- Wesenstest |
Anforderungen an einenWesenstest und dessen
Prüfer.
Von
Jürgen Arndt Die
neue LHV-NRW sieht für viele Rassen einen pauschalen Maulkorb-
und Leinenzwang vor. Mit dieser Verordnung werden die Halter von
Hunden der Anlage 1 und 2 verpflichtet, durch den Maulkorb ihrem
Tier Leiden zu zuführen, also tierschutzwidrig zu handeln. Wer
dieses nicht mitmacht, kann mit einem Bußgeld von mehreren
Tausend DM belegt werden. Der Maulkorbzwang aus ethologischer Sicht Der
Maulkorb schränkt die hundische Kommunikation über die Mimik so
sehr ein, dass es unter den Hunden zu Missverständnissen und
Verhaltensstörungen kommen kann, da eine ungestörte
Kommunikation, welche für die Soziale Entwicklung und für den
Sozialfrieden zwischen den Hunden lebenswichtig ist, nicht
aufrecht erhalten werden kann. Hunde kommunizieren zu einem großen
Teil durch Mimik und Körpergesten, also einer Körpersprache. Diese
Missverständnisse entstehen, weil aus bestimmten Situationen
heraus einzelne bekannte Signale (hier die Gesichtsmimik) nicht
mehr erkannt werden, da der gezielte Bereich durch den Maulkorb
abgedeckt wird. Es
werden nur noch die Körpergesten isoliert gesehen. Nun verfügen
Hunde über einen reichen Umfang an Ausdrucksmöglichkeiten, wobei
die einzelnen Signale (Gesichtsmimik und Körperhaltung) sehr
vielseitig kombiniert werden und so etwas wie eine Sprache bilden.
Hieraus entsteht ein weites Feld des hundischen
Ausdrucksverhalten. Hunde, die nicht richtig kommunizieren können,
erleiden seelische Schäden und verkümmern, so dass sie sich
nicht mehr artgerecht entwickeln können. Die
LHV-NRW sieht unter bestimmten Voraussetzung für Hunde der
Rassenliste eine Maulkorbbefreiung vor, wenn diese unter anderem
einen Wesenstest durchlaufen haben. Problematisch sehe ich hier
die pauschale Annahme, dass bei den aufgeführten Rassen generell
von einer gesteigerten Aggression ausgegangen wird - als ein
Vorurteil, dass wissenschaftlich nicht haltbar und unbegründet
ist. Beurteilung der gesteigerten Aggression von Hunden Die
Individualgeschichte eines Hundes ist stets bedeutsam für dessen
Sozialverhalten, seiner Verträglichkeit oder Unsicherheit im
Umgang mit Artgenossen oder den Menschen. Wenn
Hunde aber dazu ausgebildet werden, den Menschen als Beute zu
sehen, so ist das ein Lernprozess, der gerade gesteigerte
Aggression gegenüber dem Menschen hervorruft. Das muss unbedingt
verhindert werden. Ein
anderer, hässlicher Aspekt von Aggression ist auch das bewußte
Leiden-lassen von Tieren, die sich dann irgendwann ihrer Haut
erwehren. Diese Aggression hat nichts mit einer gesteigerten
Aggression zu tun, sondern dient lediglich der Selbsterhaltung.
Auch die überwiegende oder ausschließliche Zwingerhaltung führt
zu Veränderungen der Verhaltensnormen durch mangelnde Umweltreize
des Hundes und können aggressives Verhalten auslösen. Für
die Beurteilung von Gefahren, die durch bestimmte Hunde ausgehen können,
ist der ethologische Sachverstand eine ganz wichtige
Voraussetzung. Für
eine Beurteilung und zur Feststellung einer Veranlagung zur Gefährlichkeit
ist eine sehr genaue Recherche zur Entwicklung und Lebengeschichte
des Tieres so wie Aussagen in Bezug auf das
Sozialverhalten/Aggressionsverhalten, Beuteverhalten usw. unumgänglich. Und
genau hier liegt das größte Problem. Unverantwortlich ist es,
wenn durch einseitige Beurteilungen und mit unzureichendem
ethologischem Sachverstand Verhaltensteste durchgeführt werden. Hier
liegt die große Gefahr der Falschbewertung und der mangelnden
Sorgfalt zu Grunde., Die schon mehrfach dazu geführt haben, dass
Tiere eingeschläfert oder ihren Besitzern entzogen wurden, damit
sie in Auffangstationen ihr restliches Leben fristen können. Oder
auch, dass gefährliche Tiere wieder auf die Gesellschaft
losgelassen wurden. Einige Fakten über Ausdruckssignale Eine
große Vielzahl an Rassen sind durch ihre Rassestandards, die sich
auf Kopf, Körperform, z.B. auf Haare, Hängeohren, Hautfalten
usw. beziehen, in ihrer mimischen Kommunikation, wie auch bei Körpersignalen
und andere Ausdruckssignalen in hohem Maße eingeschränkt. So
entfallen etliche Ausdrucksmöglichkeiten, um bestimmte innere
Zustände zur Übermittlung auszudrücken, einfach weg. Die
optische Kommunikation der Hunde ist also durch züchterisch
bedingte Reduktion von Ausdrucksmerkmalen, insbesondere im
mimischen Bereich oder durch chirurgische Eingriffe am Tier
(Kupieren) zum Teil gravierend vermindert worden. Um wenige Beispiele
herauszugreifen: Der
steife, stolzierende Gang des Chow-Chow, der unter den Hunden als
Imponiergehabe gewertet wird. Der
permanente sog. "Kamm" auf dem Rücken der Rodesian
Ridgebacks, der ein Erregungssignal ist und sowohl als Angst wie
auch als Aggression unter den Hunden verstanden werden kann. Der
durch Gesichtsform und Falten, sowie Hängebacken beinahe vollständig
in seiner Mimik behinderte Molosser, bei dem sogar ein
Lefzen-hochziehen als Drohgebärde kaum noch Signalwirkung hat.
Dasselbe gilt auch für Hunderassen, die durch eine übermäßige
Gesichtsbehaarung gehindert sind. Kennzeichnend
für die Übermittlung einer bestimmten Motivation ist stets der
Gesamtausdruck, resultierend aus allen mimischen
Kommunikationsformen und anderen Ausdrucksmöglichkeiten. Je mehr
Signale vorhanden sind , desto differenzierter ist auch das
Ausdrucksverhalten und desto weniger Probleme gibt es unter den
Hunden. Der Maulkorb schränkt das ohnehin schon reduzierte
Ausdrucksverhalten bei einigen Rassen noch weiter ein. Um
ihnen einen kleinen Einblick in die Komplexität des optischen und
akustischen Ausdrucksverhalten so wie das Aggressionsverhalten von
Hunde aufzuzeigen, habe ich hier eine Folie zusammengestellt mit
22 Verhaltensnormen nach Dr. Dorit Feddersen-Petersen und Dr.
Frauke Ohl. Agonistisches
Verhalten (Aggressionsverhalten) 1.
Imponieren 2.
Knurren und andere, lautliche Drohelemente 3.
Zähneblecken, Haarsträuben und andere visuelle Drohelemente 4.
Schnappen (ohne Körperberührung) 5.
Beißen 6.
Angreifen 7.
Fliehen 8.
Sich verkriechen (sich verstecken) Submissives
Verhalten (unterwürfiges
Verhalten) 9.
Sich ducken, Kopf einziehen 10.
Winseln, Fiepen 11.
Schreien 12.
Blickvermeidung 13.
Rückenlage 14.
Rückenlage mit Urinieren Kontaktverhalten 15.
Schwanzwedeln, Annäherung 16.
Spielaufforderung 17.
Lecken (Schnauze, die Hand des Menschen, Leckintentionen) 18.
Körperkontakt zum Menschen herstellen 19.
Begrüßungsbellen, Bellen mit Aufforderungscharakter 20.
Hochspringen am Menschen Rückzugsverhalten 21.
Sich abwenden 22.
Keine erkennbare Reaktion Die
einzelnen Verhaltensnormen können nie isoliert gesehen werden,
sondern werden ständig kombiniert. Auf dieser Weise wird vom Hund
eine differenzierte Aussage an seine Umwelt mitgeteilt. Die
Kenntnisse darüber reichen alleine noch nicht aus, um Wesensteste
durchzuführen zu können. So muß der Verhaltenstester auch in
der Lage sein, die nonverbale Kommunikation zwischen dem Halter
und dem Tier richtig zu bewerten. Viele Verhaltensnormen des
Halters haben Einfluss auf das Verhalten des Hundes auch während
eines Test, da der Hund in ständiger Kommunikation mit seinem
Halter steht. Hier ist der Stressfaktor (Prüfungsangst des
Halters) besonders zu sehen, die das Tier Akustisch geruchlich und
durch die Körpersprache seines Halters wahr nimmt und sein
Verhalten dem entsprechend beeinflusst (Stimmungsübertragung).
Das führt unter Umständen zu einer falschen Bewertung des
Hundes, wenn man ihn nur isoliert betrachtet. Der
Wesenstest soll nach dem politischen Willen gesteigerte
Aggressionen feststellen, also Aggressionsverhalten feststellen,
das über das normale Verhalten des Hundes hinaus geht und eine
Gefahr für andere Menschen darstellt. Nun gehört aber auch
Aggression zum normalen Verhaltensumfang des Hundes. Betrachten
wir aggressives Verhalten aus verhaltensbiologischer Sicht, so können
wir eine Hauptaussage treffen: Aggressivität hat viele Ursachen!
Das gilt sowohl für den Mensch als auch für das Tier. Aggressives
Verhalten basiert auf überlebensnotwendigen Ansprüchen
hinsichtlich: Raum
Nahrung
Fortpflanzungspartner
Betreuung
von Nachkommen u.a. und steht mit dem Territorialverhalten,
Sexualverhalten und anderen Funktionskreisen in Zusammenhang
(Gattermann 1993). Die
Reaktionen, Motivationen und Emotionen des Hundes müssen wir mit
diesem Hintergrundwissen betrachten. Ein aggressiver Hund befindet
sich in einer spezifischen Motivationslage, die von etlichen
Faktoren beeinflusst werden. Sein
Verhalten ist also von zahlreichen Einflüssen und Reizen abhängig
und ist somit Ausdruck
oder Indikator für den so differenziert wechselseitig
beeinflussbaren inneren Zustand des Tieres - in einer ganz
bestimmten Reizsituation. Aggressionsverhalten allein betrachtet,
ist somit zur allgemeinen Kennzeichnung eines Hundes - ob nun
defensiv- oder offensiv-aggressiv - zu einer Bewertung seiner Gefährlichkeit
gänzlich ungeeignet. Gerade
das Aggressionsverhalten ist als normalen und unerläßlichen
Bestandteil des Sozialverhaltens auch bei Haushunden, biologisch
korrekt einzuordnen. Um dessen Verhaltenssteuerung kausal
kennenzulernen, sind umfangreiche Kenntnisse zum
"Normalverhalten des Hundes" Vorbedingung. Das
agonistische Verhalten umfaßt zwei gegensätzliche Faktoren: das
offensive Aggressionsverhalten oder auch Angriffsverhalten und die
defensive Aggression oder das Abwehrverhalten; hinzu kommen alle
Elemente des Fluchtverhaltens. Aggressives
Verhalten offensiv/Angriff
Annähern
Demonstrieren
Imponieren
Angriffsdrohen
Angreifen defensiv/Abwehr
/ Flucht Beschwichtigen Submission/Flucht Abwehrdrohen/Flucht Abwehren/Flucht Kampf
> Abwehrdrohen <: Ausweichen/Flucht Angriff Beißen Ernstkampf Abwehrbeißen Aggressives
Verhalten kann allerdings in bestimmter Ausprägung und unter
besonderen Gegebenheiten auch Ausdruck eines gestörten
Umwelt-Verhältnisses und somit auch ein Indikator für
Verhaltensstörungen sein: so bei sozialen Reizen, die beängstigend
wirken, da sie dem Tier nicht vertraut sind, oder auch als
Ausdruck eines genetischen Defektes als Folge unbiologischer
Zuchtauslese. Die
Beurteilung des individuellen Aggressionsverhaltens eines Hundes
in bestimmten Situationen ist überaus zeitaufwendig und setzt
fundierte ethologische Kenntnisse beim Verhaltenstester voraus.
Dennoch stellen solche "Beurteilungen" auch jeden
Ethologen vor schwer lösbare Probleme. Meideverhalten Meideverhalten
ist eine grundsätzliche Verhaltensnorm des Hundes, weil die Natur
darauf ausgerichtet ist, unangenehme Situationen oder gar Beschädigungen
(Verletzungen) zu vermeiden. In der freien Natur gibt es keinen
Tierarzt der nach jedem Kampf Verwundungen heilen kann, und
deshalb ist der natürliche Instinkt der Hunde, Beschädigungen zu
vermeiden, weitgehend erhalten geblieben (z.B. Schaukämpfe bei Rüden).
Meideverhalten bedeutet auch, dass man sich einer
Konfliktsituation nicht aussetzen will. Stellt man einen Hund vor
der Wahl, eine bestimmte bedrohliche Situation zu vermeiden oder
bis in letzter Konsequenz auszutragen, so wird er in einen hohen
Prozentsatz der Fälle den Weg der Vermeidung vorziehen. Bedauerlich
ist, das Meideverhalten oft negativ angsehen wird, wenn man die
Aussagen von betroffenen Hundehaltern hört. Meideverhalten
bedeutet nichts anderes, als eine bestimmte Situation zu
vermeiden. Zum Beispiel aggressive Verhaltensnormen zur Konfliktlösung. Eine
Wesensüberprüfung stellt, wie wir soeben feststellen, in sich
schon ein schwieriges Unterfangen dar. Zum einen wird ein hohes Maß
an etologischem Fachwissen gebraucht und zum anderem Wissen über
das agonistische Verhalten von Hunden, um eine weitgehend
objektive Bewertung des Hundes durchführen zu können. Es
muss deswegen beherrscht werden, weil es Hunderassen gibt, die
durch züchterische Auslese ein reduziertes Ausdrucksverhalten
vorweisen. Hierzu gehören insbesondere die sog. Kampfhunderassen
wie Pitbull und Co. und auch Hunderassen mit langem Fell wie zum
Beispiel der Briard, bei dem das Gesicht fast vollständig durch
die Haare abgedeckt ist. Anforderungen an den Wesenstest Wir
haben vorhin den Faktor Mensch erwähnt, der Einfluss auf das
Verhalten des Hundes nimmt, besonders dann, wenn Stressfaktoren
vorhanden sind. Bei einem Verhaltenstest ist unbedingt darauf zu
achten, dass für den Halter Stressfaktoren minimiert werden um
kein verfälschtes Bild bei der Wesensüberprüfung des Hundes zu
erhalten. Während beim Hund Stressfaktoren langsam aufgebaut
werden müssen, um festzustellen, wie der Hund mit alltäglichen
Umweltreizen und Stressfaktoren umgeht. Wir
haben den Menschen, und den Hund mit seinem verhaltesbiologischen
Gesetzmäßigkeiten einzuordnen. Beide stehen in ständiger
Wechselbeziehung, und beide beeinflussen sich gegenseitig in ihrem
Verhalten (Hund-Mensch-Beziehung). Wie weit sich aber im alltäglichen
Leben der Hund-Mensch-Beziehung auf das Wesen des Hundes
ausgewirkt hat, kann nur durch eine Datenerhebung festgestellt
werden. Diese Anamese sollte die Zuchtstätte, die Zuchtlinie, die
Umweltreize des Welpen in den ersten acht Lebenswochen,
Krankheiten des Tieres und den alltäglich Umgang seit der 9
Lebenswoche mit dem Tier und den Halter beschreiben. Aufgrund
dieser Daten kann der Verhaltenstester, bevor er die eigentliche
Wesensüberprüfung am Hund durchführt, ein Verständnis für das
Hund-Mensch-Gespann gewinnen, das ihm bei der Bewertung des Tieres
sehr hilfreich ist. Das
Tier soll mit einer Vielzahl von Stimulationen konfrontiert
werden, insbesondere solchen, die bekannterweise
Aggressionsverhalten bei Hunden auslösen. Zur Erinnerung noch
einmal: aggressives Verhalten ist ein normaler Bestandteil des
hundischen Ausdrucksverhalten. Entsprechenden Reizen muss der Hund
begegnen können, ohne dass es zu Ernstkämpfen (Eskalationen) mit
Artgenossen oder Menschen kommt. Hiermit
ist nicht gemeint, das mit Gegenständen auf den Hund
eingeschlagen wird um seine Reizspanne zu testen, sondern dass
alltägliche Umweltreize und Stresssituation das Tier zur einer
Konfliktsituation führen, die es lösen muss. Und nur dieses Lösungsergebnis
des Tieres ist zu bewerten. Da
bei einem Lösungsergebnis verhaltensbiologische Gesetzmäßigkeiten
des Halter und des Hundes mitwirken, ist das Ergebnis immer
differenziert anzusehen und dann entsprechen der Verhaltesbiologie
vergleichend zu bewerten. Genaue Beobachtungsgabe ist hier also
gefordert, bevor es zu einer endgültigen Entscheidung einer
Testfrage kommt. Das
Ergebnis sollte in drei Stufen bewertet werden: 1.
als normal, 2.
als unerwünscht, 3.
als nicht akzeptabel. Sollte
die Bewertung als nicht akzeptabel erfolgt sein gilt dieser Test
als nicht bestanden. Dann muss man auch fairerweise, um die Öffenlichkeit
vor Gefahren, die von diesem Hund ausgehen können zu schützen,
diesem Hund eine Maulkorbpflicht auferlegen. Bei einem eindeutig
identifizierten aggressiven Hund können Sie mit einem Maulkorb
nicht mehr allzuviel zerstören. Die
Anforderung, die an einen Verhaltenstester gestellt werden, haben
wir zum Teil eben gehört, was es dringend erforderlich macht,
dass die Qualifikation eines Bewerbers, zum Verhaltenstester im
vorhinein überprüft werden muss. Die
Erfahrung in der Vergangenheit haben gezeigt, dass mit
unterschiedlichen Methoden und Ansichten Wesensüberprüfungen
durchgeführt wurden, die in ihren Inhalten und Aussagen nicht
ausreichten, um auch von einer qualifizierten Überprüfung des
Hundes sprechen zu können. Hier ist dringender Handlungsbedarf
erforderlich. Anforderung an der
Verhaltenstester: Der
Verhaltenstester sollte eine Persönlichkeit sein, der folgende Fähigkeiten
in sich vereinigt. Ethologische
Fachkompetenz Soziale
Kompetenz Organisatorische
Kompetenz Persönlichkeitskompetenz
(Aufrichtigkeit, Objektivität, Neutralität usw.) die
Fähigkeit, systematische Problem- und Situationanalyse durchführen
zu können. Die
Wesensüberprüfung sollte im wesentlichen aus drei Teilen
bestehen. 1.
Lebensbedingungen des Hundes, die er täglich erlebt. Der
Lebenslauf von der Zuchtstätte bis zum heutigen Tag muss erfasst
werden, um Rückschlüsse auf
Verhaltensnormen schließen zu können, die durch äußere
Umweltreize und Motivationsformen, wie Ausbildung, Präge- und
Sozialisierungsphasen usw. sich entwickelt haben. 2.
Sachkenntnis des Halters. 3.
Die praktische Überprüfung von Verhaltensnormen des Hundes auf
gesteigerte Aggression, wo bei hier rassespezifische
Verhaltensnormen berücksichtigt werden müssen. Schlußwort In
den von mir bis jetzt durchgeführten Wesenstests habe ich ein
erschreckendes Bild in der Hund-Mensch-Beziehung feststellen müssen.
Viele Hundehalter wissen nicht, was sie am anderen Ende der Leine
führen. So fehlt vielen die nötige Sachkenntnis, insbesondere über
die Sozialstruktur des Hundes. Häufig auch mangelnde Kenntnisse
über nonverbale Kommunikation mit dem Hund, welches dann zu
Missverständnissen führt. Viele können schlichtweg ihren Hund
nicht "lesen. Eine
wichtige Aufgabe für den praktizierenden Hundelehrer oder auch
Hundeerzieher sollte es sein, Hundehaltern das Sozialverhalten bei
Hunden näherzubringen. Ein besseres Hundeverständnis ist als
wichtige Prophylaxe für "Mißverständnisse" und
Haltungsprobleme im Bereich individueller Mensch-Hund-Beziehung
erforderlich. So bestimmen doch etliche Umwelteinflüsse,
insbesondere Erfahrungen in der frühen Ontogenese, das
Aggressionsverhalten und die Aggressivität des Hundes beträchtlich.
Darunter
fällt auch die mangelnde Beschäftigung und Aufgabenstellung an
das Tier, das heutzutage nicht mehr gefordert wird und unter
zunehmender Langeweile leidet. Ein Hund ist ausgeglichen, wenn er
eine Aufgabe erfüllen kann. Übergriffe
auf Menschen gehen nicht selten von nicht rassegerecht gehaltenen
Hunden mit besonderen Umweltansprüchen aus: Jagdhunde (auch die
Laufhunderassen), Schlittenhunde, Hütehunde, Schutzhunderassen
und Wachhunde benötigen ihren genetischen Anlagen entsprechend
Freiraum, Arbeit und körperliche Auslastung. Werden
Hunde reizarm gehalten, so dass sie zielorientierte
Verhaltensweisen die ihnen ja angeboren sind, nicht mehr erfüllten
können (z. B. ein lauf- oder stöbermotivierter Hund, der überwiegend
in der Wohnung sitzen muss), so werden sich schließlich
Verhaltensstörungen entwickeln. Wenn die Verhaltensbedürfnisse
unbefriedigt bleiben, ist die Anpassungsfähigkeit des Tieres überfordert,
weil Ziele und Funktionen des Verhaltens immer wieder entkoppelt
werden. Ein Hundehalter sollte sich genau überlegen, für welche
Aufgaben die Rasse, die er sich ausgewählt hat, gezüchtet wurde,
bevor er sich ein Tier daraus ins Haus nimmt. Er
muss seinem Hund den Anlagen gemäß ein Betätigungsfeld bieten können,
sonst sind Probleme vorprogrammiert. Dieses
macht es erforderlich, dass ein einheitlicher Hundeführerschein
entwickelt und eingeführt wird, die der angehende Hundehalter zu
absolvieren hat, bevor er sich einen Hund zulegen kann. Wie beim
normalen Auto-Führerschein auch. Und vielleicht macht es sogar
Sinn, ein Klassen-System wie bei diesem einzuführen, dass
Hundehalter, deren Führungseigenschaften allenfalls für
Kleinhunde ausreichen, nicht plötzlich mit einem 60 Kg Hund an
der Leine auftauchen, den sie nicht gehalten kriegen. Literaturverzeichnis: ARNDT,J
(1998) Kommunikation Zwischen Mensch und Hund.
Ausbildungsleitfaden für Rettungshundeführer. ARNDT,J
(1999) Körpersprache des Hundes. Ausbildungsleitfaden für
Rettungshundeführer. ARNDT,J
(1999): Situationsanalyse und Techniken zur Problemlösung in der
Hundeausbildung. In: Der Rettungshund. Arbeitshandbuch für Hundeführer
und Ausbilder. RH - Verlag, Lohmar: 6.3.1- 6.3.8. ISBN-Nr.: 3 -
9807052 - 0- X. BLOCH,G
(1997) Der Wolf im Hundepelz. Westkreuz-Verlag ISBN 3-929592-31-2 FEDDERSEN-PETERSEN,
D. (1989) Hundepsychologie, Kosmos Verlag ISBN 3-440-05589-2 FEDDERSEN-PETERSEN,
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Lohmar: 2.2.1.1 - 2.2.1.46. ISBN-Nr.: 3 - 9807052 - 0- X. FEDDERSEN-PETERSEN,
D. und OHL,F (1995) Ausdrucksverhalten beim Hund, Gustav
FischerVerlag ISBN 3-334-60867-0 OHL.F.
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(1999): Hunde im Stress. In: Der Rettungshund. Arbeitshandbuch für
Hundeführer und Ausbilder. RH - Verlag, Lohmar: 3.4.1.1 -
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