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Newsletter von Maulkorbzwang und den Dogangels

* FAKT -  Bestandsaufnahme: Kampfhunde

* D-A-N-K-E, Herr Habermas!


* Philosophischer Exkurs zur Entspannung


voraussichtliche Themen - FAKT am 10.06.2002, 21.00 Uhr

Bestandsaufnahme: Kampfhunde

Sommer 2000: Kampfhundedebatte in Deutschland. Nach dem Tod des kleinen Volkans versprechen Politiker aller Parteien ein hartes Durchgreifen. Was hat sich in den zwei Jahren geändert? Schützen Verordnungen vor neuen Kampfhundeattacken? Eine Bestandsaufnahme.

Nitrofenskandal und kein Ende?

Nach immer neuen Enthüllungen ist klar - der Giftskandal ist noch lange nicht vollständig aufgeklärt. Was wird noch alles gefunden? Welche illegalen Pflanzenschutzmittel werden nach wie vor in Deutschland versprüht?
 



D-A-N-K-E, Herr Habermas!

Wir nehmen mit Freude und Vergnügen zur Kenntnis, dass Jürgen Habermas, seines Zeichens Professor für Philosophie und Soziologie, unsere im Newsletter vom 06.06.2002 unter "Notwendige Nachhilfe in Semantik" vertretene Position teilt.

Unsere bisher vertretenen Argumentationen befinden sich also nicht nur im Einklang mit unserem heißgeliebten Grundgesetz, sondern auch mit Ronellenfitsch, Kant und Habermas.
Warnung: Wenn das nicht reichen sollte, rufen wir auch noch HEGEL.

Und nun, für diejenigen unter unseren Lesern, die "Holocaust" nicht mit "k" schreiben, und die in der Lage sind, die Begriffe "Semantik" und "Semiotik" notfalls zu googlen:


 

 

Jürgen Habermas über:
Tabuschranken

 

Eine semantische Anmerkung – für Marcel Reich-Ranicki, aus gegebenen Anlässen / Von Jürgen Habermas

 
   
   
 
Jürgen Habermas: "Die selbstgefällig-flotten Tabubrecher benutzen den entliehenen Emanzipationsdiskurs als Waschanlage. Darin verwandelt sich der schwitzende Mief der Verstockten in den Lustgewinn von alert Aufmüpfigen." (AP SZ v. 07.06.2002)  

 

   
   
Das diffuse Geschwätz über Tabus und ihr mutiges Abschütteln schwillt zum Bocksgesang an. Während Möllemann noch an Tabus rüttelt, wirbt Westerwelle bei Christiansen damit um Vertrauen, dass jede Gesellschaft ihre Tabus brauche. Was sind Tabus? Kannibalismus und Inzest sind Beispiele für Verhaltensweisen, die in allen Kulturen verabscheut werden. Sie sind „tabuisiert“ in dem Sinne, dass uns in der Regel schon eine elementare Gefühlsregung davon abhält, das Fleisch von Artgenossen zu verzehren oder eigene Kinder sexuell zu missbrauchen. Wo eine solche Ekelschranke besteht, bedarf es gar nicht erst eines moralischen Verbots, nach dessen Begründung gefragt werden könnte.
 
   
   
 
 
» Organe wie die „Junge Freiheit“ haben den Reizstoff entdeckt, den der Kampfbegriff der „Political Correctness“ enthielt. Man musste ihn nur mit richtiger Stoßrichtung in die deutsche Geschichtsdebatte verpflanzen. «
      
   
 
 
 
Frühe Ethnologen haben den Ausdruck „Tabu“ auch für den scheuen, meist ritualisierten Umgang mit „heiligen“ Objekten verwendet. Tabus dienen, so war die Vorstellung, einer affektiv stabilisierten Einhaltung symbolischer Grenzen. Daran erinnert noch der gehemmte, von starken Gefühlen besetzte Umgang mit dem menschlichen Leichnam. Das von Tabus umstellte Heilige schien für die Stammesangehörigen attraktiv und abschreckend zugleich zu sein – Terror und Bezauberung in einem. Aus dieser Gefühlsambivalenz, die inzwischen die Ästhetik mehr beschäftigt als die Ethnologie, hat Emile Durkheim seinerzeit die archaischen Anfänge der Verpflichtungskraft moralischer Gebote erklärt – freilich auch die Notwendigkeit, dass sich eine von ihren sakralen Grundlagen abgelöste Moral nicht mehr auf die Automatik der Gefühle verlassen kann, sondern auf die Überzeugungskraft guter Gründe angewiesen ist.

An diesen Bedeutungshorizont erinnert die inflationäre Verwendung von Worten wie „Tabuschranke“ und „Tabuverletzung“ in dem neuerlich angeheizten „Antisemitismusstreit“. Schon der unbefangene Rückgriff auf diesen Namen drückt aus, worum es geht. Unter diesem Markenzeichen führt eine jüngere Generation die Selbstverständigungsdebatten der alten Bundesrepublik in nicht nur veränderter, sondern verwirrender Diskursformation fort. Die selbstgefällig-flotten Tabubrecher, die sich auch schon mal auf „ethno- ästhetische Gründe“ berufen, benutzen den entliehenen Emanzipationsdiskurs als Waschanlage. Darin verwandelt sich der schwitzende Mief der Verstockten in den Lustgewinn von alert Aufmüpfigen. Die Plädoyers für die neue Unbefangenheit – wann hatten wir eigentlich die alte? – intonieren nur das bekannte Lied.
   
 
   
 
 
» Die Tabuverletzung hielte als einen Lustgewinn nur den parat, den wir aus der Abfuhr einer Aggression gegen den als fremd empfundenen Anderen ziehen. «
      
   
 
 
 
Das arme, von angeblichen Kollektivschuldvorwürfen gemarterte deutsche Volk muss endlich ein freies Verhältnis zur eigenen Geschichte finden – muss sich „befreien“ vom „Tabu“ des Massenmordes an den europäischen Juden, das ihm von seinen Umerziehern auferlegt worden ist: „Der Zwang zur Befreiung ist das Problem unserer Gesellschaft.“ Mit diesen Worten spricht der Herausgeber der „Selbstbewussten Nation“ Walsers jüngstes Buch (Welt am Sonntag, 2. Juni) von Schirrmachers Anklage des Antisemitismus frei. Das böse Spiel der Akteure geht stets auf Kosten des Einen; aber nicht ohne den Chor der Verharmloser kann es seinen Lauf nehmen: „Es muss doch in diesem Lande wieder möglich sein. . .“ In den Spalten des Feuilletons ist die Verharmlosung nicht weniger schamlos als in den Parteivorständen.

„Man wird sich doch noch von einem Tabu befreien dürfen?“ Ich beschränke mich auf eine semantische Anmerkung.

Der Vorwurf des Antisemitismus, gleichviel ob er zurecht oder zu unrecht erhoben wird, bezieht sich auf die Verletzung einer Wertorientierung, die in unserer politischen Kultur inzwischen verankert ist. Ein solches Verhalten „Tabuverletzung“ zu nennen, ist eine Irreführung. In der Bundesrepublik hat es eines zähen politischen Kampfes bedurft, um nach Jahrzehnten der Rückschläge, ja erst im Zuge eines Generationenwechsels, eine Liberalisierung der veröffentlichten Meinung, schließlich auch der Mentalität breiterer Bevölkerungsschichten zu erreichen. Die heute verbreitete Verurteilung des Antisemitismus ist deshalb kein Ausdruck einer blinden, affektstabilisierten Abwehrhaltung, sondern das Ergebnis von kollektiven Lernprozessen.

Die Überwindung von Ethnozentrismus und Xenophobie bedeutet immer einen Einstellungswandel, der sich unter günstigen Umständen, auch aus moralischer Einsicht, gegen anfängliche Gefühlsreaktionen durchsetzen kann. Nehmen wir einmal an, dass sich mit einem solchen Wandel der Gesinnung eine besondere Sensibilität gegenüber den Opfern eines vergangenen Exzesses und gegenüber deren Nachkommen tatsächlich verbindet, vielleicht das Bewusstsein spezieller Pflichten, jedenfalls die Rücksichtnahme auf historisch begründete Verletzbarkeiten. Ist diese Scheu dann etwas so Opakes, dass sie einer Tabuisierung zugeschrieben werden kann? Ist sie eine neurotisch erzeugte affektive Hemmung, eine Verklemmung, gar Symptom eines Verhängnisses? Sie ist das transparente Ergebnis einer Reflexion auf das, was für die Wiederherstellung unserer Selbstachtung und eines zivilisierten Zusammenlebens unabdingbar war.

Wer die Errungenschaft eines solchen Zuwachses an liberaler Gesinnung zur Folge eines Tabus erklärt, das es abzuschütteln gilt, will Regression unter dem Deckmantel einer augenzwinkernd in Anspruch genommenen Emanzipation. Er bedient sich eines sprachlichen Tricks, um die Entsublimierung von geläuterten Affekten und den Rückfall hinter ein erreichtes Reflexionsniveau in Befreiungsakte umzudeuten. Auf dem Weg zu dieser Umdefinition hat übrigens ein anderer Begriff als Brücke gedient. Was heute, zum Tabubruch stilisiert, die Weihe eines Befreiungsschlages erhält, war bisher bloß der mokant schmollende Verstoß gegen „politische Korrektheit“.

Dieser von vornherein mit negativen Konnotationen besetzte Begriff ist in polemischer Absicht aus den USA eingeführt worden. Dort hatten ihn die Verteidiger eines europäisch geprägten Bildungskanons gegen jene „kulturelle Linke“ (Rorty) ins Feld geführt, die sich faute de mieux mit sprachkritischen Mitteln der Dekonstruktion auf Fragen des Multikulturalismus zurückgezogen hatte. Hierzulande haben Organe wie die „Junge Freiheit“ bald den Reizstoff entdeckt, den der Kampfbegriff der „Political Correctness“ enthielt. Man musste ihn nur aus dem akademischen Entstehungskontext herauslösen und mit richtiger Stoßrichtung in die deutsche Geschichtsdebatte verpflanzen. Dann würde er sich für die Rolle eines Reflexionsstoppers eignen. In dieser Funktion ist er in den seriöseren Feuilletons dann auch zum Zuge gekommen. Den „politisch korrekt“ genannten Sprach- und Verhaltensnormen beließ man immerhin das Willkürliche einer absichtlich vorgenommenen Normierung. Wenn nun aus den vermeintlichen Vorschriften eines politischen Gegners „Tabus“ werden, suggeriert diese Wortwahl eine naturwüchsig-auratische Gewalt, die Emanzipation verspricht.

Die semantische Verwirrung wird dadurch gesteigert, dass der Begriff „Tabu“ auf das Phänomen einsichtig erworbener Formen zivilen Umgangs nicht nur nicht passt. Selbst wenn er passte, würde sich eine Konsequenz aufdrängen, die sich die rempelnden „Tabubrecher“ kaum öffentlich eingestehen können. Ließe sich nämlich antisemitisches Verhalten zurecht als die Übertretung eines Tabus beschreiben, müsste das „Durchbrechen“ dieser Tabuschranke eine Befriedigung bedeuten. Mit der Auflösung einer stabilisierenden Gefühlsambivalenz gegenüber dem verbotenen Objekt würde eine bis dahin blockierte Triebregung freigesetzt. Aber welche wäre das? Diese Tabuverletzung hielte als einen Lustgewinn nur den parat, den wir aus der Abfuhr einer Aggression gegen den als fremd empfundenen Anderen ziehen. Der Aggression gegen das Fremde kann man endlich freien Lauf lassen, nachdem eine glücklich entsorgte nationale Geschichte der Idealisierung des Eigenen nicht länger im Wege steht.

 


Philosophischer Exkurs zur Entspannung

http://www.alba-pipe-band.de/Liedertexte/Bruces_Philosophers.html

 

The Alba Pipe Band

Bruce's Philosophers Drinking Song>
(by Eric Idle / Monty Phyton)

Royal Banner
 

Immanuel Kant was a real pissant
Who was very rarely stable,
Heidegger, Heidegger was a boozy buggar
Who could think you under the table!
David Hume could out-consume
Schopenhauer and Hegel
And Wittgenstein was a beery swine,
Who was just as shloshed as Schlegel.
There's nothing Nietzsche couldn't teach ya
'Bout the raising of the wrist,
Socrates himself was permanently pissed!
 
John Stuart Mill of his free will,
On a half pint of shandy was particularly ill.
Plato, they say, could put it away
Half a create of whisky everyday.
Aristotle, Aristotle
Was a bugger for the bottle,
Hobbes was fond his dram
And Rene Descartes was a drunken fart:
"I drink therefore I am!"
 
Yes, Socrates himself is particularly missed,
A lovely little thinker,
But a bugger when he's pissed!

 

 

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was a drunken fart:
"I drink therefore I am!"
 
Yes, Socrates himself is particularly missed,
A lovely little thinker,
But a bugger when he's pissed!

 

 

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