Hunde-Hysterie
in deutschen Städten |
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Maulkorb
für Hunde-Hasser nötig? |
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Auch
Blindenhunde wurden von Hunde-Hassern auf offener
Straße drangsaliert.
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Von
Udo Frank
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Die
Politik ist unter Druck geraten, nachdem immer
mehr Menschen Opfer von Kampfhund-Attacken wurden.
Sie reagierte mit Schnellschüssen gegen die Hunde
und nicht gegen verantwortungslose Halter. Jetzt
ist die Hunde-Hasser-Lobby von der Leine gelassen
und beißt zu: Als vermeintliche Bestien wurden
selbst Blindenhunde angegriffen. |
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Es geschah am helllichten Tag. Es geschah in einer
deutschen Kleinstadt. Die sehbehinderte Angela Seiler
läuft wie so oft mit Blindenhündin Maxi durch die
Fußgängerzone. Dann kommt ein Mann heran, tritt den Hund
brutal zusammen und beschimpft Frau Seiler: Weg mit dem
Scheiß-Kampfhund.
Ihr Ehemann Dieter
Seiler, der seit seinem 19. Lebensjahr erblindet ist, kann
solche Reaktionen nicht verstehen: Maxi bedeutet für
uns eine ganz große Hilfe, eine Erleichterung auf unserem
täglichen Weg. Und darum finden wir es ganz schlimm und
furchtbar, dass es angesichts dieser Hunde-Hysterie zu
Situationen gekommen ist, wo man selbst vor einem
Blindenführhund nicht Halt machte, einen Hund getreten
hat. So wie in unserem Fall. Seitdem traut sich das
blinde Ehepaar nur noch gemeinsam in die Stadt. Die Angst
vor weiteren Überfällen ist zu groß. Und Herr Seiler
berichtet uns über zahlreiche Attacken auf Blindenhunde
in anderen Städten.
ANGRIFFE
GEGEN ALLE HUNDE
In Kiel wurde auch
der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki bei einem Spaziergang
Opfer der Hunde-Hysterie. Ein Bremer Polizist bedrohte
Kubicki mit gezogenem Messer, weil sein Labradorrüde mit
dessen Kindern spielte. Der Vater der Kinder rastete aus.
Kubicky erzählt: Das hat offensichtlich, wie ich
hinterher erfahren habe, den Vater veranlasst von seinem
Boot zu springen mit einem Taklermesser in der Hand auf
uns zuzulaufen. Und so circa einen halben Meter von mir
entfernt vor mir zu stehen, mit dem Messer in der Hand,
mir dann zu sagen: Wenn Ihr Hund noch einmal meine
Tochter anfällt, dann schneide ich ihm die Kehle
durch.
Die Politik hat etwas
falsch gemacht, davon ist Kubicki heute überzeugt. Die
Hunde-Hysterie führe dazu, dass die Menschen nicht mehr
vernünftig miteinander umgehen. Seit dem tödlichen
Beißunfall in Hamburg hat sich die Stimmung dramatisch
geändert. Es interessierte kaum noch, dass der
Hundehalter ein mehrfach vorbestrafter Krimineller war,
der nachweislich Tiere missbrauchte. Und es interessierte
kaum noch, dass die Hamburger Ordnungsbehörden
nachlässig und verantwortungslos gehandelt haben. Der
sechsjährige Junge könnte noch leben.
NUR TOTE
HUNDE SIND GUTE HUNDE
Und die Politik? Sie
reagierte mit Schnellschüssen gegen die Hunde. Allen
voran Bundesinnenminister Schily. Sein Motto lautet: Weg
mit den Kampfhunden. Rasselisten wurden erstellt. Am
weitesten ging die Grüne Politikerin Bärbel Höhn aus
Nordrhein-Westfalen. Statt gegen tatsächlich gefährliche
Hunde vorzugehen, wurden dort 13 Hunderassen pauschal als
beißwütig erklärt.
Wer Rasselisten
propagiert, schafft nur Scheinsicherheit, der löst das
Problem nicht, gibt der FDP-Politiker Dr. Stefan Grüll
zu bedenken. Wer Menschen vor gefährlichen Hunden
schützen wolle, der müsse sich dem individuell
gefährlichen Tier und vor allem auch dem individuell
unverantwortlichen Halter widmen. Denn die seien
verantwortlich, so Grüll. Weiter wolle er noch anmerken,
dass es in Nordrhein-Westfalen rund 700.000 Hundehalter
gebe, und die sind nicht alle latent kriminell, das
sind nicht alle latent drogenabhängige, der Zuhälterei
nachgehende Hundehalter.
MIESE
STIMMUNG BEI ZÜCHTERN
In der Dortmunder
Westfalen-Halle treffen sich einmal im Jahr Vertreter
aller Hunderassen zur größten deutschen
Hundeausstellung. Die Stimmung bei den Züchtern und
Haltern ist in diesem Jahr mies. Denn die Hunde-Hysterie
richtet sich inzwischen gegen alle. Vor allem aber gegen
die sogenannten Kampfhunde und das nicht ganz grundlos.
Sind es doch gerade Hunde dieser Rassen, die von
kriminellen Haltern immer wieder als Beißmaschinen
missbraucht wurden und Menschen furchtbar verletzt haben.
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Ja,
die Leute reagieren sehr ängstlich, auch wenn man den
Leuten sagt, dass der Hund nichts macht.
GERD SONNTAG
Besitzer
eines Bullterriers |
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Da hilft es kaum, wenn seriöse Züchter versichern,
jahrzehntelang ohne Beißunfälle gezüchtet zu haben. Der
Hass der Anti-Hundelobby ist enorm. Gisela Küchner züchtet
Bullterrier und lebt seit 30 Jahren in Sachsen-Anhalt. Sie
habe nie Probleme gehabt, erzählt die Frau. Doch sie sei
entsetzt darüber, was ihren Berliner Kunden in der
Hauptstadt widerfahren sei. Dort habe man die Halter
angespuckt, massiv angegriffen und mit Steinen
beschmissen, sagt die Züchterin.
Auch Gerd Sonntag,
der einen Bullterrier sein Eigen nennt, sieht sich mit
vielen Vorurteilen konfrontiert: Ja, die Leute
reagieren sehr ängstlich, auch wenn man ihnen sagt, dass
der Hund nichts macht. Der Hund sollte am besten eingeschläfert
oder erschossen werden. Der Besitzer auch. Früher war man
nur Zuhälter, mittlerweile ist man schon Zuhälter und
Nazi, wenn man solche kurzen Haare hat wie ich jetzt.
EINE LISTE
DER ÜBERGRIFFE - AUF HUNDE
Unsere Tochter ist
mit einer vier Monate alten Hündin in Heide spazieren
gegangen, erzählt die Züchterin Karin Sander. Da
sind drei erwachsene Männer gekommen, haben ein Messer
gezogen und gesagt, sollen wir die jetzt schlachten oder
nachher? Der Verband der Rettungshunde Deutschlands
listet die schlimmsten Übergriffe seit dem Sommer auf:
Kiel - Giftköder
tötet Hundewelpen - Wuppertal - Rottweiler mit
Benzin übergossen und verbrannt - Duisburg - Giftköder
am Ruhrufer töten drei Hunde - Berlin - Hund an
Baum aufgehängt - Düsseldorf - Mann mit
Bierflasche geschlagen weil sein Pudel bellt - Berlin
- Labrador mit CS-Gas angesprüht - Detmold - Hund
von Unbekannten verbrannt - Berlin -
Labrador-Besitzer mit Steinen beworfen - Düsseldorf
- Blindenhund am Bahnhof von Unbekannten verprügelt - Berlin
- angeleinter Hund von mehreren Männern mit Eisenstangen
geschlagen
Der
Landtagsabgeordnete und Fraktionsvize der FDP in
Nordrhein-Westfalen, Dr. Stefan Grüll, hat eine gefährliche
Tendenz ausgemacht: Was wir erlebt haben in den letzten
Monaten ist eine Zweiteilung der Gesellschaft. Auch das
hat die Politik derzeit zu verantworten. Eine Zweiteilung
der Gesellschaft mit hohen Aggressionen der
Nicht-Hundehalter gegenüber den Hundehaltern.
Wechselseitig, das bedingt sich dann. Das ist auch eine
sehr bedenkliche Entwicklung, die über das Thema
hinausgeht.
KAMPFBEREITER
INNENMINISTER
Tatsächlich deutlich
darüber hinaus gehen die Pläne von Bundesinnenminister
Schily. Beim Thema Kampfhunde beschneidet er dann auch mal
ganz locker Verfassungsrechte der Bürger. In dem
vorliegenden Gesetzesentwurf heißt es unter anderem,
Zitat: Personen, die von der zuständigen Behörde
beauftragt sind, dürfen Grundstücke, Geschäftsräume,
Wirtschaftsgebäude und Transportmittel, Wohnräume
betreten. Und weiter heißt es lapidar: Das
Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung ist insoweit
eingeschränkt.
Im Hafen von
Hamburg-Harburg wird das ganze Maß der Überreaktion
durch die politisch Verantwortlichen deutlich. Vielleicht
ist es ja das schlechte Gewissen der Behörden,
mitverantwortlich für den Tod des sechsjährigen Jungen
zu sein. Jedenfalls werden dort hinter Stacheldraht die
sogenannten Kampfhunde zentral eingesperrt. Zukunft -
ungewiß.
Es gibt furchtbare
Bilder von getöteten Hunden aus nordrhein-westfälischen
Tierheimen, in denen die sogenannten Kampfhunde
eingesperrt waren. Hamburger Tierschützer fürchten nun,
dass ihre Hunde ein ähnliches Schicksal haben werden. In
Nordrhein-Westfalen hat man nach kurzem
Tierheim-Aufenthalt die Hunde getötet.
KAMPFHUND:
EIN TREUER HELFER
Das sogenannte
Kampfhunde bei richtigem Umgang nicht nur normal sind,
sondern auch zu besonderen Leistungen in der Lage, zeigt
Bullterrier-Hündin Emily. Seit Jahren arbeitet sie mit
der Tierärztin Dr. Helms erfolgreich in der
Rettungshundestaffel des Rhein-Sieg-Kreises und war schon
an großen Einsätzen in Notgebieten beteiligt.
Kampfhunde als
Rettungshunde. Das gibt es sogar in Deutschland. Mastino Hündin
Dana arbeitet bei der Staffel in Ratzeburg, und
Bullterrier Fritz beweist als Behindertenbegleithund täglich,
dass er für Frauchen seinen Job gut macht. Die Tierärztin
Dr. Evelyn Allhoff ist auf Fritz im Alltag angewiesen.
Frau Dr. Allhoff hat seit Jahren Bullterrier und lebt mit
vielen anderen Tieren zusammen.
Sie ist fest davon überzeugt:
Es gibt keine generell gefährlichen Rassen. Es gibt
aggressive Hunde. Aber die finden sie in allen
Gesellschaftsschichten und in allen Hunderassen. Wichtig
ist die Erziehung, wichtig ist, dass der Hund in seiner
Jugend lernt mit allem umzugehen, mit Menschen und mit
Tieren. Hier kann jeder kommen, und die Hunde sind verträglich
- auch miteinander.
Dies
ist eine Kopie des Fantastischen Berichtes vom ZDF -
sicherheitshalber - bevor das wieder ins Archiv wandert.
Er muß auch in ein paar Wochen noch vorhanden sein. |
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