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Newsletter von Maulkorbzwang und den Dogangels


* Hilfslehrer Hund - Mit zwei Labradoren entschärft der Mathematiklehrer Bernd Retzlaff das Gewaltpotential an seiner Hauptschule
* Nitrofen - das Ausmaß ist noch nicht absehbar
* Artenschutz - Kiwi vom Aussterben bedroht
* Vegetarier-Klagen - Fleisch-Fritten kosten Mc Donald`s Millionen
* Umwelt - Massensterben der Galapagos-Leguane
* Arafat bombt - Europa zahlt
* Walsers Buch hat mich tief getroffen - Eine Erklärung Marcel Reich-Ranickis


 

http://www.zeit.de/2002/24/Hochschule/200224_p-schulhund.html

 

Hilfslehrer Hund

Mit zwei Labradoren im Klassenraum entschärft der Mathematiklehrer Bernd Retzlaff das Gewaltpotenzial an seiner Hauptschule

Von Stefan Scheytt
 


 

Die Mathematikstunde an der Ernst-Leitz-Schule in Sulzburg ist halb um. Elf Jungen und drei Mädchen üben sich im Wurzelziehen. Der Lehrer geht durchs Klassenzimmer. Hier setzt er sich auf eine Tischkante, dort beugt er sich zu einem Schüler hinab. Und aus der Ecke kommt ein sabberndes Geräusch. Ein mittelgroßer heller Hund schlappt Wasser aus einem Metallnapf, leckt sich die Schnauze und macht sich trottend zwischen Mappen, Tisch- und Schülerbeinen auf die Suche nach Essbarem.

 

Nichts daran ist außergewöhnlich. Jedenfalls nicht hier, in der 9. Klasse von Bernd Retzlaff. Ein zweiter Hund gehört genauso zum Schulalltag. Er liegt auf dem Boden und lässt sich genüsslich von einem Schüler kraulen, der mit der anderen Hand Lösungen ins Schulheft kritzelt.

Die Labradore Jule und Nina sind Bernd Retzlaffs Assistenten, zwei lammfromme, neugierige, etwas übergewichtige, gelenkschwache Hilfslehrer. Sie erfüllen eine wichtige Rolle im Klassenzimmer: Den Schülern sind Jule und Nina Seelentröster und Aggressionshemmer, Mutmacher und Stimmungsaufheller, Lernbeschleuniger und Stressfresser in einem. "Ich muss gar nicht in die pädagogische Trickkiste greifen. Das machen die Hunde für mich", sagt Bernd Retzlaff. Die Labradore sind der Kern seines Unterrichtskonzepts.

Das Experiment des tierliebenden Klassenlehrers begann vor drei Jahren. Damals wurde Retzlaff an der Grund- und Hauptschule im badischen Sulzburg eine neue Klasse zugeteilt, die "völlig verlottert war", wie sich der Pädagoge erinnert. Es gab Prügeleien, es wurde geklaut, Stühle flogen, Jacken wurden zerrissen. Ein Schüler war als Dealer polizeibekannt, stand kurz vor dem Rausschmiss. "Es steckte so viel Gewaltpotenzial in der Klasse, dass ich mir überlegt habe, ob ich sie tatsächlich übernehmen soll."

Beim gemeinsamen Streichen des Klassenzimmers mit seinen Schülern drehte sich der Wind. Denn Tierfreund Retzlaff, der seine Hunde schon immer gern zu Klassenfahrten oder Schulausflügen mitnahm, tauchte zu den freiwilligen Arbeitsnachmittagen stets mit Jule auf. Bald rannte die Labradorhündin mit Malerhütchen und Farbklecksen im Fell durchs Zimmer und verbreitete beste Laune bei der Arbeit. Die Schüler fragten: "Kann Jule nicht in den Unterricht kommen?"

Dem Lehrer gefiel die Idee. Im Kollegium warb er dafür mit einer Umfrage des Zürcher Instituts für interdisziplinäre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung (IEMT) von 1998. Darin berichteten 30 Schweizer Kindergärtnerinnen und Primarlehrer, die ihr Tier zur Arbeit mitbrachten, von positiven Erfahrungen. Die Eltern gewann Retzlaff bei einem Gespräch mit Kindern und Lehrern: Er versprach, die Hunde nie allein durchs Schulhaus laufen zu lassen und den Versuch zu beenden, sobald ein Schüler zu große Angst habe.

Nach über zwei Jahren täglichen Umgangs mit den Hunden sei seine 9. Klasse kaum mehr wiederzuerkennen, meint Retzlaff. Die Stimmung sei fröhlicher, der Geräuschpegel geringer, Stühle flögen keine mehr. Rangeleien und verbale Rüpeleien erlebt der Lehrer kaum noch. Die Hunde haben sich als Lärmdämpfer und Wohlfühlförderer erwiesen. "Hunde nehmen einen, wie man ist, egal, ob man schlechte Noten hat, sich für zu dick hält oder Pickel hat", beschreibt Retzlaff den therapeutischen Effekt seiner Labradoren. Da war zum Beispiel jener 15-Jährige aus dem Kosovo, ein aufgeschossener breitschultriger Junge mit Macho-Allüren, der seine Unsicherheit mit aggressivem Verhalten überspielte. Als die Hunde da waren, lag er oft auf dem Boden und schmuste mit ihnen. "Plötzlich konnte er sich zärtlich und einfühlsam geben, ohne Angst, er würde deshalb ausgelacht", sagt Retzlaff. Ein muslimisches Mädchen überwand dank Jule und Nina seine panische Angst vor Hunden, ein anderer, der bei Matheprüfungen "regelrecht zitterte", beruhigte sich, sobald zu seinen Füßen ein Hund lag.

Die positiven Effekte, die Retzlaff bei seinen Schülern beobachtet, hat der Biologe Kurt Kotrschal von der Konrad Lorenz Forschungsstelle im österreichischen Grünau kürzlich wissenschaftlich nachgewiesen. In einer Wiener Volksschulklasse mit hohem Immigrantenanteil filmte Kotrschal die zehn- bis zwölfjährigen Schüler im Unterricht - vier Wochen mit Hund, vier Wochen ohne. Das Ergebnis: Die Anwesenheit der Hunde ließ introvertierte, ängstliche Kinder häufiger aus ihrer Isolierung treten, während sie hyperaktive und reizbare Schüler beruhigte. "Es gab signifikant weniger aggressive Auseinandersetzungen", sagt Kotrschal. Die Hunde brachten zwar mehr Unruhe in die Klasse - doch die schlug sich letztlich in einer wesentlich stärkeren Aufmerksamkeit für den Lehrer nieder. Eine parallele psychologische Untersuchung der Universität Wien, die die Hundeklasse mit einer anderen Klasse verglich, zeigte zudem eine größere Schulzufriedenheit und geringere Fehlzeiten. "Ein klarer Hinweis, dass Hunde soziale Integration und Lernbereitschaft fördern", sagt Kotrschal.

Die "Eisbrecherfunktion" von Hunden lobt auch Erhard Olbrich, Psychologe an der Universität Erlangen-Nürnberg und Experte für "tiergestützte Pädagogik": "Tiere wecken unsere Empathie. Die Rücksicht, die man ihnen entgegenbringt, wirkt zurück auf die gesamte Atmosphäre." So ein spannender Hund bringe Neugierde und Kreativität in den Unterricht zurück. "Das kann ein guter Lehrer für sich nutzen."

Bernd Retzlaff brauchte nicht erst wissenschaftliche Untersuchungen, um vom Sinn des Hundeunterrichts überzeugt zu sein. Der eigenwillige Kopf war es gewohnt, dass im Leben vieles ungewohnt verläuft. Seinen Beruf müsste er schon gar nicht mehr ausüben. Schwerkrank wurde Bernd Retzlaff mit 45 Jahren frühpensioniert. Daraufhin machte er sich mit Frau und Hund im Wohnmobil auf eine Reise, von der er annahm, dass es seine letzte sein würde. Doch unterwegs in den USA und Mexiko, Frankreich und Portugal, konnte sich der Pädagoge nicht verkneifen, interessehalber in Schulen vorbeizuschauen. "Natürlich stieß ich nirgendwo auf das perfekte System, aber ich entdeckte viele Möglichkeiten, vor allem in Ganztagsschulen."

Lag es an der nie nachlassenden Neugier, oder war es einfach nur Glück? Retzlaff wurde nicht, wie die Ärzte erwartet hatten, kränker, sondern gesünder. Zehn Jahre später fühlte er sich wieder so stark, dass er, zum Erstaunen der Schulbehörde, freiwillig in seinen Beruf zurückkehrte. "Ich bin gerne Erzieher, die Schüler und die Schule fehlten mir."

Wer den heute 58-Jährigen, in Jeans und Rolli gekleideten Lehrer im Unterricht erlebt, spürt, dass hier einer seine Berufung gefunden hat. Dabei ist er alles andere als ein Softie-Pädagoge. Im Gegenteil. Retzlaff pocht mit sonorer Bassstimme auf Sekundärtugenden, an die auch ein Plakat im Klassenzimmer erinnert. Vergisst ein Schüler das "guten Morgen!", hält Retzlaff die gewölbte Hand hinters Ohr. Will die Klasse das Auflesen von Butterbrotpapier an die Putzfrau delegieren, lässt er zur gemeinsamen Putzaktion antreten. Regeln müssen eingehalten werden, auch von ihm selbst: Wirft Nina den Mülleimer um, räumt selbstverständlich der Lehrer auf. Ist schließlich sein Hund. Klaut Jule sein Pausenbrot, weil er es gegen die Vereinbarung offen liegen ließ, zahlt er regelkonform in die Klassenkasse. Wer das beliebte Gassigehen mit den Hunden in der großen Pause zum Rauchen missbraucht, ist erst mal vom Plan gestrichen.

Retzlaffs klare Regeln erlauben Großzügigkeiten. Kaugummikauen, kein Thema - wenn es ohne Schmatzen geht und der Kaugummi später nicht unterm Tisch klebt. Und solange der Chef nicht den Eindruck hat, die Aufmerksamkeit leide, darf sich der Schüler zum Aufgabenmachen auch auf den Boden zu den Hunden kuscheln. Devotes Stillsitzen und Mundhalten gehören nicht zu Retzlaffs Kanon. "In einer ruhigen Klasse wird nicht automatisch mehr gelernt", findet der Lehrer, bei dem die Schüler ganz selbstverständlich ihre Hefte hin- und herreichen dürfen oder Hilfe am Nachbartisch holen. Das deutsche Schulsystem möchte er eh am liebsten "völlig umgekrempelt" sehen. Der 45-Minuten-Takt sei pädagogischer Krampf, Kindern durch Nichtversetzen den Versagerstempel aufzudrücken, hält er für richtig schlimm.

Von seinem Schulhundeprojekt ließ sich auch seine Rektorin Annemarie Quint schnell überzeugen. Schließlich ist die Schulleiterin selbst reformfreudig. Wegen eingeschlagener Türen, zerrissener Jacken und Prügeleien auf dem Schulhof tagt an ihrer Schule nicht mehr die Lehrerkonferenz. Zuerst setzen sich die streitenden Schüler mit ihren "Anwälten", den als Schlichtern ausgebildeten Lehrern, zusammen. "Retzlaffs Hunde, beim Staatlichen Schulamt ordentlich als Projekt angemeldet, passten ideal in unser Konzept", sagt Annemarie Quint, "das Klima hat sich verändert: Disziplinarische Probleme haben sich bei uns in Luft aufgelöst."

Bernd Retzlaff erhält inzwischen Briefe, Anrufe und E-Mails aus ganz Deutschland. Ein Präventionsexperte der Heidelberger Polizei ließ sich das Schulhundprojekt zeigen, nachahmungswillige Lehrer erkundigen sich nach den Hintergründen. Retzlaff erzählt ihnen dann, dass Jule und Nina keine ausgebildeten Therapiehunde sind, wohl aber charakterlich bestens geeignete und belastbare Tiere; und dass es eines Lehrers bedarf, der nicht deshalb Hundehalter werden will, weil er das Tier für die Schule braucht. "Man muss Hunde mögen", sagt Retzlaff, "ich lebe mit ihnen seit 33 Jahren, sie sind mir schon immer nachgelaufen."

Nur Retzlaffs Schüler akzeptieren das ungern. Bleibt er mal krank zu Hause, fragen sie: "Können die Hunde nicht auch ohne ihn kommen?"


Bernd Retzlaff unterrichtet seit drei Jahren an der Ernst-Leitz-Schule im badischen Sulzburg. Der heute 58-jährige Mathematiklehrer wurde bereits 1989 wegen einer schweren Krankheit frühpensioniert. Zehn Jahre später kehrte er auf eigenen Wunsch in den Schuldienst zurück. Seither hat er stets seine Labradorhündinnen Jule und Nina dabei - als Seelentröster und Lernbeschleunigerinnen für die Schüler

 




06.06.2002    13:01  

Nitrofen

 

Künast: „Das Ausmaß ist noch nicht absehbar“

 

Verbraucherministerin Renate Künast verspricht in ihrer Regierungserklärung die lückenlose Aufklärung des Bio-Futtermittel-Skandals.


 
Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) hat eine rückhaltlose Aufklärung des Nitrofen-Skandals „ohne Ansehen der Person“ zugesichert. Zugleich räumte sie in ihrer Regierungserklärung im Bundestag ein, dass das Ausmaß des Skandals noch nicht absehbar sei.

Künast sagte, durch das „monatelange Verschweigen der Verursacher“ sei kostbare Zeit zur Aufklärung verloren gegangen. Weder der Versicherer, dem die Verseuchung des Bio-Futters durch das Pflanzenschutzmittel Nitrofen bereits am 10. April bekannt gewesen sei, noch der Futtermittelproduzent noch der Mäster hätten ihre Erkenntnisse weitergegeben.

Vom Skandal um Nitrofen-verseuchtes Öko-Getreide wird nach Einschätzung von Künast auch die herkömmliche Landwirtschaft nicht verschont bleiben. „Das ganze Problem weitet sich aus auf den konventionellen Bereich.“

Im Nitrofen-verunreinigten Getreidelager Malchin in Mecklenburg-Vorpommern wurde demnach möglicherweise schon seit 1999 Getreide aus herkömmlicher Produktion gelagert.

Die CDU/CSU-Opposition warf der Ministerin vor, vorschnell das Ende des Skandals verkündet zu haben. Der CDU/CSU-Verbraucherschutzexperte Klaus Lippold meinte, auch mit dem Gesetz hätte der Skandal nicht vermieden werden können. Künast habe im übrigen versucht, die Krise zu missbrauchen. Der FDP-Agrarexperte Ulrich Heinrich hielt der Ministerin vor: „Sie sind als Jeanne d'Arc der Verbraucher gestartet und als Aschenputtel angekommen.“

Hinweise auf frühere Verseuchung

Künast sicherte eine Verbesserung der Kontrollstrukturen zu und will dabei auch die Bundesländer einbinden. Die Fehlersuche gehe weit zurück bis in das Jahr 2001. Künast räumte ein, dass Futter möglicherweise nicht nur in einem Lager in Malchin (Mecklenburg-Vorpommern) verseucht wurde.

Es gebe auch Hinweise auf eine frühere Kontamination von Futter beziehungsweise von Putenfleisch, nämlich schon im September 2001. Damals sei in Malchin noch kein Bio-Futtermittel gelagert worden.

Die Maschinenhalle in Malchin galt bislang als einzige Ursache für die Nitrofen-Verseuchung der Futtermittel. Darin waren zu DDR-Zeiten Pflanzenschutzmittel - unter anderem Nitrofen - gelagert worden.

(sueddeutsche.de/dpa/AFP)


 

http://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/wissenschaft/umwelt/45241&datei=index.php


05.06.2002    16:25  

Artenschutz
 

 

Kiwi vom Aussterben bedroht

 

Eingeführte Räuber setzen dem Nationalvogel Neuseelands zu.



Neuseelands Nationalvogel, der Kiwi, könnte nach Ansicht von Naturschützern noch innerhalb dieses Jahrhunderts ausgerottet sein. Während einst 12 Millionen Exemplare den Inselstaat bevölkerten, seien es derzeit nur noch etwa 70.000, teilte Neuseelands Königliche Gesellschaft für Wald- und Vogelschutz am Mittwoch mit. Um das Überleben zu sichern, sollen nun fünf Reservate für das flauschige Nachttier eingerichtet werden, hieß es.

Eingeführte Räuber

Als größte Gefahr für den Vogel gelten die Vergrößerung der Städte sowie von europäischen Siedlern eingeführte Räuber wie Wiesel und Frettchen. Auch Katzen und Hunde setzen dem Kiwi zu, der sich vor allem von Insekten und Beeren ernährt. „Auf Neuseeland lastet der Fluch eines der schlimmsten ökologischen Beispiele, was Räuber von außerhalb anrichten können“, sagte Umweltministerin Sandra Lee.

Noch nie so gefährdet

Das flugunfähige Tier kann den Angaben zufolge 30 bis 40 Jahre alt werden. Allerdings werden 95 Prozent der Küken in den ersten acht Lebensmonaten von Wieseln geraubt und getötet. Kiwis sollen Neuseeland seit etwa 70 Millionen Jahren bevölkern. Nach Ansicht von Naturschützern waren sie aber nie so gefährdet wie derzeit.

(sueddeutsche.de / dpa)

 


http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,199477,00.html

VEGETARIERER-KLAGEN

Fleisch-Fritten kosten McDonald's Millionen

Mit Pommes frites, die tierischen Talg enthielten, hat McDonald's religiöse Hindus und andere Vegetarier gegen sich aufgebracht und Klagen provoziert. Nun hat der Konzern sich entschuldigt - und aus lauter Reue einen Millionen-Scheck ausgestellt.
 


 
Falsche Würze: McDonald's entschuldigt sich wegen seiner nicht-vegetarischen Fritten - und setzt ein ''Beratungskomitee für Ernährungsfragen und Vegetarismus'' ein
DDP
GroßbildansichtFalsche Würze: McDonald's entschuldigt sich wegen seiner nicht-vegetarischen Fritten - und setzt ein "Beratungskomitee für Ernährungsfragen und Vegetarismus" ein
Chicago - Es geschah im indischen Bombay, im Mai vor einem Jahr. Fundamentalistische Hindus stürmten eine Filiale der Fast-food-Kette McDonald's, vertrieben die Gäste und demolierten die Einrichtung. Der Anlass für den Gewaltausbruch: In den USA wurde dem Hamburger-Konzern Etikettenschwindel vorgeworfen. Denn Pommes frites, die Kritikern zufolge als rein vegetarisch beworben wurden, enthielten tatsächlich zwecks Geschmacksverstärkung ein Gewürz, das aus Rinder-Talg gewonnen wurde.

Der Hamburger-Konzern kann nun hoffen, dass die "Pommes-Affäre" ausgestanden ist: McDonald's hat sich bereit gefunden, hinduistischen Organisationen und anderen Gruppen rund zehn Millionen US-Dollar zu spenden und elf "Opfer" zu entschädigen. Darauf habe man sich in einem Schlichtungsverfahren mit Hindus und anderen Vegetariern geeinigt, die McDonald's im vergangenen Jahr verklagt hatten, teilt der Konzern mit. Im Mai hatten zuerst zwei Hindus und ein anderer Vegetarier in Seattle eine Sammelklage eingebracht. Es folgten ähnliche Klagen in Illinois, Kalifornien, New Jersey und Texas.

 

  
IN SPIEGEL ONLINE
 
 
·  McDonald's: Geheimplan für den McSupermarkt (29.05.2002)
 


 

 

Dabei waren die nicht-vegetarischen Pommes schon damals ranzig geworden: Dass McDonald's die tierischen Geschmacksverstärker benutzte, liegt schon über zehn Jahre zurück. Im Jahr 1990 nämlich teilte das Unternehmen mit, man werde Pommes künftig nicht mehr in tierischem, sondern in pflanzlichem Fett frittieren. Davon, dass weiter andere tierische Substanzen eingesetzt wurden, war keine Rede. Die Kläger behaupteten, diese Ankündigung habe Vegetarier bewusst hinters Licht geführt. Der Konzern hat sich gegen diesen Vorwurf der Irreführung stets verteidigt. Ohnehin benutzte McDonald's den tierischen Talg nur rund ein Jahr lang - und eigenen Angaben zufolge nur in seinen amerikanischen Filialen.

Richard Siebel, der zuständige Richter in Seattle, hat der Schlichtungsvereinbarung bereits vorläufig zugestimmt. Die endgültige Entscheidung, ob McDonald's mit der Millionen-Spende davon kommt oder doch noch mehr zahlen muss, soll am 22. August fallen.

 


 

http://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/wissenschaft/umwelt/45342&datei=index.php

06.06.2002    14:30  

Umwelt  

Massensterben der Galapagos-Leguane

Die Schäden nach einem Tankerunglück im Januar 2001 schienen gering zu sein. Nun melden Forscher Langzeitfolgen: Tausende der Meeres-Echsen sind verendet.

   
Rund ein Jahr nach dem Sinken des Ölfrachters „Jessica“ vor den Galapagos-Inseln haben Wissenschaftler ungeahnte Umweltschäden aufgedeckt.

Wie das Team um Martin Wikelski von der Princeton University, USA, im britischen Fachblatt Nature (Bd. 417, S. 607) berichtet, löste die Verschmutzung der Gewässer ein Massensterben unter den heimischen Leguanen (Amblyrhynchus cristatus) aus.
 
   
   
Galapagos
 
 
Die Galapagos-Inseln nach der Havarie des Tankers Jessica. Schwarz: Öl-Teppiche. Rot: Position des Tankers, Santa Fe, Genovesa. (Quelle: Nature/Grafik: sueddeutsche.de)



 
 
62 Prozent der Leguane gestorben

Der Tanker „Jessica“ war im Januar 2001 vor der Insel San Cristobal auf Grund gelaufen; gut drei Millionen Liter Öl flossen dabei ins Meer.

Wie Zählungen im Dezember 2001 ergaben, waren 62 Prozent der Leguane der Insel Santa Fe seit dem Unglück gestorben, obwohl die Verschmutzung der Küstengewässer vergleichsweise gering war.

Die Zahl der Leguane auf der Insel Genovesa, die vom Unglücksort weiter entfernt liegt, sei hingegen stabil geblieben.

Wikelski und sein Team vermuten, dass bereits durch die geringen Ölmengen Mikroorganismen im Darm der Leguane abgetötet wurden, die für die Verdauung der Algennahrung lebensnotwendig sind.
 
   
   
„Schwerwiegende Auswirkungen geringfügiger Verschmutzungen“

Experten waren bislang davon ausgegangen, die Tierwelt sei einer ökologischen Katastrophe knapp entgangen, da der Wind den Ölteppich damals von der Küste weggetrieben und schnell aufgelöst hatte. Lediglich einige wenige Tiere waren direkt nach dem Unglück umgekommen.

„Unsere Ergebnisse zeigen die schwerwiegenden Auswirkungen, die bereits geringfügige Umweltverschmutzungen auf eine Population wilder Tiere haben können“, erklären die Forscher in Nature. Sie warnen nun vor Gleichgültigkeit gegenüber Verseuchungen der Natur nach einem Umwelt-Desaster, auch wenn diese nur gering zu sein scheinen.

(sueddeutsche.de/dpa)

 

Starker Tobak für Philip Morris

Konzern muss Familie von Krebsopfer 80 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen

Von Ulli Kulke

 

Salem - Umgerechnet 84,7 Millionen Dollar muss Philip Morris an die Hinterbliebenen eines an Lungenkrebs verstorbenen Mannes zahlen. Dazu verurteilte jetzt ein Berufungsgericht in Salem, Oregon, den Tabakkonzern. Begründung: Das Unternehmen habe die Raucher über die Folgen des Tabakkonsums im Unklaren gelassen.

Was mag passieren, wenn auch nur der Hälfte der 30 oder 40 Millionen Raucher in den USA diese Nachricht in der Zeitung auffällt? Sie alle sind schließlich Lungenkrebskandidaten, die oder deren Nachkommen vor Gericht ziehen könnten. Da wird die Unsumme von rund 50 Milliarden Dollar, die Philip Morris jährlich am Tabakkonsum verdient, sehr schnell sehr klein.

In einem ähnlichen Fall war man schon mal zu drei Milliarden Dollar Strafe ans Gericht verurteilt worden. Die wurde in der nächsten Instanz zwar auf 100 Millionen reduziert, aber gerade dies zeigt, wie unbefangen US-Gerichte mit den Nullen vor dem Komma umspringen. Die gesamte Branche hat im Jahr 2000 auf Grund mehrerer Sammelklagen 145 Milliarden Dollar an Strafe und Entschädigung bezahlt.

Was bleibt Philip Morris? Die Sparte wechseln? Auch woanders kann es gefährlich werden im Land der unbegrenzten Schadenersatzurteile, wenn man von der Umsichtigkeit seiner Kundschaft abhängig ist. McDonald's schenkte zu heißen Kaffee aus, eine Frau verbrühte sich: zweieinhalb Millionen Dollar Entschädigung. Einige US-Bürger traten bei einem Audi-Modell nicht schnell genug auf's Bremspedal: Schadenersatzprozesse in Millionenhöhe mit der Folge gewaltiger Umsatzeinbußen des Autokonzerns. Eine Frau versuchte, ihre shampoonierte Katze in der Mikrowelle zu trocknen. Fatales Ergebnis, Schadenersatzprozess und die Folge, dass alle Gebrauchsanweisungen eingestampft und neue gedruckt werden mussten mit dem Hinweis: keine Haustiere in das Gerät! Nur eine Branche fährt gut bei all diesen Prozessen: die Rechtsanwälte der USA, deren Honorar schon mal ein Viertel des Streitwertes ausmacht.

Gerichte hier zu Lande verlangen bisher noch mehr Eigenverantwortung vom Verbraucher. In Mönchengladbach wurde jüngst die Klage eines Juristen abgewiesen, der seinen Diabetes und seine Karies auf übermäßigen Genuss von Schokoriegeln und Cola zurückführte und deshalb die Hersteller verklagte. Die Begründung des Richters: In Süßigkeiten sei meistens Zucker drin.

 


 

Arafat bombt, Europa zahlt

Hetze gegen Israel, Belohnung für Attentate - was der PLO-Chef mit den Fördergeldern der EU macht, ignorieren die Politiker in Brüssel. Finanziert haben sie auch Arafats Sicherheitsapparat, der vom Bundesnachrichtendienst ausgebildet wurde und jetzt unter Terrorverdacht steht

Von Thomas Kleine-Brockhoff & Bruno Schirra
Weiter:

http://www.zeit.de/2002/24/Politik/200224_arafat_haupttext.html

 


 

Walsers Buch hat mich tief getroffen:
Eine Erklärung Marcel Reich-Ranickis
 
Walsers Buch hat mich tief getroffen / Von Marcel Reich-Ranicki

 
Vielen Dank, meine Damen und Herren, ich würde gern über ein anderes Thema reden, aber mir bleibt nichts anderes übrig: Ich muß mich zu diesem Fall Martin Walser äußern. Sie wissen es: 1998 hat er eine vieldiskutierte Rede gehalten, in der Paulskirche. Er ist von Ignatz Bubis, der nicht mehr lebt, sehr, sehr scharf attackiert worden. Ich habe ihn, Martin Walser, verteidigt. Ein Antisemit, sagte ich, sei er nun wirklich nicht. Meine Verteidigung wurde vielfach gedruckt. Aber, sagte ich, in seiner Rede, damals in der Paulskirche, waren keine empörenden Gedanken. Nein, nein, er hat nichts Empörendes gesagt, aber es waren viele vage, dunkle Anspielungen und Formulierungen - und zwar mißverständliche Formulierungen.

Es sind seitdem dreieinhalb Jahre vergangen, und Walser hat nichts getan, um die Mißverständnisse, die vielleicht und angeblich damals entstanden sind, zu klären. Er ist gebeten worden, doch zu sagen, was er eigentlich gemeint hat. Er hat in der Zwischenzeit viele Reden gehalten, viele Interviews erteilt, aber er hat mit keinem Wort erklärt, was er denn eigentlich sagen wollte, wen er denn eigentlich damals in der Paulskirche angeklagt hat, wen er anklagen wollte.

weiter: http://www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=faz/content.asp&rub={2D82590A-A70E-4F9C-BABB-B2161EE25365}&doc={BA2883D2-C752-41CE-BA0F-501DC8DCE484}
 

 

 

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n eigentlich sagen wollte, wen er denn eigentlich damals in der Paulskirche angeklagt hat, wen er anklagen wollte.

weiter: http://www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=faz/content.asp&rub={2D82590A-A70E-4F9C-BABB-B2161EE25365}&doc={BA2883D2-C752-41CE-BA0F-501DC8DCE484}
 

 

 

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