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Newsletter von Maulkorbzwang und den Dogangels

21.12.2001

Beim Urteil des VG Arnsberg handelt es sich um ein Urteil über eine FESTSTELLUNGSKLAGE.

* "EIN PROZENT DER MUSLIME IN DEUTSCHLAND IST ISLAMISTISCH ORGANISIERT"

* REGIERUNG SOLL ZUR DROGENPOLITIK STELLUNG BEZIEHEN

* sehr geehrter ordnungsamtsleiter der stadt düren,

* Unseriöse Geschäfte mit Hunden beklagt

* Schlittenhunde machen Jagd auf Schafe

* VG-Rat ändert Gefahrenverordnung

*  Lesenswert: Die neuen Zehn Gebote
 


 
Beim Urteil des VG Arnsberg handelt es sich um ein Urteil über eine FESTSTELLUNGSKLAGE.
 
Schon im Sommer 2000 warnten Fachleute zu recht, dass Feststellungsklagen gegen die LHV NRW an der Zulässigkeit scheitern würden.
 
Dieses zitierte Urteil (ging es nicht um Bordeauxdoggen?) beginnt deshalb sinngemäß gleich mit den Worten "Die Klage ist nicht zulässig."
Mit einer Urteilsbegründung für eine von vornherein nicht zulässige Klage macht sich kein Gericht der Welt viel Mühe.
 
Aber keine Sorge.
Nicht jeder hat Feststellungsklagen ins Rennen geführt.
Es gibt an die tausend Klagen in NRW.
Und mindestens 100 sind keine Feststellungsklagen.
Und mindestens noch drei weitere liegen allein beim VG Arnsberg (ein gewisses Sauerländer Tierheim soll zwei davon halten).
Keine von diesen dreien ist eine Feststellungsklage ;-)))).
 
Ergo wird es auch noch andere Urteile geben.
Vielleicht sogar beim VG Arnsberg.
 
Don`t panic - schon gar nicht unter`m Weihnachtsbaum.
Wählt lieber im September die Knalltüten ab.
 
 
 

Inneres/Antwort

"EIN PROZENT DER MUSLIME IN DEUTSCHLAND IST ISLAMISTISCH ORGANISIERT"

Berlin: (hib/WOL) Etwa ein Prozent der gegenwärtig in der Bundesrepublik lebenden 3,2 Millionen Muslime gehört islamistischen Organisationen an. Dies erklärt die Regierung in ihrer Antwort (14/7747) auf eine Kleine Anfrage der FDP (14/7510). Informationen des Bundesamtes für Verfassungsschutz zufolge seien etwa 32.000 Personen in 209 islamistische Organisationen "fest ein Vielfaches höher.

Zur Frage einer Definition von Extremismus im Zusammenhang mit Religion erklärt die Bundesregierung, religöser Extremismus instrumentalisiere die Religion. Im Falle des Islamismus geschehe dies mit dem Ziel einer Umbildung von Gesellschaft und Staat im Sinne einer "islamischen Ordnung".

Das Konzept dieser islamischen Ordnung basiere danach auf dem bedingungslosen Vorrang der Religion und verneine damit bereits "im Ansatz" das Prinzip der Volkssouveränität. Damit stehe der Islamismus in einem grundsätzlichen Widerspruch zu den Grundlagen des modernen Verfassungsstaates.

Die Bundesregierung legt dar, der überwiegende Teil der in Deutschland lebenden Muslime sei einem gemäßigten traditionellen Islam zuzurechnen und verhalte sich gesetzestreu. Zur Frage der nach Zahlen unterschiedlichen Religionsgemeinschaften wird erklärt, statistische Angaben lägen nur zu Religionsgemeinschaften vor, die als Körperschaften des öffentlichen Rechts Kirchensteuern erheben.

Zu diesen gehörten die beiden großen chistlichen Kirchen sowie die jüdische Gemeinschaft in Deutschland. Auf Schätzungen beruhten dagegen die Angaben zu christlichen Freikirchen, ortodoxen Kirchen und anderen Gruppierungen mit christlichem Hintergrund. Geschätzt werde auch die Zahl der Muslime mit etwa 3,2 Millionen. Außerdem gebe es in Deutschland etwa 30.000 bis 40.000 Buddhisten, etwa 48.000 Hindus, 3.000 bis 5.000 Sikhs, 5.500 Baháis sowie 25.000 Yeziden. Die Zahl von Anhängern so genannter Sekten und Jugendreligionen wie etwa "New Age" oder "Esoterik" sei nicht bekannt und könne nicht annähernd eingeschätzt werden, so die Regierung.

AW-Kommentar: ob die ( MUSLIME )  jetzt alle ein polizeiliches Führungszeugniss haben müssen und ob denen auch Hausdurchsuchungen ins Haus stehen wie den Hundehaltern?? Weil weenn die sowas schreiben................ kann man schnell auf solche Gedanken kommen :-((


REGIERUNG SOLL ZUR DROGENPOLITIK STELLUNG BEZIEHEN

Berlin: (hib/RAB) Drogenkonsum und die Konsequenzen für Prävention und Forschung sind Anlass für eine Kleine Anfrage der CDU/CSU (14/7849). Mit über 2000 Drogentoten sei im letzten Jahr ein seit 1992 nie erreichter Höchststand von Opfern zu beklagen gewesen.

Die Abgeordneten berufen sich auf eine Erklärung der deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren, wonach auch bei dem problematischem Konsum von Alkohol, Tabak und Medikamenten keine Entwarnung gegeben werden könne.

Die Parlamentarier erkundigen sich unter anderem, wann die Regierung eine Gesamtstrategie für den Umgang mit Suchtmitteln in der Gesellschaft vorlegen will und welche konkreten Zielsetzungen damit verbunden sind. Auch geht es darum, inwiefern die Regierung zusätzlich Mittel zur Alkohol- und Nikotinprävention bereitgestellt hat.


sehr geehrter ordnungsamtsleiter der stadt düren,

sehr geehrter herr amtsveterinär,

sehr geehrter herr dr. grüll,

liebe mitstreiter,

 

mit befremden haben wir den artikel gelesen. die verantwortlichen der stadt düren fordern wir auf, den staffordshire-terrier nicht zu töten.

es sind erst einmal die gründe zu ermitteln, warum er zugebissen hat.dann ist durch verantwortliche und für diese hunde spezialisierte tester ein wesenstest durchzuführen.

hier sehr geeignet und engagiert ist herr kraft aus iserlohn. war der hund ausgesetzt?

bei dem zubeissen wird es sich wahrscheinlich um eine angstreaktion gehandelt haben.

warum trug er keinen maulkorb oder halti?

griff er wirklich ohne grund an?

warum war er gerade am kindergarten angebunden?

hat der bisherige halter hierzu eine beziehung?

 

wir stehen für auskünfte oder gespräche gern zur verfügung.

mit freundlichen grüßen für unsere kampfschmuser

marita redemann, lilienweg 16, 44532 lünen, sprecherin der ig zu schutz

und rettung bedrohter hunderassen


http://www.main-echo.de/news/lokal/hanau.html?TextID=145385

Unseriöse Geschäfte mit Hunden beklagt

Kreis Offenbach
. Vor unseriösen Hundezüchtern und -händlern hat die Offenbacher Kreisverwaltung die Bürger gewarnt. Beim staatlichen Amt für Lebensmittelüberwachung, Tierschutz und Veterinärwesen häuften sich in jüngster Zeit Klagen von Betroffenen, denen bei ungenehmigten Geschäften kranke Tiere verkauft wurden, heißt es in einer Presseerklärung. Generell sollten Hundefreunde vor dem Kauf mehrere Zuchten vergleichen und sich im Zweifelsfall einen Hund aus dem Tierheim holen. Besondere Vorsicht sei geboten, wenn von einem Züchter mehrere Rassen und auch Mischlinge angeboten würden, Impfbescheinigungen nicht ausgehändigt oder angeblich nachgeschickt werden sollen, die Unterbringung der Tiere nicht besichtigt werden könne oder die Mutter der Welpen nicht in Reichweite sei. Als Alarmzeichen werten die Experten, wenn ein Verkäufer keinen Kaufvertrag unterschreiben will.
 


http://www.intrinet.de/20011221/mo694965.htm

Freitag, 21. Dezember 2001

HUNDE
Schlittenhunde machen Jagd auf Schafe

Brucher Hunde reißen Schafe in Arenrath ­  Ordnungsamt überprüft Tiere ­ Sanktionen: Mindestens Maulkorbzwang
Von unserer Redakteurin
MARION MAIER
Schwer verletzt und tief geschockt: Dieses Schaf überlebte den Angriff der Huskys.Foto: Marion MaierARENRATH/BRUCH. Menschen sollen sie angeblich nichts tun, nur Schafen: Zwei Huskys aus Bruch sorgen für Unruhe in der Region.
Freitagnachmittag. Nichts ahnend kommt Klaus Metzen in seine Weihnachtsbaumkultur bei Arenrath. Normalerweise grasen dort die acht Schafe seiner Schwester. Normalerweise. Heute kaut kein Tier mehr. Tot liegen sechs der Schafe in der Kultur, eins halb angefressen.
"Das war ein Schock", sagt Metzen. Offensichtlich nicht nur für ihn. Seine Schwester Irmgard Maas, für die die Schafe ein Hobby sind, zeigt auf die beiden überlebenden Tiere, die nun in einem kleinen Stall stehen. "Drei bis vier Tage haben die noch gezittert und aufstehen wollten sie zuerst auch nicht." Ihre Lämmer hätten die trächtigen Tiere als Reaktion auf den Schock verworfen. Das eine Schaf ist schwer am Bein verletzt, der Vorderschinken liegt regelrecht frei. "Die ersten drei Tage waren Überlebenskampf", sagt die Besitzerin des Tieres, das nach zwei Wochen noch mit Schmerzspritzen behandelt werden muss. Das andere Tier kam mit dem Schrecken davon.
Die Übeltäter sind bekannt. Maas: "Das waren zwei Huskys. Die Besitzer haben sich bei uns gemeldet, sich entschuldigt und gesagt, die Versicherung zahle den Schaden." Doch das ist Maas zu wenig. "Hier gehen auch viele Kinder spazieren, was da passieren könnte!" Zudem waren die Huskys nicht zum ersten mal zum Schafe Jagen unterwegs. Sie erstattete Anzeige.
Patrick Bläsius, der 23-jährige Halter der Tiere, beteuert auf Anfrage: "Es tut mir leid, was da passiert ist." Der Riegel vom Zwinger sei kaputt gegangen, als er morgens das Fressen holen wollte. Die Hunde rissen aus, stundenlang habe er sie gesucht. Die Polizei sei informiert worden. Die Huskys kamen von selbst zurück nach Bruch. Erst am folgenden Tag habe er dann erfahren, dass in der Nähe Schafe gerissen worden seien. Seine Mutter habe dann bei den Schafhaltern angerufen. Er werde nun tun, was verlangt werde, so Bläsius. Allerdings würden die Hunde Menschen nichts tun, sie seien liebe Tiere, sie würden nur auf Schafe gehen.
Viviane Theby, Tierärztin mit Zusatzausbildung für Verhaltenstherapie hält Huskys generell nicht für eine Gefahr für Menschen. "Ich denke, dass die unterscheiden können zwischen Mensch und Tier." Alle Hunde seien Jäger und Huskys hätten ein ausgeprägtes Jagdverhalten. Wenn ein Hund einmal erfolgreich gejagt habe, dann sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er es wieder tue, weil er den Erfolg als große Belohnung empfinde. Bei Huskys komme noch dazu, dass es schwierig sei, sie artgerecht zu halten. "Diese Hunde auszulasten ist nicht einfach. Das sind eigentlich Schlittenhunde, die täglich mindestens eine Stunde Arbeit brauchen."
Patrick Bläsius ist nach eigenen Angaben täglich mindestens 1,5 Stunden mit den Tieren, die sonst im Zwinger leben, draußen. Ob die Haltung artgerecht ist und die Hunde gefährlich sind, wird das Ordnungsamt demnächst mit einem Arzt vom Veterinäramt untersuchen. Dass die Tiere in Zukunft zumindest Maulkörbe tragen müssen, wenn sie draußen unterwegs sind, stehe schon fest, so Hans-Werner Metzen, Leiter des Amtes. "Zudem müssen die Halter gewährleisten, dass die Hunde nicht mehr ausbüxen."
Als weitergehende mögliche Sanktionen zählt er auf: den so genannten Hundeführerschein für den Halter, ein Bußgeld von bis zu 1000 Mark und das Untersagen der Tierhaltung. Letzteres würde für die Tiere den Gang ins Heim bedeuten.
Handeln muss das Amt auf jeden Fall. Die Hunde wurden schon einmal angezeigt, weil sie gleich drei Mal in eine Schafherde eingebrochen waren. Damals gab es vier tote Schafe ­ und ein Mahnschreiben des Amtes. Zudem ist noch ein weiterer Fall bekannt, bei dem die Tiere Schafe gerissen haben.


http://www.main-rheiner.de/region/objekt.php3?artikel_id=595137

An die Leine

VG-Rat ändert Gefahrenverordnung

 
Vom 21.12.2001  
dix. VG ALZEY-LAND ­ In der Verbandsgemeinde Alzey-Land müssen Hunde beim Spazieren gehen künftig “umgehend und ohne Aufforderung an die Leine genommen werden, wenn sich andere Personen nähern³. Innerhalb bebauter Ortslagen müssen Hunde grundsätzlich angeleint geführt werden. Einstimmig beschloss der VG-Rat in seiner jüngsten Sitzung (die AZ berichtete) eine entsprechende Änderung der Gefahrenabwehrverordnung. Durch diese Ergänzung der Anleinpflicht soll dem immer größer werdenden Bedürfnis der Bürger nach mehr Sicherheit beim Umgang mit Hunden Rechnung getragen werden.
Die VG stiftet eine Verdienstnadel für Feuerwehrangehörige. Damit soll das oft mehrere Jahrzehnte währende besondere ehrenamtliche Engagement von rund 600 Floriansjüngern in der Verbandsgemeinde gewürdigt werden. Die Silberne Nadel wird für 25-jährigen aktiven Dienst oder für 10-jährige Wehrführertätigkeit überreicht, die Goldene Nadel gibt es für 35-jährigen aktiven Dienst oder für 15-jährige Wehrführertätigkeit. Verliehen wird die Ehrung beim Ausscheiden aus dem Amt.
Das Grundstück der ehemaligen Winzergenossenschaft in Gau-Odernheim wird im Flächennutzungsplan als Sonderbaufläche mit der Zweckbestimmung “Lebensmittelmarkt³ und als Wohnbaufläche dargestellt. Zwar habe der Investor aus Bad Soden-Salmünster mitgeteilt, dass er nicht mehr beabsichtige, auf dem Areal einen Lebensmittelmarkt und Wohngebäude zu errichten; dennoch soll mit der Planänderung eine sinnvolle Nutzung des brachliegenden Areals ermöglicht werden.
Der VG-Rat hat einen Grundsatzbeschluss zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes gefasst. Als Planungsziel wird das Jahr 2015 angepeilt. zurück
 


 

GESELLSCHAFT
 
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Die neuen Zehn Gebote
 
 © Foto: Christian von Alvensleben
"Glaube, woran du willst, aber füge keinem Menschen Leid zu"

Von Peter Sandmeyer und Christian von Alvensleben (Fotos)

 

Wahrscheinlich steht am Beginn einer jeden Ge meinschaft ein Mythos. Eine große Idee. Denn sachlich gesehen ist die Geschichte nicht weiter überraschend. Die Leute waren geflohen aus der ägyptischen Sklaverei. Sie sahen sich als ein Volk, und sie brauchten eine Ordnung. Sie sehnten sich nach einem Regelwerk für ihre junge Gesellschaft. Was wichtig und wahr, was gut und was falsch sei.

Und da stieg Moses vom Berg Sinai herab und brachte den Kindern Israels diese beiden Steintafeln, in die zehn Gebote gemeißelt waren. All das ist bekannt und trotzdem ungeheuer überraschend, denn mehr als 3000 Jahre später hat die Geschichte nichts von ihrer Größe, die Idee nichts von ihrer Faszination verloren.

Zehn Weisungen, wie ein gutes Leben zu führen sei. Zehn Werte, die unverbrüchlich sind. Ewiglich? Du sollst nicht töten. Gilt nur in Friedenszeiten? Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib. Mein Gott, manche Dinge passieren halt.

Was ist uns heute noch etwas wert? Wie viel Unmoral erträgt eine Gemeinschaft, ehe es sie sprengt? Was ist wirklich wichtig im Leben, und wonach sollen wir uns richten? Nach der Kirche? Nach dem Gesetzbuch? Nach dem, was Eltern, Lehrer oder Medien uns sagen? Ethische Regeln, die der Gesellschaft und dem Einzelnen Halt geben, sind selten geworden. Doch je spärlicher man sie findet, desto größer wird die Sehnsucht nach ihnen. Mit den Werten ist es wie mit dem Kaviar: Je rarer, desto kostbarer

 
GESELLSCHAFT
 
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Die neuen Zehn Gebote
 
 © Foto: Christian von Alvensleben
"Du sollst die Würde jedes Menschen achten"

Schon Mitte der 90er Jahre hofften 63 Prozent der Westdeutschen und sogar 72 Prozent der Ostdeutschen auf "eine grundlegende Veränderung der Moral". Seitdem hat diese Hoffnung so zugenommen wie der Verkauf der Tugendführer von Ulrich Wickert, der mit "Der Ehrliche ist der Dumme" (400.000 Mal verkauft) und "Das Buch der Tugenden" (120.000 Mal verkauft) zum Sitten-Guru der Nation geworden ist. Jetzt legt der Bußprediger ein neues Anstandswerk nach: "Zeit zu handeln". Untertitel: "Den Werten einen Wert geben". Deutschland, scheint's, lechzt nach der "geistig-moralischen Wende", über die es vor knapp 20 Jahren, zu Beginn der Ära Kohl, nur lächelte.

 

Allein das Phänomen Wickert, zu dessen Leviten-Lesungen landauf, landab die Menschen strömen wie sonst nur zu Fitmacher-Seminaren von Workout-Papst Ulrich Strunz, zeigt, wie groß das Loch ist, das sich im moralischen Fundament der Nation aufgetan hat. An allen Fernsehstammtischen, die sich mit dem Attentat auf das World Trade Center und seinen Folgen befassten, wurde plötzlich erschrocken die Frage aufgeworfen, für welche Werte wir eigentlich gegen die langbärtigen Fundamentalisten Allahs in die Schlacht ziehen wollen - außer Coca-Cola, dem Dax und der Freiheit, zwischen Köpi und Flens zu wählen.

Es gibt Menschen, denen fällt die Antwort noch immer leicht. Vertreter des alten Glaubens, wie Wolfgang Schäuble, für den die Zehn Gebote der Bibel unangefochtene Richtschnur des Handelns bleiben. Als er im vergangenen Jahr vor seiner Heimatgemeinde Gengenbach im Schwarzwald eine Predigt hielt, da lag ihr ausgerechnet das erste - und vielleicht schwierigste - der alttestamentarischen Gebote zugrunde: "Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt hat. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben."


 

 

GESELLSCHAFT
 
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Die neuen Zehn Gebote
 
 © Foto: Christian von Alvensleben
"Glaube, woran du willst, aber füge keinem Menschen Leid zu"

Für die meisten Menschen zwei Sätze hart wie Knochen, kalt wie Marmor, gebieterisch, unerbittlich und vollkommen anachronistisch. Für Schäuble aber "ragt hier etwas Absolutes in unsere Welt, ein fester Halt, eine nicht relative Gewissheit".

 

Solch Gottvertrauen ist selten geworden. Für die Mehrheit haben die zehn biblischen Imperative ihre Bedeutung als moralische Verkehrsregelung lange verloren. Mit der Industrialisierung vor anderthalb Jahrhunderten und dem Umbau der Gesellschaft in eine kapitalistische Ordnung hat deren Arbeits- und Leistungsorientierung die Rolle des Sinnstifters und der Werte-Prägung übernommen. Nicht mehr Bewährung vor Gott und Belohnung im Jenseits zählten hinfort, sondern Verdienst und Vergütung auf Erden.

Karl Marx und Friedrich Engels haben den brutalen Werte-Umbruch des 19. Jahrhunderts in ihrem "Kommunistischen Manifest" mit flammenden Worten angeprangert: "Die Bourgeoisie hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übrig gelassen als die gefühllose 'bare Zahlung'."

Cash und Konsum als die beherrschenden Werte - die Väter des Marxismus zeichnen die Konturen einer Apokalypse, prophezeien "die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände". Nur das Aufwachen der "Verdammten dieser Erde", der Aufstand der Proletarier gegen die Destruktivkräfte des Kapitals, verhieß ihnen Erlösung, Rettung der Moral, Wahrung der Werte.

 

 

GESELLSCHAFT
 
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Die neuen Zehn Gebote
 
 © Foto: Christian von Alvensleben
"Glaube, woran du willst, aber füge keinem Menschen Leid zu"

Die Geschichte verlief bekanntlich ein wenig anders. Nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus in Osteuropa Anfang der 90er Jahre wurde der Kapitalismus zum neuen Hoffnungsträger: Er versprach wachsenden Wohlstand für alle Nationen, Aussicht auf eine Zeit ohne Kriege, Waffen und Fremdenhass; eine Welt, in der Werte und Moral Selbstverständlichkeiten des Alltags sind.

 

Gerade mal zehn Jahre später sind die Hoffnungen geschmolzen wie Fett in der Pfanne. Die Reichen sind reicher und die Ungleichheit ist größer geworden, Waffen und Kriege haben Hochkonjunktur, der Hass auf Fremde ist vielerorts mörderisch. Von Flensburg bis Füssen wenden die Menschen sich ab von den Multikulti-Visionen der "Heimat Babylon" und ziehen sich zurück in die Normen-Kuscheligkeit der überschaubaren Gruppe.

Eine Flucht aus der "Runaway-World", wie der liberale Soziologe Ralf Dahrendorf das neue "globalisierte" Lebensgefühl nennt: "Ich möchte von 'Welt ohne Halt' sprechen, denn die Haltlosigkeit scheint ihr Merkmal: Keiner kann sie halten, und wir finden in ihr keinen Halt." Soll heißen: Keiner kann die global freigesetzten Kräfte des Kapitals aufhalten, wenn sie Menschen weltweit durcheinander wirbeln.

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Die neuen Zehn Gebote
 
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"Glaube, woran du willst, aber füge keinem Menschen Leid zu"

Alles löst sich auf, Ländergrenzen, Konzerngrößen, Familienstrukturen, Gesellschaftsnormen, Lebenssicherheiten.
In Deutschland klettert die Zahl der Beschäftigungslosen auf neue Gipfel; weltweit sind eine Milliarde - mehr als die Bevölkerung der EU, der USA, Japans und Russlands zusammen - ohne Arbeit; und nach Prognosen werden 20 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung genügen, um die globalisierte Wirtschaft in Schwung zu halten.

 

"Der Mensch verschwindet aus der Arbeitswelt wie das Pferd aus der Landwirtschaft", sagt der amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger Wassily Leontief. Mit der Stellung in der Arbeitswelt, deren Wertesystem an Gottes statt getreten ist, verliert er aber auch Würde und Wert, Heimat und Halt.

Evolutionsbiologen haben herausgefunden, dass es bei allen Primaten, also auch beim Menschen, zahlenmäßige Höchstgrenzen für die Gruppen gibt, in denen sie leben. Bei Schimpansen und anderen Affen ist diese Gruppe relativ klein, weil sie von der wechselseitigen Fellpflege bestimmt wird. Bei Menschen ist die Grenze ihrer Beziehungsgeflechte weiter, weil an die Stelle des Lausens - Gott sei Dank - der soziale Kontakt über die Sprache getreten ist.

Aber auch hier gibt es ein Limit: Die Organisation unseres Gehirns gestattet soziale Kontakte nur zu ungefähr 150 Individuen. Das entspricht der Zahl, in der die Clans der Jäger und Sammler Afrikas zusammenleben. Das ist auch die Größe der Gruppe aus Freunden, Verwandten, Bekannten, in die sich der Metropolenbewohner vor der Heimatlosigkeit in einer globalisierten Welt rettet. Und während die Wirtschaft im Zeichen der Globalisierung immer weitere Räume braucht, suchen Menschen immer kleinere, um sich zu Hause zu fühlen.

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"Glaube, woran du willst, aber füge keinem Menschen Leid zu"

Es gibt keine Werte mehr? Unsinn. Eltern opfern sich auf für ihre Kinder, Freunde stehen sich treu bei in allen Fährnissen, 22 Millionen Deutsche sind in Ehrenämtern aktiv. Und aus den von bin Ladens Terroristen entführten Flugzeugen rufen sich Ehegatten an und versichern sich, im Angesicht des Todes, ihrer Liebe. Sie alle leben mit Werten. Aber es sind die Werte einer Gruppe, nicht unbedingt die der Gesellschaft. Wer seinem Freund das letzte Hemd opfen würde, hat womöglich keinerlei Skrupel, große Einkommensbeträge am Finanzamt vorbeizuschleusen - und muss dabei nicht fürchten, von seiner Gruppe verurteilt zu werden.

 

Die Subgesellschaften der italienischen Mafia haben eindrucksvoll vorgemacht, wie detailliert ein Regelwerk "moralischer" Vorschriften sein kann, das mit dem der umgebenden Gesellschaft nicht das Geringste zu tun hat - und die Spenden-Amigos Kiep und Konsorten des christlich-demokratischen Untergrunds haben beachtliche Anstrengungen unternommen, es ihnen nachzumachen.

Das ist das Dilemma: Die Wertvorstellungen, an denen es nicht fehlt, liefern keine verbindlichen Maßstäbe mehr. Und ihre Missachtung hat oft keine Sanktionen zur Folge. Das aber wirkt auf die Werte zurück: Wie will man sie in Familien, an Schulen, in Jugendgefängnissen vermitteln, wenn sie keine Wirkung haben?

 

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"Hier liegt die bedrohliche Schwäche einer postmodernen Haltung des Anything goes", schreibt Ralf Dahrendorf. "Wenn es nicht darauf ankommt, was wir wählen - welche politische Partei, welches moralische Verhalten, welche Theorie der Erkenntnis, aber auch welche Konsumgüter -, wenn also alles gleich gültig wird, dann wird nicht nur alles gleichgültig, sondern es setzt eine allgemeine Richtungs- und Orientierungslosigkeit ein." Der französische Soziologe Emile Durkheim hat diesen Zustand als "Anomie" beschrieben, als Zusammenbruch der kulturellen und sozialen Ordnung.

 

Aber selbst wenn die beschworene Apokalypse vermutlich wieder einmal ausbleibt, ist die Sinnkrise der Gesellschaft dramatisch. Wer bedroht ist von diffuser Veränderung und dunkler Zukunftsangst, will Altes festhalten. Der politische Zeitgeist ist konservativ, das Volk ruft nach Law and Order. Eine neue Chance für die alten Zehn Gebote?

Man könnte so denken. Als Moses nach seinem langen Zwiegespräch mit Gott vom Berg Sinai steigt, da findet er die Kinder Israels in einer Verfassung vor, die der unseren heute verblüffend gleicht. Das Elend der ägyptischen Gefangenschaft ist schon fast vergessen, das verheißene Land, "darin Milch und Honig fließen", aber ist noch fern; der Marsch in die hoffnungsfrohe Zukunft ist ins Stocken geraten, die Wüste groß und noch größer das Gefühl der Orientierungs- und Sinnlosigkeit.

 

 

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Das Volk murrt. Es will etwas zum Anfassen, ein Symbol für eine neue irdische Religion, die Wohlergehen verspricht, Reichtum, Üppigkeit und Spaß. Ein Kalb wird gegossen aus reinem Gold, es wird verehrt und umjubelt. Eine Spaßgesellschaft findet Mose vor, im trotzigen Tanz gegen die äußere und innere Wüste.

 

Die biblische Geschichtsschreibung macht keinen Hehl daraus, dass Mose massiver Gewalt bedarf, um das neue Regelwerk durchzusetzen. "Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum andern und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten", fordert der zornige Ayatollah der Juden von seinen Getreuen. "Die Söhne Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und es fielen an dem Tag vom Volk dreitausend Mann." (2.Mose 32, 27f.) So kommt auch das fünfte Gebot - "Du sollst nicht töten" - unter die Menschen: mit Hilfe eines Massenmordes.

Was die Bibel da sagt, bedeutet: Werte fallen nicht vom Himmel. Sie entstammen den materiellen Kämpfen der Menschen und bewähren sich dann in deren Leben. Im Alltags-Umgang aber sind die biblischen Direktiven schon lange vertrocknet. Der Kabarettist Dieter Hildebrandt, gefragt, ob er die Zehn Gebote noch auswendig wisse, fasste ihre Realität satirisch so zusammen: "Fünf weiß ich noch. Du sollst mit deinem Vater und deiner Mutter nicht ehebrechen, oder so ähnlich. Du sollst keinen Gott außer dir neben dir haben, und du sollst nicht lügen, wenn es nicht irgendeinen Sinn macht. Du sollst niemanden
töten, es sei denn, er muss weg."

 

 

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Ist Gott tot? Für die meisten so tot wie der Neandertaler. "Vielleicht", schreibt der Theologe Reimer Gronemeyer, "werden die Menschen künftig also ohne eine solche ihr Leben gestaltende Idee auskommen wollen. Es fragt sich, ob die Verwaltung aller Lebensbereiche das, was Sinn war, ersetzt. Dazu gehörte dann auch eine administrativ erzeugte Moral, die den Menschen sagt, was sie tun müssen, um innerhalb der Gesellschaft, die zum System geworden ist, zu funktionieren."

 

Am Ende bleibt der Widerspruch: Die Gesellschaft braucht, um überleben zu können, gemeinsame Wertüberzeugungen ihrer Mitglieder. Sie kann solche Überzeugungen aber weder moralisch verordnen noch administrativ verabschieden. Sie kann nicht mehr tun, als den gesetzlichen Rahmen schaffen und die Gesellschaft so vernünftig organisieren, dass Menschen sich wieder von Werten überzeugen lassen.

Den "Rest" müssen Einzelne tun. Eltern, Lehrer, Pastoren, Politiker, Journalisten. Vorbilder. Einige werden nach wie vor sonntags in die Messe gehen, versuchen, nicht die Ehe zu brechen, und sich nach der Weisung des Papstes bei der Zeugung ihrer Kinder als "Mitarbeiter Gottes" empfinden.

Einige werden sich auf die Suche nach neuer Spiritualität begeben, dem Dalai Lama im Sommercamp in der Lüneburger Heide lauschen oder, wie Ex-Beatle George Harrison, sich dem Hinduismus zuwenden und ihre Asche vielleicht eines Tages auf einem Nebenfluss des Ganges verstreuen lassen.

GESELLSCHAFT
 
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Die neuen Zehn Gebote
 
Einige werden bei "Attac" mitmachen und gegen die hemmungslose Globalisierung demonstrieren. Immer mehr werden den Schutz der Natur als ihre Aufgabe sehen. Werden Zivilcourage als zeitgemäße Form der Nächstenliebe begreifen. Und einige werden die öffentliche Debatte darüber in Gang bringen müssen, wie aus so viel Suche wieder ein Kanon wird. Denn die Gesellschaft wird krank, wenn ihr moralisches Immunsystem dauerhaft geschädigt bleibt.

 

Eine Untersuchung des Münsteraner Instituts für Praxisforschung über "Psychische Störungen in Zeiten der Krise" hat eine alarmierend hohe Zahl von Menschen festgestellt, die "wichtige Bereiche ihres Lebens" als "unkontrollierbar, unvorhersehbar, undurchschaubar" erleben. Und diese Zahl ist nach den Terroranschlägen in den USA noch einmal gestiegen.

Das deckt sich mit dem Warnruf der Ärzte, in den vergangenen Wochen kämen vermehrt Patienten mit Angststörungen in ihre Praxen. Ängste aber sind auch eine Reaktion auf Orientierungs- und Haltlosigkeit. Die Gesellschaft braucht Werte und Normen so nötig wie Ampeln und Verkehrsschilder - und nach dem 11. September dringender als vorher.

Also neue Zehn Gebote? Oder die alten, neu und klug interpretiert, wie es der Regisseur Wim Wenders getan hat. Die Übersetzungen aus dem Althebräischen, sagt er, müsse man nicht als Imperativ - "Du sollst nicht ..." - verstehen, sondern als die Zukunftsform: "Du wirst nicht ..." Schon stehen die Gebote in anderem Licht da. "Wenn du mich als deinen Gott und Schöpfer begreifst, Mensch, dann wirst du mich ehren. Dann wirst du nicht lügen. Dann wirst du nicht töten."

GESELLSCHAFT
 
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Die neuen Zehn Gebote
 
Auch für den Philosophen Peter Sloterdijk sind die alten Gebote noch immer aktuell. Allerdings würden in seiner Bearbeitung nur zwei übrig bleiben: Das fünfte ("Du sollst nicht töten"), "das Ur-Axiom aller höheren Kultur", und ein neues, aus der Summe der anderen neun gewonnenes Gebot.

 

Sloterdijk formuliert es so: "Du sollst weder Eifersucht provozieren noch dich zu eifersüchtigem Handeln provozieren lassen." Eifersucht, sagt er, "ist die allgemeine Quelle von Gewalthandlungen. Unsere Kultur aber ist eine der bewussten Eifersuchtsentfesselung, die wir mit dem schönen Ausdruck "Wettbewerb" darzustellen belieben. Und wenn wir es nicht schaffen, Lebensformen einzuführen, die das Aufflammen mörderischer Eifersuchtskonflikte verhindern, wie den zwischen arabischer und amerikanischer Welt, dann wird man auch die Demoralisierung nicht aufhalten."

Solche Beiträge sind ein hoffnungsvoller Anfang. Denn von irgendeinem Berg werden die Werte und Gebote, nach denen wir unser Leben richten wollen, nicht kommen. Nur aus unserer eigenen Mitte. Von Menschen, die Vorbilder sein können, weil sie Menschen lieben und Tugenden leben. Und die dabei ein elftes Gebot beherzigen: Wenn sie "Du sollst ..." sagen, gucken sie zuerst in den Spiegel.
 

 


 

 

 


 

 

 

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Eifersuchtsentfesselung, die wir mit dem schönen Ausdruck "Wettbewerb" darzustellen belieben. Und wenn wir es nicht schaffen, Lebensformen einzuführen, die das Aufflammen mörderischer Eifersuchtskonflikte verhindern, wie den zwischen arabischer und amerikanischer Welt, dann wird man auch die Demoralisierung nicht aufhalten."

Solche Beiträge sind ein hoffnungsvoller Anfang. Denn von irgendeinem Berg werden die Werte und Gebote, nach denen wir unser Leben richten wollen, nicht kommen. Nur aus unserer eigenen Mitte. Von Menschen, die Vorbilder sein können, weil sie Menschen lieben und Tugenden leben. Und die dabei ein elftes Gebot beherzigen: Wenn sie "Du sollst ..." sagen, gucken sie zuerst in den Spiegel.
 

 


 

 

 


 

 

 

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