Kampfhunde
in Deutschland
Die Endlösung?
Von Alika Lindbergh |
Der Artikel Kampfhunde in
Deutschland: Die Endlösung?' ist erstmals im Journal Franz Weber No.
55, 1. Quartal 2001 erschienen. Wir publizieren diesen aufrüttelnden
Artikel mit freundlicher Genehmigung der Schweizer
Umweltschutz-Organisation Fondation Franz Weber.
Das vierteljährlich publizierte Journal Franz Weber können Sie unter
folgender Internet-Adresse abonnieren:
http://www.ffw.ch |
|
|
|
Unglaublich, aber
wahr - und wäre es nicht mit Verzweiflung, Leiden und Tod
verbunden, könnte man meinen, es sei ein Gag: In Deutschland
wird zur Zeit die Vernichtung sämtlicher so genannter
"Kampfhunde" vorbereitet, einschließlich harmloser Bastarde,
denen man irgendeine, wenn auch imaginäre, Verwandtschaft
mit den großen Fleischerhunden nachsagt. Und dies bis zur
völligen Ausmerzung ihrer Rassen.
|
|
|
|
|
|
(Wobei die
allgemein verwendete Bezeichnung "Rasse" natürlich ungenau
ist; wir werden sie jedoch notgedrungenermaßen verwenden, um
Mißverständnisse zu vermeiden.)
American Staffordshire Terrier, American Pitt Bull Terrier,
Bull Terrier, American Bulldog, Bandog, Bullmastiff,
Bordeaux-Dogge, Argentinische Dogge, Fila Brasileiro, Kangal
(oder Karabash), Kaukasischer Owtscharka, Mastiff,
Spanischer Schäferhund, Neapolitanischer Schäferhund, Tosa
Isu: Die Liste ist nicht vollständig, sind doch in gewissen
Gegenden noch andere Rassen im Visier der Hundefeinde, die
sich eine so gute Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen,
Geschöpfe aus der Welt zu schaffen, die ihnen ein Dorn im
Auge sind. 42 Rassen stehen auf der Abschußliste, sind zur
Vernichtung, wenn nicht zur totalen Ausrottung verurteilt.
Alles in allem die Endlösung.
Die Regierung verbreitet die Idee, die Besitzer solcher
Hunde seien samt und sonders kriminelle Asoziale, und die
Medien wiederholen diese skandalöse Lüge im Chor, verbreiten
blinden Haß und kollektive Hysterie. Somit kann nun jeder
einfältige Beamte, blind der Disziplin gehorchend, schon auf
bloße Vermutung oder Denunzierung hin bei jedem beliebigen
anständigen Bürger eine Kontrolle durchführen und ohne
Durchsuchungsbefehl dessen vierbeinigen Kameraden
beschlagnahmen, und sei es auch der einzige Freund, den er
noch hat.
In Hamburg ist für 2 Millionen Mark ein Schlachthaus zur
Gefangenhaltung und Tötung von Zehntausenden von Hunden
eingerichtet worden, denen zuvor der Buchstabe G für
"Gefährlich" auf Ohr oder Schenkel tätowiert wurde. Das
gleiche G oder eine Tafel mit der Aufschrift "Gefährlich" in
grellem Rot ist an den Mauern oder den Türen von
Privathäusern angebracht, in denen diese Unglücklichen auf
die Hinrichtung warten müssen.
Was unterscheidet diese Tiere, die nur zu "Kampfhunden"
werden, wenn brutale Menschen sie dazu abrichten, sich
gegenseitig zu zerfleischen oder auf Befehl anzugreifen -
was unterscheidet sie von Polizei- oder Armeehunden, die mit
fletschenden Zähnen auf Feinde losgehen und Übeltäter in
Schach halten und dafür ausgezeichnet werden, außer daß ihre
"Meister" nicht auf der gleichen Seite stehen? Alle die
Unzähligen aber, die nicht in die Hände krimineller Menschen
gefallen sind, treue Gefährten von Kindern, von einsamen
alten Menschen, von Familien, die sie lieben - welche
Gemeinheit ist es doch, sie zu Sündenböcken der wachsenden
allgemeinen Unsicherheit zu machen - sie, die nur für uns
leben, sie, die ihr Leben geben würden, um uns zu
beschützen!
Das Hamburger Vernichtungslager - genauso wie andere in ganz
Deutschland eingerichtete - rühmt sich höchster Effizienz:
Ein Eisenbahngleis führt direkt zum einzigen Eingang, und
dank seinem Standort nahe der Elbe lassen sich die
Kadaverteile diskret entsorgen.
Eine gezielte Propaganda hat die öffentliche Meinung auf
diese Vernichtungswelle vorbereitet, und die von den
Behörden erlassenen Befehle richten sich in genauer Kenntnis
der Sachlage an ein disziplinbesessenes Volk. In Tat und
Wahrheit wird der ganzen verborgenen Grausamkeit des
Menschen und all seinen versteckten und unterdrückten
Haßgefühlen ein willkommener Anlaß zum Ausbruch und freien
Lauf in aller Legitimität geboten. Die Bevölkerung wird gar
dazu angehalten, bei Freunden, Nachbarn, Verwandten usw.
vorhandene große und starke Hunde anzuzeigen, als ginge es
dabei um einen staatsbürgerlichen Akt gesellschaftlicher
Säuberung.
Natürlich sind viele Deutsche entsetzt und versinken in
Scham ob dem, was unweigerlich und mit plastischer
Deutlichkeit an die Methoden anderer Massenvernichtungen
erinnert; und diese Bürgerinnen und Bürger sind es, die an
die internationale Meinung appellieren.
Befassen wir uns zuallererst einmal mit dem sattsam
bekannten Gemeinplatz, der immer dann zu hören ist, wenn
Tiere leiden und sich eine Parallele zu Menschen aufdrängt:
"Das läßt sich nicht vergleichen - es sind ja nur Tiere! Es
ist unanständig, das Leiden von Tieren mit dem Leiden von
Menschen in Zusammenhang zu bringen."
|
|
|
|
|
|
Wie die Leser des
Journals wissen, hat die Fondation Franz Weber diese Art von
Diskriminierung nie akzeptiert. Immer hat sie betont, daß es im
Bereich des Mitgefühls keine Prioritäten geben kann. Mitgefühl
kennt keine Beschränkungen hinsichtlich Klassen, Rassen oder
Arten.
Mitgefühl ist unteilbar wie das Leben selbst. Das verkennt
unsere westliche Gesellschaft ganz offensichtlich, wenn sie das
Wenige, das den Tieren widerwillig gewährt wird, gegen das Viele
abwägt, das dem Menschen "von Amtes wegen" zusteht.
|
|
|
Das Leiden jedes fühlenden Wesens, vom Menschen bis zum
Frosch, berührt den wahren Altruisten gleichermaßen. Die
Volksweisheit sagt: "Wer Tiere liebt, liebt Menschen." Genauer
müßte es heißen: "Wer die Tiere wahrhaft liebt, liebt auch
wirklich die Menschen."
Leute, die protestieren (oft nur aus Anpassertum), und
sogleich das menschliche Elend ins Feld führen, wenn andere
sich der Not der Tiere erbarmen, leiden an seelischem Geiz
oder sind Opfer einer engstirnigen, anthropozentrischen
Erziehung, die um Lichtjahre entfernt ist von allem, was uns
mit den übrigen Lebewesen verbindet. Wer ungerührt zusehen
kann, wie ein gemeiner Pöbel die geliebte, sanftmütige Dogge
einer alten Dame vor ihren Augen lebendig verbrennt, ist
zweifellos auch imstande, wenn es die Umstände (rassistische
Propaganda, politische oder religiöse Parolen) gestatten, bei
der Folterung von Menschen, die man ihm als schädlich
bezeichnet hat, zuzusehen oder mitzutun. Es handelt sich um
eine von Anfang an pervertierte, der formbaren Kinderseele
eingeprägte Denkart; es ist die unselige Idee, daß alle
Lebewesen, die anders sind als wir, "es nicht so spüren wie
wir" und daß sie, eben weil sie anders sind, weniger wert
seien und daher weniger - oder überhaupt keine - Achtung
verdienten. Das ist Rassismus! Ein Rassismus, der den Kindern
durch unser Verhalten den Tieren gegenüber eingeimpft wird.
Das Delikt der "sale gueule"
Unnötig zu sagen, daß in Deutschland die der Verdammung
preisgegebenen Hunde vom Tierschutzgesetz nicht geschützt
sind. Ihre Tötung untersteht keinen Vorschriften und Regeln.
Jeder Beliebige kann heute jeden mit dem ominösen "G"
markierten Hund, selbst in Begleitung seiner Besitzer (die
ihrerseits der Lynchjustiz ausgesetzt sind), auf jede
beliebige Weise töten. Außer den zahlreichen Vergiftungen und
der bei lebendigem Leibe verbrannten Dogge, von der oben die
Rede war, nehmen die Greueltaten einer hysterischen Menge zu.
So wurde ein ganz junges Mädchen, nur weil sein Hund ein
Bullterrier war, zusammen mit diesem vor den Augen seiner
entsetzten Eltern auf der Straße gesteinigt und bewußtlos auf
dem Trottoir zurückgelassen.
Die Wut der "Rechtschaffenen" kennt keine Grenzen mehr, zumal
sich die Zahl der inkriminierten Hunderassen in gewissen
Bundesländern nicht einmal auf die 16 vorgenannten beschränkt.
In Nordrhein-Westfalen stehen 42 Rassen auf der schwarzen
Liste, 13 davon in der ersten Kategorie. Warum nicht gleich
eingestehen, daß man es auf alle Hunde abgesehen hat.
Das bedeutet, daß mindestens 60 % der Hundebesitzer und ihre
Vierbeiner dem Volkszorn, beziehungsweise den Henkern der
Hundeschlachthäuser ausgeliefert sind!
Zweifellos sind es sogar noch mehr als 60 %, haben es doch
einige Besessene selbst auf Bastarde abgesehen, auf den bloßen
Verdacht hin, daß auch nur ein paar Tropfen Blutes einer der
verteufelten Rassen in ihren Adern fließe. Es genügt, daß ein
Hund etwas mehr als 40 cm Widerristhöhe, einen großen Kopf mit
vage aufgestülptem Fang und ein Mindestgewicht von 20 kg
aufweist - schon wird er beschlagnahmt und hingerichtet. Mit
einem Wort: Er bezahlt den Preis dafür, daß der Gesellschaft
"seine Visage" nicht paßt.
Ein Funke genügt, um das Pulverfaß, in diesem Fall das
perverse Innere des sogenannten "zivilisierten Menschen", zur
Explosion zu bringen. Unsere Zeit ist eine Zeit der brutalen
Gewalt, der Grausamkeit und des Fanatismus. Daran hat sich in
den letzten Jahrzehnten nichts geändert - ganz im Gegenteil.
Der Funke, der diesmal soviel Haß entfacht hat, ist ein
politisches Manöver, das man als reines Ablenkungsmanöver
bezeichnen kann.
Laut unseren deutschen Korrespondenten ist die öffentliche
Meinung durch den BSE-Skandal und die Unfähigkeit der
Regierung, der Kriminalität von Neonazis Einhalt zu gebieten,
aufs Äußerste erhitzt. Um ihre Entschlossenheit zu
demonstrieren, gingen die Politiker gegen die Hunde der
Skinheads vor! Auf perfide Weise setzten sie zunächst die von
den Neonazis bevorzugten Hunde mit ihren Besitzern gleich,
erklärten diese samt und sonders zu gefährlichen Asozialen und
entschieden, das Beste sei daher - wirklich und wahrhaftig! -
die Ausmerzung ihrer Hunde.
Das ist natürlich einfacher und weniger riskant als die
Festnahme gewalttätiger Neonazis und anderer fanatisierter
Gruppen - terrorverbreitender Rowdies, die im übrigen mit
ihren Pit-Bulls genauso sadistisch umgehen wie mit den
menschlichen Opfern ihrer Aggressionen. Man muß wissen, daß
nach den furchtbaren Kämpfen, bei denen sich halb wahnsinnige
Hunde vor den Augen einer blut- und horrorlüsternen Menge
zerfleischen, den Überlebenden die Wunden mit der Heftmaschine
"zugenäht" werden!
Die Angst vor den Skinheads, diesen psychisch Kranken, ist
verständlich. Doch auch die Hunde sind deren Opfer, vielleicht
sogar die am meisten zu bedauernden. Wie dem auch sei - mit
der Vernichtung der Hunde läßt sich in den Augen der
politischen Manipulatoren die verängstigte Öffentlichkeit mit
einem Trostpflaster abspeisen und von der wirklichen
Unsicherheit und deren wahren Urhebern ablenken.
Nacht-und-Nebel-Aktion
Die Verantwortlichen dieser Politik haben wohlverstanden
zuerst das Gewicht der Hundefreunde innerhalb ihrer kostbaren
Wählerschaft ausgelotet und mit Erleichterung festgestellt,
daß es kaum von Bedeutung sei, gibt es doch in Deutschland im
Verhältnis zu anderen europäischen Ländern nur wenige Hunde.
Sie zogen daraus den Schluß, daß die Anti-Hunde-Gesetze keine
allzu hohen Wellen schlagen würden, und gingen mit der
gleichen Diskretion ans Werk, die sich schon zu anderen Zeiten
bestens bewährt hat. Die deutschen Medien spielten ihrerseits
vor allem die vorgekommenen Hundebisse hoch, mit Reportagen,
die dazu angetan waren, Panik auszulösen.
In Hamburg luden die Organisatoren einer Demonstration von
Hundefreunden die Mitglieder verschiedener Parteien ein, sich
mit ihnen auf dem Rathausplatz zu treffen, wo sie tausend
Nelken niederlegten. Der Aufruf erntete nur eisiges Schweigen.
In diesem Schweigen einer angeblich zivilisierten Welt werden
Zehntausende unserer treuen Gefährten untergehen. Nacht und
Nebel - die Taktik hat sich bewährt. Eine systematische
Gleichgültigkeit der Presse hält die Mehrheit der Europäer im
Unwissen über einen Skandal, in den sie sich unter keinen
Umständen einmischen soll.
Informierte Hundefreunde (die mutigen Redaktoren der
Zeitschrift "Top Dog" zum Beispiel oder Freund Hugo Yaez, dem
wir viele Einzelheiten dieses Berichts verdanken) müssen
verzweifelt zusehen, wie komplizenhaftes Schweigen eine
seriöse Informationen verhindert. Ist es die für unser
Zeitalter so typische Feigheit oder sind es geheime Parolen,
die die Journalisten bewegen, den deutschen Hundeskandal zu
verheimlichen? Und auch darüber zu schweigen, was auch
anderswo in Europa zu geschehen droht, hängt doch das
Damoklesschwert über sämtlichen Hunden der EU.
Bereits hat der deutsche Innenminister, Otto Schily, dem
französischen Vorsitz der EU bereits den dringlichen Antrag
gestellt, an der nächsten Versammlung eine Ausweitung der
deutschen Strafgesetzgebung auf die anderen Mitgliedstaaten
der EU zu behandeln - ein Antrag, der von Luxemburg
bereitwillig übermittelt wurde
Es steht zu befürchten, daß Frankreich um der
französisch-deutschen Freundschaft willen dem deutschen Antrag
nachkommt. Bereits hat Georges Sarre, Abgeordneter und
Bürgermeister des 11. Arrondissements von Paris, das Gesetz
99.5, die so genannte "Loi Sarre", gegen Kampfhunde (oder
angebliche Kampfhunde!) zur Abstimmung gebracht. Sein
Kommentar zu den auf der schwarzen Liste stehenden
Hunderassen: "Diese Hunde sind die Werkzeuge von Straftätern".
Mit keinem Wort erwähnt er die überwiegende Mehrheit der
unbescholtenen Hundebesitzer. Sein Gesetz soll übrigens, wie
er selbst gesteht, nur Vorstufe zu weiteren, drastischeren
Maßnahmen sein, kündigt er doch heute schon an, daß zahlreiche
weitere Rassen mit der Versetzung in "andere Kategorien"
rechnen müssen. Die weitgespannte Verschwörung der Hundehasser
könnte daher schon bald dazu führen, daß auch unsere geliebten
Boxer und selbst die anhänglichen Labradors zu gefährlichen
Fleischerhunden gestempelt werden!
Der menschlichen Dummheit
sind keine Grenzen gesetzt - warum also auf halbem Weg stehen
bleiben?
Jedenfalls müssen in Frankreich seit dem 6. Januar 1999 die
von der Rassendiskriminierung betroffenen Hunde kastriert
werden und einen Maulkorb tragen. Zudem riskieren sie - bei
entsprechendem Druck, der in verschiedener Weise auf ihre
Besitzer ausgeübt wird -, unter dem erstbesten Vorwand
euthanasiert zu werden.
Laut den letzten Nachrichten gibt es
wenigstens einen Lichtblick:
Im
Strudel der hundefeindlichen Propaganda, die Europa
überschwemmt, erweist sich einmal mehr ein Land als wahrhaft
zivilisiert: die Schweiz. So hat das Zürcher Kantonsparlament,
als ihm Gesetzesvorschläge nach französischem oder, schlimmer
noch, deutschem Muster zur Nachahmung vorgelegt wurden,
Maulkörbe, Kastrierung und Tötung in globo abgelehnt und klipp
und klar erklärt, man solle die Hunde in Frieden lassen, wisse
doch jedermann, daß allein deren Besitzer und nicht die Hunde
die Schuldigen sind! |
|
|
|
|
Zum Schluß dieses
Appells zu Gunsten unserer vierbeinigen Freunde, muß ich doch
daran erinnern, daß jeder Hund unter bestimmten Umständen oder
in einer grausamen oder auch nur ungeschickten oder
unverständigen menschlichen Umgebung - was leider oft der Fall
ist - beißen kann.
Die von kleinen
Kläffern zugefügten Wunden sind selbstredend viel weniger
schlimm als die schweren Verletzungen, die etwa ein deutscher
Schäfer zufügen kann.
|
|
|
Doch jeder Hund kann beißen, und angesichts des neurotischen
Verhaltens so vieler Hundebesitzer ist es auch nicht weiter
verwunderlich, daß Hunde das manchmal tun. Verwunderlich, ja
fast ein Wunder ist es vielmehr, daß sie trotz allem, was sie
von uns erdulden müssen, trotz unserer Ignoranz über ihre
Psyche und ihre Gewohnheiten und trotz unseres eigenen
inkonsequenten Verhaltens, im allgemeinen so gutmütig bleiben.
Ich muß oft denken, Hunde seien wahre Engel von Geduld - wenn
nicht gar Heilige.
Und doch gilt es festzuhalten: Mit den imposanten Eckzähnen in
seinem kräftigen Gebiß kann der Hund, wenn er es für legitim
hält, schwere Wunden zufügen. Ist nicht selbst der
sanftmütigste Labrador imstande, jemanden in Stücke zu reißen,
den er als gefährlich für die von ihm geliebten Menschen
empfindet? Und zählen wir nicht gerade auf diese Fähigkeit,
wenn wir ihm unsere Kinder zum Schutz anvertrauen?
Hat nicht jeder Hundebesitzer irgendwann in seinem Leben
darauf gebaut, daß sein treuer Vierbeiner sein Haus, sein Hab
und Gut, seine Kinder und sein eigenes Leben verteidige, durch
sein Gebell, das jede künstliche Alarmanlage in den Schatten
stellt, und mit seinen scharfen Zähnen?
Ist es nicht das Bellen des Hundes, das die Einbrecher
fernhält, nicht sein bedrohlicher Gebiß, das ihnen Angst
einjagt?
Seit Jahrtausenden ist der Hund ein treuer Waffenkamerad, ein
unvergleichlicher Leibwächter. Und daß wir seinen Schutz in
Anspruch nehmen, zeigt doch deutlich, wie sehr wir auf seine
Hunde-Eigenschaften bauen.
Warum machen wir ihm nun nach all den Jahrtausenden inniger
Kameradschaft plötzlich zum Vorwurf, daß er so ist, wie er ist
und wie wir wollen, daß er sei? Ist das unsere Dankbarkeit?
Was ist denn eigentlich los mit unserer Epoche, daß wir
Mitgeschöpfe, auf die wir uns immer voll verlassen konnten,
plötzlich zu "blutrünstigen Bestien" erklären, nur weil
menschliche Bestien die natürliche und perfekt in Schranken
gehaltene Aggressivität der Hunde durch grausame Abrichtung
zum Wahnsinn aufgepeitscht haben? Mit welchem Recht lassen wir
es zu, daß unsere Hunde gerade wegen jener Eigenschaften
hingerichtet werden, die sie uns so wertvoll machen: ihre
blinde Unterwerfung unter den Menschen, ihre Fähigkeit, zu
kämpfen, und ihre Bereitschaft, ihr Leben für das unsere
hinzugeben.
Aus dem Französischen übertragen von: EXPRESSIS VERBIS:
Margrit Elisabeth Wettstein |
|
|
|
http://www.zeitenschrift.com/news/kampfhunde.ihtml |