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* Stoiber macht´s möglich: Leo Kirchs Milliardendesaster

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MONITOR Nr. 487 am 14.02.2002

 
  Stoiber macht´s möglich: Leo Kirchs Milliardendesaster
Bericht:  Monika Wagener, Philip Siegel


Sonia Mikich: "Und jetzt ein Medienthriller: die Riesenpleite des Medien-Händlers Leo Kirch. Sechs Milliarden Euro Schulden allein bei den Banken. So etwas hat die deutsche Wirtschaft selten erlebt.

Dass die bayrische Hypo-Vereinsbank für Kirchs Springeranteile nun eine Milliarde zahlen will, verschafft ihm nur eine kurze Atempause.

Kirch: ein Fall für die hohe Politik. Und alle, alle wollen ihn gerettet sehen, frei nach dem Motto: er ist ein Schurke, aber doch unser Schurke. Besser als ausländische Medien-Riesen vom Schlage Rupert Murdoch.

Ganz groß ist die Solidarität des Freistaates Bayern. Denn wenn Kirch die Kurve nicht kriegt, sieht es schlecht aus für Edmund Stoiber. Dessen Landesregierung in der Vergangenheit vieles tat für Kirchs Konzern. Mediendämmerung in München. Ein Bericht von Monika Wagener und Philip Siegel."

 
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Ein triumphaler Einzug. Edmund Stoiber, gestern beim politischen Aschermittwoch in der Passauer Nibelungenhalle. Die CSU in Hochstimmung. Schon sieht sie ihren Vorsitzenden im Kanzleramt. Als Bayer will er da den Deutschen zeigen, wie man eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik macht.

Edmund Stoiber; Rechte: WDR-Fernsehen 2002Edmund Stoiber: "Unser Motto heißt: Innovation und Dynamik. Innovation und Dynamik fördern. Nicht Probleme verwalten, sondern Zukunft gestalten."

Der Kandidat in Siegerlaune. Doch was Stoiber verschweigt: Seine Wirtschaftspolitik sorgt derzeit für eines der größten Milliardendesaster in Deutschland: im Fall Leo Kirch.

Prof. Mark Wahrenburg, Bankenbetriebslehre Universität Frankfurt/Main; Rechte: WDR-Fernsehen 2002Prof. Mark Wahrenburg, Bankenbetriebslehre Universität Frankfurt/Main "Leo Kirch oder die Kirch-Gruppe hat ein geschätztes Schuldenvolumen von fünf bis sechs Milliarden Euro. Und dazu kommen noch etliche zusätzliche Zahlungsverpflichtungen aus Optionsverträgen mit der Springergruppe, mit Rupert Murdoch. So dass Kirch einer der größten Kreditnehmer von Deutschland ist. Zum Vergleich: Jürgen Schneider mit seiner Pleite hat damals ein Schuldenloch hinterlassen was nicht mal halb so groß war."

Leo Kirch. Jahrelang hat der Mann alles an Film- und Fernsehrechten gekauft, was gut und teuer ist: Bundesliga, Formel 1, Fußball-WM und Spielfilmrechte. Ganz ohne Kirch läuft im deutschen Fernsehen wenig.

Still und heimlich baute sich der Filmhändler aus München in wenigen Jahren ein fast unüberschaubares, riesiges Firmenimperium auf: aus TV-Sendern, Pay-TV-Kanälen, Zeitungsbeteiligungen, Rechtehandel. Geld so schien es, spielte nie eine Rolle, auch dank der Bayerischen Landesregierung.

Prof. Helmut Thoma, Medienberater Landesregierung NRW; Rechte: WDR-Fernsehen 2002Prof. Helmut Thoma, Medienberater Landesregierung NRW: "Das ist ein Verhältnis einer Symbiose. Das heißt einer gegenseitigen so zu sagen Abhängigkeit. Der eine braucht das Geld und die anderen brauchen Kirch. Sprich: Die Landesregierung braucht Kirch, um den Medienstandort zu bewahren und auszubauen. Und daher ist es ein System der gegenseitigen Abhängigkeit und Abhängigkeiten sind meistens sehr gefährlich."

Die Bayern und der erzkonservative Medienzar. Von Anfang an hat man ihm geholfen, auch dann, wenn es für Leo Kirch Schwierigkeiten mit dem Medienrecht gab. Zum Beispiel als er Anfang der 90er Jahre mit dem Deutschen Sportfernsehen auf Sendung gehen wollte, obwohl er bereits Anteile an Sat1 und Pro7 hatte und nur Beteiligungen an zwei Sendern erlaubt waren.

Zuständig damals die Bayerische Landeszentrale für Neue Medien. Sie sollte eigentlich vor der Lizenzerteilung genau prüfen, ob das DSF für Leo Kirch nicht einfach ein Sender zuviel war. Doch Kirch hatte Glück. Der Präsident der Bayerischen Landesmedienzentrale Wolf Dieter Ring erteilte die Lizenz, obwohl andere Medienanstalten Bedenken hatten. Übrigens war Ring vormals Medienexperte in der Staatskanzlei von Edmund Stoiber.

Grafik; Rechte: WDR-Fernsehen 2002Ein eindeutiger Verstoß gegen das Medienrecht. So sah es zum Beispiel die Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg. Dort wollte man das Deutsche Sportfernsehen nicht einfach akzeptieren und klagte gegen die Lizenz. Den Bayern warf man mit der DSF-Entscheidung eine unzulässige Standortpolitik vor.


Hans Hege, Medienanstalt Berlin-Brandenburg; Rechte: WDR-Fernsehen 2002Hans Hege, Medienanstalt Berlin-Brandenburg: "Die bayerische Medienanstalt wollte damit das Unternehmen Kirch fördern, dass ja auch Arbeitsplätze schafft und investiert in Bayern und hat deswegen nicht so genau hingeschaut, ob die Konzentrationsgrenzen eingehalten werden. Damals durfte Herr Kirch, nach den damals geltenden Regelungen, ja nicht so viele Fernsehprogramme veranstalten und hat sich darüber hinweg gesetzt. Wir haben dagegen geklagt, weil wir meinen, dass Regeln eingehalten werden müssen."

Prof. Wolf-Dieter Ring, Bayerische Landeszentrale für neue Medien; Rechte: WDR-Fernsehen 2002Prof. Wolf-Dieter Ring, Bayerische Landeszentrale für neue Medien: "Wir sind der Auffassung, dass wir das genau geprüft haben, und dass die Forderungen auch erfüllt worden sind. Und es ist so kompliziert, diese Vorgänge, sind auch juristisch so kompliziert, dass man das nicht auf die schnelle einfach behaupten kann. Das muss man sich genauer angucken."

Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte genau hingeschaut und befand: Die Begründung der bayerischen Medienwächter für die DSF-Lizenz sei nicht nachvollziehbar. "Nichtssagend" lautete das Urteil der Richter und:

"Mit derartigen inhaltsleeren und pauschalen Wendungen kann ein Verwaltungsakt nicht begründet werden."

Fazit: Die bayerische Lizenz war damals rechtswidrig. Die Bayern ließen sich nicht beirren. Entschlossen standen sie ihrem Leo Kirch auch weiter zur Seite, vor allem immer wenn er Geld für riskante Geschäfte brauchte. So auch im Frühjahr 1999. Leo Kirch wollte den Pay-TV-Sender Premiere ganz übernehmen, obwohl der hohe Verluste einfuhr. Bertelsmann, diese Verluste leid, bot Kirch seine Anteile zum Kauf.

Aber Kirch fand keinen Geldgeber und schließlich sprang die halbstaatliche Bayerische Landesbank in München ein. Sie bürgte für 1,5 Milliarden Mark bei Kirchs risikoreichem Deal.

Prof. Helmut Thoma, Medienberater Landesregierung NRW; Rechte: WDR-Fernsehen 2002Prof. Helmut Thoma, Medienberater Landesregierung NRW: "Zu diesem Zeitpunkt war schon ziemlich klar, dass Pay-TV so nicht läuft. Denn seit 1995 hat sich Pay-TV viel langsamer entwickelt als Kirch es vorausgesagt hat. Es gab viele technische Probleme und auch - Beispiel - also Bertelsmann wollte unbedingt raus, weil man das Risiko als zu hoch gesehen hat. Unter diesen Voraussetzungen dann da einzuspringen, mit Milliardenbeträgen, ist natürlich schon sehr, sehr so zu sagen riskant."

Doch wenn das Premieregeschäft schon damals so riskant war, warum hat dann die Bayerische Landesbank Kirch eine Bankbürgschaft in Milliardenhöhe gewährt, zumal andere Banken abgelehnt hatten? Kontrollgremium der Bayerischen Landesbank ist der Verwaltungsrat und dort wimmelt es nur so von Vertretern der Bayerischen Landesregierung. Neben zahlreichen Ministerialdirigenten und Staatssekretären sitzt dort auch mehr als das halbe Kabinett von Edmund Stoiber, darunter Innen-, Wirtschafts- und Finanzminister.

Prof. Mark Wahrenburg, Bankenbetriebslehre Universität Frankfurt/Main; Rechte: WDR-Fernsehen 2002Prof. Mark Wahrenburg, Bankenbetriebslehre Universität Frankfurt/Main: "Die Bayerische Landesbank ist eine Politik determinierte Bank, das heißt, sie kann das Bankgeschäft nicht so wie eine Privatbank führen, sondern ist den politischen Interessen ausgesetzt. Das heißt natürlich, dass man die Interessen der Landespolitik berücksichtigen muss. Und ohne diese Interessen wäre es sicherlich nicht erklärbar, dass eine Bank einem einzelnen Kreditnehmer soviel Geld gibt."

Stoiber half Kirch immer wieder, wenn der für seinen riskanten Expansionskurs keine Geldgeber mehr fand und das war immer häufiger der Fall. So auch letztes Jahr, als Kirch die Rechte für die Formel 1 kaufen wollte. Mehr als eine Milliarde Euro sollte das kosten. Geld, das Kirch nicht hatte und das ihm niemand geben wollte. Da half die Bayerische Landesregierung auch mal bei der Geldsuche.

Prof. Peter Paul Gantzer, Landtagsabgeordneter Bayern, SPD; Rechte: WDR-Fernsehen 2002Prof. Peter Paul Gantzer, Landtagsabgeordneter Bayern, SPD: "Der Stoiber hat seinen Minenhund, den zuständigen Medienminister und Minister der Staatskanzlei Erwin Huber eingeschaltet und der hat das Telefonieren angefangen und hat dann auch unter anderem die Hypo-Vereinsbank angerufen - unsere große Bank hier in München - und hat dabei mit einem Vorstandsmitglied gesprochen und versucht, die Hypo-Vereinsbank davon zu überzeugen, die Finanzierung zu übernehmen. Die haben das ganz cool, bankmäßig abgelehnt, und daraufhin war dann die Landesbank dran. Daraufhin wurde die Landesbank eingeschaltet und die hat das, was die Hypo-Vereinsbank verweigert hat, dann übernommen."

Dass die Bayerische Landesbank nun auch noch ins teuer bezahlte Formel1-Geschäft einstieg, darüber schüttelte man in Bankkreisen den Kopf.

Prof. Thomas Heidorn, Hochschule für Bankwirtschaft, Frankfurt/ Main; Rechte: WDR-Fernsehen 2002Prof. Thomas Heidorn, Hochschule für Bankwirtschaft, Frankfurt/ Main: "Dieser Kredit der Bayerischen Landesbank ist kaum noch nachvollziehbar. Etwas so risikoreiches wie das Formel-1-Geschäft nur durch einen Kredit zu finanzieren, kann nicht eine sinnvolle Kreditentscheidung sein. Alle Chancen sind bei Leo Kirch, alle Risiken sind bei der Bayerischen Landesbank. Das ist keine sinnvolle Verteilung für einen Kredit."

Ohne seine bayerischen Helfer hätte Leo Kirch niemals so viele Schulden anhäufen können. Sollten die Kredite platzen, hat wohl der bayerische Steuerzahler den Schaden. Zwar haben auch andere Großbanken Kirch Geld geliehen, doch keine für so riskante Geschäfte und keine hat soviel Geld gegeben. Die Bayerische Landesbank mit 1,9 Milliarden Euro absoluter Spitzenreiter.

Noch lässt sich Edmund Stoiber feiern für seine Wirtschaftskompetenz. Doch im Juni laufen bei der Bayerischen Landesbank die ersten Kirch-Kredite aus. Eine bayerische Lösung wird sich aber sicher wieder finden. Wer soviel Geld gegeben hat, kann nicht mehr aufhören - schon gar nicht in diesen Wahlkampfzeiten.

 

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Sonia Mikich: "Klar doch: Wir haben sie alle angefragt: die bayerische Staatskanzlei, die Bayerische Landesbank und die Kirch-Gruppe. Was glauben Sie wohl, was dabei raus gekommen ist? Genau!"

Links zum Thema:

(http://www.wdr.de/tv/monitor/beitraege.phtml?id=388)


Liebe Mitstreiter,

beim Bundesverband der Tierversuchsgegner können Sie Material zwecks Eintrag Tierschutz ins Grundgesetz bestellen. Das Kampagnenmaterial umfasst Postkarten, ein Informationsblatt (Folder) sowie Plakate im DIN A 2 Format. Außerdem sind Fachinformationen, Unterschriftenlisten sowie die aktuellen Sachstände unter www.tierrechte.de abrufbar. Briefaufkleber und bedruckte Luftballons ergänzen das Angebot. Die Materialien sind kosten zu beziehen.
Es wird lediglich um Erstattung der Postgebühren gebeten. Bestellungen müssen möglichst sofort erfolgen. In der Zeit vom 2. bis 10. 3. kann leider keine Materialverschickung stattfinden. Die Angelegenheit ist insofern sehr eilbedürftig, da SPD und B 90/Die Grünen in der letzten Februarwoche einen gemeinsamen Antrag auf Änderung des Grundgesetzes in den Bundestag in erster Lesung einbringen. Die Abstimmung im Plenum ist für die Woche vom 13. - 17. Mai vorgesehen. Laut Bundesverband der Tierversuchsgegner wird das Thema bereits seit rund 12 Jahren intensiv bearbeitet. Drei Anläufe sind bisher an den Stimmen der Fraktion von CDU/CSU gescheitert. Das darf nicht noch ein viertes Mal geschehen. Für die Abstimmung im Bundestag müssen wir die CDU/CSU mobil machen. Denn die notwendige Zweitdrittelmehrheit von 444 Stimmen wird nur mit den Christdemokraten erreicht. Frau Merkel, Herr Stober sowie Herr Merz und Herr Glos müssen die Blockadehaltung der CDU/CSU überwinden und den Fraktinszwang, so wie er bei der letzten Abstimmung im April 2ooo verhängt war, aufheben. Wir müssen deshalb veranlassen, dass so viele Bürger wie möglich die CDU/CSU wissen lassen, dass der Tierschutz ins Grundgesetz gehört und dass Parteien sowie Kandidaten, die Nein" zum Verfassungsrang gesagt haben, bei der Bundestagswahl im Herbst von Tierschützern keine Stimme erhalten - so der Bundesverband der Tierversuchsgegner in seinem Schreiben vom 6. 2. 2002.

Also, liebe Freunde, denkt an das Schneeballsystem, startet durch und verhelft der Aktion des Bundesverbands der Tierversuchsgegner und damit unseren Mitgeschöpfen zu einem durchschlagenden Erfolg. Die TSI hat bereits Infomaterial bestellt und wird es zusammen mit ihrem nächsten Rundschreiben an ihre Mitglieder (mit Paten rund 830) verschicken.

Freundlichen Gruß
Gudrun Enders
Tierschutzinitiative Odenwald e.V.
E-Mail: gudrun.enders@tierschutzinitiative-odenwald.de
Tel. 06207/605 756, Fax 06207/605 755
 

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nfomaterial bestellt und wird es zusammen mit ihrem nächsten Rundschreiben an ihre Mitglieder (mit Paten rund 830) verschicken.

Freundlichen Gruß
Gudrun Enders
Tierschutzinitiative Odenwald e.V.
E-Mail: gudrun.enders@tierschutzinitiative-odenwald.de
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