21.02.2001 BILD ONLINE - Aktuell

Von FRANK SCHNEIDER

Dortmund – Seine rechte Pfote ist von einer Kugel zerfetzt, unter seinem rechten Auge sickert Blut aus einem Einschussloch. Ein Staffordshire-Terrier auf dem Bürgersteig in Dortmund. Sein Blick geht ins Leere, er atmet noch. Das Protokoll um den Hund, der nicht sterben wollte:

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Der schwer verletzte Kampfhund liegt vor einer Mülltonne, hebt den Kopf. Unter seinem Auge ein blutendes Einschussloch.

9.38 Uhr: Klara Schramma (60) geht mit ihren Hunden Charlie und Yuka zu einer Wiese.

9.41 Uhr: Plötzlich rennt ein Staffordshire-Terrier zähnefletschend auf die Rentnerin zu, schnappt sich „Charlie“, ihren Kavalier-King-Charles-Hund. Mit seiner Beute im Maul rennt der Staffordshire weg. „Ich habe gerufen: Charlie, aus, tot. Das kennt er aus der Hundeschule.“

9.43 Uhr: Der Staffordshire wirft den vermeintlich toten „Charlie“ auf die Wiese.

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Polizisten verdecken einen Tierarzt, der dem Kampfhund die zweite Giftspritze gibt. Erst sie war tödlich für das kräftige Tier.

9.47 Uhr: Notruf bei der Polizei: „Hier beißt ein Kampfhund einen anderen Hund tot.“

10.22 Uhr: Ein Polizist schießt dreimal auf den Hund. Doch das Tier läuft weg.

10.24 Uhr: Die Beamten schießen noch fünfmal, eine Kugel trifft den Kopf.

10.50 Uhr: Ein Tierarzt gibt dem Staffordshire eine Giftspritze. 15 Minuten später atmet der Staffordshire immer noch, schlägt die Augen auf. Der Tierarzt gibt ihm eine zweite Spritze. Erst jetzt ist das Tier tot.

„Charlie“ hatte Glück, sein „Totstellen“ rettete ihm das Leben.

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