Der Jagdhund im Tierschutz
von Walther Dürholt, Jagdhunde in Not e.V.
Während das Bundesjagdgesetz bei einigen Jagdarten aus gutem
Grunde den Einsatz von Jagdhunden vorschreibt, ist die Haltung eben
dieser Hunde in den Händen von nicht Jagdausübungsberechtigten
umstritten. Züchter der typischen Jagdhunderassen geben ihre Welpen
nur gegen Vorlage eines Jagdscheines ab.
Dennoch stehen permanent Dutzende solcher Hunde zur Vermittlung im
Tierschutz an.
Die Gründe können vielfältigster Art sein: Der Hund kann
- durch Schussscheue, Weichheit, mangelnde Schärfe für die
Verwendung in der Jagdpraxis nicht geeignet sein, oder
- er hat Haar-, Form- oder Zahnfehler, die jagdausschließende
Merkmale sind, oder
- er ist durch Trennung oder Tod des Halters beim Tierschutz, um eine
gute und artgerechte Zukunft bei kompetenten Menschen zu erhalten.
Mit diesem Beitrag soll objektiv auf die rassebedingten
Wesensunterschiede der Hunde eingegangen werden.
Diese Unterschiede relativieren sich sofort, wenn man sich in
Erinnerung ruft, dass der Hund zweifelsfrei vom Wolf abstammt und der
genetische Unterschied zum Wolf lediglich 0,2 % beträgt. Sind doch
schon zwischen verschiedenen Wolfspopulationen 0,16 % oder gar zum
Kojoten - der früher fälschlich als Urvater des Hundes benannt wurde
3,1 % Unterschied im Genotyp festgestellt worden [1]
Geht man weiterhin davon aus, dass die Domestizierung des Wolfes
vermutlich vor über 100.000, nachweislich 25.000 Jahren begann, wie
groß (besser klein) sind dann wohl die Unterschiede zwischen Jagd-
und Begleithund. So lassen sich Wölfe und Hunde problemlos paaren,
wie bei Erik Ziemens Versuchen mit Wolf und Pudel eindrucksvoll
beschrieben [2].
Keine andere Säugetierart unterscheidet sich so stark wie die
Hunde in Größe, Felltyp, Farbe und Temperament. Und dennoch, der
genetisch fixierte Unterschied ist minimal. Darüber hinaus wurden
noch bis vor kurzer Zeit diese angewölften (!) Eigenschaften total
überbewertet. Stattdessen macht das erlernte Verhalten sicher mehr
als 70 % des Hundes aus.
Weiterhin ist davon auszugehen, dass sich Jagdhunde von anderen
Rassen nicht im wichtigsten Urtrieb dem Arterhaltungstrieb -
unterscheiden. Die dazu zählenden Geschlechts-, Pflege- und
Geselligkeitstriebe sind bei allen Hunden vorhanden. In der nächsten
wichtigen Hierarchiestufe dem Selbsterhaltungstrieb gilt
ähnliches in bezug auf Unterordnung, Fluchtverhalten,
Selbstverteidigung und Wachsamkeit.
Was letztendlich bleibt, ist der Jagdtrieb!
Nur bei den Jagdtrieben lassen sich signifikante Unterschiede
herleiten auf die nachstehend eingegangen werden soll. Obgleich dieser
Trieb bei jedem Hund wenn auch stellenweise nur schwach -
vorhanden ist.
Apportieren
In Verbindung mit einem Jagdhund hat man sofort Bilder vor Augen, dass
ein Hund den geschossenen Hasen oder eine Ente zum Jäger bringt. In
seinem Ursprung bedeutet dieses Verhalten nichts anderes, als dass
nicht sofort gefressene Beute zum Rudel zurückgebracht wird und dort
falls ein Überangebot an Nahrung besteht vergraben wird. Es
muss jedoch kein Tier sein, dass freudig erregt herangetragen und
abgegeben wird! Richtig angeleitet wird uns der Jagdhund jeden
Gegenstand, den wir fortwerfen oder verstecken aus eigenem Antrieb
bringen, wie es im Hundesport leicht zu beobachten ist.
Beute-Dummy
Perfektioniert wird dieses Spiel zwischen Hund und Mensch mit einem
Beute-Dummy (Futterbeutel) [3]. Dazu wird ein Beutel aus natürlichem
Material Leder ist bestens geeignet mit Futter gefüllt. Je
nach Intention des Führers kann es sich dabei um sogenannte Leckerlies
- also echte Verführer handeln oder um ganz normales
Trockenfutter. Der Hund wird zu sich gerufen, in Sitzhaltung gebracht
und für den Dummy interessiert. Bei Übungsbeginn sollte der Hund
nicht überfordert werden, der verschlossene Beutel also für den Hund
leicht auffindbar sein. Nach Ihrem Kommando Apport wird der Hund
laufen, suchen und finden. Apportieren wird er ganz automatisch, wenn
er festgestellt hat, dass er nicht an das Futter kommt. Sie - als der
Rudelführer sofort anerkannt öffnen nach ausgiebigem Lob dem
Hund den Beutel und lassen ihn daraus fressen. Aber bitte nur wenig,
um die Gefahr einer Magendrehung auszuschließen. Wiederholen Sie die
Übung bis das Futter alle ist oder Ihr Hund sich auch wirklich
verausgabt hat, aber auf jeden Fall bevor Ihr Hund keine Lust mehr
hat. Denn jede Übung mit Ihrem Hund sollte mit einem Erfolgserlebnis
enden! Es bedarf sicherlich keiner weiteren Beschreibung, mit welchen
Schwierigkeitsgraden diese Übung intensiviert werden kann und wie
viel Beschäftigung dem Hund damit geboten wird.
Folgende Begebenheit spricht sicherlich für die gute Veranlagung
einer Deutsch Drahthaar-Hündin, die auch mit einem Beute-Dummy
beschäftigt wurde, aber auch für die Freude, mit der diese Aufgaben
erledigt werden. Der Dummy verfing sich in 15 Meter Höhe in einem
Baum. Dort überstand er Herbststürme, Eis und Schnee im Winter. Die
Hündin hat jedoch permanent die Umgebung inspiziert. Bis der Dummy
schließlich nach über einem Jahr aus dem Baum fiel. Freudig wurde
dem Führer ein ausgebleichter, von Vögeln attackierter Ledersack mit
leider schon verschimmeltem Inhalt apportiert. In diesem Fall wurde
mit einem Ersatz-Leckerle die Ausdauer belohnt.
Behaupte also bitte keiner, dass es dem Jagdhund besser gefällt,
ein Lebewesen zu apportieren.
Spürtrieb
Auch hier denkt man zunächst an den Jagdhund, der mit tief über dem
Boden geführter Nase Witterung aufnimmt, um z.B. für seinen Jäger
verletztes Wild aufzufinden. Dass diese herausragenden Eigenschaften
aber auch in anderen, sinnvollen Situationen genutzt werden können,
wurde uns gerade in letzter Zeit häufig in Nachrichtensendungen
gezeigt. Jagdhunde versuchen, nach Erdbeben oder Explosionen in
zerstörten Häusern deren Besitzer aufzuspüren.
Aber auch ohne solch dramatischem Hintergrund kann dieser Trieb
befriedigt werden. Ziehen Sie ganz einfach ein geruchsintensives
Textil hinter sich her, laufen große Bögen, und hinterlegen am Ende
der Fährte eine Überraschung. Danach bringen Sie Ihren Hund an den
Anfangspunkt der Fährte und interessieren ihn dafür. Wenn Sie
merken, dass er die Fährte aufgenommen hat, lassen Sie ihn
selbständig suchen. Ihr Hund wird nach den ersten Erfolgserlebnissen
mit Begeisterung auf seinen nächsten Einsatz warten.
Mit den hier genannten Beispielen sind alle Untergruppen des
Jagdtriebes und darüber hinaus befriedigt. Und einen so artgerecht
beschäftigten Jagdhund wird es sicherlich nicht mehr interessierten,
ob sein Rudelführer einen Jagdschein hat.
Der Jagdhund bekommt ein neues Zuhause
In aller Regel sind die Jagdhunde, die im Tierschutz vermittelt
werden, dem Welpenalter entwachsen. Es müssen also erwachsene Hunde
mit größtenteils unbekanntem Vorleben an neue Menschen gewöhnt
werden, und das nach einer häufig schwierigen Übergangsphase. Der
neue Besitzer ist nun dafür verantwortlich, dass es zu einer neuen
Bindung auf der Basis von Vertrauen, Geborgenheit und Sicherheit
kommt. Bitte lassen Sie Ihrem Tier alle Zeit dieser Welt, sein neues
Zuhause in aller Ruhe kennen zu lernen. Vermeiden Sie jeden Stress!
Als Wolfserben ist dem neuen Hund der Geselligkeitstrieb erhalten,
der die Beziehung erleichtert. Grundsätzlich ist er die Gefolgschaft
des Alpha-Tieres gewohnt, das an der Spitze des Rudels steht, für
Sicherheit sorgt und ausreichend Beute verschafft. Aber achten Sie bei
starken Hunden auf das Dominanzstreben nach Rudelführerschaft und bei
ängstlichen Hunden auf das Zauberwort Sicherheit. Die müssen
die Tiere nämlich gewinnen, um Verlustängste abzubauen.
Häufig werden uns Tiere vor der Vermittlung als absolut lieb, folgsam
und gelehrig geschildert, deren Verhalten sich nach der Vermittlung
kurzfristig ganz anders darstellte. Beachten Sie daher bitte immer
und das gilt verstärkt für Jagdhunde, dass für den Hund ein
vermenschlichter, antiautoritärer Führungsstil [4] widernatürlich
ist, da nur echte Autorität und Konsequenz anerkannt wird.
Erziehen bedeutet bei von uns vermittelten Jagdhunden nichts
anderes als Korrekturen am Verhalten vorzunehmen. Die Unterordnung in
einer Gemeinschaft ist dem Hund angewölft. Ziel muss aber immer die
gewaltfreie Unterordnung des Hundes sein. Dieses erreichen wir durch
Dominanz und psychische Überlegenheit. Erinnern Sie sich bitte an den
Beute-Dummy. Ich, der Führer, öffne den Beutel und lasse den Hund an
meiner Beute teilhaben. Das schafft Anerkennung.
Gewalt und körperliche Strafe sind immer sinnlos und können
darüber hinaus ganz schlimme Folgen haben. Beispielsweise die
Bestrafung durch Schütteln in Nackenfell. Ein ganz häufiger Fehler.
Der Hund hat als Welpe gelernt, dass durch Biss im Genick und
Schütteln Beute oder Angreifer getötet werden [5]. Was soll der Hund
von Ihnen denken? Sie glauben ihn körperlich gestraft zu haben, gaben
sich in seinen Augen aber schlicht der Lächerlichkeit preis.
Vor der Anschaffung des Jagdhundes?
Drum prüfe wer sich ewig bindet gilt sicherlich auch bei der
Entscheidung, einen Hund als Rudelmitglied aufzunehmen. Sie treffen
eine langfristige Entscheidung, wird doch ein großer schwerer
Jagdhund in der Regel 12 Jahre alt entsprechend einem
Menschen-Alter von 85 Jahren. Bei leichtgewichtigen, kleinen Hunden
entspricht dieses Alter einer Lebenserwartung von 14 -16 Jahren.
Binden Sie Ihre Familie aber auch den Freundes- und Bekanntenkreis
in den Entscheidungsprozess mit ein, denn die Anschaffung eines
Jagdhundes verlangt Zeit, Ausdauer und Konsequenz. Häufig genug
werden Sie bei der Vermittlung von Jagdhunden auf eigenes Haus mit
eingezäuntem Grundstück angesprochen das wäre schön, ist aber
sicherlich nicht immer Grundbedingung. Der Jagdhund bedarf mehr
als andere Hunde - viel Bewegung! Ein nicht ausgelasteter Jagdhund
wird schnell zur Belastung und kann letztendlich eine Familie
tyrannisieren.
Wie finde ich meinen Traumhund?
Ihre Optionen werden im Vergleich mit anderen Hunderassen dadurch
eingeschränkt, dass Sie mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit keinen Welpen von einem guten Züchter bekommen
werden. Die schlechteste aller Entscheidungen wäre nun der Gang zum
Händler. Dort werden auch reinrassige Jagdhunde mit Papieren
zum Kauf angeboten. Sie fördern schlichtweg profitorientierte
Tierquälerei. Wer die Zucht-Maschinen im In- und Ausland je gesehen
hat, kann die Abscheu verstehen.
Die Zucht von Jagdhunden ist in aller Regel eine Liebhaberei, und
viele gute Verbände bieten eine Vermittlung von Abgabetieren an. Auf
diese Quelle sollte auf jeden Fall zurückgegriffen werden, wenn man
denn unbedingt einen reinrassigen Welpen vom Züchter möchte. Mit
diesen Verbänden, die sich überregional auf Jagdhunde,
hauptsächlich Vorstehhunde, spezialisiert haben, steht auch der
Verein Jagdhunde in Not e.V. in enger Verbindung. Dort werden die
Tiere in solche Führerhände vermittelt, wo sie vermutlich die besten
Lebensbedingungen vorfinden. Bei Jagdhunde in Not findet sowohl der
Jäger seinen gut ausgebildeten Jagdbegleiter also ein richtiges
Arbeitstier. Aber es besteht hier auch die Möglichkeit für
Liebhaber bestimmter Rassen seinen Jagdhund zu bekommen.
Jagdtrieb, Verträglichkeit, Umfeld, Kenntnisse des neuen Führers
werden vorab abgestimmt.
Vergessen Sie bitte auch nicht die in Ihrer Nähe gelegenen
Tierheime!!!!!!!!
Denn einen Jagdhund aus einem Tierheim zu übernehmen, bedeutet
fast immer ein Tier von großer Qual zu befreien. Jagdhunde sind immer
äußerst führerbezogene Tiere, für die selbst bei Rudelhaltung der
fehlende Führer Entzug bedeutet. Die verhaltensbiologischen
Veränderungen sind dramatisch. Häufig genug werden dann diese
apathisch im Zwinger liegenden Hunde übersehen oder stoßen
andererseits durch aggressives Verhalten an den Gittern ab. Manche
Tiere verweigern sogar gänzlich die Futteraufnahme und legen sich zum
Sterben in die letzte Ecke.
Last but not least bieten verschiedene Fernsehsender den
Tierschutzorganisationen eine Plattform, um ihre Schützlinge einem
großen Publikum vorzustellen. [6,7] Dort haben Sie u.a. speziell die
Möglichkeit sich Tiere anzuschauen, die aus südlichen Ländern
kommen. Jagdhunde sind hierbei überdurchschnittlich häufig
vertreten. Das Verhalten südeuropäischer Jäger, ihre Jagdhunde nach
Abschluss der Jagdsaison verwildern zu lassen, kann nicht häufig
genug angeprangert werden. Durch das Vorleben dieser Tiere, die sich
in freier Wildbahn schnell zu Rudeln zusammenfinden und danach auch in
Tierheimen gerne im Sozialverband gehalten werden, ist eine äußerst
gute Verträglichkeit mit Artgenossen zu beobachten. Direkten Kontakt
zu Tierheimen und Verbänden für Jagdhunde aus dem Süden erhalten
Sie über [8].
Welche Jagdhunderasse passt zu mir?
Sollte die Motivation zur Anschaffung eines Jagdhundes irgend etwas
mit Repräsentationszwecken zu tun haben, vergessen Sie es bitte im
Ansatz. Aufwand und Nutzen stehen für Sie in keinem Verhältnis
vom armen Hund ganz zu schweigen.
Die Bandbreite der Jagdhunde entspricht in Größe, Fell und
Temperament fast der Gesamtheit aller Hunderassen. So sollten Sie -
abgesehen von Äußerlichkeiten - das Betätigungsfeld, in dem sich
der Hund bewegen wird, mit dessen Verhaltsrepertoire abgleichen. Dabei
ist zu berücksichtigen, dass es - unterhalb der rassespezifischen
Merkmale - auf das Tier bezogene individuelle Eigenschaften gibt.
Beobachten Sie doch nur in aller Ruhe einmal einen Wurf Welpen im
Alter von 6 Wochen. Jeder Hund unterscheidet sich von den
Wurfgeschwistern. Der/die Aktive, der/die Neugierige, der/die
Ängstliche sind leicht zu ídentifizieren.
Die Veranlagung bestimmter Rassen ist im Verlaufe von Jahrhunderten
züchterisch gefördert worden und so unterscheiden sie sich
erheblich. Zitieren möchte ich aus einem wirklich lesenswerten
Standardwerk über Jagdgebrauchshunde von Dr. Carl Tabel [9]. Er
beschreibt die Gegenüberstellung von einem Jagdterrier und einem
Hannoverschen Schweißhund. Einerseits die Ruhe, Besinnlichkeit und
Konzentration, wie geschaffen für das Ausarbeiten einer Fährte,
andererseits das überschäumende Temperament, rabiate Schärfe und
Kämpfernatur über und unter der Erde.
Eine wenn auch nicht ganz schlüssige Einteilung der Hunderassen
nimmt die FCI Federation Cynologique International [10] vor. Dabei
wird in der Gruppe 4 der deutsche Teckel aufgeführt, auf den an
dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden muss. Seine
rassetypischen Eigenarten hat er sich auch Jahrzehnte nach dem
Übergang zum zweibeliebtesten deutschen Begleithund erhalten.
Ähnliches stellen wir bei Hunden der Gruppe 7, den kontinentalen und
englischen Vorstehhunden fest. Die Wahrscheinlichkeit, einen
zurückgenommenen Kleinen Münsterländer zu bekommen, ist groß,
dennoch werden Linien zu ausschließlichem Jagdeinsatz gezüchtet. Im
Verhältnis zu ihrer Verbreitung können daher viele KLM an nur
hundeerfahrene Besitzer weitergegeben werden.
Ganz anders beurteilen wir die Lage beim Weimaraner. Zunehmender
Beliebtheit siehe Welpenstatistik des VDH [11] - erfreut sich
diese Rasse. Wohingegen wir den Weimaraner-Verband in seinem
sinnvollen Bemühungen bei der Abgabe seiner Hunde unterstützen. Der
Jäger bietet hier immer noch die größte Wahrscheinlichkeit, dass
der Hund seine Triebe ausleben kann und nicht auffällig wird. Durch
seine edle Ausstrahlung und das ansprechende Äußere wird er vermehrt
z.B. in der Werbung dargestellt. Dieser Rasse sollte wirklich das
traurige Schicksal der Lassies, 101 Dalmatiner oder
Wetten dass Border Collies erspart werden. Sie sollten nicht
zum Modehund verkommen. Kurz, Weimaraner wie Jagdterrier gehören nur
in absolut erfahrene Hände. Da gibt es kein wenn und aber!
Deutlich leichtführiger sind der Vizslar, Griffon, Deutsch Kurzhaar
oder Deutsch Langhaar. Nicht ganz einfach sind Pudelpointer oder
Deutsch Drahthaar, obwohl letztgenannter seit Jahren an dritter Stelle
der Welpenstatistik liegt. Entsprechend viele Deutsch Drahthaars
suchen aus diesem Grunde bei Jagdhunde in Not ein neues Zuhause. Der
Setter und Pointer wegen seines besonders sensiblen Wesens eignen sich
am besten für sportliche Einsteiger.
Auch in der Gruppe 8, den Apportier-, Stöber- und Wasserhunden hat
sich die Zucht auf nicht jagdlich geführte Hunde ausgeweitet.
Labrador und Golden Retriever erfreuen sich stetiger Beliebtheit. So
mancher Führer solcher Hunde, gefragt warum er sich einen
Apportierhund anschaffte, wird mit dem Begriff wenig anfangen können
und seinem Hund kann man nur wünschen, dass der Trieb von Anbeginn
nicht ausgeprägt war. Ähnliches gilt für die Spaniel. Bei dem
Begriff Cocker Spaniel wird man heutzutage eher an einen Hund auf dem
Sofa neben einer alten, lieben Dame denken. Wer stellt sich da noch
einen lautjagenden Hund vor, der in Busch, Wald und Schilf stöbert
und raubwildscharf ist? Aber auch die gibt es noch.
Schlusswort
Sie werden sicherlich festgestellt haben, dass den Jagdhunden die
ganze Zuneigung des Verfassers gilt. Daher die ständigen Plädoyers,
dass die artgerechte Haltung wichtiger ist, als der Jagdschein des
Halters. Zum Wohle der Tiere sollte sich aber auch jeder möglichst
objektiv prüfen:
- habe ich ausreichend Zeit, um dem Hund die benötigte Bewegung zu
bieten
- kann ich das Tier geistig auslasten durch stöbern und apportieren
- bin ich wirklich konsequent genug, um dem Dominanzstreben zu
widerstehen
- ist sichergestellt, dass mein Hund nicht zuviel alleine ist
- ist meine Wohnung so eingerichtet, dass der Hund auch an einem
regnerischen Herbsttag draußen rumtollen darf ?
Können Sie alle diese Punkte ehrlich bejahen, wünsche ich Ihnen
viel Spaß bei der Suche nach Ihrem Hund. Jagdhunde in Not hilft Ihnen
dabei gerne. Und dem neuen Schützling gratuliere ich schon heute zu
seinem neuen Frauchen und/oder Herrchen.
Es kann dennoch zum Umständen kommen, dass es Missverständnisse
zwischen Mensch und Tier gibt. Bitte wenden Sie sich dann nicht an den
nächstbesten Hundesport-Verein, um dem Hund mal so richtig
Ordnung beizubringen. Diesen Fehler würde Ihnen Ihr Tier nie
verzeihen! Stattdessen gibt es bessere Stellen, die Hilfe anbieten:
Fachleute, die sich verhaltsbiologisch auf Jagdhunde spezialisiert
haben, stehen Ihnen mit Rat und Tat zu Seite. Jagdhunde in Not e.V.
benennt Ihnen gerne auf Anfrage entsprechende Adressen, berät Sie
auch gerne persönlich und freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme:
Beratungstelefone
Norddeutschland: Dagmar Bergknecht Tel. 04192-899035
Westdeutschland: Kerstin Gerhards Tel. 02682-968474
Süddeutschland: Ruth Kurvin Tel. 08095-870298
E-Mail: jagdhunde.in.not@t-online.de
Internet:
www.jagdhunde-in-not.de
Quellen:
[1] Wolves: DNA Pawprinting, Constance Cusick, Woodrow Wilson
Collection, 1994
[2] u.a. Dr. Erik Zimen, Der Hund, Wilhelm Goldmann Verlag, München
[3] Werner Gerhards, Chef oder Loser, bisher unveröffentlichtes
Handbuch für artgerechte und verhaltenbiologische Hundeausbildung
[4] Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen, Aufsatz: Verhalten von Wölfen
und Hunden gegenüber ihren Welpen
[5] Prof. Dr. Konrad Lorenz und Dr. Paul Leyhausen, Antriebe
tierischen und menschlichen Verhaltens, R. Piper & Co Verlag,
München
[6] Westdeutscher Rundfunk, Tiere suchen ein Zuhause, www.wdr.de/TV/Service/Tiere
[7] Hessischer Rundfunk, Herrchen gesucht, www.HR-online.de/FS/Herrchengesucht
[8] Dr. Claudia Ludwig, Tierschutz im Süden,
www.HR-online.de/FS/Herrchengesucht/Archiv/010611Tierthema.html
[9] Dr. Carl Trabel, Der Jagdgebrauchshund, BLV Verlagsgesellschaft,
München
[10]www.fci.be
[11] Internet:
www.vdh.d