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Newsletter von Maulkorbzwang und den Dogangels
Sonntagslektüre
(besser nüchtern lesen und nachher erst frühstücken) |
"Groß- und Kleinmut
Dt. In der Not hat man die Deutschen nie lange
bitten müssen. Wenn es darum ging, Erdbebenopfern oder von
Hungersnöten heimgesuchten Menschen in fernen Ländern beizustehen,
war auf die Spendenbereitschaft der Bevölkerung noch immer Verlaß.
Allein für humanitäre und karitative Zwecke werden in Deutschland
rund zwei Milliarden Euro jährlich gespendet, und immerhin ein
Viertel davon geht nach Angaben des Deutschen Spendeninstituts ins
Ausland.
Erst recht gilt die Hilfsbereitschaft, wenn die Katastrophe vor der Haustür stattfindet und nicht nur Geld, sondern auch tätige Hilfe gefragt ist. Zu Tausenden nehmen in diesen Tagen Freiwillige spontan die Schaufel in die Hand, schleppen Sandsäcke, pumpen Keller leer. Kirchengemeinden organisieren Notunterkünfte, Fußballvereine veranstalten Benefizspiele. Auch Länder, Kreise und Kommunen, von denen man in den vergangenen Wochen hörte, daß sie wegen weggebrochener Steuereinnahmen finanziell am Ende seien, machen nicht viel Federlesens. Sie setzen ihre Feuerwehren und Technischen Hilfswerke in Marsch und helfen, wo sie gebraucht werden. Soldaten und freiwillige Helfer kämpfen bis zum Umfallen gegen die braunen Fluten, um zu retten, was zu retten ist. Das alles läuft so selbstverständlich und reibungslos ab, daß man meinen könnte, viele hätten nur darauf gewartet, zeigen zu können, wozu sie in der Lage sind, wenn es darauf ankommt. In einem merkwürdigen Gegensatz zur Großmut der Bevölkerung steht die Kleinmütigkeit der Politik. Diesem Land kann man offenbar viel mehr zumuten, als Politiker aller Parteien wahrhaben möchten. Wie sich jetzt herausstellt, ist weder die EU noch die Bundesregierung auf den Eventualfall vorbereitet, daß eine große Naturkatastrophe sämtliche öffentlichen (und viele private) Haushalte durcheinanderbringt, weil keine Rücklagen gebildet wurden. Statt Vorsorge zu treffen, wurden Konsumwünsche erfüllt. Genauso kurzsichtig ist es, jetzt den europäischen Stabilitätspakt in Frage zu stellen, das heißt, in neue Schulden auszuweichen, statt den Ausgaben zu Leibe zu rücken. Muß erst eine finanzielle Springflut die gesetzlichen Subventionsdämme wegreißen, damit auch in der Politik ein Umdenken einsetzt?
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