06.07.2001    
Wegen Hundeverordnung wächst Druck auf Höhn Die SPD hält NRW-Vorschriften für zu kompliziert
Von Jochen Jurettko Düsseldorf.

Nach massiver Kritik auch der Datenschutzbeauftragten an der umstrittenen Landeshundeverordnung wächst der Druck auf Umweltministerin Höhn (Grüne).

Auch der SPD-Koalitionspartner geht auf Distanz und hat gestern einen eigenen Gesetzentwurf angekündigt, falls die Ministerin nicht bis zum Herbst eine einheitliche und "einfache" bundesweite Regelung erreicht. Die derzeitigen NRW-Rechtsvorschriften sind nach Ansicht der Sozialdemokraten zu kompliziert; sie müssten für jeden Bürger verständlich und "einfach überprüfbar" sein.

Die Landesdatenschutzbeauftragte Sokol hält die Verordnung sogar für verfassungswidrig, weil die Halter verschiedener Hunderassen darin zur Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses verpflichtet werden. Dabei geht es vor allem um die Offenlegung möglicher Vorstrafen. Für diesen Eingriff in das Grundrecht auf informelle Selbstbestimmung fehle der NRW-Verordnung die gesetzliche Grundlage. Dagegen halten Umwelt-, Innen- und Justizministerium nach Angaben eines Höhn-Sprechers die bestehende Rechtsgrundlage für ausreichend.

FDP-Fraktionsvize Grüll forderte wegen "der Verletzung elementarer rechtsstaatlicher Grundsätze" eine sofortige Löschung der bei den Kommunen gesammelten Daten. Der Verstoß gegen zwingendes Verfassungsrecht bedeute, so Grüll, "ohne wenn und aber" die Nichtigkeit der betroffenen Rechtsvorschrift. Die Ankündigung des Umwelt-Staatssekretärs Griese, alles bleibe wie es ist, sei ignorant und offenbare ein seltsames Rechtsverständnis.

Wie die FDP verlangt auch die CDU einen "wirksamen und rechtlich einwandfreien" Schutz der Bevölkerung vor tatsächlich gefährlichen Hunden und deren verantwortungslosen Züchtern und Haltern. Die Verordnung müsse endlich durch ein Landesgesetz abgelöst werden. Es sei auch erschreckend, mit welcher Kaltschnäuzigkeit Umweltministerin Höhn die mit dem Vollzug der Landeshundeverordnung verbundene Probleme ignoriere, kritisierte der CDU-Vize-Fraktionschef Uhlenberg.

Und dann noch dies:

Pressemitteilungen

06.07.2001

CDU: Datenschutzbeauftragte bestätigt Unfähigkeit von Höhn - Landeshundegesetz schnellstens erarbeiten

[ CDU NRW Fraktion ]

Zur Kritik der Landesbeauftragten für den Datenschutz, Bettina Sokol, an der Landeshundeverordnung (LHV) erklärt der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Eckhard Uhlenberg:

"Die vernichtende Kritik der Landesbeauftragten für den Datenschutz an der LHV ist ein weiterer Beweis für die Unfähigkeit von Umweltministerin Höhn, einen wirksamen und rechtlich einwandfreien Schutz der Bevölkerung vor tatsächlich gefährlichen Hunden und deren verantwortungslosen Züchtern und Haltern sicherzustellen. Wir brauchen in NRW endlich eine gesetzliche Grundlage, um diesem Problem Herr zu werden. Auf mehrere parlamentarische Initiativen der CDU hat Frau Höhn nicht reagiert. Die Kritik der Datenschutzbeauftragten zeigt, wie dringend eine gesetzliche Grundlage ist. Wir fordern die Ministerin auf, endlich zu handeln und nicht mit Arroganz über die Probleme hinwegzugehen.

Es ist schon erschreckend, mit welcher Kaltschnäuzigkeit Frau Höhn wiederholt die mit dem Vollzug der LHV verbundenen Probleme ignoriert, z. B. die Situation in den völlig überfüllten Tierheimen. Sie erklärt Experten wie Frau Dorit Fedderson-Petersen wahrheitswidrig als wissenschaftliche Kronzeugen vor allem für ihre völlig verfehlte Rasseliste 2 (29 Hunde). Dieses doppelbödige Spiel kann so nicht weitergehen. Wir haben deshalb eine öffentliche Anhörung des Fachausschusses beantragt, die im Herbst stattfinden wird. Wir werden dazu auch Frau Sokol und Frau Fedderson-Petersen einladen. Wenn Frau Höhn sich bis dahin nicht bewegt, werden spätestens die Ergebnisse der Anhörung in die Vorlage eines Landeshundegesetzes münden. Frau Höhn kann nicht mit Ignoranz über rechtliche Notwendigkeiten hinweggehen."

 

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