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In Hamburg können jetzt auch Hunde Blut spenden

Gesellschaft für tierärztliche Fortbildung startet heute ungewöhnliches Projekt - Plasma-Konserven erhöhen Überlebenschancen

Von Edgar S. Hasse
Zena ist eine Seele von Tier. Die zweieinhalb Jahre alte Schäferhündin verbringt den ganzen Tag an der Seite ihres Herrn - meist unterm Schreibtisch in der ersten Etage der Rahlstedter Tierklinik oder neben den blanken OP-Tischen ein Stockwerk tiefer.

Während Zenas Herrchen, Tierarzt Dirk Schrader (58), Katzen oder Meerschweinchen behandelt, blickt die Schäferhündin mit wachen, bisweilen schläfrigen Augen auf die medizinische Prozedur.Am Mittwoch mußte der brave Vierbeiner allerdings selbst auf einen dieser Tische. Weil Zena ahnte, was sie da womöglich alles erwarten könnte, sperrte sie sich anfangs ein wenig dagegen. Aber in der ihr eigenen Dickfelligkeit ließ sie sich von Dirk Schrader Blut abzapfen - Blut für einen guten Zweck. Denn Zena ist der erste Hund, der Blut für Hamburgs neue Tier-Blutbank spendete.Was auf den ersten Blick wie normale medizinische Diagnostik aussah, wird künftig weitere Perspektiven für die Therapie eröffnen. Auf Initiative des Rahlstedter Tierarztes Dirk Schrader hat die Gesellschaft für tierärztliche Fortbildung Hamburg die erste norddeutsche Blutbank für Katzen und Hund gegründet, die am heutigen Donnerstag offiziell ihre Arbeit aufnimmt.

"Wir suchen jetzt dringend Spender, die unser Projekt unterstützen", sagt der Tiermediziner, der die Rahlstedter Klinik vor 30 Jahren ins Leben rief.Jüngst gab es bereits in Berlin einen ähnlichen Versuch, eine Tier-Blutbank zu starten. Doch das Vorhaben scheiterte. In der Nähe von Aachen versuchen derweil Tierärzte, tiefgefrorenes Blutplasma per Postweg zu verschicken - ein nicht sehr aussichtsreiches Unterfangen, zumal dann, wenn der lebensrettende Saft dringend benötigt wird.Es war in Israel, in Hadar, einem Ort bei Tel Aviv, wo Dirk Schrader das erste Mal eine professionelle Blutbank für Hunde und Katzen sah. Schrader selbst weilte als Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Tierärztegesellschaft im Heiligen Land und besuchte dort einen israelischen Kollegen. Dem war es gelungen, eine spezielles Methode mit Kühlzentrifuge und Unterdruckkammer zu entwickeln und so tierisches Blutplasma auf Vorrat zu deponieren.Jenes High-Tech-Verfahren aus Israel faszinierte den Hamburger Tierarzt so sehr, dass er die Gesellschaft für Tierärztliche Fortbildung von seiner Idee überzeugen konnte.

 Eine Firma stellte für die Hamburger Blutbank die 40 000 Euro teure Kühlzentrifuge zur Verfügung; die ebenfalls notwendige Unterdruckkammer sorgt dafür, dass das Tierblut nicht langsam durch die Kanüle sickert, sondern mit rascher Geschwindigkeit- "so schnell, als würde man Sekt in ein Glas gießen", sagt Schrader. Danach wird das von den zellulären Bestandteilen getrennte Plasma als klare Flüssigkeit in Beuteln verschlossen. Zwei Jahre lang kann es bei einer Temperatur von Minus 20 Grad in einer Tiefkühltruhe gelagert werden.Dass nunmehr ständig Blutkonserven für kranke Hunde und Katzen verfügbar sind, erweist sich für die tiermedizinische Praxis als großer Vorteil. "Oft konnten wir Tieren nach einem Verkehrsunfall nur unzureichend helfen, weil neues Blut fehlte. Nun aber werden die Überlebenschancen erheblich vergrößert", sagt Schrader. Für die Blutspende geeignet sind natürlich gesunde Tiere - bei Hunden am besten im Alter von drei bis acht Jahren. Vor dem Eingriff werden das Blut und die Blutgruppe bestimmt, wobei den Besitzern der Vierbeiner keine Kosten entstehen.

Es gibt übrigens bei den Vierbeinern viel mehr Blutgruppen als beim Menschen. Dafür, dass sie ihre Schützlinge zur Ader lassen, können im Bedarfsfall tiermedizinische Leistungen kostenfrei in Anspruch genommen werden. Wieviel Blut die Tiere verlieren, hängt von ihrem Gewicht ab. Bei einem 30 Kilogramm schweren Hund sind es rund 300 Milliliter. Dirk Schrader schmiedet derweil schon weitere Pläne. Sein nächstes Ziel: eine Samenbank für Rassehunde. Weitere Informationen zur Blutbank: Tel. 677 21 44