Sonderletter
"Schächten" - Warum?
Nach dem Karlsruher Urteil ist
es teilweise im Netz sehr emotional geworden, was verständlich ist.
Trotzdem sollten wir innehalten, und uns Zeit zum Nachdenken und zur
Selbstanalyse geben.
Das Thema "Schächten" trifft wunde Punkte in unserem Verständnis von
Tierschutz und in unserer Lebensweise, denen wir uns stellen sollten.
Schließlich sind wir keine
Politiker, also sind Populismus, Hysterie und Feindbildsuche nicht
unsere Methoden.
Gerade wir sollten keine blinden Flecke in unserem Denken zulassen.
Gerade wir sollten keine Sündenböcke für unser Versagen suchen.
Gerade wir sollten den Balken im eigenen Auge suchen, nicht den
Splitter im Auge des Anderen.
Unten finden sich zuletzt
ein paar Fragen, die durch die Diskussion um das Schächten aufgeworfen
worden sind.
Eine Stellungnahme der
Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz haben wir erbeten, sie wird
bei Erhalt ebenfalls veröffentlicht.
Diskussionbeiträge sind ausdrücklich erwünscht, von sachlichen
Argumentationen und vom Austausch von Informationen profitieren wir
alle, und nicht zuletzt die Tiere.
Während es den Spiegel nicht sonderlich interessiert, und die Faz den
User schon vor Lesen eines Artikels zum Wahnsinn treibt, widmet die
Süddeutsche dem Thema Schächten ein ganzes und lesenswertes Dossier:
Über dem Durchgang zum Lagerraum hängt ein vergoldeter Bilderrahmen.
Geschützt durch eine Glasscheibe sind darin die ersten beiden Seiten des
Koran aufgeschlagen sie sind reich verziert. Es ist Mittagszeit in der
Mevlana Metzgerei in der Thalkirchner Straße. Inhaber Mücahit Tari hat
so eben erfahren, dass das Bundesverfassungsgericht muslimischen
Metzgern das Schächten erlaubt. Es ist eine gute Nachricht für den
türkischen Metzger. Erfreut erzählt er seinen Kunden meist Landsleute
von dem Urteil. Grund der Klage war: Fünf bis maximal zehn Minuten
dauert es, bis die Tiere beim Schächten vollständig ausgeblutet sind.
Sie werden dabei nicht betäubt deshalb ist diese Art des Schlachtens
durch das Tierschutzgesetz verboten. Die Verfassungsrichter haben
gestern erklärt, dass es bei religiösen Gründen eine Ausnahmegenehmigung
geben könne. Jüdische Metzger konnten diese bisher schon erhalten; bei
Muslimen war das nicht möglich.
Das ist gut für uns, sagt der 31-jährige Tari, der aus Izmit
stammt, etwa 90 Kilometer von Istanbul entfernt. Vor sieben Jahre kam er
nach München. Als er die Metzgerei von einem Landsmann, der diese fünf
Jahre zuvor gegründet hatte, übernahm, bestätigte das
Bundesverwaltungsgericht gerade das Schächt- Verbot in Deutschland. Die
einzige Möglichkeit für muslimische Metzger in München, an unblutiges
Fleisch zu kommen, ist die Firma Anzenberger. Geschäftsführer Martin
Anzenberger hat einen türkischen Fleischer eingestellt, der zwar die
Tiere schächtet. Diese werden jedoch, bevor ihnen die Kehle
durchgeschnitten wird, durch einen Bolzenschuss getötet. Anzenberger
sieht das Karlsruher Urteil kritisch: Ich bin mit der herkömmlichen Art
des Schächtens nicht einverstanden. Was da den Tieren angetan wird, ist
unvorstellbar. Er wird weiter wie bisher schlachten auch aus
wirtschaftlichen Überlegungen: Werden momentan zwischen 50 und 60 Tiere
in der Stunde getötet, könnten beim richtigen Schächten seiner Schätzung
nach nur zwischen fünf und zehn Tiere geschlachtet werden.
So wie bei Anzenberger bisher geschlachtet wurde erst Töten, dann
Schächten ist es zwar im Sinn des Tierschutzgesetzes, allerdings nicht
ganz im Sinne des Korans. Denn das Tier ist vor dem Schächten bereits
tot. Unsere Kunden haben häufig nicht geglaubt, dass wir geschächtetes
Fleisch anbieten, sagt daher auch Mücahit Tari. Jetzt können wir auf
das Urteil verweisen. Das macht die Arbeit leichter. Deshalb überlegt
er sich, ob er in Zukunft gestärkt durch das Urteil nicht selber
schlachten soll. Saftig, rot und roh stapelt sich das Fleisch hinter der
Glastheke im engen Verkaufsraum der Mevlana Metzgerei. Mehrere
Kühlschränke sorgen dafür, dass die Getränke, die Dosen mit den
verschiedenen Gemüsesorten und die abgepackte Wurst nicht verderben.
Außer Schweinefleisch hat Mücahit Tari alle Sorten im Angebot. An der
Wand hinter der Theke hängen Landschaftsfotos aus seiner Heimat. Nicht
nur weil der Koran es verbietet, Blut oder Fleisch von verendeten Tieren
zu essen, ist das Schächten für Tari die einzig mögliche Variante des
Schlachtens ich glaube, dass es für Menschen gesünder ist,
geschächtetes Fleisch zu essen.
Doch nicht nur Muslime kaufen bei Mücahit Tari ein: Spanier,
Italiener, Deutsche zählen zu seinen Kunden, berichtet er. Günther Frey
ist einer von ihnen. Er kauft sich zwei Steaks bitte genauso saftig
wie die, die Du mir gestern gegeben hast. Dass Taris Steaks von Rindern
stammen, die nach den Regeln des Koran geschlachtet wurden, interessiert
Frey eigentlich nicht. Er kauft hier, weil sein Arbeitsplatz um die Ecke
liegt. Das Argument vieler Tierschützer, Schächten sei für Tiere zu
grausam, will Frey allerdings auch nicht gelten lassen: Dann dürften
wir gar kein Fleisch mehr essen.
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Beim Schächten
werden den Tieren ohne Betäubung die Halsschlagader sowie die
Luft- und Speiseröhre mit einem Schnitt durchtrennt.
(dpa ) |
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(SZ vom 16.1.2001) - Mit seinem Urteil zum Schächten hat das
Bundesverfassungsgericht einen juristischen Streit beendet, doch
der Streit, ob die Tiere dabei leiden, ist damit noch nicht
ausgestanden. Das glaube ich nicht, sagt der Veterinärmediziner
Andreas Stolle, Professor an der Universität München. Durch den
schlagartigen Blutverlust mehrere Liter sprudeln in
Sekundenschnelle aus dem Körper heraus seien die Tiere, Rinder
oder Schafe, sofort bewusstlos. Beim Schächten, wie es jüdische
und islamische Religionsvorschriften verlangen, Mit dem Verweis
auf die Religionsfreiheit hatte das Bundesverfassungsgericht am
Dienstag diese Schlachtmethode erlaubt.
Vor dem Schlachten fixiert
Die Tiere haben natürlich Angst, und sicherlich bereiten ihnen
die Vorbereitungen Unbehagen, sagt Stolle. Denn sie müssen vor
dem Schächten fixiert werden, damit sie sich beim Kehlenschnitt
nicht bewegen können. Das sei bei Schafen relativ unproblematisch,
bei den größeren Rindern könne es aber Schwierigkeiten geben,
erklärt Stolle.
Mögliche Schmerzen
Martin von Wenzlawowicz von der Tierärztlichen Vereinigung für
Tierschutz glaubt nicht an den schmerzlosen Tod der Tiere. Bei
Schafen trete er erst nach 30 Sekunden, bei Rindern sogar erst
nach zwei Minuten ein. Den Schnitt durch die Haut spüren die
Tiere sicherlich, sagt der Veterinär. Zudem könne Blut durch den
Kehlenschnitt in Luftröhre und Lunge gelangen, was für die Tiere
schmerzhaft sei.
Schlachten nach deutschen Verordnungen
Beim Schlachten, wie es die deutschen Tierschutzverordnungen
vorschreiben, werden die Tiere zuerst mit einem Bolzenschuss
betäubt. Das Schlachtvieh wird an den Hinterbeinen aufgehängt, und
der Schlachter schneidet dem Tier dann die Kehle durch. Dieser so
genannte Entblutungsschnitt führt zum Tod. Der Bolzenschuss ist
durchaus geeignet, um die Tiere zu betäuben, sagt Karl Wenzel,
Tierschutzreferent beim bayerischen Gesundheitsministerium. Doch
nur, wenn er richtig angesetzt wird.
Betäubungsschuss kann daneben gehen
Zielt der Schütze jedoch nicht richtig auf die Stirn des Tieres,
kann der Schuss daneben gehen, und das Schlachtvieh ist noch
teilweise bei Bewusstsein. Bei schweren Bullen kann es Probleme
geben, räumt Wenzel zudem ein, denn der Betäubungsschuss werde
durch ihre dicke Schädeldecke gebremst und verfehle so die
richtige Partie des Gehirns.
Vermutlich 5 bis 20 Prozent der Tiere in deutschen Schlachhöfen
erleben bewußt die Tötung
Österreichische Tierschützer haben sogar gefilmt, wie Bullen bei
Bewusstsein Ohren und Hufe abgeschnitten worden sind, Ähnliches
wurde aus einem Schlachthof bei bei Jena berichtet. Tierschützer
beklagen, dass so zwischen fünf und 20 Prozent der etwa vier
Millionen Tiere, die jährlich in Deutschland geschlachtet werden,
den Tötungsschnitt miterlebten. Wenzel will diese Zahlen nicht
bestätigen, räumt jedoch ein, dass die Praxis beim Schlachten
verbesserungsbedürftig sei.
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(SZ vom 16.1.2001) - Das einstimmig ergangene Schächt-Urteil des
Bundesverfassungsgerichts ist ein Beitrag für den Frieden und die
Toleranz dieser Gesellschaft. Es bestätigt das generelle
Schächt-Verbot und gewährt zugleich einer Minderheit das Recht,
Tiere ohne Betäubung zu töten, wenn dies ihre Religion
vorschreibt. Und es erinnert an die braunen Wurzeln des Verbots:
Es geht in Deutschland auf die Nazis zurück, die die Juden als
Tierquäler brandmarken wollten und ihnen das Schächten verbot.
Dass expressive Tierliebe mit dem mörderischen Menschenhass von
Rassisten einhergehen kann, ist natürlich kein Argument gegen den
Tierschutz. Aber diese Tatsache sollte Anlass zum Nachdenken
geben, den Tierschutz nicht über alles zu stellen schon gar
nicht über die Grundrechte der Bürger.
Salomonisch gelöst
Das Verfassungsgericht hat diesen Konflikt nach dem
Regel-Ausnahme-Prinzip salomonisch gelöst. Empörten
Christenmenschen, die das Schächten für ungleich grausamer als das
übliche Schlachten halten, hält Karlsruhe kühl entgegen: Es ist
keineswegs klar, welche Methode den Tieren weniger Leid und
Schmerzen zufügt. Auf dieser Säule ruht das Urteil. Wäre das
Schächten eindeutig qualvoller, hätten die Richter anders
entschieden. Dieser Beweis fehlt nicht nur, die hier zu Lande
übliche Schlachtmethode kann sogar erheblich grausamer als der
Schnitt durch die Kehle des noch lebenden Tieres sein. Auf den
Schlachthöfen, die möglichst kostengünstig die Tiere töten wollen,
sind schreckliche Leiden an der Tagesordnung. Erst recht seit der
BSE-Krise mit dem Verbot der Rückenmarkzerstörer, die betäubte
Tiere früher garantiert schmerzfrei machten.
Islam um möglichst schonende Tötung bemüht
Zu Recht weist das Gericht die Christen darauf hin, dass Moslems
und Juden das Schächten nicht aus Grausamkeit bevorzugen, sondern
sie auch um eine möglichst schonende Tötung von Tieren bemüht
sind. Und es fehlt nicht die Anmerkung, dass das (spät und im
Interesse der Schlächter eingeführte) Betäubungsgebot bedeutende
Ausnahmen kennt: die Jagd und die Notschlachtung.
Zu den Gewinnern des Urteils gehören außer den Muslimen und den
Befürwortern einer fortschreitenden Integration anderer Kulturen
gewiss die Vegetarier. Der nun landauf, landab dargestellte
Vergleich der Tötungsmethoden wird noch mehr Fleischesser ihre
Ernährungsgewohnheiten überdenken lassen. Das Urteil nützt aber
auch Hunderttausenden von Schafen und Rindern. Ihnen werden
nämlich leidvolle Transporte in benachbarte EU-Länder zum Zweck
des Schächtens erspart.
Grässliche Hausschlachtung gehen zurück
Zudem wird zu Gunsten eines sachkundigen Schächtens die
(unbekannte) Zahl der oft grässlichen Haus- und
Privatschlachtungen bei orthodoxen Muslimen drastisch zurückgehen.
Indirekt könnte die Entscheidung als Katalysator für den
allgemeinen Tierschutz wirken. Denn zum einen stehen nun auch die
Zustände in deutschen Schlachthöfen wieder unter verschärfter
Beobachtung. Zum andern muss erneut über die Aufnahme des
Tierschutzes in das Grundgesetz diskutiert werden ein gutes
Thema für den Wahlkampf.
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Die Taz wirft sich mit Rot-Grün auf
das Thema Schächten zwecks politischer Profilierung, braucht aber
nicht zu glauben, dass Tierschützer Seite an Seite mit Rot-Grün
kämpfen...
"Tierische Initiative
Rot-Grün plant nach dem Karlsruher Urteil zum
Schächten neuen Anlauf, den Tierschutz
ins Grundgesetz zu schreiben
...Der Kieler Umweltminister Klaus Müller (Grüne) glaubt jedoch,
dass die Karlsruher Entscheidung im Streit um das
Schächten "anders ausgesehen" hätte,
wenn der Tierschutz bereits im Grundgesetz verankert wäre. ..."
Volltext:
http://www.taz.de/pt/2002/01/17/a0038.nf/text.name,askJHEJcI.n,0
Da kann er glauben was er will, warten
wir erst mal Karlsruhes Kommentar zu den Hundeverordnungen ab.
auch in der Taz:
SCHÄCHTEN IST EINE UNNÖTIGE QUÄLEREI UND ZEICHEN BRUTALER
TOLERANZ
Vorwärts ins Mittelalter
Volltext:
http://www.taz.de/pt/2002/01/17/a0110.nf/text.name,askFwyM33.n,1
Genau das haben wir gemeint, als wir gebeten
haben, Sachlichkeit der Hetze vorzuziehen.
Dieser Taz-Kommentar könnte genausogut auf einer illegalen
Rechtsradikalenseite von Horst Mahler stehen.
Würg. Außen grün ...
Der Koran zum Thema
Schächten
"Verboten ist euch (der Genuss von) Fleisch
von verendeten Tieren, Blut, Schweinefleisch und Fleisch, worüber
beim (beim Schlachten) ein anderes Wesen als Gott angerufen worden
ist, und was erstickt, (zu Tod) geschlagen, (zu Tod) gestürzt oder
(von einem anderen Tier zu Tod) gestoßen ist, und was ein wildes
Tier (an)gefressen hat - es sei denn, ihr schächtet es (indem ihr es
nachträglich ausbluten lasst) (
)." Sure 5, Vers 3
Die Welt zum Thema "Schächten"
http://www.welt.de/daten/2002/01/17/0117de308450.htx
Lockerung des Schächtverbots stößt auf scharfe Kritik
Rüttgers: "Wie erklärt man, dass das Aufhängen von Kreuzen in
Schulen unzulässig, das Schächten aus religiösen Gründen aber zulässig
ist?"
Berlin - Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum
Schlachten von Tieren nach islamischem Ritus ist am Mittwoch auf scharfe
Kritik gestoßen. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Jürgen Rüttgers
sagte, das Urteil möge juristisch richtig sein, sei aber "für normale
Menschen unverständlich". Er fragte: "Wie erklärt man, dass das
Aufhängen von Kreuzen in Schulen unzulässig, das Schächten aus
religiösen Gründen aber zulässig ist?" Karlsruhe hatte Moslems den
jüdischen Glaubensangehörigen gleichgestellt, denen das so genannte
Schächten erlaubt ist. Rüttgers sagte, die dem Urteil zu Grunde liegende
gesellschaftspolitische Grundhaltung sei falsch. Die in Deutschland
geltenden Grundrechte müssten von allen anerkannt werden, die hier
lebten. "Dazu gehört auch die Bewahrung der Schöpfung und der Schutz
aller Lebewesen vor vermeidbaren Schmerzen."
Hessen kündigte eine strenge Genehmigungspraxis an. Eine
Pauschalzustimmung werde nicht erteilt, sagte Sozialministerin Silke
Lautenschläger (CDU). Es müsse gewährleistet sein, dass nur sachkundige
Personen unter größtmöglicher Schonung der Tiere die rituelle
Schlachtung vornähmen. Angesichts des bevorstehenden islamischen
Opferfestes am 22. Februar sei mit zahlreichen Anträgen moslemischer
Metzgereien zu rechnen. Deshalb forderte Lautenschläger
Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) auf, die Art und
Weise des Schächtens schnellstmöglich per Rechtsverordnung festzulegen.
Der hessische CDU-Bundestagsabgeordnete Martin nannte das Urteil "ein
neues verhängnisvolles Zeichen". Für die Mehrheit der Deutschen sei der
Richterspruch "eine Zumutung".
Brigitte Bardot, früherer französischer Filmstar und seit
langem aktive Tierschützerin, protestierte bei Bundeskanzler Gerhard
Schröder gegen die Zulassung des Schächtens in Deutschland. In einem
offenen Brief kritisierte sie das Karlsruher Urteil. DW
Und jetzt ein paar
zugegebenermaßen provokative "Denkanstöße" aus der Netzdiskussion:
- Warum weinen wir um einen in Dortmund erschossenen Pitbull, und das
tägliche Nutztierelend läßt uns kalt?
- Ist es wichtiger, wie man (als Tier) gelebt hat, oder
wie man stirbt?
- Wer Fleisch ißt, macht sich nicht nur am Tod der Tiere
schuldig, sondern auch an deren Leben und Lebensbedingungen, und das
sieht bei Nutztieren überwiegend ziemlich traurig aus.
- Was hat Vegetarismus mit Tierschutz zu tun, wenn man
Milch und Eier ißt? Für den Milchkonsum sterben automatisch in großer
Zahl Bullenkälber, für den Eierkonsum männliche Küken. Würden wir allen
männlichen Nachkommen das Gnadenbrot geben, müßten wir Holland und
Belgien als Weide dazu pachten. Stimmt der Veganerspott, dass für den
Vegetarier das Schwein als Schnitzel "Mord", als Gürtel jedoch "Mode"
ist?
- Wie ernährt man sich als Veganer (also ohne alle
tierischen Produkte) gesund, wenn der menschliche Organismus nicht
irgendein Eiweiß braucht, sondern Eiweiß und Aminosäuren in bestimmter
Kombination ("Liebigsches Faß"), und Soja, das tierisches Eiweiß
ersetzen kann, hierzulande nicht gedeiht? Soll der gesamte Sojabedarf
aus USA importiert werden? Und ist der nicht dann genmanipuliert?
- Die Katze frißt die Maus, der Fuchs das Kaninchen. Haben wir ein Recht
zu töten, um zu essen? Ist "Ernährung" ein vernünftiger und / oder
ethisch ausreichender Grund zur Tötung eines Tieres?
Wir werden nicht denselben Fehler wie unsere Politiker machen, und
Sündenböcke (Sündenkampfhunde) für unser eigenes Versagen an den Pranger
stellen.
Wir werden nicht mit den Fingern auf muslimische Metzger zeigen.
Wir werden uns mal ganz beherzt an der eigenen Nase packen.
Und ein paar Steine ins Glashaus werfen.
Wer die Welt verändern will, muß immer mit dem Gesicht im Spiegel
anfangen.
Diskussionsbeiträge, insbesondere informative, sind ausdrücklich
erwünscht.
Dieser Letter wurde für Maulkorbzwang
zusammengestellt von jemandem, der angesichts des gelebten Vorbildes
einer
CANIS-Veganerin und der
aktuellen Diskussion Probleme mit seinem Kühlschrankinhalt hat.
Er hält es zwar für einen vernünftigen Grund, ein Tier zu töten, um es
zu essen - anders machen es die Tiere ja auch nicht.
Er hält es auch nicht für schlimmer, geschlachtet oder geschächtet zu
werden als in der freien Natur von einem Beutegreifer gerissen zu
werden.
Er hat aber ein enormes Problem mit dem Leben, dass diese Tiere führen
müssen, bevor er sie ißt.
Ihm schmeckt ihr Elend nicht mehr.
Ein Leben ohne Milch und Eier kann er sich aber auch nicht vorstellen.
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