Aus der Stuttgarter Zeitung v 9.9.2000

Frau Professorin Dorit Feddersen-Petersen ist SAUER!


      Die Frau Professorin war empört. SPD und Grüne hatten Experten im Düsseldorfer Landtag zu einem Fachgespräch über die neue Hundeverordnung des Landes eingeladen, Dorit Feddersen-Petersen hatte man diesen Termin aber verschwiegen. Das ärgerte die Kieler Verhaltenskundlerin, die in diesen Tagen bundesweit zitiert wird, wenn es um Hunde geht. Richtig empört zeigt sich Feddersen-Petersen aber, als ihr berichtet wird, dass sich die Umweltministerin Bärbel Höhn auf sie beruft, wenn sie ihre umstrittenen Rasselisten verteidigt. Das hat die Grüne noch am Donnerstag im Landtag getan. "Ich komme hingegen zu dem Schluss, dass die erfolgte Listung ungerechtfertigt, willkürlich und schlecht ist'', schimpft die Professorin.

      Bei der Anhörung wurde bekannt, dass sich noch ein weiterer Experte vom Düsseldorfer Ministerium außerordentlich schlecht behandelt fühlt. Der Berliner Achim Schoke hat ein Standardwerk über "Herdenschutzhunde'' geschrieben und war kürzlich nicht schlecht überrascht, als er die Düsseldorfer Liste in Händen hielt. "Die haben von mit abgeschrieben, ohne mit mir geredet zu haben'', wunderte sich Schoke. Kurz darauf traf er sich mit den Fachleuten im Düsseldorfer Ministerium, und seine Verwunderung wurde noch größer: "Die gaben sogar zu, dass sie von mir abgeschrieben haben. So ist dann auch zu erklären, dass dort Hunde auftauchen, die es heute nicht mehr gibt.''

      Der FDP-Abgeordnete Stefan Grüll hat Umweltministerin Bärbel Höhn schon auf diesen Umstand hingewiesen und eine Wette angeboten. "Wenn sie mir einen Bandog zeigen, wasche ich ihren Dienstwagen mit der Hand'', hatte er im Landtag gesagt. Achim Schoke hält wie Frau Feddersen-Petersen Rasselisten für völlig ungeeignet, um gefährliche Hunde an die Leine zu legen: "Das Rassekriterium ist unwissenschaftlich.''

      Ähnlich äußerten sich viele der Hundefachverbände in der Landtagsanhörung. SPD-Fraktionschef Edgar Moron hatte bei der Anhörung davon gesprochen, dass man Anregungen noch aufnehmen wolle: "Wir nehmen die Kritik ernst, aber im Mittelpunkt steht der Menschenschutz.''

      Zahlreiche Verbände hatten sich im Vorfeld der Veranstaltung auf ein gemeinsames Vorgehen in Düsseldorf verständigt. "Wir nehmen die Ängste der Menschen vor Hunden sehr ernst'', sagte etwa Alexandra Oetker, die Mitinitiatorin der Interessengemeinschaft Mensch und Hund. Sie legten einen umfassenden Katalog mit Maßnahmen gegen Hundehalter vor, verlangten unter anderem einen Hundeführerschein. "Wir müssen darüber hinaus aber gegen unverantwortliche Züchter vorgehen, da wird bisher noch nichts getan'', klagte Oetker. Die Fachleute aus Bärbel Höhns Ministerium machten sich eifrig Notizen. Stefan Grüll von den Liberalen bliebt skeptisch, ob das noch hilft: "Das war doch eine reine Alibiveranstaltung.'' 

 


           Systran.com


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