- Vorlesung

Gelesen von Peter Böttcher.

Das ist ein Bild!!!!!!!!!!!!!!!!

 

Nachtigal, ick hör Dir trapsen

 

Streicher, Julius (1885-1946)

Gauleiter von Franken, Begründer des antisemitischen Hetzblattes "Der Stürmer" sowie rabiatester Propagandist des Antisemitismus im Dritten Reich.

Streicher wurde am 12. Februar 1885 in Fleinhausen bei Augsburg als Sohn eines Volksschullehrers geboren und ergriff später selbst diesen Beruf. Während des Ersten Weltkrieges diente Streicher bei einer bayerischen Einheit und erhielt,

obwohl man ihn wegen Disziplinlosigkeit verwarnte, das Eiserner Kreuz Erster Klasse. 1919 war er Mitbegründer der nationalistisch-antisemitistischen Deutsch-Sozialen Partei, trat jedoch zwei Jahre später mit all seinen Anhängern

geschlossen der NSDAP bei. Er war einer der frühesten NSDAP-Anhänger in Nordbayern und wurde 1925 zum Gauleiter in Franken ernannt. Seine Teilnahme am  Hitlerputsch vom 8./9. November 1923 und seine Ausfälle gegen die Weimarer Republik führten dazu, dass er 1923 bis 1928 aus dem Schuldienst entlassen war.

1924 hielt er als NSDAP-Abgeordneter Einzug in den bayrischen Landtag.

Streicher war ein nimmermüder gehässiger Demagoge, dessen politischer Einfluss weitgehend auf den 1923 von ihm gegründeten "Stürmer" zurückzuführen war, den er bis 1945 herausgab. Dieses Wochenblatt war berüchtigt wegen seiner rüden Karikaturen, seiner abstoßenden Fotos von Juden, seiner Geschichten über Ritualmorde, seiner pornographischen Elemente und seines groben Stils. Als "Stürmer"-Kolumnist und auf endlosen Vortrags-Reisen erreichte Streicher Millionen von Deutschen, die er zu seinem Antisemitismus bekehren wollte. Ein System landesweit verbreiteter Schaukästen (Aushängekästen, die man als "Stürmerkästen" bezeichnete) trug erheblich zur Breitenwirkung des "Stürmers" bei. Sie waren in Parks, auf öffentlichen Plätzen, in Werkskantinen, an Straßenecken und Bushaltestellen aufgehängt und zogen so die Aufmerksamkeit auf sich. Die optische Wirkung, die rassistischen Schlagzeilen und die mit Skandalgeschichten gewürzten Texte verfehlten ihre Wirkung auf die Massen nicht.

Immer wieder brachte der "Stürmer" fettgedruckte Parolen wie: "Meidet jüdische Ärzte und Anwälte!" und veröffentlichte Listen jüdischer Zahnärzte, Kaufleute und Angehöriger anderer Berufe, um die Arier einen Bogen zu machen hätten. Wer diesen Rat ignorierte, lief Gefahr, sich eines Tages selbst in einer "Stürmer"-Liste wiederzufinden.

Leserbriefe mit Denunziation von Juden und von Deutschen, die zu ihnen hielten, waren ein weiteres Charakteristikum des "Stürmers", der 1935 behauptete, dass Woche um Woche etwas 11 000 Briefe dieser Art bei ihm eingingen. Diese "Pranger"-Spalte schuf ein Klima der Angst und Einschüchterung - dies nicht nur in Nürnberg, wo Streichers Einfluss überall spürbar war und sich auf alle Lebensbereiche auswirkte, sondern darüber hinaus in ganz Deutschland. Mit dem "Stürmer" hatte Streicher ein Druckmittel für die antijüdischen Maßnahmen der NS-Machthaber in der Hand. Schon 1933 hetzte er zur Verbannung der Juden aus öffentlichen Bädern, Vergnügungsstätten, staatlichen Schulen und anderen Orten.

Nachdem Streicher 1935 in Magdeburg eine Rede gehalten hatte, durften Juden keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen. Außerdem war Streicher mit Hilfe des "Stürmer" Initiator der Kampagne, die schließlich 1935 zu den Nürnberger Rassegesetzen führte.

Einer der begeistertsten "Stürmer"-Leser war Adolf Hitler, der erklärte, der "Stürmer" sei die einzige Zeitung, die er begierig von der ersten bis zur letzten Seite verschlinge. Zweifellos war es der "Führer", der Streicher protegierte, ihm hohe Ämter verlieh und als "Freund und Waffengefährten" pries, der niemals schwanke und in jeder Lager unerschütterlich hinter ihm stünde.

Obwohl Hitler von Streichers weitverbreiteter Unpopularität und seinem denkbar schlechten Ruf durchaus Kenntnis hatte, betrachtete er ihn als Mann von Geist und als außerordentlich nützlich, wenn nicht gar unersetzlich. Die primitiven

Methoden des fränkischen Gauleiters hielt er für sehr wirkungsvoll, besonders im Hinblick auf den "Mann auf der Straße", und er erklärte laut Hermann Rauschning (Senatspräsident von Danzig, stand mit Hitler auf vertrautem Fuß, NSDAP-Mitglied seit 1926), er gebe Streicher freie Hand, denn Antisemitismus sei die wichtigste Waffe im Arsenal der NSDAP.

Trotz wiederholter Forderungen, der "Stürmer" solle sein Erscheinen einstellen, weil er eine "Kulturschande" sei, ordnete Hitler persönlich an, dass nichts gegen das Blatt unternommen werden dürfe, und erklärte, Streichers Material sei unterhaltsam und sehr geschickt dargeboten. Die deutsche Öffentlichkeit schien ebenfalls dieser Ansicht zu sein, denn die Auflage des "Stürmers" stieg von 2 000 - 3 000 Exemplaren im Jahre 1923 auf 65 000 (1934) und näherte sich 1937 der halben Million. Sie schwankte, nahm zu, sank aber dann während des Krieges auf etwa 200 000. Selbstverständlich sicherte der Besitz eines so vielgelesenen Blattes Streicher ein beträchtliches Einkommen, um das ihn manch anderer Gauleiter beneidete.

Ebenso wenig ließen es die Mächtigen des Dritten Reiches Streicher gegenüber an Zeichen offiziellen Wohlwollens fehlen. So ernannte Hitler ihn im März 1933 zum Leiter des "Zentralkomitees" zur Abwehr jüdischer Greuel- und Boykotthetze". Im Januar 1933 wurde Streicher in den Reichstag gewählt, und 1934 erhielt er die Beförderung zum SA-Gruppenführer. Solange er als Gauleiter amtierte (d.h. bis 1939), stieg er in immer größerem Umfang ins Zeitungsgeschäft ein, bis ihm schließlich zehn Blätter - darunter die "Fränkische Tageszeitung" - gehörten.

Außerdem vergrößerte er sein Privatvermögen, indem er in seinem Machtbereich Juden enteignete und es Freunden ermöglichte, jüdische Häuser und Geschäfte zu einem Bruchteil ihres wirklichen Wertes zu kaufen. 

Durch sein Verhalten, seine sexuellen Eskapaden und seine zweifelhaften Geschäfte wurde Streicher sogar in den Augen seiner Gesinnungs- und Parteigenossen untragbar, und bis 1939 rissen die Klagen von Parteifunktionären über sein geradezu psychopathische Verhalten nicht ab. So bezichtigte man ihn der Vergewaltigung und der Quälerei politischer Gefangener. Außerdem hatte er sich angeblich über sexuelle Fähigkeiten anderer angesehener NS-Funktionäre lustig gemacht. So formierte sich eine massive innerparteiliche Opposition gegen ihn, die nicht einmal Hitler länger ignorieren konnte. Dass Streicher 1940 seiner Parteiämter enthoben wurde, war weniger seiner Käuflichkeit oder seiner Neigung zur Pornographie zuzuschreiben, sondern seiner Behauptung, *** Herman Göring sei impotent, und seine Tochter Edda das Produkt künstlicher Besamung.

Der erboste Göring schickte eine Kommission nach Franken, die Streichers geschäftliche Transaktionen sowie sein Privatleben durchleuchten sollte, was dann zu seinem Sturz führte. Dennoch durfte Streicher weiterhin als Herausgeber des "Stürmers" fungieren.

Am 16. Oktober 1946 wurde er in Nürnberg nach seiner Verurteilung durch das Kriegsverbrechertribunal gehängt.

Laut Gerichtsbefund erfüllte Streichers Hetze zu Mord und Vernichtung zu einer Zeit, da die Juden unter den furchtbarsten Bedingungen in Osteuropa ermordet wurden, den Tatbestand der "Verfolgung aus rassischen und politischen Gründen" und stellte ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar. Streicher selbst betrachtete seinen Prozess und seinen Tod als "Triumph des Weltjudentums", schritt mit dem zornigen Ausruf "Dies ist mein Purimfest 1946" zum Galgen und beteuerte dem toten Hitler noch einmal "ewige Treue".

Aus dem Buch "Wer war wer im Dritten Reich" ("Who's who in Nazi Germany") von Robert Wistrich, Harnack Verlag München

*** Übrigens: Hermann Göring war in den 30er Jahren Präsident des Tierschutzvereins, der größten deutschen humanitären Gesellschaft jener Zeit!!!

 



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