- Poesie

Allein und traurig

Einem dem man den Dialog verweigert ist traurig und allein. Er muß Monologe führen. Oder er spricht mit anderen, die nur Monologe führen. Dann freut er sich, weil er nicht mehr allein ist. Auch sucht man in Gemeinschaft erfolgreicher nach weiteren, die nur Monologe führen. Hat man genug davon gefunden, gründet man einen Club, oder einen Verein. Am besten ist es jedoch, man gründet eine Partei. In dieser Phase empfindet der Mensch tiefes Glück.  

Glück allein in der eigenen Partei genügt aber nicht. Etwas muß geschehen. Dafür benötigt man  zunächst einen Schatzmeister und einen Parteisprecher. Beide sind gleich wichtig. Der Schatzmeister sorgt für Geld und der Parteisprecher dafür, daß es ausgegeben wird.  

Hierfür eignen sich am besten Versammlungen, auf denen debattiert wird. Debatten sind wichtig, weil viele Menschen zuhören, ohne daß sie verstehen was gesagt wird. Dafür sorgt Freibier. Es beflügelt den Geist und fördert Konzepte, an die sich später niemand mehr erinnert. Hierzu gehören zentrale Fragen zu Ethik, Sicherheit, Sozialismus, Kommunismus und Terrorismus im besonderen.

In solchen Augenblicken entsteht der Wunsch, einen Volksvertreter zu stellen, am besten den Kanzler. Es sind wichtige Momente für Schatzmeister, Partei-sprecher und Freibier als Ausdruck kollektiver Zuversicht. Es sind auch große Momente für Hymnen, wie "Warum ist es am Rhein so schön" oder "Hunde werden aufgehängt und ihre Halter auch".

Es ist von Vorteil, wenn solche Hymnen laut gesungen werden. Nur dann werden sie gehört. Auch ist man dann tagelang heiser. Wer tagelang heiser ist und nicht sprechen kann, kann auch keine Monologe führen, auch nicht in der eigenen Partei. Nun hat man Zeit zum Nachdenken, über Monologe, Hymnen, Parteien und die Politik.

© Peter Grunert - Benutzung nur mit Genehmigung des Autors bzw. www.maulkorbzwang.de



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