Sie war die Partei der Hoffnung - der Hoffnung auf ein Morgen
ohne Atomkraft, Kapitalismus und F.D.P., aber mit Körnerbrot aus
dem Torf-Ofen, Fünfstunden-Woche und Jutta Ditfurth. Heute ist
alles noch viel besser: humanitäre Interventionen am Fließband,
weitgehend schneefreie Winter, und die Bücher von Jutta Ditfurth
sind größtenteils nicht lieferbar. Was ist da geschehen?
Eine Erfolgsstory in Wort und Bild.
1975
Immer mehr Menschen sind mit den entwickelten
kapitalistischen Verhältnissen nicht mehr einverstanden:
Atomkraft, Konzernherrschaft, Ilja Richter, Kohl. Als 1975 im
südbadischen Wyhl ein Kernkraftwerk errichtet werden soll,
organisiert die Politikwissenschaftlerin Petra Kelly spontan ein
Gartenfest inklusive Negerkußgrillen und anschließendem
Wettsaufen. Hinterher ist der Katzenjammer natürlich groß und
der Haß auf die Atomindustrie geradezu enorm. Anstatt eine grüne
Partei zu gründen, geht man aber lieber nach Hause ins warme
Bettchen und sieht fern ("Der Mann in den Bergen"). Aufräumen
muß natürlich wieder mal Trittin.
1977
Die ersten Umweltschutzgruppen treten bei Wahlen auf
kommunaler Ebene an. Im Landkreis Hameln-Pyrmont zieht die
Wählergemeinschaft "Atomkraft - nein danke" mit 2,3 Prozent in
den Kreistag ein. Unter dem Motto "Hosen runter - Diäten rauf"
bilden sich sofort Arbeitskreise, die sich engagiert gegen
Krötensuppe, Ozonberg und Obstquälerei einbringen. Jutta
Ditfurth, die sich damals noch "Onkel Dittmeyer" nennt, schließt
sich spontan an (ganz links), ihr erstes Buch "Hundert Rezepte
ohne Cellulitis" ist dann nur noch Formsache.
1979
Die Nato verabschiedet ihren Doppelbeschluß zur
atomaren Nachrüstung, die grüne Friedensbewegung fordert mit
äußerstem Nachdruck "zwei Bier, zwei Schnaps und die Rechnung
bitte". Trinkgeld für Trittin? Natürlich Fehlanzeige!
1980
In Karlsruhe wird die Bundespartei "Die Grünen"
gegründet. Politiker aller Parteien begrüßen diesen Schritt als
"Untergang des Abendlandes" (Alfred Dregger), "Scheißkram"
(Richard von Weizsäcker) und "nicht ganz unproblematisch, aber
in der Sache richtig" (Franz Josef Strauß). Bei den
Bundestagswahlen wird der Einzug ins Parlament mit 1,5 Prozent
haarscharf verfehlt, Petra Kelly nimmt's mit ihrem
sprichwörtlichen Humor: "Hahaha! Ich könnte heulen." Insgeheim
strickt sie aber schon an einer hundsgemeinen Intrige gegen Otto
Schily oder Hans Dietrich Genscher, mal sehen.
1983
Die Grünen ziehen in den Bundestag ein, das Hohe Haus
empfängt die ersten Abgeordneten durchaus wohlwollend. Petra
Kelly und Otto Schily werden Fraktionssprecher, Jockel Fischer
und Jürgen Trittin parlamentarischer Fahrgeschäftsführer bzw.
schwul. Nach zwei Jahren wird rotiert: Jetzt werden Petra Schily
und Otto Kelly "andersrum", Trittin wird Fischer und Fischer
Außenminister (im Traum).
1985
In Hessen wird zum ersten Mal eine rot-grüne Koalition
auf Landesebene gebildet. Bei der Vereidigung Jockel Fischers
zum Minister für (saubere) Umwelt, Kernenergie und Sachkunde
unterläuft diesem ein historischer Lapsus linguae: "Mit Verlaub,
Herr Präsident, Sie sind der sympathischste Mensch, der mir je
begegnet ist." Tumult im Plenum, die Bundeswehr kann das
Schlimmste gerade noch verhindern. Arschloch Fischer
entschuldigt sich umgehend, MP Börner greift schmunzelnd nach
der Dachlatte.
1990
Bei der ersten gesamtdeutschen Wahl scheitern die
westdeutschen Grünen an der Fünf-Prozent-Hürde und müssen sich
vom ostdeutschen Bündnis 90 vertreten lassen. Ohnmächtig müssen
die "Ökopaxe" zusehen, wie Kohl die 23. Wiederholung von "Police
Academy" durchs Parlament peitscht und Schlesien für zwanzig
Butterbrote (mit Schnittlauch) verkauft. Petra Kelly gründet
eine Familie (Goldene Schallplatte), Jürgen Trittin (li.)
schneidet sich die Haare ab.
1991
Nach Otto Schily tritt nun auch Jutta Ditfurth aus der
Partei aus. Gründe: Nichteinhaltung der Putzwoche, Jürgen
Trittins neuer Haarschnitt, allgemeine Lustfeindlichkeit.
Außerdem beklagt sie eine schleichende Abkehr vom Prinzip der
Gewaltfreiheit. Jockel Fischer dementiert: Er esse zumindest
größere Tiere schon seit Jahren nur noch, wenn sie tot seien,
und nach dem dritten Frühstück sei sein Hunger auch schon gar
nicht mehr so gewaltig. Reaktion Ditfurth: "Wider das Verfressen
oder Von der Unfähigkeit zu kauen" (Bastei Lübbe, 12,80 DM).
1992
Angesichts des Welthungers, der Verseuchung der Meere,
einer deutlich überhöhten Telefonrechnung sowie der Niederlage
der deutschen Fußballnationalmannschaft im EM-Endspiel gegen
Dänemark (0:2) äußert Petra Kelly, wenn das so weitergehe, könne
Sie sich "ja gleich die Kugel geben". Gert Bastian, Kavalier
alter Schule, hilft gerne. Um dem Bundesverdienstkreuz und einer
Busenfreundschaft mit Jockel Fischer zu entgehen, wählt der
Ex-General den Ehrentod. Bundeskanzler Kohl spricht in einer
Fernsehansprache von einer "positiven Wirtschaftsentwicklung"
und den "guten Beziehungen zu den EU-Nachbarstaaten im Osten".
1995
Krieg in Bosnien. Die Bundesversammlung der Partei
spricht sich für die Abschaffung der Wehrpflicht und gegen
Kampfeinsätze der Bundeswehr aus. Angelika Beer,
verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen, läßt trotzdem
vorsorglich die Fußabtreter vor den Parteibüros auswechseln:
"Grüß Gott, tritt ein, bring Angriffskrieg herein". Cem Özdemir
kauft sich das Depeche Mode-Album "Songs of Faith and Devotion"
und kann bereits vor dem Auspacken alle Songs auswendig, Rezzo
Schlauch hört auch weiterhin lieber Zweitstimmen.
1996
Jockel Fischer wird von seiner dritten Frau Claudia
verlassen und erklärt die Grünen für aufgelöst. Er selbst
beschließt, Dünnbrettbohrer und Dauerläufer zu werden und hält
ab sofort Diät. 13. Dezember: Jockel verkündet im Deutschen
Bundestag, daß er persönlich auf einem SFOR-Einsatz der
Bundeswehr gegen seine Exfrau besteht. Als er eines Morgens
aufwacht, war alles nur ein Traum! Bis auf den Dauerlauf. Und
die Diät. Und das Dünnbrettbohren sowieso.
1998
Nach Bundestagswahl und Regierungswechsel pauken die
Grünen in Windeseile ihre Reformen durch: Abschaffung des
Dreiklassenwahlrechts, Verbot der Hitlerjugend, gesunde Luft.
Jockel Fischer bewertet gegen ihn gerichtete Angriffe ab sofort
als "kriegerische Akte", die "brutalstmöglich vergolten" würden.
Das bekommt seine Kollegin Andrea Fischer (Ministerin für
Gesundheit, Frauen und Asoziales) sofort zu spüren, als sie
ihrem Parteifreund statt der bestellten Diät-Fischstäbchen mit
Kartoffelmatsch versehentlich frischen Lachs an Trüffelparfait
aus der Kantine holt: Der Außenminister spricht von der
Verletzung seiner Menschenwürde und einem "zweiten Auschwitz"
und ißt aus Frust eine halbe Ökosau, quatsch: eine ganze
Karotte.
1999
Im Frühjahr stimmen die Grünen mit 99,9 Prozent der
totalen Vernichtung des serbischen Drecksvolks zu und erwägen
den Einsatz von Selbstmordattentätern, Cem Özdemir meldet sich
sofort freiwillig. Nur mit Mühe kann Jockel Fischer seine
radikalpazifistische Position in der Partei durchsetzen: Kein
neues Auschwitz, dafür ein neues Guernica inkl.
Katzenstreubomben und Ökollateralschäden. Jürgen Trittin wird
mit Hirnriß ins Krankenhaus eingeliefert, Diagnose:
Romanvergiftung (Jutta Ditfurth, "Die Himmelsstürmerin", 500
Seiten).
2001
Kanzler Schröder stellt die Vertrauensfrage, will
außerdem Krieg. Die Grünen stehen vor der größten Zerreißprobe
ihrer Geschichte: Während sich der linke Parteiflügel
nachdrücklich für den Kauf einer Super-Luxus-Espressomaschine
aus purem Gold ausspricht, hätten die Realos lieber eine
Kaffeemaschine mit Brühautomatik und Tropfstop (von Tschibo).
Salomonische Lösung: Feierabend um vier, danach Treffen im Café
Clausewitz zum Cappuccino mit Schuß. Dort einstimmiger
Entschluß, sich ab sofort für wirklich überhaupt keinen Scheiß
mehr zu schade zu sein (siehe Bild).
2002
Nach der Bundestagswahl (2,7%) geben die Grünen ihre
Selbstauflösung bekannt, Jockel Fischer tritt über zur
Schill-Partei, Cem Özdemir wird wieder Türke und ausgewiesen.
Angelika Beer stolpert endlich über ihre Dummheit und verstaucht
sich den Knöchel. Jürgen Trittin schreibt in der taz: "Auch
Ausländer haben Rechte." Jutta Ditfurth ist vor Freude vier Tage
lang besoffen und macht gleich ein Buch draus ("Die Gläser
werden auch immer kleiner. Über das Ende einer Illusion",
Suhrkamp, 70 Euro). Um ein Haar wird Petra Kelly wiedergeboren,
überlegt es sich aber anders.
Glück gehabt!
Stefan Gärtner/Oliver Nagel
Kleine Grünen - Retrospektive Teil 1:
Bekenntnis einer ehemaligen Grünen-Wählerin
----- Original Message -----
From: (Name ist der Redaktion bekannt)
To: tierheim-olpe@t-online.de
Sent: Wednesday, August 23, 2000 11:43 PM
Subject: Selbsthilfegruppe Anonyme Ex-Grün-Wähler
Als ich heute eine ökologisch korrekte Avocado zubereitete,
brach das ganze Elend wieder über mich herein.
Was außen so frisch und grün wirkte, offenbarte im Innern einen
ekligen und häßlichfarbenen Kern.
Immer wieder habe ich mich in der Vergangenheit für die
bedrohten Arten auf der Roten Liste eingesetzt - jetzt stehe ich
selber drauf.
Da ich mich bei keiner Wahl zwischen Cholera und Pest
entscheiden wollte, habe ich in meiner Dummheit jedesmal meine
Stimme für die Syphilis abgegeben.
Bevor diese Krankheit nun ins dritte Stadium eintritt, möchte
ich die mir verbleibende Zeit nutzen, um mit aller Kraft gegen
das Unheil zu kämpfen, das ich selbst mit verschuldet habe.
Bitte veröffentlichen Sie meinen Namen nicht, ich schäme mich
so, ich kann noch nicht mal meinem Hund in die Augen sehen.
Der Name ist der Redaktion nur allzu gut
bekannt. Wir haben jedoch der "Selbsthilfegruppe Anonymer
Ex-Grün-Wähler" strengste Diskretion zugesichert.
"Wo sind all die Wähler hin, wo sind sie
geblieben...."
Kleine Grünen - Retrospektive Teil 2:
Die legendäre Sandalenverbrennung
Aus: NEWSLETTER KAMPFHUNDE-POWER vom
24.08.2000
[
www.kampfhunde-power.purespace.de ]
Bei der folgenden Meldung mußten wir etwas überlegen,
ob wir sie bringen, da wir uns von jeglicher Gewalt
distanzieren.
Wir sind aber zu dem Ergebnis gekommen, daß dies letztlich
auch nur ein Hilfeschrei ist - daher lesen Sie:
Selbsthilfegruppe Anonyme Ex-Grün-Wähler
startet Aufruf zur Aktion
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Die Selbsthilfegruppe ehemaliger GRÜNEN-Wähler will eine
bundesweite
Aktion starten.
Höhepunkt der Veranstaltung soll ein großes Happyning sein, wo
dann im
Berliner Tiergarten alle Birkenstocksandalen verbrannt werden.
"Man will ein Zeichen setzen und gleichzeitig neu anfangen"
stand in der
uns vorliegenden eMail. Der genaue Termin wird noch
mitgeteilt.
Für Anonyme Ex-Grün-Wähler, die dann zeitlich verhindert sind,
wird eine
zentrale Sammelstelle für Birkenstock-Spenden eingerichtet.
"Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren" schrieb der
Initiator.
Und Tschüß, Grüne!
Man gab Euch einen Strick
in Form von politischer Verantwortung in die Hand - und Ihr
habt Euch fix damit aufgehängt. Das war´s.
Wir wünschen allen Lesern ein avocadofreies, glückliches und
gesundes Jahr 2002 - und ein baldiges Verschwinden der
Rasselisten im Orkus der Geschichte, inklusive der für die
selbigen Verantwortlichen!
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