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DAMIT TIERSCHUTZ NICHT VOR DIE HUNDE GEHT ! STELLUNGNAHME DES TIERSCHUTZVEREINS CANIS ZUM THEMA "KAMPFHUNDE"
(Mag. Alexander Willer) Vor
wenigen Wochen wurde in Hamburg ein sechsjähriger Junge von zwei
Hunden sogenannter "gefährlicher Rassen" getötet. Das
Kind mußte sterben, weil die Materie "Kampfhunde" über
Jahre hin zur Seite geschoben worden war. In einem wilden Reflex
wird nun seitens der Politik versucht, durch Rassenverbote Herr der
Lage zu werden. Die Hysterie greift mittlerweile auch auf Österreich
über, die Vernunft scheint dabei unterzugehen. Der
Tierschutzverein CANIS möchte einige Begriffe, die leider oft mißbräuchlich
oder falsch verwendet werden unter die Lupe nehmen: ·
Aggression Aggression
im rein naturwissenschaftlichen Sinne - nicht im ethischen -, ist
ein Grundmerkmal aller Lebewesen. Ohne Aggression gäbe es kein Überleben.
Demnach ist Aggression vom Grundsatz her genetisch verankert. Wie
weit sie aber zum Ausdruck kommt, hängt von zahlreichen, meist äußeren
Faktoren ab. Im speziellen Fall Hund heißt das: vom Menschen !
Selektive Zucht aggressiver Blutlinien, Fehlprägung im Welpenalter,
brutale Konditionierung und falsche Haltung bewirken ein Übermaß
an Aggression. ·
"gefährliche
Rassen" ? Wie
die renommierte Verhaltensforscherin der Universität Kiel, Dr.
Dorit Feddersen-Petersen, wissenschaftlich bewiesen hat, ist es ein
Unsinn, von "Killerrassen" zu sprechen. Das Potential zu
übermäßiger Aggression kann durch menschliches Zutun in jedem
Hund, vom Chihuahua bis zur Dänischen Dogge, geweckt werden.
Rassenverbote lösen daher das Problem nicht, sondern verschlimmern
es nur, da Kriminelle dann auf andere - nicht verbotene - Rassen ausweichen. ·
"Beruf"
Pitbull Vor
allem in England war es über Jahrhunderte Tradition, grausame
Hundekämpfe abzuhalten. Der Adel fand Gefallen daran, die Hunde auf
Bären oder Wildschweine zu hetzen, andere soziale Schichten ergötzten
sich am Kampf Hund gegen Hund bzw. Hund gegen Bulle. So entstand der
Begriff Pitbull ( "pit" = Arena). Die Hunde wurden
allerdings nicht nach einheitlichen äußeren Merkmalen gezüchtet,
sondern nach ihrem Draufgängertum in der Arena. "Pitbull"
ist daher kein kynologischer Rassenbegriff, sondern eher eine
"Berufsbezeichnung", wie "Blindenhund" oder
"Lawinenhund". Lediglich von einem dubiosen amerikanischen
Zuchtverband wird der Pitbull als Rasse anerkannt. In Österreich
wie Deutschland ist es demnach genauso absurd, von
"reinrassigen Pitbulls" zu sprechen wie von
"reinrassigen Mischlingen "
·
Rassenverbote
? Es
ist unumstritten, daß gewisse Rassen wie der American Staffordshire
Terrier oder der Staffordshire Bullterrier aus den ursprünglichen
Kampfhunden hervorgegangen sind. Allerdings liegt dieses Erbe schon
viele Generationen zurück und wird von den anerkannten
Kynologenverbänden und Rasseclubs bewußt "weggezüchtet",
indem nur verhaltensunauffällige Tiere verpaart werden. Dazu der
Wiener Genetiker Dr. Hellmuth Wachtel in einer Stellungnahme zum
Tierschutzverein CANIS: "Seit
die Bullrassen mehrheitlich nicht mehr für den Kampf gezüchtet
werden, geht ihr Aggressionspegel jedoch bereits schnell zurück."
Das
heißt, es kommt auf die richtige Gegenselektion an, die seit gut 70
Jahren auch praktiziert wird. Dr.
Wachtel hält Rassenverbote für den falschen Weg.: "Die Rasse auszurotten, ist so gesehen, das Kind mit dem Bad ausschütten.
Hätte man schon vor 100 Jahren so kopflos und hysterisch reagiert,
gäbe es keinen Boxer mehr. Denn der stammt vom `Bullenbeißer´ ab,
dem seinerzeitigen `Pitbull´ des Kontinents. Heute ist der Boxer
allgemein als idealer Familienhund anerkannt." Auch
Dr. Feddersen-Petersen sieht in einem Rassenverbot keine Lösung:
"Das wird die Sicherheit
der Bevölkerung sicher nicht steigern, denn das Gespann Hund -
Halter ist entscheidend." "KAMPFHUNDE"
ALS HELFER UND THERAPEUTEN Das
Drama von Hamburg zeigt ganz deutlich, daß kriminell fahrlässige
"Hundevermehrer" oder Hundehalter ihre Tiere zu Killern
heranziehen können. Auf der anderen Seite beweisen Projekte in den Vereinigten Staaten gerade das Gegenteil. Die Delta
Society betreibt in Renton, Bundesstaat Washington, das National
Service Dog Center (NSDC). Service
Dogs sind Hunde, die als permanente Begleiter behinderter
Menschen zum unentbehrlichen Helfer geworden sind. Sie führen
Blinde, machen Gehörlose auf akustische Signale (Kochtöpfe, Türklingel,
Telefon) aufmerksam oder schlagen Alarm bei Rauch. Das Gros der
Hunde stellen dabei beliebte Rassen wie Labrador, Golden Retriever
oder Deutscher Schäferhund, aber zusehends weitet sich dieser
kleine Kreis auch auf die hierzulande viel gescholtenen Dobermänner,
Dogos Argentinos oder Bullterrier
aus. Und im Bereich der therapy
dogs kommt sogar der "klassische Kampfhund" American
Staffordshire Terrier zum
Einsatz. Gerade diese Rasse kann - bei sachfertiger Erziehung - zur
Therapie verhaltensauffälliger Kinder oder von Alzheimer Patienten
trainiert werden. Das Projekt von Sara Nugent in Texas ist Beweis
dafür. Der
Tierschutzverein CANIS vertritt daher die Auffassung, daß es gänzlich
vom Menschen abhängt, ob z.B. aus einem Staffordshire Terrier oder
"Pitbull" Killer oder Therapeut wird !!! Nähere
Informationen: Delta Society, 289 Perimeter Road East, Renton, WA
98055-1329, info@deltasociety.org ·
Recht
statt Rassismus Der
Tierschutzverein CANIS möchte auch klar festhalten, daß ein
generelles Verbot bestimmter Hunderassen aufgrund "übermäßiger
Aggression" nicht nur unwissenschaftlich und kontraproduktiv
ist, sondern auch den Grundsätzen unseres Rechtsverständnisses
zuwiderläuft. Gilt doch der Grundsatz, daß ohne einen Verstoß
gegen ein Gesetz keine Strafe erfolgen darf. Wenn eine Rasse nun
grundsätzlich als gefährlich definiert wird, fällt dieser
Rechtsgrundsatz. Er wird durch Vermutungen über
"wahrscheinliches Verhalten" ersetzt. Dabei wird allen
Individuen einer Hunderasse unterstellt, daß sie wesensgleich und
gefährlich seien. Diese "Biologisierung" des Verhaltens,
die Behauptung der unumstößlichen Wesensart, diese
Pauschalisierung gut - böse, ist
nichts anderes als Rassismus. Diesmal auf dem Rücken von Tieren
ausgelebt. Wie
sagte selbst der Verbotsbefürworter und Innenminister von
Rheinland-Pfalz, Walter Zuber: "Vor
wirkungslosem Populismus müsse man sich hüten, so daß der Hund
weiterhin der beste Freund des Menschen bleibt und nicht zu seinem
größten Feind wird." (Presseaussendung vom 2.7.2000) Lösungsansätze
des Tierschutzvereins CANIS: Seit
Jahren wurde seitens des Tierschutzes darauf hingewiesen, daß Hunde
von Kriminellen für Kämpfe mißbraucht werden. Die Polizei zeigte
sich unwissend oder wies schlicht darauf hin, zu wenig
personelle Ressourcen zu haben, um der Kampfszene Einhalt zu
gebieten. Seitens der Ministerien wurde die Kompetenz dafür
hinundher- oder schlicht auf die Bundesländer verschoben. Diese
gaben den Ball wieder an Bund oder Exekutive zurück. Fazit: niemand
fühlte sich angesprochen, nichts geschah. Nun ereignete sich in
Deutschland ein Unglück und plötzlich werden anscheinende Patentlösungen
aus dem Ärmel direkt ins Gesetzbuch geschüttelt. Der
Tierschutzverein CANIS möchte nicht tatenlos zusehen, wie die Bevölkerung
schlicht und einfach in falscher Sicherheit gewogen und tausende gut gehaltene Hunde "entsorgt" werden
sollen. Hier
unsere Vorschläge: ·
Schaffung
eines Bundestierschutzgesetzes als Rahmen einheitlicher
Hundebestimmungen ·
Verbot
aggressiver Zuchtlinien, aber nicht von Rassen an sich ·
Verpflichtende
Kastration bzw. Sterilisation bereits auffällig gewordener Hunde.
Ihre Vermittlung aus Tierheimen darf nur nach bestandenem
qualifizierten Wesenstest geschehen ·
Massive
strafrechtliche Ahndung der Kampfhundeszene ·
Gesetzliche
Regelung der Hundezucht nach Sachkunde und Tiergerechtheit, um dem
Unwesen von profitgierigen "Hundevermehrern" Einhalt zu
gebieten ·
Zuverlässigkeitsprüfung
für Halter ·
Verstärkte
grenzübergreifende Kooperation, um den Import verhaltensgestörter
Billighunde aus Zuchtfabriken zu unterbinden ·
Maulkorb-
und Leinenzwang für alle Hunde im Stadtgebiet außerhalb
gekennzeichneter Auslaufzonen ·
Kennzeichnung
aller Hunde mittels Mikrochips Anmerkung vom Webmaster: Maulkorbzwang ? nein das ist nicht in Ordnung - braucht ein gut erzogener Hund nicht ! |