es notwendig, sich zunächst in den Gesetzentwurf der Staatsregierung Bayern „Gesetz zur Änderung des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes“ Drs. 273/91 vom 16. Aug. 1991 einzulesen.

Auf S. 5 heißt es : „Eine wissenschaftlich allgemein anerkannte Defination des Kampfhundes gibt es nicht. Um dem Bestimmtheitsgebot Rechnung zu tragen, wird der Begriff „Kampfhund“ in Abs. 1 Satz 2, 1. Halbsatz gesetzlich festgelegt.“

In den Beratungen wiesen der damalig verantwortliche Sprecher des bayerischen Rechts- und Verfassungsausschusses Dr. Grethlein und Andere wiederholt darauf hin, daß es keine „Kampfhunde“ gibt und der Begriff nicht haltbar sei (vgl. Sen.-Drs. 278/91 und 297/91).

In der 8.Sitzung am 28. September 1991 äußert sich der damalige Staatsminister Dr. Stoiber hierzu.: „Meine Damen und Herren, ich will jetzt nicht abschließend zu Ihren Bemerkungen Stellung nehmen, weil die Staatsregierung noch zu dem Votum des Senats, sollte er heute so, wie vom Ausschuß vorgeschlagen, befinden, Stellung beziehen will und das Kabinett nicht festlegen kann. Ich meine nur, es wird schwierig sein, vom Begriff „Kampfhund“ abzuweichen, weil dieser eben ein gewisser populistischer –wenn Sie so wollen- Terminus technicus- geworden ist, mit dem das Gesetz insgesamt umschrieben wird. Der Begriff ist prägnant.“

Stoiber selbst gab damals zu, daß populistische Erwägungen vorlagen!

Obwohl der Rechts- und Verfassungsausschuß anderer Meinung vorerst blieb, unterrichtete die Bayerische Staatsregierung mit Sen.-Drs. 304/91 am 8. Oktober 1991: „Die Staatsregierung hält an der Verwendung des Begriffs „Kampfhund“ im vorgeschlagenen Gesetzeswortlaut fest, auch wenn es sich dabei nicht um einen wissenschaftlich vorgeprägten Begriff handelt. Der Begriff „Kampfhund“ ist inzwischen in der öffentlichen Diskussion allgemein eingeführt.“

In der 5. Sitzung des Senats am 4. Juni 1992 (Prot. S. 87) sagte Dr. Grethlein abschließend: „Der Rechtsausschuß hat sich gestern dieser Auffassung des Berichterstatters ohne Diskussion einstimmig angeschlossen. Einwendungen zu erheben ist eine Möglichkeit, von der der Senat stets mit Zurückhaltung Gebrauch gemacht hat. Aus dieser Tradition schlägt der Rechts- und Verfassungsausschuß als Ergebnis seiner Beratungen in der Sitzung vom 3. Juni 1992 unter dem Vorsitz von Herrn Senator Burnhauser einstimmig vor, gegen das von Ihnen vorliegende Gesetz zur Änderung des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes, vom Bayerischen Landtag am 21. Mai 1992 beschlossen, keine Einwendungen zu erheben. Ich bitte Sie, ebenso zu beschließen.“

Damit war das Gesetz durch.

Populismus und Tradition liegen ursächlich diesem Gesetzgebungsverfahren zugrunde. Begleitend –so ist es in einem unlängst an eine Politikerin gerichteten Schreiben von einem der damals mitbeteiligten Experten zu lesen- suchte man sich aus einigen Büchern einige Rassen heraus, die -durch Printmedien vornehmlich verbreitet-  ein „Kampfhundeimage“  in sich tragen sollten!

Womit die bis dato eigentlich verantwortlichen „Beißer“ aus der Kritik waren. Die Presse, vornehmlich der „SPIEGEL“ und „STERN“, hatten nämlich bemerkt, daß der Deutsche Schäferhund nicht immer unbedingt gehorsam war (Hier nur Auswahl: „SPIEGEL“ 45/1980: „Volle Hosen“; 12/1985: „Gefühl des Sieges“; auch „Kamerad Hasso“ von Jürgen Bertram machte die Runde. N. Frank titulierte den Schäferhund im „STERN“ gar als „Mörder“ und „Pershing II im schwarzgelben Fell“).

Und in Bayern –so ermittelte der „SPIEGEL“ bereits in Ausg. 5/1976- gab es ausgedehnte Hundezuchtfarmen, die massenhaft Dackel und Schäferhunde produzierten und damit städtische „Hunde-Boutiquen“ belieferten. Man also gut daran tat, sich dieses um ein vielfach größere Wählerklientel nicht zu vergraulen. Und die nicht zu vermeidbare Diskussion zu begrenzen.

Denn die so genannten „Kampfhunderassen“ waren in ihrer gesamten Population in Deutschland damals allenfalls so stark vertreten, wie andere Rassen vielleicht in einem Monat „produziert“ wurden.

Der Schäferhundverband wußte damals um die Misere. In einer taktischen Meisterleistung in Form einer Pressemitteilung, gerichtet an die Parteien im Saarland, wo zuvor bereits über Maßnahmen gegenüber „Kampfhunden“ beraten wurde, distanzierte dieser sich von diesen Untieren und befürwortete gesetzgeberische Initiativen. Nachzulesen in einem stenographischen Protokoll des Saarländischen Landtages.

Schließlich gab es bereits seit 1983 von Dietrich Kolbe, der mit „Beißende Hunde in einer Großstadt. Seuchenhygienische Bedeutung, ethologische Aspekte und verwaltungsrechtliche Behandlung“ an der veterinärmedizinischen Fakultät der FU Berlin promovierte, eine Tabelle 4 mit „Rassenverteilung beißender Hunde“. Bei 1530 Berliner Vorfällen waren in 839 Fällen (54, 84%) Schäferhunde beteiligt. Kein einziger Vorfall jedoch mit so genannten „Kampfhunden“.

Jüngere Übersichten über tödlich verlaufene Beißunfälle mit Hunden in U.S.A. dokumentieren immer noch, daß die so genannten „Kampfhunde“ allenfalls am Rande auffällig geworden sind. Es gibt jedoch ein Pitbullproblem. Und zwar in der Art, daß der eigentlich auffällig gewordene Pitbull zumeist irgendeine nicht näher definierbare Verbastardierung ist. „pit bull-Type“ eben. Man nehme z. B. einen Deutschen Boxer. Und kreuze ihn vielleicht mit einem Bullterrier. Was kommt heraus? Der ordentliche Hundehalter gibt beim Ordnungsamt an: Boxermischling. Der Chaot protzt mit seinem Pitbull. Denn zumeist sind die Beißer nicht ordentlicher Rassehundezucht entsprungen, wo auf Blutlinien und Wesenseigenschaften in Generationen aufgebaut, eine überwachte Wurf- und Aufzuchtkontrolle erfolgt. Und aus tierschützerischer Sicht sogar die Geburtszyklen im Sinne des Mutterschutzes reduziert werden. Unter diesem Aspekt bleiben in fast allen Bundesländern auch die neuen Verordnungen wirkungslos, da der gewerbsmäßige Hundehandel nicht betroffen ist. Womit man sicher Klagen wegen eines möglichen Berufsverbotes vorbeugen möchte.

Abschließend darf ich Sie noch auf zwei Veröffentlichungen hinweisen.

Es ist zunächst „Dog-bite related fatalities – United States- 1979-1996“, Hg. Centers for Disease Control (U.S. Department of Health), in: “M(orbid) M(ortal) W(eekly) R(eport), May 30, 1997, (46); 463-67.

Sowie die erweiterte Übersicht “Special Report: Breeds of dogs involved in fatal human attacks in the United States between 1979 and 1998”, in “JAVMA”, Vol. 217, 6; Sept. 15, 2000; 836-40. Bekannte Autoren, wie u.a. Jeffrey J. Sacks und Randall Lockwood sind hier beteiligt.

 

Bleibt letztlich nur noch darauf hinzuweisen, daß der „Kampfhund“ ein Medienprodukt ist. Und die Presse –so wie in Sebnitz unlängst- erst die Verteufelung einleitete.

Sollten meine Ausführungen Sie bisher nicht nachdenklich gestimmt haben, müßten Sie es spätestens nach dem Lesen der Diplomarbeit von Petra Dressler über das „Medienspektakel um Kampfhunde“ werden (erschienen am 16. April 1999 an der HdK Berlin; 229 S. In 4°) . Hier hat sich einmal jemand der Mühen unterzogen und die Berichterstattung vornehmlich aus Berliner Tageszeitungen von 1995 bis 1998 ausgewertet. Es ist schon erstaunlich, mit welchen Aussagen hier bewußt  „Stimmung“ gemacht wurde. Und wie widersprüchlich in den verschiedenen Zeitungen über denselben Vorfall berichtet wurde. Wie zudem ausländische Vorfälle ungeniert übernommen wurden, um so die Horrorgemälde in deutsche Länder zu übertragen. Ein Gespinst von Phantasien und Panikmache. Kein Ruhmesblatt für seriöse Journalistenarbeit. Fürwahr.

 

Werner G. P............

   Die Statistik zu den Beißunfällen im Original (.jpg) - HIER!  neues Fenster!

 

Hier die abgetippte Version - am Ende noch mal  als .doc verfügbar!

 

 

1.      18. November 1968 ( Landau, Pfalz): 14 Tage altes Baby von Schäferhund totgebissen Vgl: Bleseke I, S. 57

 

2.      18. März 1971 (Wunsiedel (Ofr.): Vierjähriger von Schäferhund totgebissen Vgl. Bieseke I.S. 58

 

3.      2: Januar 1927 (Frankfurt/M): Schäferhunde bissen 73jährigen tot Vgl. Breitel / Luft: "Aggressives Verhalten von Hunden gegnüber dem Tierhalter", in: Archiv für Kriminologie, Bd. 151. Jan.-Jun. 1973, 4951, Bleseke I. 58

 

4.   23. 08. 1972 (o. O.): Doggen töteten 6-jährigen Knaben (vgl. HAENDEL: „Nochmals: Hunde können gefährlich werden. Deutsche Dogge tötet Kind“, in „Kriminalistik“, 1975 (29), 6, 268 - 269)

5.   23. 08. 1972 (o. O.): Doggen töteten 6-jährigen Knaben  (vgl. HAENDEL: „Nochmals: Hunde können gefährlich werden. Deutsche  Dogge tötet Kind“, in „Kriminalistik“, 1975 (29), 6, 268 - 269)

 

6.   25. April 1973 (Waiblingen), Der 10jährige Schüler St. F. von zwei Schäferhunden getötet Vgl. Bieseke I, 117-118

 

7.      23: März 1974 (Saarland): Deutsche Dogge tötete 6jähriges Nachbarskind (Derzeit nicht nachweibbar, da Kopie z. Zt.verlegt.)

 

8.      30. September 1974 (Herne): 12jähriger K.-D.K. von Schäferhunden getötet Vgl. Bieseke I, 97

 

9.      6. Oktober 1974 (Dinslaken): Der 8jährige T.B. von Schäferhunden getötet Vgl. Breitsamer, Fall 1 Bieseke I, 106

 

10.      Januar bis Juni 1976(Stadt im Schwarzwald): 69järige geitig behinderte Frau von zwei Schäferhunden getötet Vgl: Mittmeyer / Staak / Kraemer. "Über Verletzungsmuster und Identifizierungsprobleme bei Hundebissen", in: Archiv für Kriminologie, Bd. 157, Jan.-Ju. 1976, 172-178

 

11.      Januar bis Juni 1976: 49jähriger Alkoholiker von Spitz-Dackel-Mischling getötet Vgl. wie vor: Archiv für Kriminologie, bd. 157, Jan.-Jun. 1976, 172-178

 

12.  Sylvester 1997 (rödental b. Coburg): Zum Verhalten unserer Hunde. Wieder haben Schäferhunde Kinder getötet oder schwer verletzt" Vgl. Wehner in Kriminalistik, 1977, 3, 125-27. Anm. Es handelte sich um einen Leonbergerrüden und eine Schäferhündin, die einen 6jähr. Jungen so stark verletzten, daß dieser nach sieben Stunden verstarb.

 

13.  Januar 1977 (Karlsruhe): 5jähriger Junge von zwei Schäferhunden getötet (Derzeit nicht nachweisbar, da Kopie z. Zt. verlegt.)

 

14.  5. April 1977 (Berlin-Frohnau): Deutsche Dogge tötete den 3jährigen E.K. Vgl. Bieseke I, 77; Bieseke II, 80-92, Breitsamer, Fall 2

 

15.  13. August 1977(Delmenhorst) Schäferhund oder entlaufener Wolf? tötete 7jährigen Jungen Vgl. N.N. in Kriminalistik, 1977, 10, 474

 

16.  10. September 1979 (Rothenburg o.d.T.): Schäferhund zerfleischte 82jährige Vgl. Bieseke I, 59-60

 

17.  1982 (Berlin): Zwei Dobermannhunde töteten 6jährigen Jungen Vgl. Breitsamer, Fall 3

 

18.  1982 (Recklinghausen): Zwei Schäferhunde töteten 5jährigen Jungen und verletzten die abwehrende Tante Vgl. Breitsamer, Fall 4

 

19.  März 1983 (Raum Düsseldorf): 34jährige Frau von Ihrem Rauhhaardeckel und Schäferhund-Spitz-Mischling getötet Vgl. Mätzler: "Von Hunden getötet und angefressen" in Kriminalistik, 1983, 12, 634-6.

 

20.  1983 (München). Sibirischer Husky sprang durch ein Fenster und tötete 10 Tage alten Säugling Vgl. Breitsamer, Fall 5

 

21.  August 1984 (Straubing): Zwei streunende Schäferhundrüden töteten 79jährigen Pilzsammler Vgl. Breitsamer, Fall 6

 

22.  16. Januar 1985 (Hannover): Alte Frau von 31 Saluki-Windhunden zerfleischt Vgl. Bieseke II, 48, Breitsamer, Fall 7

 

23.  Anfang Januar 1985 (Nähe Nürburgring): Schäferhundrüde tötete junge Frau Vgl. Bieseke II, 48, Breitsamer, Fall 8

 

24.  28. Januar 1998 (Gießen): 10jähriges Mädchen beim Eisschlittern von zwei Schäferhunden getötet Vgl. Bieseke I, Breitsamer, Fall 9

 

25.  8 Februar 1985 (Straubing): Strafe für Besitzer von "Killerhunden", Schäferhunde hatten Rentner getötet und zwei Personen verletzt Vgl. Bieseke II, 48

 

26.  18 Mai 1985 (Flensburg): Zwei Schäferhunde fielen über Mädchen her - 11jährige totgebissen Vgl. Bieseke, 49, Breitsamer, Fall 10

 

27.  2. August 1985 (Peulendorf b. Bamberg): Jagdhund biß 3jähriges Mädchen tot Vgl. Bieseke II, 50

 

28.  6. August 1985 (Berlin): Biß Dogge 48jährigen zu Tode? - Hundebesitzer ehauptet: Biß stammt voneinem Schäferhund Vgl.Bieseke II, 50

 

29.  1. Januar 1986 (Lanelsheim-Bredelen b. Gosier): Rentner zerfleischt - die Polizei schoß nicht Vgl. Bieseke II, 123-139, Breitsamer Fall 11, auch Bild, Ausg. v. 2. und 3.1.1986, ferner Spiegel, Ausg. 17.2.1986, 104-112

 

30.  6. Februar 1986 (Frankfurt / M.): Zwei Deutsche Doggen bissen der 61jährigen Arztfrau B.M. die Kehle durch Vgl. Breitsamer, Fall 12

 

31.  1. Februar 1988 (Gammelsdorf in Bayern): Schäferhund biß alte Dame tot Vgl. Bieseke, 55

 

32.  5. November 1988 (Buchen im Odenwald): Pitbulls bissen Kopf ab - Hunde fielen über Züchter her Vgl. BiesekeII, 57

 

33.   November 1989 (Buchholz/Nordheide): Ein in der Familie lebender Mischlingshund tötet einen Säugling durch Abbeißen des Kopfes.

 

34.  20. März 1989 (Karlsruhe): Tod eines vierjährigen Jungen durch drei Schäferhunde, die auf dem Rückweg vom Hundeplatz waren.

 

35.  19. Mai 1989 (Ofterdingen): Tod eines 7jährigen jungen durch zahlreiche Bisse eines Schäferhundes.

36.  September 1990 (Berling-Falkensee): 11-jähriger Bernhardiner tötet seine Besizterin, bei der er bereits 10 Jahre lebte.

 

37.  Oktober 1990 (Lkr. Rottal-Inn): Rentnerin wird von Ihren drei Boxern getötet. (Berliner Morgenpost v. 17.03.1991)

 

38.  12. Juli 1993 (Bissendorf bei Hannover): Dogge fügt Mädchen tödliche Bißwunden zu.(FAZ, Ausg. v. 12.07.93 - Rubrik: Politik, 144 Worte)

 

39.  27. Juni 1994 (Bad Dürkheim): Knochentiefe Bißwunden - Im Juni 1994 fanden Beamten auf einem Bad Dürkheimer Feldweg die Leiche eines 67-jährigen Taxiunternehmers mit zahlreichen knochentiefen Bißwunden. Ein schwarzer Mischling aus Dogge und Jagdhund saß mit blutverschmierter Schnauze daneben und ließ keinen Helfer heran. (Rhein-Ztg. v. 27.6.94: Art:"Kampfmaschinen oder Freunde - An Hunden scheiden sich Geister, ferner FAZ v. 27.6.94: "tatsächlich habe es sich aber um eine Kreuzung aus "Dogge und Jagdhund" gehandelt "Mit einem Verhalten wie bei einem Rottweiler").

 

40.  3. November 1994 (Halberstadt): Kleine Meldungen (FAZ vom 3.11.1996: "Ein betrunkener Hundebesitzer ist am Dienstag in Halberstadt von seinem Schäferhund totgebissen worden") 87 Worte

 

41.  9. April 1996 (Arnsberg): Rottweiler beißen fünfjährigen tod - Tiere bewachten Bordell (FAZ nach dpa in Rubrik: Politik: "Zwei Rottweiler verletzten 5jährigen Jungen tödlich")

 

42.  10. Juni 1996 (Berlin-Charlottenburg): Vom Schäferhund umgerannte 86-jährige Frau erlag ihren Verletzungen  (Berliner Zeitung v. 10.6.1996, ressort: Lokales, Autoer: fh)

 

43.  10. Juni 1996 (Mörfelden-Waidorf): Kampfhund [Staffordshire-Terrier] biß 63-jährige Frau zu Tode (Berliner Zeitung v. 10.6.1996, Ressort: Nachrichten, dpa: Stuttgarter Zeitung)

 

44.  26. juni 1996 (Frankfurt/M): Kampfhund [angebl. American Staffordshire] verletzte 86jährige Frau so schwer, daß diese wenig später  im Krankenhaus verstarb (Berliner Zeitung v. 26.6.1996, Ressort: Nachrichten: "Auf einen Blick")

 

45.  23. Juli 1996 (drosendorf bei Bamberg): Kind durch Schäferhund getötet (Berliner Kurier v. 23.7.1996, Berliner Zeitung ebs., Ressort: Nachrichten, FAZ: "das Kind war 16 Monate alt" - 139 Worte)

 

46.  15. Februar 1997 (Zwickau): Kleine Meldung (FAZ in 66 Worten: "Ein Schäferhund hat am Freitag in Z.einen sieben Tage alten Säugling totgebissen")

 

47.  28. April 1998 (Bützow oder Dreetz in M.-V.): Theresa (6) von Rottweilern zerfleischt (BILD, Ausg. v. 28.4.98, in Dreetz, hier bissen drei r. die T. tot, FAZ, Ausg. v. 28.4.98, hier in Bützow und ein Rottweiler)

 

48.  11. Mai 1998 (Milow, Krs. Uckermarkt): Hundehalterin von eigenen Pitbulls getötet- Sie wollte ein Kind beschützen (Berliner Zeitung v. 13.5.98, Ressort: Lokales, Autor: Susanne Rost)

 

49.  14. Februar 1999 (Stralsund und Mechelen in Belgien): Aggressive Rottweiler töten zwei Kinder (Berliner Zeitung v. 15.2.99, Ressort: Vermischtes, FAZ, 15.2.99, Rubrik "Politik")

 

50.  2. Februar 2000 [Das Datum weist auf einen länger zurückliegenden Vorfall hin, der noch recherchiert wird.] (Frankfurt(M.): Freispruch für Hundehalter "Ein Hundehalter (22) in Frankfurt/M. wurde vom Vorwurfe freigesprochen, den Tod einer Frau (51) fahrlässig verschuldet zu haben." Grund: "Zur Tatzeit gab es in der Nachbarschaft sechs Rottweiler, und keiner weiß genau, welcher Hund die Frau gebissen hat?" (Berliner Kurier v. 2.2.2000, Ressort: Allgemeines

 

51.  4. März 2000 (Gladbeck): Hundeangriff. - Bissiger Rottweiler tötet 86-jährige Rentnerin. (Berliner Zeitung v. 6.3.2000, Ressort: Vermischtes)

 

52.  4. März 2000 (Untergruppenbach): Das Hunde-Chaos Zitat: "Nur wenige Wochen später (Anm.: hier nach zit. Pos. 50) reißt im schäbischen Untergruppenbach ein Labrador einem 24-jähigen die Halsschlagader auf - der Mann verblutet". ("STERN"- Nr. 39 v. 21.9.2000, s. 56 f,. Autor Günter Handlötgen, Originalbericht jedoch in "Heilbronner Stimme (Stadt)", Ausg. v. 3 und 5.5.2000)

 

53.  Der Fall des kleinen "Volkan"!

                                                    ***************************************

 

Noch nicht untersucht wurde die NRW - Beißstatistik (im Zeitraum von 1989 - 1997), worin ein Schäferhund für eine getötete Person verantwortlich angegeben ist.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

© Werner G. Preugschat

 

Wird Fortgesetzt!

 

Zu den Quellen:

Bieseke I: Bieseke, Detlef: "Wenn Adenauer Hunde geschlachtet hätte. - Die Selbstverwirklichung des Hundes durch Beißen. Eine Aufzeichnung des Schreckens", Berlin: Ararat 1986

 

Bieseke II: Wie vor. "Alle Hunde in den Himmel. - Bissiges zu einem Mißbrauch", Böblingen: Tykve 1988

 

Breitsamer, Franz: "Wenn Hunde Menschen töten - eine fachpolizeilische Untersuchung für die Praxis - Naturbedingtes Fehlverhalten der Tiere oder vorwerfbares Schuldverhalten der Menschen?", in: Die Polizei, 1986 (77), 8: 267-271

 

Nachdem zwei Rottweiler im Krs. Euskirchen ein dreijähriges Kind und dessen Mutter ebenso lebensgefährlich verletzten stellte in NRW der Abg. Klütsch am 8. September 1988 die Kleine Anfrage 1392 Unfälle mit Kampfhunden.

 

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