DHSB deutscher Hundeschutzbund
Sitz: Mannheim
Postanschrift:
Raphaela Ohnmeiss
Gastäcker.Strasse 1
70794 Filderstadt
Tel. 0711/9972140
Dhsb e.V / co R.Ohnmeiss Gastäckerstr. 2/1 70794
Filderstadt
Per E-Mail
An die Damen und Herren der Redaktionen
Pressemitteilung zur Berichterstattung in den
Stuttgarter Nachrichten: "Mit Staatsanwalt gegen illegale
Kampfhundehaltung" vom 6.8.2002
Sehr geehrte Damen und Herren,
durch den tödlichen Beissunfall bei dem am Wochenende in Stuttgart-Bad
Cannstadt, ein Yorkshire Terrier zum Opfer der Jagdinstinkte eines
Dobermann-Bernersennenhund-Mischlings, und seines unvernünftigen
Halters wurde, hat sich seltsamerweise gleich wieder das Thema
"illegale Kampfhunde" auf die Tagesordnung gedrängt.
Es zeigt sich hier doch wieder ganz deutlich, dass es unsinnig und der
öffentlichen Sicherheit abträglich ist, wenn man seine gesamte
Aufmerksamkeit auf einige wenige Hunde lenkt. Dieses mal war es (wie
in den meisten Fällen) kein sogenannter "Kampfhund". Jetzt steht man
ratlos da und wundert sich, dass andere Hunderassen auch in der Lage
sind, tödliche Beisskraft zu entwickeln. Fachleuten ist dies schon
lange klar, nur interessiert sich an den entscheidenden Stellen
scheinbar niemand dafür. Siehe auch die Berichterstattung über das im
westfälischen Münster dieser Tage stattgefundene Treffen,
international anerkannter Hundeverhaltensfachleute.
Es zeigt sich hier ganz deutlich wie das Thema verfehlt wurde, indem
man einige populationsmässig gering vorhandene Hunderassen
stigmatisierte und deren Halter bis zu zwanzigmal kontrollierte, den
uneinsichtigen Haltern anderer Hunderassen, dafür aber gar keine
Aufmerksamkeit schenkte. Viele der ignoranten Hundehalter und es gibt
in jedem Stadtteil etliche, lassen ihre Hunde immer noch überall frei
laufen, obwohl sie wissen, dass der Hund nicht gerade bestens
sozialisiert ist. Warum kümmert man sich seitens der öffentlichen Hand
nicht endlich um diese Problematik? Auch angesichts der unzähligen
schlimmen Beissvorfälle durch Nichtlistenhunde!
Und zwar vorbeugend, indem man die Hundehalter, von denen viele gerade
durch die Rassenlisten meinen, dass ihr Hund alle Freiheiten hätte -
mit dem oftmals dümmlichen Hinweis, :"Meiner isch ja kein Kampfhund,
der darf des!" endlich zu vernünftigem Verhalten ermahnt.
Da wären die Kräfte sinnvoll eingesetzt, entgegen der bisherigen
Handlungsweise, sich mit voller Kraft auf die sich, laut der
Ergebnisse der Wesensüberprüfungen doch eher als überwiegend
vorbildliche Hunde gezeigten"Kampfhunde" zu stürzen.
Alleine das Zahlenverhältnis der im Tierheim einsitzenden Hunde zu
denen die angeblich illegal gehalten werden, lässt darauf schliessen,
dass die unseriösen Halter sich ihres Tieres längst entledigt haben.
Wobei wir hoffen, dass es die Tiere wenigstens bis zum Tierheim
überlebt haben. Das ehemalige Herrchen trainiert inzwischen mit einer
nicht auf einer Liste stehenden Hunderasse seine abartigen Spielchen
weiter und wird den Ordnungsbehörden noch ganz andere Probleme
bereiten. Dagegen sind so manche "Kampfhundle" wahre Schosshunde.
Zu der Problematik des Stuttgarter Tierheimes möchten wir noch
anmerken, dass wir es für sinnvoll hielten, den Tierschützern nicht
mit immer grösseren Summen zu helfen, diese Tristesse der
Unvermittelbarkeit zu finanzieren, sondern lieber den von den
Tierschützern mit ihrer grossen Erfahrung (diese Leute riechen
ungeeignete Halter 10 Meilen gegen den Wind) im herausfiltern der
richtigen Leute für den richtigen Hund dahingehend zu helfen, dass
z.B. wie im Kreis Böblingen zumeist der Fall, die Hundesteuer eines
aus dem Tierheim stammenden Hundes, für eine gewisse Zeit ganz
erlassen wird. Im Falle der die Überbelastung verursachenden
diskriminierten Hunde mit Wesenstest würden wir sogar anregen, die
Hundesteuer lebenslang von der Erhöhten auf die normale Höhe
festzusetzen. Dies würde sicher sehr schnell für Entspannung sorgen.
Es gäbe nämlich genügend seriöse Interessenten für diese fast immer
hervorragenden Hunde. Nur die werden im Speziellen von der erhöhten
Hundesteuer abgeschreckt. Die Akzeptanzprobleme sehen wir weniger als
das Problem an. Da ist die öffentliche Hand und leider auch die Presse
nicht ganz auf dem Stand der Öffentlichen Meinung. Der einfache Bürger
auf der Strasse ist schon lange nicht mehr von der Richtigkeit dieser
Regelungen überzeugt. Das gebetsmühlenhafte wiederholen der immer
wieder gleichen falschen Behauptungen, macht erstens die Sache nicht
richtiger, und scheint uns auch mit ein Grund für die
Politikverdrossenheit der Bürger zu sein.
Auch die Auflagen der Presserzeugnisse haben starke Einbrüche zu
verkraften. Viele im tierschützerischen Umfeld haben ihr
Zeitungsabbonement gekündigt, da sie durch die Unsachlichkeit der
Berichterstattung bei einem Thema bei dem sie sich gut auskennen, auf
die insgesamte Glaubwürdigkeit der Berichte auch zu anderen Themen
Rückschlüsse ziehen. Man muss immer bedenken, dass es in Deutschland
ca. 5 Millionen Hundehalter.
Wenn da jeder nicht mehr Zeitung liest, dann gute Nacht freie Presse.
Aber da wir Euch freien Köpfe der freien Presse als Kontrollfunktion
benötigen, bitten wir Sie alle höflichst, diese Anregungen in Ihre
Recherchen und Berichterstattungen einfliessen zu lassen.
Mit freundlichen Grüssen
Stephan Steiner
Pressesprecher Dhsb e.V. Tel 0172/7353539 www.dhsb.de
Hier nochmal der Artikel - steht auch Im Forum:Mit
Staatsanwalt gegen illegale Kampfhundehaltung
Trotz tödlicher Bisse: Mischling bleibt beim Besitzer
Nachdem am Wochenende ein Dobermann-Berner-Sennenhund-Mischling einen
Yorkshire-Terrier tot gebissen hat, ist in Stuttgart die Diskussion um
gefährliche Hunde neu entbrannt. Laut Ordnungsamt werden derzeit 58
Kampfhunde illegal gehalten. Keiner weiß, wie gefährlich sie sind.
Von unserer Reporterin
EVA FUNKE
Legal werden in der Landeshauptstadt zur Zeit 330 Kampfhunde gehalten.
156 haben den Wesenstest bestanden. Sie gelten als ungefährlich. 16
sind durchgefallen. Das heißt, dass sie beim Gassi gehen immer
angeleint sein und Maulkorb tragen müssen. Genau wie die Kampfhunde,
die keinen Test gemacht haben. "Gegen die Hundehalter, die ihre Hunde
beim Ordnungsamt nicht als Kampfhunde angemeldet haben, haben wir die
Staatsanwaltschaft eingeschaltet", sagt Robert Ulshöfer vom Amt für
öffentliche Ordnung. Kenntnis über illegale Hundehaltung hat das Amt
dadurch, dass die Tiere irgendwann mal aufgefallen, aber nicht
gemeldet sind. Ulshöfer rechnet allerdings damit, dass "viele
Verfahren eingestellt werden, weil es die Hunde nicht mehr gibt".
Einige dieser Tiere sind vermutlich in den Tierheimen. Allein im
Stuttgarter Tierheim in Botnang sind etwa 120 Hunde untergebracht.
Darunter 52 Kampfhunde. 39 sind bereits länger als ein Jahr dort. Nach
Auskunft von Karl Graf, Vorsitzender des Stuttgarter
Tierschutzvereins, sollen alle "zügig" die Wesensprüfung absolvieren.
Denn nur dann können sie vermittelt werden. Damit sie nicht
durchfallen, trainieren Tierpfleger mit den Hunden korrektes
Verhalten. Graf: "Die Hunde werden daran gewöhnt, dass ihnen zum
Beispiel Frauen mit Kinderwagen, Autos, Jogger, Radfahrer oder andere
Hunde begegnen." 20 Hunde haben den Test bereits gemacht. Und alle
haben sie die Prüfung bestanden. "Trotzdem ist es schwierig, diese
Tiere an private Halter zu vermitteln", sagt Graf. Den Grund dafür
sieht er darin, dass sich "die Leute aus Angst vor den Nachbarn davor
scheuen, ein solches Tier zu nehmen."
Schon jetzt ist es durch die Kampfhunde eng im Tierheim. "Vermutlich
wird das Problem in zwei bis vier Jahren noch größer. Denn die Tiere,
die wir bereits haben, sind noch jung. Und der Nachschub durch die
Züchter ist nicht weniger geworden", stellt Graf fest. Ein weiteres
Problem für die Tierschützer: Es ist nicht geregelt, wie lange die
Stadt für die Unterbringung dieser Hunde bezahlt. Graf: "Wir haben
bisher 50 000 Euro Vorauszahlung bekommen."
Der Berner-Sennenhund-Dobermann-Mischling, der nicht zu den
Kampfhunden zählt, darf übrigens laut Amt für öffentliche Ordnung bei
seinem 71-jährigen Besitzer bleiben. Ulshöfer: "Das Tier wurde
allerdings als gefährlich eingestuft, darf nicht mehr ohne Leine und
Maulkorb ausgeführt werden." Außerdem wird für den Mischling wie für
alle rund 20 als gefährlich eingestuften Hunde und die Kampfhunde mit
612 Euro eine wesentlich höhere Steuer fällig als für andere Hunde.
Aktualisiert: 06.08.2002, 06:35 Uhr
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/235468?_suchtag=2002-08-06
|