Maulkorbzwang: Ernährung - spezial 

Ein Wunder?

So einfach ist das manchmal im Leben: Ein kleiner Artikel, wie z.B. der von Tierarzt Dr. Michael Wolters, Bornheim genügt, um zu begreifen, daß ich mich 30 Jahre lang von der Werbung verblöden ließ.

30 Jahre, das entspricht ungefähr der Zeit, in der ich meine Hunde ausschließlich mit Fertigfutter ernährte. Nein, nicht aus Gleichgültigkeit, in dieser Zeit habe ich alle meine Hunde mit Fertigfutter tot geliebt. Gesundheitliche Probleme aller Art waren an der Tagesordnung - 30 Jahre lang. Von verschiedenen Allergien über allerlei Haarkleid- und Hautprobleme bis zum Krebs, alles war in der Zeit dabei. Daß dies mit der Ernährung zusammenhängen könnte, auf diese Idee bin ich nicht gekommen. Wie sollte ich auch, die Erklärung der Tierärzte war immer die gleiche: "Überzüchtung".

Was das Wort Überzüchtung bedeutet, oder was sich dahínter verbirgt, auch darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Warum auch? Habe ich studiert, oder mein Tierarzt? Und außerdem sind doch fast alle Futtersorten "wissenschaftlich" getestet. Im Fertigfutter ist doch alles drin, alle notwendigen Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, tierische und pflanzliche Nebenerzeugnisse. Womöglich auch noch anderes, was irgendwie entsorgt werden muß, ohne das ich es beweisen kann. Im Dosenfutter ist sogar 84% Feuchtigkeit enthalten; Beweis, daß die Futtermittelindustrie an alle denkt. Sogar an die, die zu Hause kein Wasser haben.

Mit einer Sache habe ich keine Probleme gehabt - mit der Akzeptanz des Futters. Mein Olli Blümchen hat es gefressen. Wobei mir allerdings ein Denkfehler unterlaufen ist, ich habe sie nie gefragt, ob ihr das Futter auch schmeckt.

"Akzeptanz" - auch das ist so ein Begriff aus der Hundefutterwerbung und ein weiterer Beweis, wie ich verdummt wurde - 30 Jahre lang. Weil mein Olli Blümchen das Futter akzeptierte, war für mich alles in Ordnung. Der armen Kreatur blieb nichts anderes übrig, als zu akzeptieren. Es hat lange Zeit gedauert, bis ich begriff und mich erinnerte, wie ich 20 Jahre lang meine Hunde ernährt habe - vor den Segnungen der Industrie.

Über meine "Futterumstellungs - Versuche" habe ich auf diesen Seiten schon berichtet. Alle Versuche waren braun, dünn und manchmal sogar blutig. Olli Blümchen war unglücklich, und meine Frau reinigte Teppiche - täglich und mehrmals. Wir haben alle Versuche, den Hund auf "Hausmannskost" umzustellen, aufgegeben. Bis zum Artikel von Herrn Dr. Wolters und seiner Kartoffeldiät.

Zaghaft starteten wir einen neuerlichen Versuch. Statt Reis, Rinderherz und Hähnchenfleisch gaben wir Olli Blümchen ein bisschen Pferdefleisch, zusammen mit Möhren gekocht, Pellkartoffeln in der Schale und - immer noch ängstlich und voller Zweifel - zur Sicherheit auch eine Handvoll Trockenfutter. Olli, unser kleines Mädchen, sabberte(!) - eine für uns ganz neue Erfahrung. Beim Trockenfutter sabberte sie nie.

Die folgende Nacht habe ich kaum geschlafen. Mich erschreckte jedes Geräusch. Die Erinnerungen an die vergangenen Umstellungsversuche waren nachhaltig. Geht das schon wieder los, fragte meine Frau, schnarcht der Hund normal, oder mit "Nebengeräuschen"? Wir waren hellwach, geschlafen hat nur einer - unser Hund. Was war passiert?

Zum ersten Mal in ihrem Leben bekam Olli Fleisch (vom Pferd), Mohrrüben, etwas Sellerie, einen Esslöffel Olivenöl und Pellkartoffeln - jetzt ohne den kleinsten Zusatz von "Trockenfutter". Danach haben wir ihr einen großen Pferdeknochen gegeben, ein Geschenk vom Schlachter, zur Beschäftigung. Sie trug den Knochen in den Garten, und hätte ich ihr diesen nicht nach zwei Stunden weggenommen, würde sie vermutlich immer noch daran lecken, mehr wusste sie nicht damit anzufangen. Daran zu knabbern hatte sie nie gelernt, ihr Fertigfutter brauchte sie nur zu schlucken. Heute bekommt sie wieder einen Riesenknochen, in der Hoffnung, daß sie eines Tages begreift, wozu ihr der liebe Gott  ihre Zähne gab.

Der "Haufen", den Olli uns heute in unseren Garten setzte, hat uns entzückt. Ich wünschte, auch andere hätten ihn sehen können. Er war fest, schön gerundet und in farblicher Harmonie mit der Natur, die uns umgibt. Und gerochen hat er wie er soll. Einfach traumhaft.

© Stanislav Straka, 32208 Bad Salzuflen

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