Jetzt will der Senat einen Hunde-TÜV

Ab Herbst sollen alle Hunde - vom Yorkshire-Terrier bis zum Pitbull - nach ihrer individuellen Gefährlichkeit beurteilt werden.


Von Karsten Broockmann

Hamburgs Hundehalter müssen sich ab dem Herbst auf tief greifende Veränderungen einstellen. Dann - so will es nach gegenwärtigem Verhandlungsstand die Mitte-Rechts-Regierung - kommt der "Hunde-TÜV".
   Er soll die Hundeverordnung, die nach der tödlichen Attacke zweier Kampfhunde gegen den sechsjährigen Volkan im Sommer 2000 erlassen wurde, ersetzen. Das heißt auch: Die Rasseliste, in der 14 als besonders gefährlich geltende Hunderassen aufgeführt sind, wird gestrichen.
   Alle Hunde, vom Yorkshire-Terrier bis zum Pitbull sollen dann nach der "individuellen Gefährlichkeit" beurteilt werden. Darauf hat sich der dreiköpfige Arbeitskreis Tierschutz der Hamburger Regierungskoalition geeinigt.
   Mit dem "TÜV für Hund und Halter" will der Arbeitskreis, bestehend aus den Bürgerschaftsabgeordneten Karina Weber (Schill-Partei), Jürgen Klimke (CDU) und Ekkehard Rumpf (FDP) erreichen, dass künftig alle Hunde gleich behandelt werden. Der Grund: Im März wurde ein sechsjähriger Junge in Rheinland-Pfalz von zwei Rottweilern getötet. Diese Hunderasse steht nicht auf der Hamburger Rasseliste.
   "Die Erfahrung zeigt, dass unsere Hundeverordnung zu einseitig ist und nicht gegen Unglücksfälle hilft. Wie die Rottweiler, werden auch Mischrassen nicht erfasst. Und wichtige Faktoren wie das andere Ende der Leine, sprich der Halter, bleiben unberücksichtigt", sagt Jürgen Klimke, der die Verordnung noch effektiver gestalten will.
   Im Gespräch ist unter anderem ein Sachkundenachweis, der in mehrstündigen Abendkursen erworben werden könnte. Und auch ein Zucht- und Importverbot für für einzelne Rassen schließt Christdemokrat Klimke nicht aus. Einig ist er sich mit seinen Mitstreitern darin, dass es einen Hundeführerschein nicht geben wird. "Zu aufwendig, nicht kontrollierbar und nicht durchsetzbar", heißt es ein wenig dünn zur Begründung.
   Wie die neue Hamburger Hundeverordnung genau aussehen wird, hängt auch stark von den Vorschlägen diverser Tierschutzorganisationen ab, die bis Ende des Monats vorliegen sollen. "Wenn alles gut geht, hat der Senat dann in der Sommerpause Zeit, der neuen Verordnung ein endgültiges Gesicht zu geben", sagt Klimke.
   Und Karina Weber fügt hinzu: "Wir suchen nach einer sinnvollen Lösung für alle Beteiligten. Das wird schwierig. Sicher ist für mich aber, dass die Halter in die Pflicht genommen werden müssen. Denn ein Hund kann zur Waffe werden."
   Für Freidemokrat Ekkehard Rumpf spielt die "Sozialverträglichkeit" eine wichtige Rolle. "Es darf nicht passieren, dass alten Menschen ihre Hunde weggenommen werden, weil die Halter Voraussetzungen nicht mehr erfüllen", sagt Rumpf.
   In jedem Fall denken die Mitglieder des Arbeitskreises schon über Hamburg hinaus. Die neue Hundeverordnung soll nach der Verabschiedung als Vorschlag für eine bundesweite Regelung in den Bundesrat eingebracht werden.
   Doch Kritik gibt es schon jetzt. "Politiker verhalten sich leider immer wieder so, dass es die Menschen empört", wirft Hamburgs SPD-Chef Olaf Scholz dem Arbeitskreis vor. Er geht davon aus, dass die geplante Neuregelung eine Aufweichung der bisherigen Hundeverordnung bedeutet, weil vermehrt potentiell gefährliche Hunde auf die Straßen kämen. "Kaum ist die Erinnerung an den schrecklichen Tod des kleinen Volkan verblasst, siegen die Bedenkenträger", sagte Scholz.

http://www.hamburger-abendblatt.de/bin/ha/set_frame/set_frame.cgi?s

iten_url=/contents/ha/news/lokales/html/140502/1114HUND0.HTM

 

Zurück