Seit Juli 2000 gilt in Berlin die neue Hundeverordnung: Zwölf
Hunderassen sind danach «aufgrund rassespezifischer Merkmale» als
gefährlich eingestuft. Die Folge: Viele der Tiere wurden von
überforderten Haltern abgegeben oder einfach ausgesetzt, etliche
behördlich eingezogen. Jetzt liegt das Problem bei den Tierheimen:
Allein Falkenberg hat 149 eben dieser Hunde als Dauergäste, einige davon
mussten aus Platzmangel sogar nach Strausberg und nach Bayern
«exportiert» werden. Denn Kampfhunde sind viel schwieriger als andere
weiterzuvermitteln: An neue Besitzer gingen in knapp zwei Jahren nur 110
Tiere.
Vor allem finanziell ist die Hundeverordnung für das Tierheim
deshalb ein teures Unternehmen. Dennoch gibt es keine Zuschüsse vom
Senat, der die Verordnung erlassen hat. Jeder Hund kostet etwa 3000 Euro
(5870 Mark) im Jahr. Hinzu kommen noch 100 Euro (196 Mark) für
Impfungen.
«Mehr Hilfe bräuchten wir unbedingt», sagt Pressesprecherin Claudia
Pfister. Ansonsten aber sei die Lage nun mal so: «Dass die Tiere einen
Wesenstest machen müssen, ist sinnvoll. Und wenn trotzdem niemand sie
will, ist es unsere Aufgabe als Tierschützer, ihnen einen guten
Lebensabend zu bereiten.»
Darum kümmert sich in Falkenberg hauptsächlich Tierpflegerin Kerstin
Klaus. «Der tut nichts», sagt sie, wenn sie etwa «Kurt» vorführt, «der
ist lieb.» So sieht Kurt allerdings nicht aus. Er ist ein
Staffordshire-Terrier. Kräftig, kompakt, scharfe Zähne. Viele
Interessenten, oft mit Kindern, schauen sich «Kurt» an. Aber der passt
nicht ins Raster «Schoßhündchen», allein schon wegen seines Aussehens.
Und dann hören sie noch, dass er ein Kampfhund ist. Sofort gehen sie
weiter, zu den Dackeln und Pudeln.
Zur emotionalen Hemmschwelle kommen Bedingungen, um ein solches Tier
zu halten. Zuerst einmal das Einverständnis des Vorbesitzers. «Schon
deswegen ist es fast unmöglich, die Hunde zu vermitteln», sagt Kerstin
Klaus. Der neue Besitzer braucht auch ein polizeiliches Führungszeugnis.
Wer dann noch nachweisen kann, dass er über Kenntnisse verfügt, mit
gefährlichen Hunden umzugehen, der darf einen halten. Lauter Hürden, die
Familien abschrecken. Kerstin Klaus schüttelt da nur den Kopf. «Wir
trainieren die Hunde hier», sagt sie. «Ich bin überzeugt, dass keiner
von ihnen gefährlich ist.» Alle haben den Wesenstest absolviert, der
eben dies überprüft.
«Kurt» gilt danach als ungefährlich, darf im Zwinger auf sein neues
Herrchen warten. Andere fallen durch: Sie werden eingeschläfert. «Damit
haben wir kein Problem», sagt Sprecherin Claudia Pfister. «Wer
ausflippt, muss sterben.» Und auch die übrigen Kampfhunde würden wohl
irgendwann aus Altersgründen aussterben, wenn keiner sie mehr halten
will - oder kann.
Kampfhunde: Teure Dauergäste im Tierheim Berliner Morgenpost Lokales
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