Tierärztliche Klinik für kleine
Haustiere
Rahlstedter Straße 156 22143 Hamburg-Rahlstedt
Tel. 040/ 677 21 44 Fax 040/ 677 37 98
www.Tierklinik-HH-Rahlstedt.de
Frau
Dr. Dorit Feddersen-Petersen
25.1.03
c/o Hamburger Tierschutzverein
Sehr geehrte Frau Kollegin,
kürzlich konnte ich Ihre "Replik auf einen unfairen Angriff" unter
www.hamburger-tierschutzverein.de/top_aktuell/replik.htm zur Kenntnis
nehmen.
Sie beziehen sich auf einen Artikel der Hamburger Morgenpost, in welchem ich
zitiert werde und u.a. den "Wesenstest" als den allergrössten Mist
bezeichnet habe.
Es scheint mir, dass Sie Vieles von dem, was ich öffentlich gesagt und
geschrieben habe, überhaupt nicht verstanden haben.
Mit der Einführung der unsäglichen Hamburger Hundeverordnung durch die
SPD/Grüne- Administration war ganz plötzlich ein "Wesentest" da - oh welch´
Wunder!
Ich wiederhole, dass der Wesenstest in Hamburg - und nun erlaube ich mich
einzuschränken - in den Händen derer, die ganz bestimmte Hunde mit grossen
Köpfen und kurzen Haaren von den Strassen haben wollten, nicht nur der
allergrösste Mist ist, sondern eine Feigenblattfunktion für die
Verwaltungsmaschinerie Hamburgs erfüllt(e), um die Besitzer dieser Tiere
einzuschüchtern, Ihnen die Rechtmässigkeit der Wegnahme vorzugaukeln, sie
mit unanständig hohen geradezu erpresserischen Steuern zu belasten.
Es ist schön zu hören, dass Sie sich als Tierärztin auch zu den
entschiedenen Gegnern dieser "Hundeverordnung" zählen.
Wer glauben Sie, sind die Initiatoren und die Durchsetzer der Hamburger
Hundeverordnung? Es sind Tierärzte in Hamburg, die in den Diensten der
Verwaltung stehen, also Amtstierärzte. Ohne deren Zutun wäre aus der
Verordnung der Runde-Administration zum Nachteil hunderter Hundebesitzer
nichts geworden.
Es war natürlich klar, dass es heute ebenso wie in der fürchterlichen
Vergangenheit unseres Landes Akademiker gibt, die die hirnlosen und empörend
ungerechten Einfälle gewissenloser karrieresüchtiger Politiker servil in die
Tat umsetzen. An die NS-Ärzte oder die NS-Juristen muss ich Sie ja wohl
nicht erinnern. Ziemlich sicher gab es auch vor cirka 60 Jahren
NS-Tierärzte.
Und daher kommen natürlich auch die Worte Bert Brechts: "Speichellecker der
Mächtigen" oder "willfähriges Gesindel" . Es handelt sich also nicht um
"verbale Entgleisungen", gemünzt auf meine Person, sondern um Literatur und
Geschichte.
Natürlich habe ich Sie, sehr geehrte Frau Kollegin, mit meinen Äusserungen
der Empörung nicht im Visier gehabt. Es wurde mir nämlich nicht zur Kenntnis
gebracht, dass Sie es waren, die temingerecht den Mächtigen dieser Stadt den
"Wesentest" abgeliefert hat.
Ihre polemischen Angriffe auf meine Person verzeihe ich Ihnen, denn sie sind
als Zeichen der persönlichen Verletzung zu werten und völlig unsachlich. Was
ich Ihnen nicht verzeihe ist, dass Sie Ihren Wesentest denen zur Verfügung
stellten, die damit unsägliches Unrecht begingen und begehen und denen, die
damit in Goldgräberstimmung "richtig Kohle" machten und machen und damit
unzählige Menschen regelrecht ausplünderten.
Sie sagen ja selbst, dass Ihr Wesenstest nicht wissenschaftlich ist und Herr
Poggendorf äusserte sich mir gegenüber, dass "der Wesenstest ja auch mal
gerade bis zur nächsten Ampel reicht".
Es ist also tatsächlich so, dass seitens der Hamburger Administration mit
einem unwissenschaftlichen Wesentest herumgefuhrwerkt wurde und wird.... Ich
danke Ihnen für die deutlichen Worte.
Die Entwicklung Ihres Wesentestes ist sicherlich irgendwie gut gemeint. Aber
bekannt ist, dass "gut gemeint" ganz häufig "voll daneben" ist, jedenfalls
dann, wenn Ihr Wesentest von Behörden und deren angeheuerten Trupps dazu
missbraucht wird, um Bürgern dieser Stadt ihre Hunde wegzunehmen.
In einem Tierheim selbst mag ein Wesentest eine gewisse Güte erreichen, um
den interessierten Menschen etwas über das Objekt ihrer Begierde sagen zu
können- dagegen kann man nichts haben - auch dagegen nicht, dass der
Hamburger Tierschutzverein etliche Hunde mit Ihrem Wesenstest vor dem
tödlichen Zugriff der Behörde bewahrte. Hunderte Tiere wurden durch Ihren
Wesentest jedoch nicht gerettet. (Wesenstest "nicht bestanden", was das auch
immer heissen mag).
Allerdings, und das erlaube ich mir zu betonen, sind die persönlichen
Erfahrungen der vielen fleissigen und engagierten Tierpfleger auch im
Hamburger Tierschutzverein sicherlich mehr wert als ein Wesentest, der in
wenigen Stunden abzuarbeiten ist.
Nebenbei darf ich Ihnen versichern, dass meine Hunde Ihren Wesentest nur mit
einer Schlaftablette überstanden hätten und ich verwahre mich gegen dieses
unwissenschaftliche Getue, wenn es um die verantwortliche Einschätzung der
Hunde geht, die von engagierten Hundeführern auf den Plätzen der diversen
Hundevereine erzogen werden ( siehe S.V., diverse Rottweiler- und
Boxer-Vereine,
Terrier-Vereine und viele andere).
Sehr geehrte Frau Kollegin, wie Sie lesen können, gibt es zu Ihrer "Replik"
viel zu sagen.
Aber ich habe auf diesem Wege auch zwei Fragen an Sie und ich wäre froh,
wenn Sie sie beantworten würden:
1. Wie gelangte Ihr Wesentest in die Hände der Administration? Haben Sie ihn
dorthin verkauft oder dort angedient?
Wie ist es zu erklären, dass just bei der Einführung der Hamburger
Hundeverordnung Ihr Wesentest im Zusammenhang mit diesem üblen Machwerk zur
Verfügung stand?
2. In dem Buch "Die Grosse Kampfhundlüge" (Kynos Verlag) Erste Auflage,
bezeichnen Sie sich mit dem Artikel "Warum ich mir als nächsten Hund einen
Bull Terrier wünsche" als " Die Grand Young Lady der Hundeverhaltenskunde in
Deutschland". Sie haben den Kynos Verlag mit juristischen Mitteln gezwungen,
diese erste Ausgabe nicht erscheinen zu lassen. Warum?
Schlussendlich erlaube ich mir folgende Bemerkung:
Es ist nicht meine Absicht, über Ihre beruflichen "Patente" zu werten, wenn
damit nicht unsägliches Unrecht zynisch in Recht umgemurkst wird. In den
Händen einer karriereorientierten, rücksichtlosen Polit - Mafia kann Ihr
Wesentest jedoch eine Waffe sein, die durchaus mit Sprengürteln von
Terroristen zu vergleichen ist - nicht zu verantworten und inhuman- einfach
ekelhaft.
Aber viel schlimmer noch und nicht entschuldbar ist sein
Neben-Negativ-Effekt auf die Glaubwürdigkeit unserer Demokratie.
Die Verzweiflung hunderter Hundehalter, deren Tiere mit Hilfe Ihres
Wesentestes verschwanden, ist ein Stigma des Zustandes unserer Gesellschaft.
Falls Sie darüber mehr wissen möchten, lesen Sie das Buch "Deterring
Democracy" von Noam Chomsky. Vielleicht verstehen Sie dann den Zusammenhang
von "Gut Gemeintem" und den Korrosionserscheinungen unserer Gesellschaft,
deren augenfälligstes Merkmal der Hamburger Innensenator Ronald Schill ist.
Mit freundlichem Gruss,
Dirk Schrader
-Tierarzt-
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