Nach massiver Kritik auch
der Datenschutzbeauftragten an der umstrittenen
Landeshundeverordnung wächst der Druck auf Umweltministerin Höhn
(Grüne).
Auch der SPD-Koalitionspartner geht auf Distanz und hat gestern
einen eigenen Gesetzentwurf angekündigt, falls die Ministerin
nicht bis zum Herbst eine einheitliche und "einfache"
bundesweite Regelung erreicht. Die derzeitigen
NRW-Rechtsvorschriften sind nach Ansicht der Sozialdemokraten zu
kompliziert; sie müssten für jeden Bürger verständlich und
"einfach überprüfbar" sein.
Die Landesdatenschutzbeauftragte Sokol hält die Verordnung
sogar für verfassungswidrig, weil die Halter verschiedener
Hunderassen darin zur Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses
verpflichtet werden. Dabei geht es vor allem um die Offenlegung möglicher
Vorstrafen. Für diesen Eingriff in das Grundrecht auf informelle
Selbstbestimmung fehle der NRW-Verordnung die gesetzliche
Grundlage. Dagegen halten Umwelt-, Innen- und Justizministerium
nach Angaben eines Höhn-Sprechers die bestehende Rechtsgrundlage
für ausreichend.
FDP-Fraktionsvize Grüll forderte wegen "der Verletzung
elementarer rechtsstaatlicher Grundsätze" eine sofortige Löschung
der bei den Kommunen gesammelten Daten. Der Verstoß gegen
zwingendes Verfassungsrecht bedeute, so Grüll, "ohne wenn
und aber" die Nichtigkeit der betroffenen Rechtsvorschrift.
Die Ankündigung des Umwelt-Staatssekretärs Griese, alles bleibe
wie es ist, sei ignorant und offenbare ein seltsames Rechtsverständnis.
Wie die FDP verlangt auch die CDU einen "wirksamen und
rechtlich einwandfreien" Schutz der Bevölkerung vor tatsächlich
gefährlichen Hunden und deren verantwortungslosen Züchtern und
Haltern. Die Verordnung müsse endlich durch ein Landesgesetz
abgelöst werden. Es sei auch erschreckend, mit welcher Kaltschnäuzigkeit
Umweltministerin Höhn die mit dem Vollzug der
Landeshundeverordnung verbundene Probleme ignoriere, kritisierte
der CDU-Vize-Fraktionschef Uhlenberg.
Und dann noch dies:
Pressemitteilungen
06.07.2001
CDU: Datenschutzbeauftragte bestätigt
Unfähigkeit von Höhn - Landeshundegesetz schnellstens
erarbeiten
[ CDU NRW Fraktion ]
Zur Kritik der Landesbeauftragten für den Datenschutz, Bettina
Sokol, an der Landeshundeverordnung (LHV) erklärt der
stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Eckhard
Uhlenberg:
"Die vernichtende Kritik der Landesbeauftragten für den
Datenschutz an der LHV ist ein weiterer Beweis für die Unfähigkeit
von Umweltministerin Höhn, einen wirksamen und rechtlich
einwandfreien Schutz der Bevölkerung vor tatsächlich gefährlichen
Hunden und deren verantwortungslosen Züchtern und Haltern
sicherzustellen. Wir brauchen in NRW endlich eine gesetzliche
Grundlage, um diesem Problem Herr zu werden. Auf mehrere
parlamentarische Initiativen der CDU hat Frau Höhn nicht
reagiert. Die Kritik der Datenschutzbeauftragten zeigt, wie
dringend eine gesetzliche Grundlage ist. Wir fordern die
Ministerin auf, endlich zu handeln und nicht mit Arroganz über
die Probleme hinwegzugehen.
Es ist schon erschreckend, mit welcher Kaltschnäuzigkeit Frau Höhn
wiederholt die mit dem Vollzug der LHV verbundenen Probleme
ignoriert, z. B. die Situation in den völlig überfüllten
Tierheimen. Sie erklärt Experten wie Frau Dorit
Fedderson-Petersen wahrheitswidrig als wissenschaftliche
Kronzeugen vor allem für ihre völlig verfehlte Rasseliste 2
(29 Hunde). Dieses doppelbödige Spiel kann so nicht
weitergehen. Wir haben deshalb eine öffentliche Anhörung des
Fachausschusses beantragt, die im Herbst stattfinden wird. Wir
werden dazu auch Frau Sokol und Frau Fedderson-Petersen
einladen. Wenn Frau Höhn sich bis dahin nicht bewegt, werden spätestens
die Ergebnisse der Anhörung in die Vorlage eines
Landeshundegesetzes münden. Frau Höhn kann nicht mit Ignoranz
über rechtliche Notwendigkeiten hinweggehen."