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Brief von Gerd Hauke
Die Bestie ist immer am oberen Ende der Leine!
Angefangen hatte es vor einigen Jahren: ein Unfall mit einem bissigen Hund wurde von der Boulevardpresse in die Schlagzeilen gehievt. Es war parlamentarische Sommerpause, Sensationelles sonst hatte sich nicht ereignet.Die Aufregung der vermeintlich Betroffenen war von kurzer Dauer.
Es war zu hoffen, dass Einsicht auf Seiten der Behörden, wie auch Vernunft auf Seiten der Hundebesitzer die Wogen der Erregung glätten würden.Im Gegenteil: Die Presse krallte sich am Thema Kampfhunde fest. Jeder Hundebiss
garantierte ja Auflagensteigerung. Eine endlose Kette unsinniger Bestimmungen und Verordnungen - vom desinteressierten Staat jeder, auch der kleinsten Kommune, überlassen - verunsicherte die Bevölkerung kontinuierlich.Sie veranlasste immer mehr Menschen mit mangelndem Selbstwertgefühl oder im Drogen- und Prostitutionsmilieu sich so einen fast, aber doch nicht ganz verbotenen Hund anzuschaffen. Immer mehr kriminelle Vermehrer von Staffordshire Terriern und deren Blendlingen züchteten die Hunde auf besinnungslose Aggression, mit einer verheerend niedrigen Reizschwelle, so dass alles und jedes die Tiere zum Ausrasten bringen kann.
Hilflose Behörden sahen tatenlos zu, wie das Geschäft der skrupellosen Vermehrer (in einschlägigen Zeitungen offen annonciert) florierte.
Stattdessen: bar jeder Sachkenntnis lange Listen von zu verbietenden Hunderassen. (Darunter beispielsweise der besonders sanftmütige Rhodesian Ridgeback.)
Die Regierung sah sich schließlich missmutig gedrängt, ein Zeichen zu setzen. Die lnnenminister aller Länder konferierten feierlich.Resümee:
Jegliche Obrigkeit innerhalb der BRD durfte weiterwurschteln wie bisher. Diese sträfliche Indolenz angesichts zahlloser Tierasyle, die mit Hunderten von "Staffs" überbelegt, aus allen Nähten platzten und einer rapide wachsenden Zahl von überaggressiven Hunden in der Hand von Zuhältern und Drogendealern erzeugte Hochspannung. Aus Ratlosigkeit und durch die von den Medien lustvoll und hochgepeitschte Panikmache entstand eine Atmosphäre
allgemeiner Hysterie.
Der ganze mühsam zurückgehaltene Hundehass entlud sich explosionsartig, als jetzt ein Kind von einem durchgeknallten Hund getötet wurde.
Jetzt ist die Zeitbombe hochgegangen.
Jetzt rächt sich die jahrelange Borniertheit von inkompetenten Bürokraten, die vom grünen Tisch aus Unsinniges verordnen. Nichts davon war geeignet, die wachsende Panikmache zu beenden. Keine einzige der wichtigtuerischen Bestimmungen und Verordnungen konnte die Situation entschärfen. Voll beschäftigt mit dem endlosen Kritzeln sogenannter Kampfhundlisten ignorierten die Behörden die Realität.Diese Tatsache und nichts anderes kostete den sechsjährigen Jungen das Leben.
Die Fakten: Ibrahim K., 23 , sechzehn Straftaten: Straßenraub, gefährliche Körperverletzung, Verstoß gegen das Waffengesetz und immer wieder "Sachbeschädigung" (So nennt die Legislative eine Verletzung oder Tötung von Hunden durch Hunde wie "Zeus". Und dies, obgleich der Gesetzgeber verbietet, Hunde als "Sache" zu bezeichnen.)
Wie ist es möglich, dass ein Krimineller wie K. niemals inhaftiert wird?
Schon gehen die Gerüchte in Wilhelmsburg, dass hier kräftig geschmiert wurde.
Zu fordern ist, dass der verantwortliche Beamte mit Namen und Position benannt wird, der K. nicht in Haft genommen hat. Dieser Mann und der skrupellose Halter K. sind die eigentlichen Mörder des kleinen Volkan. Die beiden erschossenen Hunde sind nur missbrauchte Waffen. So schuldig wie ein Revolver.Die jetzt unter Schock und gewaltigen Öffentlichkeitsdruck ergriffenen drakonischen Auflagen (Maulkorb, Leinenzwang) treffen unterschiedslos: sowohl die kriminellen wie die verantwortungsvollen Hundebesitzer, die zu "Killermaschinen" missbrauchten Tiere genauso wie die harmlos friedlichen.
Wie ignorant wie hilflos, konzeptlos die Behörden noch immer sind, lässt sich bereits an drei Fakten ablesen.
1. Der Gesundheitsbehörde sind- laut Anfrage- keine Kampfhundzüchter bekannt. (In einschlägigen Gazetten stehen massenhaft Annoncen)
2. Für die konfiszierten Hunde sei nur das (total überfüllte) Tierheim Süderstr. vorgesehen. Über weitere Möglichkeiten "wird intensiv beraten".
3. Es soll 3000 sogenannte Kampfhunde in Hamburg geben. Für deren Kontrolle sind gerade mal 6 zusätzliche Mitarbeiter eingesetzt worden.
Wir werden sehen, wie die "Maßnahmen" greifen. Sachkenntnis lässt sich nämlich nicht über Nacht erwerben.
Gert Haucke
Schauspieler, Hundeexperte, und Autor von Hundebüchern.