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Brief der PDS - zum Themas |
Berlin, den 28.7.2000
Sehr geehrte ............, vielen Dank für Ihre E-Mail. Als Tierschutzbeauftragte der PDS-Bundestagsfraktion möchte ich diese zuständigkeitshalber wie folgt beantworten: Die Diskussion über sogenannte Kampfhunde in Deutschland hat sich aufgrund des schrecklichen Unfalls in Hamburg stark zugespitzt. Auf die Problematik hinzuweisen ist schon lange überfällig, denn der Tod oder die Verstümmelung von Menschen durch Kampfhunde ist nicht hinnehmbar.Einige Medien sowie gewisse Politiker haben die Stimmung in der Bevölkerung jedoch dazu genutzt, einen nicht mehr nachvollziehbaren Hass auf große Hunderassen zu entfachen. Um nicht missverstanden zu werden, Angriffe von Hunden auf Menschen sind nicht tolerierbar. Deshalb ist die konsequente Durchsetzung der gesetzlichen Bestimmungen zur Verhinderung der Zucht von Kampfhunden und die entsprechenden Schutzmaßnahmen vor dem Bestand dieser Tiere notwendig. Aber die Kampfhunddiskussion wurde auch dazu benutzt, der Öffentlichkeit mal endlich wieder vermeintliche Handlungsfähigkeit von Politik zur Durchsetzung von "Recht und Ordnung", vorzuführen. Hier konnte billig gepunktet werden und kein Schreckensbild war billig genug, als das es die Medien nicht dankbar aufgenommen hätten. Haben sich jedoch Politikerinnen und Politiker auch vergleichbar engagiert, als wieder einmal Asylbewerber und Asylbewerberinnen gehetzt oder totgeschlagen wurden? Die Hysterie, mir der stellenweise die Kampfhundediskussion geführt wurde, eignet sich hervorragend, um von vielen Problemen in diesem Land abzulenken. Und die Medien haben es verstanden, eine explosive Stimmung in der deutschen Bevölkerung zu schaffen. Leider haben es auch unverantwortliche Züchter und Hundehalter geschafft, aggressivste Hunde zu züchten, obwohl es schon seit einigen Jahren ein Gesetz gibt, das diese Züchtungen verbietet. Einige wenige Hundehalterinnen und Züchter haben somit vielen anderen, die mit Liebe ihre Hunde pflegen und eben keine Aggressionen herauszüchten, diskreditiert. Tierschützer weisen schon seit langem auf dieses Problem hin, aber bis dato wurde seitens des Gesetzgebers fast nichts unternommen. Momentan ist die Stimmung in der Gesellschaft so aufgeheizt, dass eine differenzierte Diskussion zum Thema aggressive oder große Hunde weitgehend unmöglich ist. Deshalb ist es notwendig schnellstmöglichst ein Heimtierzuchtgesetz zu verabschieden und gegen Aggressivzuchten, egal welcher Hunderassen, vorzugehen. Dazu gibt es von den Züchterverbänden genügend Vorschläge. Rasselisten, wie sie gegenwärtig benutzt werden, differenzieren dagegen nicht - denn es gibt keine aggressiven Hunderassen per se, sondern aggressiv gemachte oder aggressiv gezüchtete Hunde, wenngleich die Folgen eines Bisses je nach Konstitution und Beißkraft natürlich unterschiedlich ausfallen. So gab es in den achtziger Jahren beispielsweise auch ernste Probleme mit aggressiv gezüchteten Schäferhunden. Zahlreiche Totbisse von Kindern führten zur Selbstverpflichtung von Züchtern, diese aggressiven Züchtungen zu beenden, was auch geschah. Ich bin der Auffassung, daß auch heute nicht nur die Hundehalter, sondern auch die Zuchtverbände eine Verantwortung für das die Sicherheit der Bevölkerung tragen. Sie müssen sich vehement gegen die "schwarzen Schafe" bei Züchtern wenden. Ziel muß es sein, die Züchtung aggressiver Hunde auszuschließen. Somit werden umgekehrt auch die Aggressionen vieler Bürgerinnen und Bürgern gegenüber Hunden abgebaut werden, so dass es wieder zu normalen Verhältnissen zwischen Hundebesitzern und Nichthundebesitzern kommen könnte. Dass es weiterhin einige wenige Hundebesitzer geben wird, die ihre Tiere als Statussymbol missbrauchen und entsprechend scharf machen, ist allerdings auch durch friedfertigste Züchtungen kaum zu verhindern. Die PDS im Berliner Abgeordnetenhaus hat deshalb einen Antrag zur Einführung eines Hundeführerscheins eingereicht. Ich halte diesen Vorschlag für machbar und meine, dass hiermit auch Ängste von Menschen abgebaut werden können. Auf der anderen Seite würden HundebesitzerInnen lernen, wie mit Hunden umzugehen ist. Eine sachliche Diskussion muß endlich die Hysterie in der Kampfhundedebatte ersetzen. Es ist notwendig und möglich, gemeinsam mit Tierschutz- und Züchterverbänden Lösungen zu finden, die allen Seiten gerecht werden. Mit freundlichem Gruß Eva Bulling-Schröter
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